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AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?
Liebe Odelbie,
wir haben ähnliches mit den Ärzten erlebt und diese Wut, die man hat, ist unbeschreiblich. Meinem Mann geht es seit Jahren so schlecht. Immer wurde es auf den Rücken geschoben, da er 2004 schon einen Arbeitsunfall hatte. Im Februar dann, wurde der Husten immer schlimmer. Er hatte schon 5 Nächte nicht mehr im Bett sondern auf dem Sofa ge- schlafen, weil er immer dachte, er würde im Bett ersticken. Ich konnte ihn zum Glück überreden, montags dann zum Arzt zu gehen. Die Hausärztin meinte dann allen ernstes, ob mein Mann erkältet sei!!!! Ich dachte, ich springe ihr gleich an die Gurgel. Ich habe sie gefragt, ob sie blind sei, und dann stellte sie fest, er würde ja gar nicht gut aussehen. Dann eine Überweisung an die Lungenfachärztin. Die schickte uns wieder nach Hause, obwohl auf dem Röntgenbild der rechte Lungenflügel nur noch halb zu sehen war, der Rest war weiß. Wir sollten eine Woche später noch eine Untersuchung machen lassen. Ich dachte, ich bin im falschen Film. Am nächsten Tag bin ich mit den Bildern dann nochmal zur Hausärztin, die schrieb dann zum Glück die Einweisung ins Krankenhaus. Dort kam nach einem anfänglichen Verdacht der Lungenentzündung heraus: Lungenkrebs mit Tumor im rechten Lungenflügel, Metastasen in den Rippen und Tumor über dem Steißbein, der sich seitdem schon von 4 auf 8 cm vergrößert hat. Ich habe auch die ganze Zeit überlegt, wie ich es den Kindern (10, 12, 19) sagen soll. Dem Großen habe ich es relativ früh gesagt, weil er immer genau merkt, wenn mit mir etwas nicht stimmt. Bei den kleineren hatte ich auch erst Angst, dass ihr Papa sehr krank ist, haben sie ja schließlich auch ge- merkt. Aber ich wußte nicht so richtig, wie ich es sagen soll, und habe es auch immer weiter herausgeschoben. Doch irgendwie mußte ich es ja sagen, außerdem merken Kinder meistens, wenn etwas nicht stimmt, zumal oft der Hausarzt kam, jemand vom Pflegedienst, vom Palliativ- Stützpunkt. Außerdem wurden die Hilfsmittel wie Rollator, Pflegebett, Toilettenstuhl, Duschstuhl, Sitzring immer mehr. Als ich es dann gesagt habe, habe ich gemerkt, sie hatten sich das schon so gedacht. Unsere kleinere Tochter geht damit ganz gut um, sie hilft meinem Mann viel, bringt ihm Essen oder Trinken. Unsere Ältere hat große Schwierigkeiten damit. Sie wollte auch schon nicht gern mit ins Krankenhaus und kann solche Dinge schwer mit ansehen. Sie sieht auch jetzt zu, dass sie oft verabredet ist oder zieht sich in ihr Zimmer zurück. Viele sagen mir, sie wäre sehr still geworden. Abgesehen davon, kommen in dem Alter auch viele andere Dinge dazu, z. B. sind natürlich auch Jungs ein Thema und ich versuche, so viel wie möglich mit ihr zu reden. Sie war immer der "Schatz" meines Mannes, daher trifft es sie glaube ich besonders. Aber auch für meinen Mann ist das schwer, dass gerade sie nicht so in seiner Nähe sein kann. Es ist alles Mist. Es fehlt ja auch die Zeit für die Kinder, Wir hatten zweimal Chemo, jeweils 8 Stunden, jetzt jeden Tag Strahlen- therapie, 4 Wochen lang insgesamt 2 Stunden Fahrt. Zum Glück wird mein Mann jetzt liegend transportiert. Aber manchmal fragt man sich wirklich, ob das alles so richtig ist. Er möchte auch auf keinen Fall ins Krankenhaus, und weint sehr viel, wenn ich davon anfange. Ich hoffe, dass ich das noch lange so zu Hause schaffe, obwohl mich die Ärzte bei der Strahlentherapie am Freitag schon darauf ange- sprochen haben. Aber, jeder Tag ist anders, mal gut, mal schlecht. Heute ist es mal etwas besser, und diese blöden Schmerzen halten sich ausnahmsweise mal in Grenzen. Heute mittag haben wir uns sogar etwas vom Chinesen geholt zum Muttertag. So brauchte ich nicht kochen, und wir hatten viel Zeit füreinander. Leider ist der Geschmackssinn meines Mannes total verändert, seit durch die Chemo die Schleimhäute vollkommen kaputt sind, aber ein bißchen hat er auch gegessen. Ich wünsche Dir, wenn es irgendwie geht, ein bißchen Ruhe und Zeit mit Deiner Tochter und ganz viel Kraft für die kommende Zeit. |
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