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Alt 16.04.2011, 15:31
Soraia Soraia ist offline
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Registriert seit: 01.04.2011
Beiträge: 1
Standard Mein Papa hat Darmkrebs im Endstadium

Hallo,
ich lese hier schon eine kleine Zeit mit und finde es sehr schön, wie ihr füreinander da seid.

Da es mir in den letzten Tagen zunehmend schlechter geht, möchte ich mich nun gerne mit Betroffenen austauschen und mir auch einfach mal alles von der Seele schreiben.

Im Sommer 2009 wurde bei meinem Papa im Alter von 80 Jahren ein Tumor im Darm festgestellt und entfernt. Leider streute der Krebs bereits auf die Leber. Eine anschliessende Chemotherapie hielt die Metastasen zunächst klein. Leider änderte sich dies im vergangenen Jahr und trotz Chemo wuchsen die Geschwüre weiter. Da mein Papa die Chemo nicht gut vertrug, entschloss er sich zu einem Abbruch. Seither hat er stark abgebaut und schläft sehr viel.

Vor 5 Tagen ist er gestürzt und ist nunmehr ans Bett gefesselt.
Die Ärzte können keine Diagnose über innere Verletzungen stellen, da er hierzu geröngt werden müsste, was er aber ablehnt, da er keinesfalls ins Krankenhaus möchte. Wir respektieren seinen Wunsch und versuchen alles mögliche zu machen, um ihm seine Zeit so erträglich und schön wie möglich zu gestalten. Zum Toilettengang fahren wir ihn im Rollstuhl, da er sich noch weigert sich auf einen Toilettenstuhl zu setzen. Auch isst er noch gelegentlich am Tisch, was uns sehr freut, da es uns zeigt, dass er noch etwas Lebenswillen hat. Doch uns ist durchaus klar, dass uns nicht mehr allzu viel gemeinsame Zeit bleiben wird. Sein Appetitt wird weniger und im Stuhl ist immer wieder Blut zu sehen. Ich weiß, dass er irgendwann nicht mehr aufstehen und nichts mehr essen wird. Meine ältere Schwester verdrängt viel und ich komme nicht an sie heran. Meine Mutter (80) macht und tut, versteht einiges, aber viele Dinge sind noch nicht in ihr Bewußtsein eingedrungen. Verständlich! Es ist ihr Mann, mit dem sie die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hat und nun muss sie mit ansehen, wie der geliebte Mensch leidet.
Für mich ist es sehr schwierig, wenn ich bei meinen Eltern bin, denn ich brauche auch Zeit, die Situation zu verarbeiten.
Dazu muss ich einige Dinge erklären. Als die Diagnose gestellt wurde, hatte sich mein Bruder zurück gezogen und das meiste an Formalitäten, Arztgängen, etc. blieb an mir hängen. Neben der Arbeit war ich viel mit meinen Eltern bei Ärzten, etc. Meine Schwester unterstütze meine Mutter im Haushalt. Da ich selbst einige zeit im medizinischen Bereich gearbeitet hatte, wusste ich, was diese Diagnose bedeutet und habe mich über die letzten Monate immer wieder damit auseinander gesetzt. Vieles habe ich jedoch nicht an mich heran gelassen und dies kommt jetzt erst in den letzten Wochen zum Vorschein.
Mein Papa und ich haben uns alles gesagt, was uns wichtig ist. Zumindest habe ich nicht das Gefühl, dass noch etwas unausgesprochenes in der Luft hängt. Das spüre ich auch immer wieder, wenn ich an seinem Bett sitze. Manchmal reden wir ein wenig und manchmal herrscht einfach nur eine solch friedvolle Stille zwischen uns. Diese Momente sind mir unheimlich wichtig, aber oftmal kommt meine Mutter herein und sagt, dass ich ihn schlafen lassen soll, er Ruhe braucht, etc.
Gestern ist es dann eskaliert. Es gab keinen wirklichen Streit, aber sie sagte wieder, dass ich ihn schlafen lassen solle. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich sehr gut spüre, wann es genug ist und ich sitze ja nie wirklich lange an seinem Bett. Meist sind es mal 5 bis 10 Minuten. was ist das schon im Vergleich zu 24 Stunden?
Meine Mutter nimmt mir meinem Raum des langsamen Abschiednehmens und das wurde mir gestern bewusst. Ich bin dann nach hause gefahren, weil mir einfach alles zu viel wurde

Ich muss immer sehr früh zur Arbeit anfangen, danach fahre ich meist direkt zu meinen Eltern und komme abends todmüde nach Hause. So wiederholt sich ein Tag nach dem anderen. Das ich nunmehr täglich dort bin, hat sich nach dem letzten Sturz ergeben. Die Ärzte meinten, dass sie nicht sagen könnten, wie lange mein Papa noch bei uns sein wird. Es könnten Stunden, Tage oder wenige Wochen sein. Ich habe natürlich auch Angst und habe mich in einen Zwang gesteckt, täglich dort sein zu müssen. Gestern ahbe ich gemerkt, dass es zu viel wird und ich den Alltag kaummehr bestreiten kann, wenn ich mir nicht zumindest einen freien Tag gönne.
Wir werden durch einen ganz lieben Palliativdienst begleitet, der auch uns Angehörigen angeboten hat, dass wir uns jederzeit an sie wenden können. Vielleicht sollte ich das wirklich einmal machen....

LG und danke fürs Zuhören,
Soraia
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  #2  
Alt 16.04.2011, 20:13
stine1 stine1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.02.2011
Beiträge: 45
Standard AW: Mein Papa hat Darmkrebs im Endstadium

Hallo Soraia das tut mir sehr leid kann dich sehr gut verstehen und es ist super schwer mit so einer Diagnose die man ja eigentlich schon lange weiß um zu gehen ! Ich denke das deine Mama mit der Situation auch sehr überfordert ist und ihr sicher alle sehr an eure Grenzen stoßt ! Ich wünsche euch allen sehr viel kraft.Lg stine1
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