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  #1  
Alt 26.01.2015, 10:51
Wind Wind ist offline
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Es ist jetzt schon eine Zeit her, dass ich hier berichtet habe und ich nehme meinen Thread mal wieder auf.
Zuallererst … meinem Papa geht es relativ gut.
Ich hatte ja furchtbare Angst vor Weihnachten. Hätte ich aber gar nicht haben müssen. Wir hatten ein wunderschönes Weihnachtsfest. Am 24.12., nach der Bescherung, gab es kurzzeitig ein kleines Tief bei mir, welches ich aber auf dem Balkon mit mir selbst und einem Bierchen ausgemacht habe. Den zweiten Weihnachtstag haben wir einen ganz tollen Strandspaziergang machen können. Das Wetter war herrlich … eiskalt und Sonnenschein, mit Sanddorn-Grog und heißer Waffel auf der sonnigsten der Sonnenbänke … wer vom Meer kommt, weiß was ich meine . Mein Papa hat dabei dann ….sehr bewusst, wie ich glaube ….das Gespräch mit mir gesucht und wir haben über alles gesprochen … das Leben, den Krebs, den Tod. Danach hatte ich das Gefühl, wir hätten uns alles gesagt, was gesagt werden musste und auch gesagt werden wollte. Es war komisch, tat weh, aber auch gleichzeitig tat es einfach nur gut. Es war das erste Mal, dass wir ein so sehr intensives Gespräch über die Krankheit und ihn hatten.
Seitdem bin ich sehr viel ruhiger und entspannter. Ich habe gesehen, dass es für ihn die richtige Entscheidung war, die Chemo nicht fortzusetzen. Dieses zu akzeptieren fiel mir ja unendlich schwer. Er hat wirklich qualitativ gute Zeit gewonnen. Im Oktober hätte niemand von uns daran geglaubt, dass wir noch einmal am Meer spazieren werden, geschweige denn, überhaupt noch ein Weihnachten haben. Er hat so sehr gelitten unter der Chemo.
Der Palliativdienst hat sich auch erstmal zurückgezogen, weil sie sagen, es könne sonst Ärger mit der Krankenkasse geben. Ist natürlich ein gutes Gefühl, aber der Mama hat das schon ganz gut getan immer mal ein wenig zu reden. Aber der Palliativarzt ist nicht aus der Welt … er schaut alle zwei-drei Wochen beim Papa vorbei und ist sofort wieder einsatzbereit bei Bedarf.
Tja … also erstmal alles fast entspannt an der Kampffront. Natürlich weiß ich, dass es im Papa weiter wuchert und die Gewissheit hängt wie ein großer, bis zum Platzen gefüllter Ballon über mir, aber ich genieße das, was uns noch geschenkt wird. Über alles andere mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist …. habe ich jetzt mal beschlossen … mal schauen, wie umsetzbar mein Plan ist .
Letzte Woche waren meine Eltern sogar noch einmal für vier Tage auf einem Kurzurlaub. Nicht weit weg, aber mal raus und sich verwöhnen lassen. Meine Mama sagte dann, dass solch ein Spaziergang wie der von Weihnachten nicht mehr möglich gewesen wäre, weil Papas Beine ganz dummelig wären und er sie schlecht spüren würde. Aaaaaaber … ich habe ja einen Plan und schlechte Gedanken aus meinem Kopf!!!!
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  #2  
Alt 02.02.2015, 10:06
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Meinem Papa geht es gerade nicht so gut. Die Schmerzen nehmen stark zu, er ist sehr teilnahmslos und in sich gekehrt, zeitweise ziemlich verwirrt und auch nicht mehr wirklich bewegungsfreudig. Ich habe ein wenig Angst, dass es jetzt „losgeht“ und verweigere mich da noch sehr. Im Oktober hätte niemand von uns geglaubt, dass wir noch ein gemeinsames Weihnachten feiern und dann war es so gut und entspannt, dass es jetzt schwerfällt, der Realität wieder ins Auge zu blicken. Vielleicht ist es nur eine kurze Phase … immer nach vorne schauen!
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  #3  
Alt 02.02.2015, 10:25
Lililit Lililit ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Gib nicht auf, vielleicht ist es nur ein phase und es geht ihm bald wieder besser. Ich wünsche vom ganzen Herzen das ihr noch viele tage miteinander verbringen drüft.
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  #4  
Alt 02.02.2015, 10:25
AHoo AHoo ist offline
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Liebe Wind,

ich wünsche euch von Herzen, dass es "nur" ein Zwischentief ist und ihr danach noch eine gute Zeit miteinander habt.

lg Astrid
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  #5  
Alt 02.02.2015, 14:33
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebe Lililit, liebe Astrid,

danke für eure Worte ... es tut so gut, zu wissen, dass man nicht ganz alleine da steht.

Deiner Mama, liebe Lililit ... ganz viel Glück morgen bei der ersten Chemo ... ich drücke die Daumen!
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  #6  
Alt 04.02.2015, 10:57
Wind Wind ist offline
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Bei uns sind gerade ganz komische Tage. Meinem Papa geht es so la-la, gestern war ein etwas besserer Tag. Die Mama macht mir momentan etwas mehr Sorge. Sie beschwert sich, dass er nicht mit ihr über seine Krankheit redet und sie würde doch sehen, dass er Schmerzen hat. Er sagt aber nichts, das nervt sie. Ganz merkwürdige Telefonate, die wir da gerade führen. Und wenn ich meinen Papa dann etwas in Schutz nehmen will, weil ich sehr gut verstehen kann, dass man nicht immer nur darüber reden mag und gefragt werden will, wie es einem geht, dann reagiert sie etwas leicht ungehalten. Es ist gerade eine ziemlich Gratwanderung, die ich führen muss. Natürlich verstehe ich die Mama. Alles dreht sich um meinen Papa und sie macht und tut und kümmert sich. Und er igelt sich ein. Aber ich verstehe auch den Papa. Tausend Mal am Tag fragen, wie es ihm geht … das muss nerven. Wie soll es ihm schon gehen? Er weiß, dass er sterben wird … also: Es geht beschissen! Das muss man nicht nachfragen.
Ich versuche meiner Mama soviel Rückhalt wie möglich zu geben und ich habe mir schon lange angewöhnt, immer erst zu fragen, wie es ihr geht. Sie soll nicht das Gefühl bekommen, keiner interessiert sich für sie. Ich weiß doch, was sie alles tut und bin so froh, dass es sie gibt. Ohne sie würde es ja gar nicht funktionieren. Aber anscheinend bin ich nicht in der Lage, ihr dieses wichtige Gefühl zu vermitteln. Mit dem Palliativdienst an unserer Seite ging es etwas besser. Nun hat der ja erstmal seine Arbeit eingestellt und wir driften wieder in diese komische Situation. Es tut mir so weh, wenn sie glaubt, ich stehe nur auf der Seite des Papas und keiner nimmt sie mehr wahr. Was kann ich nur tun?
Hat irgendjemand hier Erfahrung mit solch einer Situation und kann mir da was raten?
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  #7  
Alt 05.02.2015, 11:56
AHoo AHoo ist offline
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Liebe Wind...

seit gestern denke ich darüber nach was ich dir dazu, zu deinem Dilemma, schreiben kann... und jedesmal wenn ich denke... ja, nun hat sich das passende im Gehirnskasten zurechtgerückt... dann ist es wieder weg oder erscheint mir doch nicht mehr so "richtig".

Nun versuche ich es einfach mal.

Zuerst zu deiner Mama... dass sie besorgt ist und nicht möchte, dass dein Papa Schmerzen leidet... ist, denke ich, verständlich... und auch, wenn sie pikiert zu sein scheint, wenn man versucht ihr zu erklären warum dein Papa reagiert, wie er reagiert... solltest Du versuchen in ihr das Vertrauen darauf zu wecken, dass dein Papa es sagen wird, wenn die Schmerzen zu stark werden... oder es ihm zumindest anzumerken sein wird... und den Arzt kann sie darauf ja auch immer wieder, unabhängig davon, ansprechen.

Vielleicht möchte dein Papa zur Zeit einfach nicht mehr oder höher dosierte Schmerzmittel.... um noch etwas mehr "da zu sein"... vielleicht befürchtet er, dass er dann zu abgeschlagen ist... zu müde... zuviel schläft.

Vielleicht sind die Fragen deiner Mutter zu "unspezifisch"... Die Frage "Sind deine Schmerzen stärker geworden?" ist evtl. mehr auf den Punkt, als die Frage "Wie geht es dir?"

Aber statt dich da zu sehr verwickeln zu lassen... in das zwischen den beiden... könntest Du auch "nur" zuhören... und garnicht viel "Meinung" äußern... oder dich auf irgendeine Seite stellen. Regeln müssen die beiden das eigentlich unter sich... sie müssen sich auf irgendwas einigen... und auch wenn einer krank ist... darf man sich mal "zanken"... und nicht immer nur wie ein rohes Ei behandeln. Vielleicht ist es ja gerade das, was dein Papa gerne hätte, jetzt nicht unbedingt Zankerei, aber etwas mehr "Normalität"?

Ich wünsche dir die Kraft und die nötigen Nerven... diese Gratwanderung zu vollbringen und evtl. sogar deine "Mittelposition" zu bekräftigen.

glg Astrid
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  #8  
Alt 05.02.2015, 21:52
Bernsteinketterl Bernsteinketterl ist offline
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...liebe Wind...vielleicht solltest du deiner Mama genau das sagen, was du mir in der letzten Nachricht geschrieben hast...du kommst wahrscheinlich nach deinem Papa, wenn du sagst, dass auch du nicht viele Worte brauchst in so einer Situation...und wie du mir gesagt hast...jeder geht einfach anders um mit solchen Gefühlen...ich kann deine Mama irgendwie verstehen...in all ihrer Sorge würde sie wahrscheinlich sogar am liebsten jede Sekunde ihren Mann fragen wie es ihm geht...und na klar...ihn kann ich auch gut verstehen....wie soll es ihm schon gehen...hm...

....ach...was für starke Menschen hier im Forum für riesen (Lebens-)Geschichten stemmen...unglaublich...!
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