Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 07.07.2011, 19:53
success success ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.04.2011
Beiträge: 86
Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo Barbara,

auch Dir danke ich für Deine Antwort. Ich habe auch den Eindruck, dass die Ärzte auf meiner Seite sind und einfach versuchen "Zeit zu schinden". Ihn einfach nicht nach Hause zu holen könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Am Traurigsten finde ich, dass er immer noch glaubt gesund werden zu können, dabei hat er eine unheilbare Erkrankung im Endstadium. Es werden viele schlimme und traurige Dinge auf ihn/ uns zukommen. Beispielsweise wird die KK ihn bald auffordern Rente zu beantragen. Dabei wird ihm klar werden, dass er definitiv nicht mehr arbeiten kann/ bzw. seine Arbeitsstelle auch los ist. Das wird ihn total hart treffen, denn seine Arbeit war immer sein Lebensinhalt. Er kämpft da für etwas, das die Ärzte für unmöglich halten. Klar hofft man immer weiter, aber die Realität holt einen leider ein. Selbst wenn er es in den nächsten Monaten schaffen würde selbst zur Toilette zu gehen und zu essen und zu sitzen usw., dann wäre er seine Arbeit ja längst los.

Die künstliche Ernährung gibt es auch ambulant? Ist das in jedem Bundesland und Ort so?
Mit ihm reden über ein Hospiz? Ich kann das einfach nicht. Zu Beginn seiner Erkrankung hat er auch mal gesagt, er würde eventuell auch in ein Hospiz gehen, wenn es so weit ist und nicht anders zu händeln, er z.B. ein Pflegefall ist. Nur will er nun nicht einsehen, dass es so weit leider gekommen ist. Er ist fest der Meinung, er lebe noch eine ganze Weile. Ich hole ihn deshalb lieber nach Hause, ich will ihn nicht noch unnötog aufregen. Von dort aus kann er sich auch noch umentscheiden, jederzeit, wie Du schon richtig sagst, er wird es schon selbst merken.

Geändert von success (07.07.2011 um 19:59 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 07.07.2011, 20:26
Babsi2610 Babsi2610 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 04.02.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 111
Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo success,

Zitat:
Zitat von success Beitrag anzeigen
Ich habe auch den Eindruck, dass die Ärzte auf meiner Seite sind und einfach versuchen "Zeit zu schinden".
Genauso sehe ich das auch.

Zitat:
Zitat von success Beitrag anzeigen
die künstliche Ernährung gibt es auch ambulant? Ist das in jedem Bundesland und Ort so?

Diese Aufgabe wird jedoch von einem qualifizierten ambulanten Palliativdienst, der deinen Vater zu Hause betreut, mit erledigt! Soweit ich deine Beiträge korrekt gelesen habe, wollte ihr doch einen ambulanten Palliaitivdienst beuaftragen?! Sicher dich jedoch vorsichtshalber diesbezüglich beim behandelnden Arzt ab.

Auch wenn es schwer fällt, zerstöre die Illusionen deines Vaters nicht!!! Du leistest wirklich Unglaubliches - dein Vater kann stolz auf seine Tochter sein!!!
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 07.07.2011, 20:43
success success ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.04.2011
Beiträge: 86
Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Einen ambulanten Palliativdienst haben wir in dieser Gegend leider nicht. Nur eine ambulante Krankenpflege. Die palliative Behandlung erfolgt durch den Hausarzt. Aber ich denke, dass diese Krankenpflege auch Infusionen legen würde. Aber genau weiß ich das nicht. Aber ich glaube ich werde mich da interessehalber mal schlau machen.

Ich weiß nicht, ob ich so unglaubliches leiste. Vor ein paar Tagen wollte mein Pa ja wissen, warum keiner mehr kommt wegen Bestrahlungen und so. Ich habe ihm dann gesagt, dass er sehr schwer krank ist und sie in seinem Zustand nichts mehr für ihn tun können. In dieser Zeit haben wir auch viel über das Sterben gesprochen. Also eigentlich weiß er es. Da es nun aber einige Besserungen gibt, d.h. er kann wieder sehen, greifen und den Mund sowie die Augen auf und zu machen, und er auch wieder Bestrahlungen bekommt, denkt er nun wieder nur ans Kämpfen. Aber irgendwie auch nicht, denn er will ja heim. Für mich ist das alles sehr verwirrend. Er will aber ambulant dann seine Therapien fortsetzen.

Auf der einen Seite bin ich so stolz auf meinen Pa, dass er so tapfer weiter kämpft, auf der anderen Seite bin ich sicher sehr sehr traurig, wenn er es nicht schafft und beim letzteren ist die Wahrscheinlichkeit am Größten momentan. Aber wer weiß, das mit dem Sehen und so weiter ist ja auch ein kleines Wunder. Ich denke man muss die Zeit abwarten und ihn eben auch nach Hause holen.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 07.07.2011, 20:52
success success ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.04.2011
Beiträge: 86
Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo Jaecky,

meine Mutter hat eine Psychose und arbeitet schon seit Jahren nicht mehr. Ich müsste wahrscheinlich da einziehen, wovon ich aber erstmal Abstand halte und erstmal schaue ob es so geht, denn mein Freund zieht gerade erst bei mir ein und wir sind eben auch mitten im Umzugschaos. Er braucht mich ja auch. Was ihn betrifft: Er hilft mir schon sehr viel. Fährt auch schon mal einkaufen für meine Ma und meinen Pa. Fährt mich auch mal zum Krankenhaus oder holt mich dort mal ab. Hilft mir mit Papierkram und Dinge im Netz zu recherchieren. Aber ich glaube meinen Pa pflegen wird er nicht und ich möchte das auch nicht verlangen. Er ist da ohnehin in etwas reingeraten mit mir und meiner Familie, da muss ich ihm das nicht auch noch antun. Er ist auch sehr sensibel. Ihm ging es am Wochenende teilweise schlechter wie mir und ist daher wohl die falsche Station für so was. Zudem hatte er meinen Vater vorher nur zweimal gesehen, also bevor das alles passierte.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 08.07.2011, 09:01
carla44 carla44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.06.2011
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 530
Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Success,

das ist wirklich sehr schwer, Dir in diesem Konflikt zu helfen. Ich kann Deinen Vater auf der einen Seite verstehen, aber andererseits scheint es mir fast unmöglich, dass Du das zu Hause alleine leisten kannst. Zumal Deine Mutter genau wie meine eigene keine Hilfe sein wird. Eher im Gegenteil.

Ich würde jetzt wirklich erst mal abwarten, ab wann Dein Vater wieder richtig alleine essen kann. Bei meinem Vater war das nur während des Klinikaufenthaltes so. Als er dann 2 Tage wieder zu Hause war, die ganzen Medis vom Körper abgebaut waren, ging nichts mehr. Da hat er dann selber gesagt, dass es besser wäre, wenn er wieder in die Klinik kommt.
Wir hatten nach dem letzten Klinikaufenthalt so viel Hoffnung, weil er wirklich wieder ein bißchen mobil war und gegessen hat. Vielleicht kommt die Hoffnung Deines Vaters ja auch daher? Es geht ihm ja jetzt deutlich besser als letzte Woche.

Zur künstlichen Ernährung hat uns der Palliativarzt erklärt, dass man damit in erster Linie den Krebs füttert. Zumindest in diesem fortgeschrittenem Stadium.
Auf jeden Fall kann das ambulant gemacht werden, wenn ein Port gelegt ist, über den man die Nahrung dann zuführt.

Für Dich selber ist es wichtig, dass Du Dir jede Hilfe und Unterstützung holst, die Du irgendwie kriegen kannst. Gibt es in der nächsten Stadt in Deiner Nähe vielleicht einen ambulanten Hospiz-Dienst? Auch wenn die nicht zu Euch hinkommen, kannst Du aber da sicher telefonisch Hilfe bekommen.
Oder falls Ihr gläubig seid, über den Pfarrer. Manchmal hilft ja auch schon ein persönliches Gespräch.

Ich hoffe sehr, dass mein Vater nicht den Wunsch äußert, zum Sterben nach Hause zu kommen. Ich habe keine Ahnung, wie das zu schaffen wäre.

Ich wünsche Dir, liebe Success, jedenfalls für die kommende schwere Zeit ganz ganz viel Kraft!!
Liebe Grüße
Carla
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 08.07.2011, 09:27
success success ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.04.2011
Beiträge: 86
Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Carla,

vielen lieben Dank für Deine Antwort. Das mit dem Abwarten hat sich gerade erledigt. Ich habe eben einen Anruf bekommen. Das Pflegebett kommt heute, dass heißt ich muss jetzt schnell rüber flitzen und das alte Bett abbauen. Darüber habe ich nun auch erfahren, dass er Montag nach Hause kommt.

Im Moment nervt mich am Meisten, dass sich die Welt um mich rum einfach weiter dreht. Ich bin so traurig und andere machen sich Gedanken Spaß zu haben. Heute ist ein Stadtfest, in der nächsten größeren Stadt. Mein Freund will da mit Freunden hin. Das hat mich schon die vergangenen Wochen geärgert irgendwie. Um mich rum wird gefeiert und alles und ich kann mich nie entspannen. Ich will heute Abend auch mal mitgehen, aber es wird sicher angespannt, weil ich nur den Stress im Kopf habe. Irgendwie fühlt man sich auch ziemlich alleine, kennt ihr bestimmt, oder? Mein Freund hilft mir, wie schon mal gesagt, sehr viel. Aber dennoch ist es immer wie ein Schlag ins Gesicht, wenn ich merke, dass sein Leben normal weiter läuft mit feiern und Freunden helfen und dies und das. Auf der anderen Seite ist es aber natürlich sein Recht etwas für sich zu machen und Kraft zu schöpfen. Ich weiß nicht woher diese Wut und Unruhe in mir kommt. Ich glaube ich kann einfach nicht mehr. Und die nächsten Wochen werden noch anstrengender. Er wird seine schönen Dinge unternehmen, wenn sie sich anbieten und ich muss auf Abrufbereitschaft sein. Irgendwie sehne ich mich langsam nach Normalität. Ich glaube das führt bei den Leuten auch letztlich immer zu dem Wunsch, dass es "bald vorbei ist". Es ist immer so viel zu organisieren und so weiter. Und nun muss ich demnächst eben auch abrufbereit sein oder sogar bei meinen Eltern wohnen, sofern es gar nicht geht. Mein Freund hat gestern auch begeistert geschaut...! Auch für die Beziehung ist es also eine riesige Belastung.

Dann rufen noch Freundinnen mit ihren Problemen an. Ich kann das gar nicht alles verarbeiten. Ich merke Leute, dass ich nicht mehr lange kann, wie ich immer mehr in so ein tiefes schwarzes Loch rutsche.

Der Port wurde meinem Pa übrigens entfernt.

Geändert von success (08.07.2011 um 09:35 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 08.07.2011, 10:22
Babsi2610 Babsi2610 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 04.02.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 111
Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo success,

wie schon von Carla erwähnt, hole dir Hife beim ambulanten Hospizdienst. Die können dir z.B. Ärze mit Palliativausbildung- und bereitschaft und einen qualifizierten Pflegedienst (auf Krebskranke spezialisiert) vermitteln oder sie machen es sogar selbst. Außerdem verfügen sie über einen Stab von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich um den Kranken und seine Angehörigen seelisch kümmern. Bei Bedarf kann man sogar die nächtliche Anwesenheit eines Betreuers organisieren. Dies jedenfalls bietet der ambulante Palliativ- und Hospizberatungsdienst bei uns im Ort an.

Außerdem empfehle ich dir dringend eine psychoonkologische Betreuung (Entspannungstehniken, seelische Umgang mit der Situation). Die unmittelbaren Familienangehörigen und der Erkrankte haben ein Recht auf eine solche Betreuung. Die Überweisung stellt der Hausarzt oder der Onkologe aus.
Auf Palliativstationen wird übrigens automatisch eine psychoonkologische Betreuung angeboten.

Ich hoffe, dass du die schwere Situation meisterst.
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 07.07.2011, 20:35
Jaecky Jaecky ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.06.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 454
Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Success,

es tut mir sehr leid, dass Du jetzt so in der Zwickmühle steckst. Gestern habt ihr Euch noch so gefreut, das das mit der Bestrahlung jetzt klappt usw. Und heute sind wieder viele andere Probleme da, die Ihr leider lösen müsst. Ich wünsche Dir und Deiner Mama ganz doll, dass ihr diese Kraft auch aufbringen könnt.

Euch einen Rat geben in der jetztigen Situation ist echt schwierig. Du hast schon soooo viel getan und bist nun selber am Ende und Deine Mami auch. Vielleicht solltest Du Deinem Papa das einfach sagen, dass Du nah am Zusammenbruch bist und Deine Mama auch. Natürlich kann ich auch Deinen Papa verstehen (auch wenn ich mich schlecht in seine Lage rein versetzen kann, weil ich ja "nur" ein Angehöriger bin) Ich weiss nicht was mein letzter Wunsch wäre, aber wahrscheinlich genau der Gleiche. Er liebt Euch sehr und möchte bis zum letzten Moment bei Euch sein.

Aber wie wollt ihr das schaffen? Willst Du bei Deinen Eltern wieder einziehen? Kann denn einer von Euch 24 Stunden für ihn da sein? (Arbeit etc.) Vielleicht kann Euch dein Freund ein wenig unterstützen?

Ich drück Dich

Liebe Grüße Jäcky
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 04:52 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55