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  #1  
Alt 24.06.2011, 07:49
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Rotes Gesicht AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo Bittersweet


offen gesagt - so richtig tiefe Gedanken habe ich mir nach meiner Diagnose über die Reaktion Außenstehender nicht gemacht

Meine nächsten Angehörigen aber auch meine Kolleginnen und Kollegen sowie Bekannten und Freunde haben sich - nach meinem völlig offenen Umgang mit meiner Krankheit und der Beantwortung all ihrer Fragen bezüglich meiner Therapie - sehr unterschiedlich aber Alles in Allem total Klasse verhalten.

Frei nach dem uralten Spruch "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus"

Das Wort "Vorurteile" würde ich für mich selbst so in diesem Zusammenhang nicht benutzen; es sind vielleicht Berührungsängste oder Desinteresse oder Angst um die eigene persönliche Situation....

Schlussendlich denke ich, dass die meisten Betroffenen dringend ihre Kraft d a f ü r benötigen, die Therapie zu bewältigen und ihre neue Situation (Lebenweise etc.) sozusagen zu ordnen und haben Wichtigeres zu tun, als sich den Kopf über Reaktionen Anderer zu zermartern

Dass Andere mir "einen Stempel aufgedrückt" haben, kann ich nicht bestätigen; es wäre mir wohl auch wurscht gewesen.

Am Wichtigsten waren mir immer meine Lieben denn die Meinung Anderer kann man sowieso nicht steuern

Lieben Gruß
__________________
Ilse
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  #2  
Alt 28.06.2011, 17:25
Benutzerbild von Tanja98
Tanja98 Tanja98 ist offline
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Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo bittersweet,
ich muß auch sagen (bin Betroffene) das für mich das Schlimmste ist das die Leute die sich als meine besten Freunde ausgegeben haben null für mich da sind. Das tut mir weh und ich weiß auch nicht wie ich damit umgehen soll - aufregen bringt ja nix und man braucht seine Energie im moment ja für andere Sachen....
Aber was auch bei mir super positiv war - die Leute von denen man es am wenigsten erwartet hat sind für einen da!!! und das tut echt gut!
Ansonsten kann ich sagen das ich auch offen damit umgegangen bin sowohl in der Arbeit wie auch im Bekanntenkreis und keine schlechten Erfahrungen gemacht habe. Liegt vielleicht auch daran das ich offen auf die Leute zugegangen bin und das macht glaub ich viel aus!

Wünsch Dir alles Gute!
Viele Grüße Tanja98
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  #3  
Alt 29.06.2011, 08:06
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Cool AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

@all


in anderen Strängen ist von UserInnen schon immer mal wieder geschrieben worden, dass es tatsächlich egal ist, ob die/der Betroffene Krebs hat oder beispielsweise Migräne; das Verständnis und die Reaktion von "Gesunden" ist unterschiedlich und sollte von PatientInnen nicht überbewertet werden :

Ich zitiere gerne nochmal die Bemerkung einer MitPatientin: "Was bringt es mir, wenn mir Ablehnung, Interesse, Mitgefühl oder etwa klar spürbar nur Neugier entgegengebracht wird - ich kann nicht i n die Köpfe meiner Angehörigen, Freunde und Arbeitskollegen sehen...." :

Anders ist es tatsächlich bezüglich des Geben und Nehmen unter Angehörigen: Echte Zuneigung und tatkräftige Hilfe kann man da - denke ich - gut erkennen

@Tanja

Wenn sich Dir Andere als Freunde "ausgeben" und es dann erkennbar n i c h t wirklich sind, dann ist es an Dir, Deine Konsequenzen zu ziehen - es sieht ja ganz so aus, als hättest Du ein paar "Echte" um Dich herum


Liebe Grüße
__________________
Ilse
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  #4  
Alt 29.06.2011, 20:39
MaTini MaTini ist offline
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Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Ihr lieben,
ich denke ihr habt recht. Die Kraft sollte man positiv fuer sich und die lieben um sich herum verwenden, die es auch interessiert.

Obwohl man das nicht immer so einfach realisieren kann, vielleicht kommt das mit der Zeit. Daran sollten wir arbeiten!

Lieben gruss
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  #5  
Alt 29.06.2011, 20:46
MaTini MaTini ist offline
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Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Ihr lieben,
ich denke ihr habt recht. Die Kraft sollte man positiv fuer sich und die lieben um sich herum verwenden, die es auch interessiert.

Obwohl man das nicht immer so einfach realisieren kann, vielleicht kommt das mit der Zeit. Daran sollten wir arbeiten!

Lieben gruss
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  #6  
Alt 29.06.2011, 22:10
TomZuck TomZuck ist offline
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Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo Bittersweet,
ein interessantes Thema hast du da eröffnet.
Hier gibt es natürlich weit auseinander klaffende Erfahrungen.
Meine Frau erhielt die Diagnose BK einen Tag vor Eröffnung unseres Schützenfestes im Ort. Meine Frau und ich betreuen eine Jugendgruppe das sind ca. 20 Jungs im Alter von 6 - 13 Jahren.
Mittags die Diagnose und Abend's ging's los. Wir standen völlig unter Schock und die erste Reaktion war, alles abblasen.
Wir haben uns dann erstmal irgendwo hingesetzt, ich weiß gar nicht mehr wo und über alles gesprochen. Wie sagen wir es unseren Kindern, zu dem Zeitpunkt 5 und 10, Familie usw. Wie überbrücken wir die nächsten Tage bis alle Untersuchungen anlaufen.
Dann sagte meine Frau so und ich werde Schützenfest feiern bis es kracht.
Ich rede mit den Leuten im Verein was soll mir passieren?
Und was soll ich sagen sie hatte recht, wir sind auf sehr große Anteilnahme gestoßen von Menschen wo wir das nie gedacht hätten und wir hatten die Ablenkung für die kommenden Tage.

Das war jetzt das positive, aber wie auch schon von anderen hier geschrieben ist das natürlich nur die eine Seite.
Im "Freundeskreis" sind nur ganz wenige übergeblieben, fast keiner.
Unser ehemals bester Freund sagte nach einem Gespräch "ach ihr hättet aktive Hilfe gebraucht" ich weiß bis heute nicht was er damit gemeint hat, Aktive Hilfe ? wir hätten Hilfe gebraucht !
Meine Halbschwester Patentante beider Kinder weg

Heute kommen einige wieder an, so nach dem Motto alles wieder gut, aber von wegen die Türen sind und bleiben zu.

Ich als Angehöriger einer Erkrankten Frau die ich über alles liebe, hatte dann aber noch ein weiteres Problem, wenn ich mich denn dann doch mal mit Leuten getroffen habe um zu quatschen oder um auf andere Gedanken zu kommen, hatte ich immer ein schlechtes Gewissen. Wie kann ich spaß haben während es meiner Frau nicht gut geht ?
Sie sagte zwar Schatz geh doch mal raus triff Dich mit Deinen Leuten, aber im inneren wollte sie das ich bleibe.
Heute nach 3 Jahren und fast Trennung verstehen wir uns Gott sei dank wieder sehr gut, aber es war ganz schön knapp.

lg Thomas
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  #7  
Alt 30.06.2011, 08:01
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

@GabrielaV



ich gehe mal davon aus, dass euer Bekanntenkreis den IQ nicht grundsätzlich daran festmacht, ob man organisch gesund oder krank ist

Vorurteile wachsen wie Pilze - sind weltweit vorhanden und nicht auszurotten

Das heißt für uns Alle, dass wir Schützenfestparolen und Stammtischgehabe, Getuschel und scheinheilige Anteilnahme nicht grundsätzlich aus dem Weg gehen können :

Das heißt aber sicher auch: Entweder als Betroffene/r rein in's Gewühle (wie beisp. Tomas' Frau) oder sich auf einen kleinen Kreis der eigenen Lieben beschränken


Dass natürlich im engsten Freundes- Verwandten- und Kollegenkreis - den man bisher vertrauensvoll als ehrlich und treu erachtet hatte - auch linke Typen lauern können, werden hier sicher eine Menge lebenserfahrene User bestätigen können

Herzlichen Gruß
__________________
Ilse

Geändert von Ilse Racek (30.06.2011 um 08:04 Uhr) Grund: vertippt
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  #8  
Alt 01.07.2011, 08:13
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Daumen hoch AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

@madritista


An dieser Stelle möchte ich Deinen letzten Satz dick unterstreichen - er liest sich so selbstverständlich, ist aber eigentlich die kurze klare Antwort auf den Titel dieses Threads


mit herzlichen Grüßen
__________________
Ilse

Geändert von Ilse Racek (01.07.2011 um 08:15 Uhr) Grund: vertippt
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  #9  
Alt 01.07.2011, 21:17
Speedy Schneller Speedy Schneller ist offline
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Beiträge: 816
Standard AW: Krebs und keine Vorurteile - ist das möglich?

Hallo ,
dieses ist wirklich ein häufiges Thema, wo es wahrscheinlich auch keine Patentlösung gibt.
Jedoch auch viele unterschiedliche Erfahrungen:
Meine Erlebnisse mit der Offenheit zu meiner Krebserkrankung.
Ich bin seit 4 Jahren Betroffene mit Dauerprognose- Krebs – bleibt einfach da – ist nur z.Z. relativ artig.
Jetzt finde ich, es ist leichter geworden, da ja die äußerlichen Merkmale verschwunden sind.
Davor wussten es natürlich viele, ohne dass ich es gesagt hätte. Ist ja auch noch ein Unterschied.
Auf Arbeit - da kam ich in die nette Schublade mit – Erst viel Mitleid – wird schon – doch hintendrein - die fällt bestimmt viel aus oder stirbt bestimmt - sorry - recht hart aber passiert.
Also Mitleid- toll - doch als Mitarbeiterin - bloß nicht- braucht kein Chef! Raus!!
Eigentlich braucht man ja auch auf Arbeit keine Diagnosen nennen und somit würde ich es nicht tun, sondern besser wäre gewesen – ich wäre nicht in der Therapie persönlich erschienen.
Weil in jedem Chef ja auch ein Betriebswirt steckt und der darf ja kein Mitleid haben – lernt er ja auch so – die Ausnahmen, welche Unterstützung anbieten und einem eine Chance geben, sind bestimmt nur noch selten zu finden.
Bei Freunden & Verwandten – notwendig & richtig gewesen, denn hier wollte ich keine Heimlichkeiten , jeder muss ja auch einen Bereich haben, wo er auch einfach nur er selber ist – mit Hoch´s & Tief´s – bei manchen habe ich nur nicht bis ins Detail erklärt, was genau los ist, wenn nicht weiter gefragt wird. Auch hier hat es sich bei mir sortiert - wie viele es kennen - die Spreu vom Weizen - tut weh - ist aber meiner Meinung nach auch gut.
Es bleiben die Richtigen und die braucht man doch auch sehr.
Fremde/ Öffentlichkeit – schwierig – ich möchte nicht nur Anschluss aus Mitleid!!!
Mein Mann hat es als Angehöriger auch schwer, er hat es erzählt, um für mich auch mal schnell frei zu bekommen- doch er wird auch leider oft über mich definiert – also – das ist der Mann, wo die Frau so krank ist – ist also auch nicht toll!! Genauso mit seinen Freunden – dasselbe in Grün – da ist es auch zu oft ein Gesprächsthema – würden wir also lieber zurückdrehen können.


Nun kann ich es bei neuen Kontakten halten wie mit anderen Geschichten auch – ich erzähle ja nicht jedem gleich alles aus meinem Leben, sondern erst wenn ich ein Vertrauensverhältnis aufgebaut habe. Dann entscheide ich, was ich noch so preisgebe und so werde ich es mit meiner Erkrankung auch halten, es ist ein Teil meines Lebens, welchen ich nicht mit jedem mitteile.
Hoffe hierbei natürlich auf möglichst langer, therapiefreier Zeit!

Wünsche allen Betroffenen, dass Sie möglichst wenig negative Erfahrungen machen müssen und viele liebevolle Angehörige & die „richtige Freude“ zur Unterstützung haben!
Speedy
__________________
NHL MALT-Lymphom Typ E II 2 , ED im Mai 2007
lange partielle Remission 08 (watch & wait)
2 Ballonerweiterungen Magenausgang 08
Ab September 2009 endlich Vollremission - Juhu!!
2011 - neue ganz kleine Herde - Vollremision weg = "watch & wait" reicht noch aus

Die berühmte "Schaufel", für mein Mundwerk habe ich, vorsichtshalber, gut versteckt! - das bleibt auch so!
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