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  #1  
Alt 26.07.2014, 07:06
schnaddi schnaddi ist offline
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Standard AW: Novaminsulfon + Tramadol

Ihr Lieben, guten Morgen!

Komisch zu sehen, wieviele Leute hier meine Schlafprobleme teilen. Auch wenn ich immer gut einschlafe, seltsamerweise, es gelingt mir nicht bis zu einem Zeitpunkt durchzuschlafen, der eher einer menschlichen Zeit zum Aufstehen gleicht.

In mir drin ist alles ziemlich am brodeln, die Stimmungen wechseln sich sehr ab. Nachdem ich mich nun die ersten 3,5 Wochen irgendwie daran festgeklammert habe, dass Mom ja irgendwie doch noch bei mir sein könnte, beginne ich diesen Gedanken jetzt zu verabschieden. Ich fühle, dass sie nicht hier ist. Dass sie halt gegangen ist. Und ich glaube, ich beginne jetzt erst wirklich loszulassen. Und im Moment fühlt sich das gut an. Doch sehr befreiend irgendwie.

Habs im anderen thread schon geschrieben, die Vorstellung, dass sie einfach ihre Ruhe hat, dass sie dem Kampf des Lebens nicht mehr ausgesetzt ist, ist unglaublich entspannend.

Heute bin ich halt etwas traurig, und eben liefen ein paar Tränen, aber die Traurigkeit lässt sich besser aushalten als die Erstarrung, der ich zeitweise ausgesetzt war. Du empfindest Schmerz und kannst nicht weinen, das ist echt nicht so schön. Weinen ist doch immer sehr heilsam. Die letzten Tage nach der Beerdigung war ich jeden Morgen total depir und völlig antriebslos. Heut ist der erste Tag an dem es mir besser geht. Obs so bleibt weiß ich ja nicht.

Das Seminar zur Hospizlbegleitung beginnt im November und dauert ein Jahr. Werde daran teilnehmen, was nicht zwingend bedeutet, dass ich danach auch begleiten werde. Das muss wachsen, auch weiß ich nicht, ob ich das kann, meinen Geist dabei selbst sauber zu halten. Habe Respekt davor. Wird sich zeigen. Das Seminar aber auch auf alle Fälle um vielleiht noch mal eine andere Sichtweise auf das Thema Tod zu bekommen. Wäre interessant, wenns noch Berliner hier gäbe, die das auch vor haben, Könnte man sich evtl. zusammen schließen. Vielleicht eröffne ich dazu irgendwann noch einen thread....mal schauen.....

Heute muss ich arbeiten und meinen heiligen Samstag opfern. Wir haben heute Kita-Sommerfest. Hab viel organisiert dafür und hat Spaß gemacht udn abgelenkt. Mache heut Essens- und Getränkeverkauf......die Arbeit mit den Kindern tut mir in diesen Tagen besonders gut, weils wohl einfach das krasse Gegenteil zu dem Erlebten ist.

eigentlich wäre das ein gutes Pendant zur Arbeit in der Sterbebegleitung. Ein Ausgleich quasi.....Reizen tut mich das sehr. Es gibt Menschen die haben keine Angehörigen mehr und müssen durch alles alleine gehen.l Wie schön ist es, wenn man so einem Menschen helfen kann, seinen Frieden zu finden. Gibt ja fast nichts Schöneres......

Euch ein schönes Wochenende.....
LG
schnaddi
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Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben.
(Marcus Aurelius)

Seid zuversichtlich und stark und lebt Euer Leben mit der Gewissheit, es ist endlich. Kostet das Geschenk des Lebens jeden Tag aus!
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  #2  
Alt 26.07.2014, 07:21
mausi69 mausi69 ist offline
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Guten Morgen Tanja!

Du opferst nicht alleine deinen Samstag für die Arbeit! Ich bin schon seit um fünf imDienst und ich muss sagen Gott sei dank!
So bin ich bis heut Nachmittag abgelenkt und dann kommt die ganze Traurigkeit!
Ist doch heute echt ein mieser Tag!

Ich werde es überleben!
Lg mausi
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Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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  #3  
Alt 09.08.2014, 07:52
schnaddi schnaddi ist offline
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Ihr lieben,

es gibt ja hier nicht mehr viel zu berichten. Mir gehts recht gut. Ich bin froh, wieder ein normales Leben zu haben. Ich bin traurig, dass Mom nicht da ist, und von Zeit zu Zeit vermiss ich sie fast unaushaltbar, aber es ist nicht immer so. Und ich kann zwischendurch gut leben. Bin ja auch noch sehr mit der Wohnung beschäftigt. Aber das hat sich alles ganz gut in Wohlgefallen aufgelöst. Die Küche geht aller WAhrscheinlichkeit an den nächsten Mieter. Ich muss also nur noch räumen und im Anschluss nochmal durchputzen, die Woche treff ich mich mit der Maklerin, die macht Bilder von der Wohnung um sie ins Internet zu setzen. Heute geh ich hin und nochmal den ganzen Kleinkram sortieren. Also vor allen Dingen an Küchenutensilien behalte ich fast alles. Muss ich aber bei mri auch noch bissel sortieren.

Mein Projekt ist derzeit das Grab. Noch ist es ja sehr provisorisch, ich muss ja erstmal diesen Urwuchs entfernen. Für einjährige Sommerblüher ist es jetzt zu spät, also warte ich auf die Herbstblumen, und die mehrjährigen werd ich erst im Frühjahr pflanzen. Der Grabstein ist in Arbeit.

Werde mal den Verlauf hier in Bildern festhalten. Ist ein guter Abschluss für diesen thread, bzw. kann ich den immer fortsetzen, weil sich ja ständig was ändern wird.

Das Gestrüpp im oberen Teil des Grabs wird heute entfernt und dann kommt die Fetthenne von Mamas Balkon noch mit rauf......also ich hab gut zu tun.......
Angehängte Grafiken
Dateityp: jpg grab mama.jpg (101,8 KB, 104x aufgerufen)
Dateityp: jpg grab mama ii.jpg (104,6 KB, 99x aufgerufen)
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Meine Mama
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Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

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  #4  
Alt 11.08.2014, 15:04
Flinchen Flinchen ist offline
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Liebe Tanja,

als ich Deine letzten Einträge gelesen habe, musste ich ganz schön schlucken - sie geben mir einen Eindruck von dem, was mich noch mit meiner Mama erwarten kann.
Sie hat zwar Magenkrebs (mit Metastasen in Leber und Knochen), aber ich frage mich schon, wie wir die Zeit, wenn es wirklich schlimmer wird, schaffen sollen. Du bist ein tolles Vorbild, das wollte ich Dir sagen!

"L'air du temps" ist übrigens auch das Lieblingsparfum von meiner Mutter. Ich verbinde es einfach immer mit ihr und schon jetzt ist es für mich schlimm, wenn z.B. jemand anderes an mir vorbei geht und danach riecht...

Alles nicht einfach, aber ich freue mich, dass Du trotz allem auch irgendwie Erleichterung verspürst!
Kristina
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  #5  
Alt 01.11.2014, 06:52
schnaddi schnaddi ist offline
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Ihr Lieben,

ich wollte mich doch nochmal melden, und berichten, wie es mir so ergangen ist und ergeht. Habe gehört, es hätten einige nach mir gefragt, und das hat mich doch sehr gefreut, dass meine Mom und ich doch noch nicht ganz vergessen sind

Also vorweg, im Moment geht es mir recht gut, jetz wieder....mir gings ja unmittelbar nach dem Tod meiner Mutter gar nicht so schlecht, wo ich mich eigentlich selbst gewundert hatte, und im Nachhinein betrachtet, weiß ich, dass ich volll neben mir stand, dass ich das überhaupt nicht fassen konnte, dass sie nicht mehr da ist, und sie noch überall gespürt habe.....

Ich hab ja dann die Wohnung aufgelöst, was lange dauerte, da die Kündigungsfrist drei Monate war, und ich sie erst Ende September abgegeben habe......das ewige in die Wohnung meiner Mutter gehen, die gar nicht mehr da ist, hat mich irgendwann auch zermürbt.....so dass ich froh war, als ich die Schlüssel abgeben konnte....brauchte eine Linie um mit den Vorgängen erstmal abschließen zu können. Und in der Zeit kam auch der Einbruch.....ich bin in ein tierisches Loch gefallen und hatte einen Miniburnout.....hab mich einfach nur noch leer gefühlt.

Auch das zur Ruhe kommen muss man manchmal wieder erlernen.....ich bin so auf der Übeholspur gelaufen, dass ich nicht bemerkt habe, dass mein Akku echt leer war. Musste mich echt erstmal wieder runterbeamen und hab mich dann mal intensiv um mich gekümmert, was ich dieses Jahr noch überhaupt nicht hatte. Inzwischen hab ich mich gut erholt.

Was Mama betrifft, kommen von Zeit zu Zeit Erinnerungen hoch, gar nicht mehr an die Krankheit sondern eher an Dinge aus meiner Kindheit Und dann fehlt sie mir sooooo unendlich und ich würde alles dafür geben, sie nochmal umarmen zu dürfen, ihr zu sagen, wie sher ich sie liebe, wieviel ich an sie denke....ja die Liebe ist eher noch größer geworden, und ich hab sie natürlich ganz fest im Herzen, das Schöne ist, ich kann immer noch mit ihr reden, grad wenns ein Problem gibt, dann frag ich sie, und ich weiß genau was sie mir dazu gesagt hätte Und so hat man manchmal das Gefühl, ,dass irgendwas von ihr geblieben ist.....

Heute ist der erste November, und heute ist sie seit vier Monaten nicht mehr bei uns. Weiterhin ist heute Allerheiligen, ich habs sonst nicht so mit religiösen Feiertagen, aber weils Tradition ist, geh ich heut zum Grab und mach es winterfertig.Ich war einen Monat nicht am Grab, ich wollte nicht, ich brauchte ein ganz kleines bißchen Abstand. Aber nun ist wirklich besser.

Letztens hab ich mcih bei dem Gedanken erwischt, ob Mama da in der ERde bei dem ollen Usselwetter kalt sein könnte.....und es beruhigt dass Mama weder kalt noch warm ist. Und ich bin auch froh, dass da nur Mamas Asche vergraben ist. Ich würde den Gedanken net mehr loswerden, dass ihr da in der Erde kalt ist.

Ja,also rumdum, es ist schon noch alles da und präsent, aber ich kanns inzwischen ganz gut verarbeiten. Das Schöne ist, dass die Krankheit mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Zum Schluss war meine Mama ja gar nicht mehr vorhanden, die Krankheit hatte sie so verändert. Und ich bin froh, dass das nicht überwiegt in den Erinnerungen. Ja vieles sieht man mit etwas Abstand auch anders.

Hier les ich hin und wieder mit, und war sehr geschockt, zu lesen, was in den letzten Wochen im Angehörigen -Forum so passiert ist. Die meisten von denen, mit denen ich während der Erkrankung geschrieben habe, sind inzwischen auch allein

Ich Freue mich aber auch zu lesen, wie der Rudi und seine Frau hier die Stellung halten, und bitte weiter so Über die Statistik seid ihr doch längst hinaus.....

Wünsche allen hier ein schönes Wochenende
und denen die es brauchen viel Kraft....

Liebe Grüße
Tanja
__________________
Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

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(Marcus Aurelius)

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  #6  
Alt 01.11.2014, 13:12
Tomislav2 Tomislav2 ist offline
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Hallo Tanja,

Schön von dir zu lesen. Und auch dass es dir gut geht.

liebe grüße
Thomas
__________________
Meine geliebte Annika *11.09.1977 22.08.2014
(Myxoides Liposarkom ED 08/2013)
Meine Mama * 19.03.1961 06.09.2015
(Brustkrebs seit 2006)
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