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  #1  
Alt 26.11.2013, 23:00
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Eigentlich wollte ich hierzu nicht schreiben, denn ich bin keine Betroffene, sondern Angehörige!
Mein Mann ist seit 2003 Betroffener eines Liposarkoms und seit 2004 fertig mit seinen Therapien. 2 OP`s , Chemo und Bestrahlung.
Von 2004 bis 2012 waren seine Nachsorgen in Ordnung und er war wie "immer".
Alle üblichen familiären oder andere Probleme hat er niemals auf seine "ehemalige" Erkrankung geschoben.
Warum auch?
Probleme gibt es immer, auch ohne Krebserkrankung.

Normas Erkrankung war 2001.
Es ist schon eine Weile her.
Woher nach all den Jahren die Kraftlosigkeit?
Wir verändern uns eben und das auch ganz ohne Vorerkrankung.
Warum ist ein Problem mit der Schwiegertochter Schuld einer Krebserkrankung, die 12 Jahre zurück liegt?

Mathias, du steckst noch mitten in deinen Therapien.
Da sieht die Sachlage nach meiner Meinung anders aus.
Aber eine Erkrankung, die 12 jahre zurück liegt?
Vielleicht ist es wirklich "nur" ein ganz normales familiäres Problem, wie in vielen anderen Familien auch?

Mein Mann hat sich z.B. auch nach seiner Lungenmetastasendiagnose 2012 nicht veräöndert. Von der Angst vor den Nachsorgen mal ganz abgesehen, aber das ist ein ganz anderes Kapitel.
Er lebt sein Leben wie immer.
Ist er die große Ausnahme?


Viele grüße,
Sanne
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  #2  
Alt 27.11.2013, 00:34
Cecil Cecil ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Hallo in die Runde,

zunächst meinte auch ich:'Bloß gut, der thread schläft ein!'
Da aber in den letzten Tagen wieder 2-3 posts erschienen sind, dachte ich wiederum, dass gerade ich noch am ehesten in der Position bin zu antworten. Warum? Weil ich selbst eine (ehemals) krebskranke Schwiegertochter bin und meine Schwiegermutter etwa 15-20 Jahre vor meiner Erkrankung auch Krebs hatte.

Als ich meiner Schwieger-Familie vorgestellt wurde, war die Krebserkrankung meiner Schwiegermutter (ca. Ende der 80er) mir bekannt. Sie hatte einen Krebs irgendwo zwischen Mundhöhle und Ohr, hatte auf alle Fälle keine Chemo, wie ich meine mich zu erinnern auch keine OP, aber eine ziemlich intensive Bestrahlung. Sie meint heute noch, sie sei verstrahlt worden, weil nicht der Prof, sondern sein Assistent die Dosis berechnet hat. Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass man heute die Dosis der Bestrahlung aufgrund modernerer Technik feiner und individueller gestalten kann. Insofern hat sie sicher recht, wenn sie meint, sie hat zuviel abbekommen.

Unter den Folgen dieser starken Bestrahlung leidet sie bis heute; insbesondere hat sie kaum noch Speichel, leidet unter extremer Mundtrockenheit und anderen Symptomen. Wie belastend das sein kann, verstehe ich tatsächlich erst seit meiner eigenen Krebserkrankung so richtig.

Was ich bis heute nicht verstehen kann: Ich habe eigentlich noch nie von meiner Schwiegermutter gehört, dass sie trotz aller Widrigkeiten dennoch froh ist, ihren Krebs so lange (inzwischen mindestens 20 Jahre) und völlig rezidiv-frei überlebt zu haben. Das konnte ich als Gesunde nicht verstehen und kann ich als selbst Krebserkrankte erst recht nicht verstehen. Dass nach ihrer Erkrankung alle ihre fünf Enkelkinder geboren wurden, sie sich natürlich darüber auch gefreut hat, sie aber vordergründig dann doch wieder mit dem Versuch der Behandlung ihrer Symptome beschäftigt war. (Dabei hat sie einen Ärzte-Marathon ohne verwertbares Ergebnis, viel verschwendete Lebenszeit und aus meiner Sicht eine Verschlimmerung durch Übergriff der Beschwerden auf das Ohr bewirkt, aber das auszuführen würde hier zu weit führen.)

Ich kann nicht so recht einschätzen, wie mehr oder weniger betroffen sie war, als ich dann erkrankte (da war ich schon 15 Jahre verheiratet und etwa im gleichen Alter wie sie seinerzeit) und ob sie Angst wegen der Situation ihres Sohnes, vielleicht bald allein mit drei minderjährigen Kindern da zu stehen, empfand. Mir war naturgemäß wichtiger, wie gut mein Mann mit der ganzen Situation umgegangen ist. Sie sagt öfter mal (nachdem sie vorher lange über ihre unumkehrbaren Folgeschäden geredet hat): "Wie gut, dass Du alle so gut überstanden hast." Ich bin mir nicht sicher, ob sie registriert hat, dass ich infolge meiner doch recht intensiven Behandlung nieren- und lungenkrank bin. Manchmal, wenn ich schlecht drauf bin, kann ich mir dann doch eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen. Das ist aber nicht soooooo schlimm, weil sie inzwischen recht schwerhörig ist.

Ich bemerke aber an mir, dass ich inzwischen irgendwie "krebsmilde" geworden bin. Soll heißen, es hebt mich gar nicht mehr so sehr an. Ich selbst schlage ganz oft vor, dass wir uns auf die knapp 500 km lange Fahrt machen, damit sie Sohn und Enkelkinder sieht. Eigentlich tut sie mir eher leid, weil sie so gar keine Lebensfreude zu empfinden scheint. Oder doch? - weil, lebensmüde ist sie keinesfalls. Ich werde mich hoffentlich in knapp 20 Jahren meines Lebens freuen und versuche meinen Kindern ständig einzureden, sie mögen es bitte nicht darauf anlegen, alte Eltern zu werden.

Geändert von Cecil (27.11.2013 um 00:39 Uhr)
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  #3  
Alt 27.11.2013, 13:09
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Hallo Sanne2,

das eine Chemotherapie über Jahre oder Jahrzehnte hinweg schwerwiegende Nebenwirkungen haben kann, sollte Dir dann auch bewusst sein. Es gibt eben auch viele Nebenwirkungen die nie wieder verschwinden, dazu kann u.U. auch die Polyneuropathie gehören. Mal ganz abgesehen davon, dass die Psyche dann nochmal eine ganz andere Sache ist. Wir wissen nichts über private Umstände oder ähnliches und ich habe hier lediglich meine eigene Meinung geschrieben.

Ja du hast recht, meine Diagnose ist noch sehr jung und meine Therapie gerade mit dem ersten Block fertig. Was ich aber in dieser Zeit alles von meinen Mitmenschen einstecken musste, schlägt dann doch dem Fass den Boden aus.
Unter anderen wurde mir damals auch von meiner Familie bzgl. meine Angst gesagt..."Du bist doch nun geheilt, also Kopf hoch". Das war nach der radikal OP, wo man dann die LK Metastasen feststellte. Wer da dann von geheilt spricht kann mir nur leid tun. Denn danach ging das elend erst richtig los. Vieles ist Unwissenheit, einiges einfach dumm gelaufen und vieles aber auch dreist.
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  #4  
Alt 27.11.2013, 14:31
Cecil Cecil ist offline
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Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Ich möchte noch einmal ganz klar schreiben, dass die Kinder von Norma sich meines Erachtens unangemessen verhalten haben. So verhält man sich nicht den Eltern gegenüber. Geht man von ihrer Schilderung aus, so gibt es meiner Meinung nach nichts, wofür Norma sich entschuldigen müsste. Dass der Sohn das nicht selbst so gesehen und zu seiner Mutter gestanden hat, wundert mich auch.

Das hat aber m. E. nichts mit den Krebserkrankungen von Norma und ihrem Mann zu tun! Es gäbe sicherlich auch eine Menge gesunder Elternpaare, die sich überfordert gefühlt und die Kinder gebeten hätten, alles allein zu organisieren. Wieder andere Eltern mit schwerwiegenden Erkrankungen in der Vergangenheit wären vermutlich tödlich beleidigt, wenn man sie nicht mit einbeziehen würde. Da gibt es wohl genau so viele Möglichkeiten, wie wir Menschen unterschiedlich sind. Zum Glück!

Aber warum muss man seine Krebserkrankung wie eine Monstranz vor sich hertragen? Wer lieber gesellig und nicht gern allein ist, dem würde ich jedenfalls davon abraten. Anfänglich habe auch ich des öfteren gedacht: "Versteht mich denn keiner? Wenn die wüssten, was ich durchmachen musste ....." Inzwischen habe ich verstanden, dass "die anderen" es höchstens in Ansätzen nachvollziehen können und das auch nur bei regelmäßigem und engem Kontakt. Und das ist meiner Meinung nach auch halbwegs in Ordnung so, denn meine Umwelt soll natürlich Verständnis für mich aufbringen, aber mich auch nicht behandeln, als dürfe man mich nur noch in Watte packen. Das macht es keineswegs leichter. (Zum Glück machen unsere Schul-Kinder sich hierüber keine schwerwiegenden Gedanken, sondern fordern ganz normal unsere Aufmerksamkeit ein.)

Und es soll nicht nur eine höfliche Floskel sein, wenn ich jemand Anderem Gesundheit und ein langes Leben wünsche. Ich meine das sehr ernst, und ich weiß, wovon ich spreche.

Geändert von Cecil (27.11.2013 um 20:13 Uhr)
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  #5  
Alt 27.11.2013, 20:03
Norma Norma ist offline
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Beiträge: 1.157
Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

OMG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Das reicht; ich klinke mich aus.



Allen anderen: Herzlichen Dank für den Zuspruch! Wünsche eine friedvolle Adventszeit, viel Liebe im Herzen und noch mehr Kraft für den Alltag!

Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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  #6  
Alt 27.11.2013, 21:57
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Beiträge: 279
Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Ich glaube gar nicht das es darum geht eine Krebserkrankung, egal ob aktiv oder nicht, als Ausreden vor sich herzuschieben. Es geht um die Langzeitfolgen, die man aufgrund von Chemotherapie, selbst heute noch haben kann. Wenn ich mir überlege wie alleine in den letzten 10 Jahren die Fortschritte gewesen sind, möchte ich gar nicht wissen, was Menschen die vor 10 -20 Jahren behandelt worden, heute noch an Nebenwirkungen leiden.
Ich selbst möchte kein Mitleid und auch kein übern Kopf streicheln für meine Erkrankung aber ich erwarte den nötigen Respekt und Anstand vor dem was ich beherberge, in den Falle eben der Krebs. Genau dort fehlt es bei vielen Menschen, entweder aus Angst oder Überforderung oder weil es einen schlichtweg egal ist.


LG Mathias
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  #7  
Alt 28.11.2013, 00:04
Wangi Wangi ist offline
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Beiträge: 1.389
Standard AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

@Cecil
Zitat: Aber warum muss man seine Krebserkrankung wie eine Monstranz vor sich hertragen?

Den Satz finde ich ganz fürchterlich! Und wer tut denn das?

@Norma

Laß dich nicht unterkriegen

@Matthias

Stimme dir komplett zu!
__________________
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