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  #1  
Alt 16.05.2011, 17:11
Benutzerbild von SandraG
SandraG SandraG ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Meine lieben, starken Frauen,

erst einmal danke für Eure Geschichten, Eure Erfahrungen und Zuspruch. So langsam kehre ich ins Leben zurück; es geht alles wieder seinen "normalen" Gang. Die Arbeit ist wieder aufgenommen, der Alltag hat einen wieder.
Dennoch fehlt etwas, mal mehr, mal weniger...

Wie Ariadne schreibt, so sagt "man" uns, wir sollen es nicht schwer nehmen, das Leben ginge weiter...ja aber alles alleine...ohne den geliebten Partner.
Sagt "man" uns auch, wie wir das bewältigen können? Viele, die vom Verlust hören, können unsere Gefühle "erahnen"....aber wirklich nachvollziehen kann doch nur der sie, der ähnliches erlebt hat.

Mein täglicher Gedanke, Antrieb ist nicht, dass ich den Tag überstehen muss, sondern einfach nur "Was hätte er jetzt in dieser Situation gewollt" - und hier, muss ich ihm wieder einmal voller Liebe danken, gibt er mir die Kraft dem Leben dennoch seine schönen Seiten abgewinnen zu können. Ich bin so dankbar und glücklich, die Liebe meines Lebens kennengelernt zu haben! Wieviele suchen danach und finden sie nie.... Da kann ich doch um die 7 Jahre froh und dankbar sein, oder nicht? Ich versuche mir vorzustellen, wie es wäre, wenn er nochmal einen Tag hier wäre: aber es ist ganz komisch. Natürlich hätte ich gern noch einen Tag mit ihm, aber nicht so, wie es zuletzt für ihn war: mit Morphin vollgepumpt, total erschöpft, der Körper ausgemergelt, kraftlos.....Nein, egoistisch wäre ich, wenn ich mir sowas wünschen würde. Dann lieber keinen Tag mit ihm, nur das es ihm gut geht. Und das tut es ganz sicher auf der anderen Seite, da wo er nun ist, wo er wieder "ganz", rein, Liebe und Licht ist.

Die Kraft, die ihr jeden Tag spürt, die euch immer wieder aufstehen läßt - ich bin mir so sicher, dass unsere Lieben etwas damit zu tun haben! Und auch dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Und wißt ihr, warum ausgerechnet wir diese Schicksale bekommen haben? Weil wir so stark sind, dass wir es ertragen können.....

In diesem Sinne meine Lieben umarme ich Euch alle ganz, ganz herzlich und gebe Euch gern meine Hand, wenn ihr sie braucht!

Alles Liebe

Sandra
__________________

Da es förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein - Voltaire
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  #2  
Alt 17.05.2011, 07:45
Rüdi59 Rüdi59 ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Hallo Sandra,
heute hänge ich durch und muss immer wieder weinen. Dein Eintrag hat mir heute morgen sehr geholfen. Ich hatte 26 tolle Jahre mit der großen Liebe meines Lebens. Was würde ich dafür geben, ihn noch einmal bei bester Gesundheit lächelnd um die Ecke biegen zu sehen und zu sagen, Komm Schatz, der Kaffee ist fertig. mach mal ne Pause!
Ich weiß, dass ich stark bin, um dies zu ertragen. Ich habe mir ein Buch gekauft. "Keinen Abend mehr zu weit" Aber es tut so weh, dass mein Herz schmerzt. Er hat mich sogar noch in seinem Leidenszustand am Schluss angelächelt. Er war unglaublich tapfer. Ich möchte an seiner Gedenkfeier Bildercollagen zusammenstellen, die von Rüdiger erzählen. Auf keinem einzigen Bild sieht man ihn nicht lachen oder lächeln. Er war ein so lebenslustiger lebensbejahender Mensch. Warum musste er den Kampf verlieren. Er wollte doch so gerne leben, er wollte es schaffen, mich nicht alleine lassen.
Ich bin so unendlich traurig....
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  #3  
Alt 17.05.2011, 17:48
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SandraG SandraG ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Liebe Sylke,

wie schön ist es doch: du durftest 26 Jahre mit der Liebe deines Lebens verbringen! Wunderbar! Grossartig! Das ist soviel! Und wie sehr verstehe ich deinen Schmerz. Auch ich hänge durch, das ist aber normal. Keiner sagt dir, wie es richtig ist, zu trauern, den Schmerz zu verarbeiten. Das findest du mit der Zeit selbst heraus. Tu einfach das, was dir gut tut und von dem Du meinst, dass das dein Schatz so gewollt hätte. Mir hilft dieser Gedanke bei der Verarbeitung.

Meinem Mann und mir waren sieben schöne, tolle Jahre vergönnt. Ich bin glücklich, dass ich diese erleben durfte. Es war und ist das Wunderbarste, das mir passieren konnte und das ich vom Leben als Geschenk bekommen habe.

Auch mein Mann wollte mich nicht alleine lassen. Ganz im Gegenteil: ich mußte ihm sagen, dass er gehen darf/kann. Da erst hat er losgelassen..... Das war schwer, aber für ihn, seinen Körper und seine Seele warscheinlich das Beste.

Ich weiß leider auch noch nicht, warum das Leben so ist und was es mir damit sagen will. Aber, und daran glaube ich fest: es hat alles seinen Sinn und seine Berechtigung im Leben. Und irgendwas wird mir das Leben noch zuteil werden lassen. Noch kann ich das nicht verstehen, aber irgendwann einmal weiß ich das WARUM.....

Und bis dahin mache ich weiter im Zyklus des Lebens.....auch wenn es noch so schwer fällt. Denn eins weiß ich: mein Mann hätte nie gewollt, dass ich "tot" im Leben stehe.... Er gibt mir die Kraft, weiterzumachen. Und ich denke, dein Mann kann das auch!!!

Alles Liebe

Sandra
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Da es förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein - Voltaire
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  #4  
Alt 17.05.2011, 19:17
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Liebe Sandra,

ich bewundere dich in deinem Vertrauen, dass alles einen Sinn im leben hat.
Leider kann ich daran nicht mehr glauben. Man hat mir das liebste genommen und mich mit auch einer Krebserkrankung will man nicht erlösen, Mein Mann hatte eine gute Chance aber durch nicht Verabreichung seiner Herzmedikamente ist er dann gestorben. Worin besteht da der Sinn frage ich mich immer wieder.

Ich muss leben ob ich will oder nicht, er wollte auch nicht mehr aber das lag ein seiner Depression.

Da bei mir im leben alles schief läuft habe ich Angst mein leben ein ende zu setzten. Denn das werde ich wohl auch nicht schaffen. Wenn ich das versuchen sollte geht das auch schief und ich kann mich womöglich nicht mehr bewegen und äußern aber bekomme noch alles mit. So will ich auch nicht weiter machen.
Aber ich sehe auch keine Sinn so weiter zu leben. Meine Freunde sind auch schon teils sauer auf mich, Heute sagte mir jemand ich sei hart geworden. Ich währe nicht mehr die selbe, aber wie kann ich das auch sein. Ich bin ja nicht mehr komplett. Ich bin nur noch leer und verloren.
Ich habe nur 9 Jahre mit Ihm leben dürfen wo ist da der Sinn.

Bitte verzeih mir, dass ich so offen schreibe, aber bei meinen Freunden und der Familie kann ich die Dinge nicht ansprechen.

Gruß
Sabine
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  #5  
Alt 17.05.2011, 19:41
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gabi lehmann gabi lehmann ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Liebe Sabine,
die erste Woche habe ich die gleichen Gedanken gehabt wie Du.Wofür soll ich kämpfen?Es macht doch alles keinen Sinn ,sich so zu quälen ,wenn der geliebte Partner nicht mehr da ist.Ich habe auch vor Jörg nie ein Geheimnis draus gemacht und immer gesagt ,wenn Du nicht mehr da bist ,bleibe ich auch nicht.Zwei Tage bevor er gestorben ist,mußte ich ihm versprechen ,das ich keinen Blödsinn mache und für mich ,für mein Leben kämpfe ,so wie er es die ganzen Jahre für uns und sich selbst getan hat.
Ich glaube, das unsere Männer sich gewünscht haben,das wir es schaffen unser Leben wieder erträglich zu leben.Klar es wird dauern,aber liebe Sabine,das ist der schönste Liebesbeweis Ihnen zu zeigen,das wir es zwar traurig aber doch irgendwie meistern.Ich denke bei jedem Schritt den ich erledigt habe,siehste Schatzi ,ich schaffe es.Ich glaube er ist dann stolz,das sein Frauchen es versucht.Glaube mir,ich fühle mich genauso leer wie Du,auch wenn ich Jörg 28 Jahre lieben durfte.
Wenn Du möchtest,kannst Du mich jederzeit auch über PN anschreiben.
Ich schick Dir mal nen großen Knuddler,ok.Ich weiß ,Du schaffst das.
Ganz liebe Grüße
__________________
Liebe Grüße Gabi

„Was man tief in seinem Herzen besitzt kann man nicht durch den Tod verlieren.“
25.04.2011
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  #6  
Alt 17.05.2011, 22:28
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SandraG SandraG ist offline
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Liebe Sabine,

ich danke dir für deine offenen Worte. Ja, wenn man vom Leben/Schicksal so gebeutelt wurde wie du (erst verstirbt der Mann, dann bekommt man selbst diese SCH.....Krankheit), dann würde ich auch das WARUM infrage stellen.

Ich weiß nicht woher ich diesen Glauben habe, aber ich bin der Meinung, dass jede Prüfung, die wir "auferlegt" bekommen, so gewollt ist, damit wir und unsere Seele vollkommener werden.

Bei meinem Mann bin ich ziemlich sicher, dass diese tödliche Krankheit ihm gesagt hat/sagen wollte, dass er im Leben oft nicht gut zu sich selbst war. Er hat immer gut gelebt, jede Frau, die er wollte "mitgenommen", gut getrunken (nicht wie ein Alkoholiker, aber er kannte sich bestens aus und vertrug immer viel Alkohol - auch hartes Zeug), hat seinen Job bis zum äußersten erfüllt usw. Zudem hat er immer geschaut, dass es anderen gut ging. Wenn nicht, hat er alles dran gesetzt, dass es besser wurde indem er z. B. bei einem Freund ein Spendenkonto ins Leben rief. Oder aber er hat einfach 2 Leute mit einander bekannt gemacht, die sich irgendwie von Nutzen sein konnte. Sein Verdienst daran? Erstmal nichts. Aber jeder mochte ihn und wurde von ihm und seinem Charme in den Bann gezogen.

Als er dann erkrankte, hat er die Krankheit komplett ignoriert, sie "den Alien" oder "Languste" genannt. Ich war diejenige, die mit den Ärzten Tacheles geredet hat, die neuesten Technologien verfolgt und diskutiert hat, Bücher angeschleppt hat usw.

Ich verstehe deine Situation, dass du leidest "nur" 9 Jahre mit der Liebe deines Lebens zu haben, aber wieviele Menschen gibt es auf dieser Welt, die eben diese Liebe nie finden und auf sich allein gestellt sind oder sich nur mit "Mittelmaß" zufrieden geben????

Ich hadere auch mit den Ärzten, bilde mir ein, sie hätten mehr machen müssen, mehr über den Tellerrand schauen müssen. Aber hätte nicht auch ich im Gegenzug mehr für all meine Überzeugungen kämpfen müssen? Und hätte ich nicht meinen Mann mehr von meinen Ansichten überzeugen müssen, um das durchzusetzen? Vielleicht schon. Aber hätte, wenn und aber nützt mir jetzt gar nichts. Er ist weg, kommt nie mehr wieder......Ja, das ist traurig, mehr als das, es tut weh bis zum Umfallen. Dennoch möchte ich das Leben wieder als lebenswert empfinden und dafür kämpfe ich jeden Tag aufs Neue.

Ich hoffe, du wirst dein Leben NICHT selbst beenden; das wäre nicht das, was deine Liebe von dir erwartet hätte. Ich hoffe wirklich, du holst dir vielleicht auch von aussen eine Hilfe, so wie ich eine Therapeutin habe, die dich reflektiert, dir Tipps geben kann, mit der du weinen, lachen, Gedanken, Wut und vieles mehr austauschen kannst!

Jedenfalls kann ich dir anbieten, dass du mir auch gern schreiben kannst, egal wann, egal wo du bist, und egal wie du dich fühlst. Und vielleicht hilft dir das dann, dass auch für dich dein Leben nicht mehr so grau ist.

Ich sende dir ein dickes Kraftpaket und drücke dich ganz fest.

Alles Liebe

Sandra
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  #7  
Alt 17.05.2011, 22:56
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Hallo Sandra,

Danke für die offenen Worte, nein ich werde meinem Leben kein ende setzten. Dazu fehlt mir der Mut, da bei mir schon immer alles schief läuft würde das auch nicht funktionieren.
Ich habe jetzt alle 14 Tage einen Termin beim Onko- Psychologen, hatte bis jetzt einen Termin.
Muss erst mal sehen ob ich damit weiter komme.

Ich weiß das ich damit gesegnet bin, die Liebe meines Lebens Kennen gelernt zu haben.
Aber die Gewissheit Ihn nie mehr in den Arm halten zu können ist so furchtbar.
Ich habe zur Zeit keinen halt mehr.
Heute ist es besonders schlimm.

Ich mache mir die größten Vorwürfe, dass ich mir nicht früher die Entbindung der Schweigepflicht von Ihm unterschreiben lassen habe. Wir wollten Heiraten aber die Krankheit und der Krankenhaus- Aufenthalt hat dieses verhindert. Ich habe erst 4 Tage vor seinem Tod erfahren, dass man Ihm sein Herzmedizin nicht mehr gegeben hat. Da war es schon zu spät. Aber ich hätte auch daran denken sollen, dass man diesbezüglich eine Untersuchung machen muss. Dann als er mit hohem Fieber und Atemnot i eine andere Klinik gebracht wurde, da hätte ich nicht einfach hinnehmen sollen, dass es eine Lungenentzündung ist. Dann als er nachts um 1 Uhr nach Antibiotika ruhiger wurde und schläfrig hätte ich bei Ihm bleiben müssen. Dann hätte man eventuell noch rechtzeitig eingreifen können.Ich war kaum zu Hause da hat mich die Klinik angerufen.
Ich habe alles falsch gemacht !!!!

Danke das Du mir geantwortet hast, es hilft schon einiges los zu werden.

Ich wünsche allen eine Ruhige Nacht

Sabine
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