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  #1  
Alt 07.04.2012, 21:33
Tante Marry Tante Marry ist offline
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Registriert seit: 02.10.2010
Ort: in der Nähe von Düsseldorf
Beiträge: 36
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo Grit,

welch schwere Situation für euch. Ich kann mit gut vorstellen, dass du an deine Grenzen kommst. In Bezug auf deine Tochter kann dir doch bestimmt ein Psychologe des Krankenhauses helfen. Außerdem würde ich versuchen mir Unterstützung von Freunden oder Familie zu bekommen. Vielleicht gibt es jemanden aus euerem Freundeskreis, mit dem deine Tochter gut kann. Diese Person könnte dich unterstüzen deine Tochter "aufzufangen". Ich war noch nie in so einer Situation, habe aber 3 Kinder (etwas älter), aber wenn du mit der Wahrheit hinter dem Berg hälst, nimmst du deiner Tochter die letzten Stunden mit ihrem Papa.
Ich wünsche dir für die Zukunft ganz viel Kraft, liebe Grüße Katja
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  #2  
Alt 08.04.2012, 02:15
ulphin ulphin ist offline
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Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,


ich schreibe Dir hier als Hinterbliebene, meine Mutter starb an dieser Schxxxxkrankheit. Meine Kinder sind schon etwas älter als Deine Tochter, aber auch ich habe mich mit dieser Frage, mit der Du Dich an das Forum gewandt hast, befassen müssen. Jedoch, so denke ich, geht es auch um Dich, die Du selbst in dem Prozess der Angst, Verzweiflung, Wut, aber auch Hoffnung steckst. Kinder, egal welchen Alters, haben so feine Antennen für unser Gefühlsleben. Ich denke, dass Du letztlich nicht umhin kommen wirst, Deiner Tochter offen zu sagen, wie es um Deinen Mann, ihren Papa steht. Sie wird ja seit der Diagnose nicht nur mitbekommen haben dass es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten steht sondern auch Eure Gefühlsachterbahn. Jetzt könnt ihr noch gemeinsam mit ihr reden, ihr Papa kann ihr sagen, wie es ihm geht, Du als ihre Mama kannst sie an Deinen Gefühlen teilhaben lassen, sie kann ihre Ängste mit Euch teilen. Ihr könnt weinen und aber auch lachen zusammen, Euch einfach nahe sein. Ich bin sehr zuversichtlich, sie wird es besser verkraften als Du meinst und sie wird es Euch danken.


Sei von Herzen gegrüßt


ulphin
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  #3  
Alt 08.04.2012, 16:17
Odelbie Odelbie ist offline
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Registriert seit: 06.04.2012
Ort: Deutschland
Beiträge: 124
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Danke ,Danke für eure lieben Zeilen,



Meine Gedanken stehen einfach nicht Still. Es dreht sich alles. Und immer wieder komme ich zum Stop, der mir sagt: sprich mit dem Kind.
Auf der anderen Seite die Angst. Ich habe mit dem Hausarzt gesprochen, der meinte ich muss es Lisa sagen. Soll mir noch etwas Zeit nehmen. Damit die Phase der Trauer nicht so lange im Vorfeld ist. Und auf der anderen Seite möchte ich dem Kind die Chance geben mit dem Papa zu plaudern. Ich weiß es einfach nicht wie . Ich habe die Angst mein Kind zu enttäuschen ,ich habe Angst,das mein Kind in ein Loch fällt, das ich es dann nicht mehr helfen kann .
Manchmal ist es so, das die Wahrheit sehr weh tut, aber von großer Wichtigkeit ist. Ich weiß es und bringe es einfach nicht fertig.

Ich kann es einfach nicht verstehen, wie das Leben so spielt.


Liebe Grüße und Danke fürs zuhören.
Grit
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  #4  
Alt 08.04.2012, 16:47
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Registriert seit: 16.10.2007
Beiträge: 611
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo Grit,

ich finde, das Mädchen sollte es erfahren, da sie auch auf ihre Art Abschied nehmen kann.
Es wäre wohl für sie schlimmer, wenns auf einmal sehr schnell geht und sie keine Möglichkeit mehr hat mit Papa zu sprechen.
Sowas kann man schlecht wieder gut machen.
Sie wird es verkraften, Kinder und Jugendliche gehen anders mit sowas um als wir Erwachsenen.
Sie sind oft stärker wie wir und haben noch einen anderen Bezug zum Sterben.
Sie wird es auch sicher im Inneren schon wissen, dass sie ihren Papa nicht mehr lange hat und evtl geht es ihr wie Dir...sie will Dich mit solch direkten Fragen bezüglich Papa schützen?
Offenheit hat auch den Vorteil, dass Ihr zusammen die Last tragen könnt und gemeinsam um den Papa weinen könnt.
Ihr könnt Euch stützen und den schweren Weg gemeinsam gehen.
Liebe Grüße
Mel
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  #5  
Alt 08.04.2012, 19:13
sjarissa sjarissa ist offline
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Registriert seit: 23.06.2011
Ort: in der Peripherie von Antwerpen/Belgien
Beiträge: 130
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,
ich schreib dir aus meiner Erfahrung als Hinterbliebene. Es ist sicherlich schwer die richtigen Worte zu finden, je mehr du darüber nachdenkst desto größer wird die Hürde. Man kann versuchen sich diese Worte zurecht zulegen, die Gefahr besteht das es sehr hölzern rüberkommt und deine oder eure Tochter euch "nicht erkennt". Mein Vorschlag wäre das ihr ein Gespräch zu dritt führt und darin erwähnt das die Zeit vom Papa begrenzt sein wird, wie lange er noch zu leben hat, das weiß doch keiner und von daher finde ich den Rat deines Hausarztes nicht so gut. Du quälst dich und ich kann mir nicht vorstellen, daß du das alles in dieser Ausnahmesituation vor deiner Tochter verbergen kannst. Wie denkt denn dein Mann darüber? Weiß er, das er sterben muß? Ich könnte mir vorstellen das ein offenes Dreiergespräch viel Last von euer beider Schultern nehmen würde, letzte Wünsche und Geschenke, z.B. ein gemaltes Bild, eine Kuschelstunde mit dem Papa, das Vorlesen einer Lieblingsgeschichte, das hören von Lieblingsliedern, das Nacherzählen von großen Ereignissen, dem Kind die Gewissheit geben,daß man, obwohl man nicht mehr greifbar ist, das Kind und die Mutter auf dem gemeinsamen Weg begleitet...all das kann dazu beitragen die Atmosphäre zu entspannen und die verbleibende Zeit so intensiv zu gestalten als wären es Jahre.
Hab keine Angst und laß dein Herz sprechen, schalte deinen Verstand auf Null und du wirst soviel Dankbarkeit und Freude in dir selbst erfahren.
Ganz viel Mut wünsche ich euch als Eltern sich dieser Herausforderung zu stellen

Innige Herzumarmung

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #6  
Alt 08.04.2012, 20:03
Odelbie Odelbie ist offline
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Registriert seit: 06.04.2012
Ort: Deutschland
Beiträge: 124
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Sjarissa,


Herzlichen Dank für deine offenen Worte.
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen mit deiner Frage ob mein Mann weiss das es keine wirkliche Hilfe mehr gibt.
An dem Tag, als uns am 24.02.2012 in einem langen Gespräch erklärt wurde was meinem Mann fehlt, konnte er das ganze Gespräch wohl nicht wirklich aufnehmen. Man zeigte uns die Bilder, erklärte die Streuung von Metastasen. Und erklärte uns das eine Op nicht möglich sei, weil der Tumor am Schädelknochen ist. Der Arzt sagte uns, wir haben nur die Möglichkeit der Chemotherapie und Strahlentherapie . Gut sagte mein Mann, wenn das möglich ist, dann machen wir das.
Er kämpft sich durch. Ich weiß nicht ob er mir was vorspielt. Wir reden viel über vergangene Jahre, über Dinge die er erlebt hat und nicht gut fand. Er erzählte mir, das sein Leben ab dem Zeitpunkt als sein Papa starb verändert war. Wie seine Geschwister mit uns umgegangen sind und wie diese Geschwister in der Wohnung des Vaters gewühlt haben, als er noch nicht unter der Erde war. Und plötzlich sagte mein Mann: Grit ich möchte nicht alleine sterben. Hilf mir und sei bei mir. Ich sagte ihm, na klar bleibe ich an deiner
Seite. Sein Papa starb ganz allein. Das hat uns damals sehr geschockt. Keiner hat uns was gesagt.

Ich weiß nicht ob mein Mann mir gegenüber Stärke beweisen will und mir nicht sagt wie seine Gefühle Achterbahn fahren. Wir haben eine Patientenverfügung gemacht und unser Testament. Wir Sprachen über die Beerdigung. Und als diese Sachen fertig besprochen waren, wollte mein Mann nichts mehr hören vom sterben. Er will nicht sterben, will kämpfen und nicht aufgeben. Ich würde mir wünschen, das er es schafft. Ich gönne Ihm ein langes Leben. Aber ich kann mit Ihm nicht mehr darüber sprechen was uns erwarten wird. Er bekommt die doppelte Dosis Morphium. Er schläft 23 Stunden am Tag . Er kann seine Gedanken nicht sammeln. Kann einem Gespräch nicht lange folgen. Er merkt es auch nicht, das er immer schwächer wird. Merkt er es wirklich nicht oder will er mir zeigen wie gut er es verarbeitet .
So kenne ich meinen Mann nicht wirklich. Wir haben sein Bett im Wohnzimmer stehen, so hätte er immer eine Ansprache. Aber er schläft.

Versteckt er sich ? Will er uns damit Mut machen ? Uns nicht zur Last fallen ?
Ab Dienstag fahren wir wieder zur Stahlenklinik. Und nächsten Sonntag bringe ich meinen Mann für eine Woche in die Strahlenklinik . Da bekommt er den 2. Block Chemotherapie und Strahlentherapie zusammen. Davor hat er Angst. Das möchte er nicht wirklich. Versteckt er sich davor ? Ich weiß es nicht.

Bin vollkommen Ratlos. Er würde seiner Tochter nie sagen , das er sterben wird weil er so schwer erkrankt ist. In all den Jahren drückte sich mein Mann unbequeme Dinge unserem Kind zu sagen oder zu erklären.Das habe immer ich übernommen. Und auch jetzt muss ich unserer Maus alleine erklären was los ist.
Ein Gefühl . Wir werden diese Woche vom 20.02- 25.02.2012 nie vergessen. Am 20.2 starb unsere Meersau,am 21.02. erkrankte unser Hund, am 24.2. erhielten wir die Diagnose meines Mannes und am 25.02. starb unsere Katze.
All die Dinge in einer Woche. Da war mir der Hals wie zugeschnürt. Und er ist s noch immer.


Danke fürs zuhören.

LG Grit
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  #7  
Alt 08.04.2012, 20:22
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Registriert seit: 16.10.2007
Beiträge: 611
Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Liebe Grit,

Dein Mann möchte sich nicht verstecken, er weiss dass er sterben wird..glaub mir.
Mein Mann war ähnlich,als wir wussten, dass er bald sterben wird, sprachen wir hier offen über alles.
Testament und Vorsorgevollmacht etc war ja alles schon lange vorher geregelt.
Wir sprachen intensiv darüber, danach war mit diesen Thema aber auch Schluss!
Er ging nicht mehr weiter darauf ein.
Einmal noch, als wir zusammen so im Bett lagen fragte ich ihn, ob er Angst vorm Sterben und den Tod hätte und er meinte, nein, ich habe keine Angst.
Er fragte aber nicht ob ich Angst hätte...er wusste es, dass ich mich vor diesen schweren Abschied fürchte.

Grit, wenn Dein Mann soviel Betäubungsmittel bekommt, kann er auch nicht ,mehr anders als schlafen.
Man darf ihn das nicht übel nehmen, er ist einfach müde und kann nicht mehr.
Ich glaube auch, dass er weiss, dass Du verdammt viel Kraft hast und das Leben auch meistern wirst.
Er glaubt auch an Dich was DEine Tochter betrifft....er legt es in Deine Hand, weil er kraftlos ist.
Mein Mann hat auch alles abgegeben, alles in meine Hand gegeben und mir vertraut.
Es war das tiefste Vertrauen das er mir entgegen gebracht hat...ihn auf seinen letzten Weg zu begleiten.
Viele Grüße
Mel
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