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  #1  
Alt 27.04.2011, 10:10
mimikry mimikry ist offline
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Registriert seit: 07.10.2010
Beiträge: 6
Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

liebe babsi, liebe alaska,
mein stilles beileid auch euch! es tut mir leid, hier immer mehr frauen kennen zu lernen, die auch ihre liebe verloren haben. natürlich ist es mir sehr wichtig und ich bin unglaublich froh darüber, von euch zu hören. weil ich mich geborgener fühle. und dafür danke ich euch! aber es ist auch so gemein zu wissen, dass da noch mehr frauen auf dieser welt sind, denen es so geht wie mir. und ich würde euch am liebsten den verlust nehmen.

ich bin gerade in einer phase, wo mir die realität so bewusst wird. ich habe in den letzten wochen meine beziehung zu ihm während der gesunden zeit und während der kranken zeit sortiert. das gedankenchaos aufgeräumt. ich habe die vergangenheit aus allen blickwinkeln angesehen. jetzt sind nicht mehr so viele gedanken nötig, weil ich mir antworten auf die unzählig vielen fragen gegeben habe. jetzt ist die realität da: ich bin einsam.

letztlich ist es selbstmitleid. er wollte mit mir ein kind (ich mit ihm auch, das größte geschenk), wir wollten heiraten, wir wollten zusammenziehen. alles weg. und was auch schlimm ist: diese anstrengende zeit (und es war nicht viel zeit, 8 monate) ist nun vorbei und damals wäre ich zu ihm, um mich an seine starke schulter zu lehnen. diese schulter fehlt mir.

ich denke, euch geht es auch so. diese besch... leere, das leben, das einem so sinnlos erscheint. trotzdem unternehme ich vieles, um eben nicht abzurutschen. denn das macht das leben noch sinnloser. ich mache all das, was ich vorher auch tat, ich unternehme bekanntes, ich entdecke neues. und ich glaube fest daran, dass all diese unternehmungen irgendwann wieder voller sinn und freude sind. dass ich ihn in schöner erinnerung und voller stolz in meinem köpfchen und meinem herz tragen darf und dass die traurigkeit über sein gehen ein gesundes, schmerzfreies gefühl sein wird. die traurigkeit wird immer bleiben, davon bin ich auch überzeugt.

liebe frauen, wir sind starke frauen, weil wir unsere liebe gelebt haben, weil wir unserem mann so viel liebe schenken durften, weil wir so viel von ihm an liebe bekommen haben. wir machen weiter, gehen unseren weg, auch wenn er zur zeit echt felsig ist. aber wir in uns tragen so viel kraft und liebe.

das zitat, das du, alaska, geschrieben hast, ist wunderbar:
-gebt mir ein bisschen gelassenheit, dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, gebt mir ein bisschen mut, dinge zu ändern, die ich ändern kann, und vor allem gebt mir die weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.-

wir alle haben so viel gelassenheit während der krankheit aufgebracht, wir haben so viel mut bewiesen, ihn zu begleiten. mir ist es nicht immer ganz geglückt, aber unmengen von beidem war da. und sind immer noch da. auch bei euch.

unsere männer haben schon gewusst, warum sie sich für uns entschieden haben: weil wir klasse frauen sind. einsame, aber klasse frauen! und die einsamkeit wird auch irgendwann aufhören zu schmerzen. hopefully.

ich denke an euch! ich gehe heute nach vier tagen zurückgezogenheit (weil auch keiner mit mir was unternehmen wollte) wieder raus und treffe abends freunde, um in meinen geburtstag zu feiern. das wird nochmal schlimm, weil mir der wichtigste mensch in meinem leben nicht mehr gratulieren wird.

wir schaffen das schon! ich denk an euch und glaub an euch.
liebe grüße
mimikry
p.s. sorry, dass ich immer so viel schreibe. ich kürze schon ständig, aber es bleibt lang....
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  #2  
Alt 27.04.2011, 10:57
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Hallo Ihr Lieben,

war bis jetzt stille Mitleserin bei Euch. Auch ich habe vor 7 Monaten meinen Mann verloren. Ein Bekannter sagte zu mir, du bist jetzt neu in der Babykrabbelstube aufgenommen worden, du musst jetzt wieder lernen ins Leben hineinzukrabbeln. Nun ja, wenn ich noch das "Nichtswissen" eines Babys hätte, wäre es leicht.
Ich drücke euch ganz arg und hoffe, daß ihr mich in euere Runde aufnimmt, vielleicht können wir voneinander lernen.
Gruß Ilonka
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  #3  
Alt 27.04.2011, 21:35
jessilessi jessilessi ist offline
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Beiträge: 66
Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

das stimmt, seit Mama gegangen ist am 30.03.2011 scheint die sonne, seit ihrer diagnose im November 2010 wurd es finster, irgendwie waren die 5 Monate in der sie Kämpfte so kurz und doch so lang. 5 dunkle monate vergingen und genau ab ihren Tot scheint bei uns die sonne.
Ich weiß auch nicht mehr weiter, es kann doch nicht sein das alles so weiter läuft und der wichtigste Mensch darf es nicht mehr erleben.
Mama wurde nur 58 Jahre und hatte noch so viele Pläne mit Papa.

Mama ich vermiss dich so sehr, es geht nicht in ein Kopf!

29.12.1952 -30.03.2011
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  #4  
Alt 03.05.2011, 10:22
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Ariadne Ariadne ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

@mimikry und Sandra,

Eure Gedanken in der Einleitung könnten meine sein, zu einem großen Teil jedenfalls. Und so sitze ich hier um 9 Uhr morgens und lasse Tränen laufen statt im Garten Löwenzahn auszureißen.
Unser Fühlen ist stets präsent, schlummert an der Oberfläche ohne jemals zu schlafen.

Auch ich wühle in alten Mails, Briefen, Fotos und Gedanken, und ich bin so froh, Mengen davon zu haben.
Nach Leos Tod hatte ich mir "Standartsätze", Liebes und Redewendungen, wie sie in einer Beziehung eben vorkommen, aufgeschrieben, um sie ja nie zu vergessen. Aber auch um sie nicht zu verzerren durch Phantasievorstellungen. Auch unsere letzten Sätze finde ich in meiner Sammlung.
Einige Blätter mit Hingekritzeltem auf Schmierpapier habe ich bis heute nicht angesehen. Eines Tages werde ich mich daran wagen.

Klar sind wir stark, wie mimikry schreibt, wir stehen über vielen Dingen, die für manche ein Problem bedeuten, weil wir in eine andere Welt blicken durften oder blicken mussten. Jedenfalls mir geht es so.
Aber mein Wissen bleibt in meinen Gedanken, denn würde ich es aussprechen würde niemand verstehen wovon ich spreche.

Nun gehe ich zu meinen Löwenzähnen, rupfe sie raus und lasse meinen Gedanken freien Lauf.

Ariadne
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  #5  
Alt 03.05.2011, 15:38
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Birne Birne ist offline
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Beiträge: 448
Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Mir aus tiefster Seele schreibt ihr hier!
Vor 13 Monaten mußte ich die Liebe meines Lebens gehen lasse..
Schon während der Krankheit und auch jetzt noch leide ich entsetzliche Qualen. Wie Ihr fühle ich mich halbiert verloren, übrig gelassen, verlassen, amputiert und dem Sinn meines Lebens beraubt.
Eine liebe Mitbetroffene hat mir hier mal geschrieben: "Nur einen, immer nur einen Tag mußt du dir vornehmen zu überstehen!" Liebe Morgana, dieser Satz war es, der mir das Leben gerettet hat. Ich weiß es ganz bestimmt.
Und so mache ich es heute noch.
Milder wird der Schmerz, die Tränen schießen nicht mehr so heiß in die Augen. Es stimmt! Und trotzdem bleibt eine unsägliche Traurigkeit, die fast körperlich spürbar ist.

Professionelle Hilfe nehme ich seit einem halben Jahr in Anspruch. Eine sehr sehr liebe Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes mit mir mitfühlt/mit leidet - ja Mitleid mit mir hat. Und das tut mir so gut. Vor allem zu einer Zeit, in der keiner mehr wirklich über meinen/unseren Verlust etwas hören will. Diese eine Stunde pro Woche gehört mir und meinem Schatz ganz allein. Es ist zu einer richtigen Kostbarkeit geworden.
Ich weiß um euren Schmerz und wünsche euch allen Trost, Halt und Durchhaltevermögen, immer wieder den nächsten Tag zu überstehen.
Seid alle in Arm genommen, getröstet und lieb bedacht.

Ganz liebe Grüße
Elbi
__________________


Mein lieber lieber Schatz
*14.07.1950 +08.04.2010

Ich würde Jahrtausende lang die Sterne durchwandern, in alle Formen mich kleiden, in alle Sprachen des Lebens, um dir Einmal wieder zu begegnen. Aber ich denke, was sich gleich ist, findet sich bald.
(Friedrich Hölderlin, Hyperion)
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  #6  
Alt 15.05.2011, 16:07
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Ariadne Ariadne ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 295
Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Man sagt uns

wir sollen es nicht so schwer nehmen.
Man sagt uns, das Leben ginge weiter.
Man sagt uns, jeder müsse lernen,
Verluste zu überwinden.
Man sagt uns, jede Prüfung des Lebens brächte einen weiter.
Man sagt uns, die Zeit lässt jeden Schmerz vergehen.

Aber - so einfach geht das nicht.

Ich gehe wieder einmal "in Deckung", wenn ich einen meiner Nachbarn in der Ferne erblicke. Kein smal talk für mich an manchen Tagen.
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  #7  
Alt 16.05.2011, 17:11
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SandraG SandraG ist offline
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Ort: Frankfurt am Main
Beiträge: 114
Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Meine lieben, starken Frauen,

erst einmal danke für Eure Geschichten, Eure Erfahrungen und Zuspruch. So langsam kehre ich ins Leben zurück; es geht alles wieder seinen "normalen" Gang. Die Arbeit ist wieder aufgenommen, der Alltag hat einen wieder.
Dennoch fehlt etwas, mal mehr, mal weniger...

Wie Ariadne schreibt, so sagt "man" uns, wir sollen es nicht schwer nehmen, das Leben ginge weiter...ja aber alles alleine...ohne den geliebten Partner.
Sagt "man" uns auch, wie wir das bewältigen können? Viele, die vom Verlust hören, können unsere Gefühle "erahnen"....aber wirklich nachvollziehen kann doch nur der sie, der ähnliches erlebt hat.

Mein täglicher Gedanke, Antrieb ist nicht, dass ich den Tag überstehen muss, sondern einfach nur "Was hätte er jetzt in dieser Situation gewollt" - und hier, muss ich ihm wieder einmal voller Liebe danken, gibt er mir die Kraft dem Leben dennoch seine schönen Seiten abgewinnen zu können. Ich bin so dankbar und glücklich, die Liebe meines Lebens kennengelernt zu haben! Wieviele suchen danach und finden sie nie.... Da kann ich doch um die 7 Jahre froh und dankbar sein, oder nicht? Ich versuche mir vorzustellen, wie es wäre, wenn er nochmal einen Tag hier wäre: aber es ist ganz komisch. Natürlich hätte ich gern noch einen Tag mit ihm, aber nicht so, wie es zuletzt für ihn war: mit Morphin vollgepumpt, total erschöpft, der Körper ausgemergelt, kraftlos.....Nein, egoistisch wäre ich, wenn ich mir sowas wünschen würde. Dann lieber keinen Tag mit ihm, nur das es ihm gut geht. Und das tut es ganz sicher auf der anderen Seite, da wo er nun ist, wo er wieder "ganz", rein, Liebe und Licht ist.

Die Kraft, die ihr jeden Tag spürt, die euch immer wieder aufstehen läßt - ich bin mir so sicher, dass unsere Lieben etwas damit zu tun haben! Und auch dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Und wißt ihr, warum ausgerechnet wir diese Schicksale bekommen haben? Weil wir so stark sind, dass wir es ertragen können.....

In diesem Sinne meine Lieben umarme ich Euch alle ganz, ganz herzlich und gebe Euch gern meine Hand, wenn ihr sie braucht!

Alles Liebe

Sandra
__________________

Da es förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein - Voltaire
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