Gebärmutterhalskrebs mit 25

[Sephinroth]

Danke für die vielen lieben Worte!
Ich würde wirklich fast alles dafür geben, nicht mehr krank zu sein, aber meine Freunde und meine Familie nicht! Sie sind alle so wundervoll zu mir und ich habe auch in meinem Bekanntenkreis, also auch außerhalb der wenigen engen Freunde, sehr positive Erfahrungen gemacht. Natürlich gibt es Menschen, die sich etwas zurück gezogen, jedoch nicht komplett abgewandt haben, aber das ist auch ok.

Ein paar Gedanken möchte ich einfach hinausschicken:
Es gibt Tage, an denen geht es mir richtig gut, so wie momentan. Ich kann zwar nicht alles, aber doch das meiste machen, was ich machen möchte, ohne auf zu vieles zu achten. Aber dann sind da wieder die Tage, in denen sich die Krankheit auch in meinem Kopf komplett einnistet und ich mich immer wieder frage: Warum ich? Warum dieser Rückfall? Geht das jetzt ewig so weiter? Schlägt die Behandlung dieses Mal so an, dass ich danach als geheilt gelte oder verfolgt mich die Krankheit noch Jahre? Wann kann ich mal wieder arbeiten gehen? Wann kann ich wieder ein "normales" Leben führen? Wann kann ich mal wieder für mich essen und nicht für diesen Sch...-Krebs? Gehen die Schmerzen vorbei?

Am schlimmsten ist für mich momentan jedoch eine ganz andere Sache. Da ich jetzt Mitte zwanzig bin, habe ich natürlich einige Bekannte im gleichen Alter und irgendwie habe ich das Gefühl, dass um mich herum alle nacheinander schwanger werden. Ich weiß nur leider, dass das bei mir nie der Fall sein wird. Es ist dadurch so weit, dass ich oft von selbst den Kontakt zu diesen Frauen sehr stark einschränke, weil ich es einfach nicht ertragen kann... Meine ehemalige Reitbeteiligung (sie ist mein Pferd fünf Jahre geritten) hat mir zwei Monate nach der Diagnose gesagt, dass sie mein Pferd nicht mehr reiten kann, weil sie schwanger ist und natürlich das Kind nicht gefährden möchte. Am Anfang habe ich versucht mir nichts anmerken zu lassen, aber ich weiß, wie schwer es auch ihr gefallen ist, mir in dieser Situtation ausgerechnet die Nachricht zu bringen, denn über die Jahre sind wir auch Freunde geworden. Sie hat in den nächsten Tagen ihren Termin und ich bringe es nicht über mich, sie einfach mal anzurufen, wie es ihr geht... Ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen deswegen und es tut mir sehr leid...

[blueblue]

Hallo

noch einmal ein paar Zeilen an dich.

Aus der Erfahrung ist mir bekannt, dass man sich diese Fragen nach dem "Warum" doch immer wieder stellt. Und ich habe selber auch festgestellt, dass es darauf keine Antwort gibt. Ich habe in all den Jahren jedenfalls noch keine gefunden.

Wann du wieder arbeiten gehen kannst? Ist ebenfalls eine Frage, die du zunächst einmal ganz nach hinten stellen solltest. Wichtig ist erst einmal, dass es dir gesundheitlich wieder besser geht.

Natürlich gibt es immer dieses Auf und Ab im Befinden, das kennen wir hier wohl alle mehr oder weniger. Und alle wünschen sich in irgendeiner Form ihr altes Leben zurück. So wie es einmal war, wird es aber eben nicht mehr werden.

Wenn ich deine Zeilen lese, lese ich da eine starke junge Frau, die sich dem Krebs nicht kampflos ergibt. Das ist gut so.

Wegen deiner Freundin solltest du dir nicht zu viele Gedanken machen. Sicher wird sie es verstehen, dass du im Moment aus der Situation heraus nicht in der Lage bist, mit ihr zu reden. Vielleicht kannst du ihr eine Karte schreiben mit ein paar Worten der Erklärung. Sie wird verstehen.

blueblue

[Cee]

Zitat von blueblue

Aus der Erfahrung ist mir bekannt, dass man sich diese Fragen nach dem "Warum" doch immer wieder stellt. Und ich habe selber auch festgestellt, dass es darauf keine Antwort gibt. Ich habe in all den Jahren jedenfalls noch keine gefunden.

Es ist ganz komisch: Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt, nicht ein einziges Mal seit meiner Diagnose am 11.7.2008. Das würde für mich immer auch eine andere Frage nach sich ziehen: Warum die anderen? Die Frage nach dem Warum beinhaltet möglicherweise den Wunsch, etwas oder jemanden die Schuld zuzuweisen "hätte er/sie/es/ich nicht so viel xyz-Trallalla gemacht, wäre die Krankheit nie entstanden..."

Wieso hat Johannes Heesters keinen Krebs, obwohl er schlappe 85 Jahre raucht? Warum kriegen Frauen mit 20 Brustkrebs? Warum bekommen Menschen, die nie geraucht haben Lungenkrebs? Fragen, auf die man schlichtweg keine Antworten bekommt und verdeutlichen, was Krebs ist: eine hochintelligente Zellmutation.

Mir persönlich würde also die Antwort auf die Frage nach dem Warum keine Befriedigung geben, weil ich erkrankt bin und dieser Zustand nicht mehr umkehrbar ist.

[gela 77]

Hallo,

auch ich habe mir die Frage nach dem Warum nie gestellt.
Weil, da dreht man sich im Kreise und eine Antwort findet man nicht.

Ich habe mir vielmehr die Frage gestellt"Was kann ich tun, um das
Schalentier aus mir raus zu bekommen"
Das ist auf alle Fälle viel sinnvoller und Antworten darauf gibt es zu Hauf..

Vieles, was so passiert könnte man Schicksal nennen und es ist an dir es anzunehmen. Nur so hast du Kraft genug zu kämpfen.
Du bist noch so jung..ich bin davon überzeugt, das du genügend an Power hast um das Schalentier den Garaus zu machen.

Liebe Grüße gela