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  #1  
Alt 01.08.2016, 14:43
barpir barpir ist offline
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Beiträge: 79
Standard AW: Freund lässt Darmkrebs nicht behandeln!!!

Ich: "Vor was hast du Angst?"
Er: "Ich habe keine Angst."

Danke für den Tipp, wir wohnen aber in Italien - Südtirol.
Das mit der Krankenversicherung ist bei uns anders.
Er ist aber auf jeden Fall privatversichert.
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  #2  
Alt 01.08.2016, 15:14
p53 p53 ist offline
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Beiträge: 145
Standard AW: Freund lässt Darmkrebs nicht behandeln!!!

Hallo barpir,

bei einem alkoholkranken Menschen, der sich weder behandeln (Entzug) noch sonstwie helfen lassen möchte, würde man dein Verhalten als "Co-Abhängigkeit" bezeichnen.

Du kontrollierst, überwachst, kreist permanent um ihn; um seine Verantwortung, sein Tun oder Nichttun, sein Leben.

Du nimmtst ihm damit Verantwortung für sich und seine Krankheit ab, oder versuchst es zumindest. Geht aber nicht.
Du kannst ihn weder retten noch von irgend etwas überzeugen, das er patout nicht möchte (momentan).

Es ist sein Leben, seine Verantwortlichkeit dafür und auch seine Entscheidung. Wenn du das, was er derzeit tut, nicht mittragen möchtest oder kannst, dann zieh dich da schnellstens raus. Sonst wird er dich mit in seinen destruktuven Abgrund reißen.

Was er macht, ist vollkommen destruktiv und je mehr du ihn subtil oder auch offen unter Druck setzt, umso mehr wird ER sich zurückziehen... früher oder später.

Gib ihm seine Verantwortung für sich und sein Leben zurück. Hör auf, ihn permanent zu kontrollieren und zu "überwachen". Das ist ganz furchtbar, für alle Seiten.

Du kannst mit ihm zB eine Vereinbarung treffen, dass du dich zukünftig aus seinen Krebsentscheidungen komplett heraus hältst und dieses Thema bei euren Treffen und Unternehmungen auch tabu ist.
Ich handhabe das ähnlich mit einigen Menschen, die destruktive Verhaltensweisen leben bzw sich nicht in Behandlung begeben mit ihren Erkrankungen.

Ich möchte sie nicht fallenlassen, da sie an sich für mich geschätzte Freunde sind. Aber nicht um jeden Preis und nicht unter allen Umständen.
Wenn wir uns treffen, klammern wir einige Themen aus und das klappt nach anfänglichen kleinen "Rückfällen" ganz gut. Ich habe das Gefühl, ich hab damit auch Druck aus unserer Beziehung genommen und sie treffen sich sogar nun wieder häufiger mit mir als zuvor.... als ich versuchte, sie zu überzeugen und zu "retten".

Er hat das Recht, sich nicht behandeln zu lassen, du hast das Recht, dich selbst zu schützen.

Geändert von p53 (01.08.2016 um 15:17 Uhr)
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  #3  
Alt 01.08.2016, 15:57
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Freund lässt Darmkrebs nicht behandeln!!!

Zitat:
Zitat von Angelika7 Beitrag anzeigen
..
vermutlich die ideale Lösung in so einer Situation.
Sorry, aber das sehe ich komplett anders.

Wir reden hier nicht von einer Bekannten, die bapir alle 3 Wochen auf nen Kaffee trifft (da ist so was bestimmt die beste Lösung) sondern von ihrem Partner.

Mit einer Beziehung hat dieses "Da bin ich raus" in meinen Augen NICHTS zu tun. Und was heißt hier "sein Leben" ?

Bapir und er hatten offenbar gemeinsame Zukunftspläne, mit denen er gerade Russisches Roulette spielt.

Ich sähe für mich wohl nur zwei Wege: Man findet einen gemeinsamen Weg mit dem Krebs umzugehen oder man trennt sich. In einer Beziehung die wichtigsten Fragen des Lebens ausklammern? Nein, ich glaube nicht, dass sowas gut gehen kann.

Ich finds gut, dass Du Dir psychologisvhe Unterstützung suchst bapir. Hoffe das Dich das weiter bringt.
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  #4  
Alt 01.08.2016, 15:59
barpir barpir ist offline
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Beiträge: 79
Standard AW: Freund lässt Darmkrebs nicht behandeln!!!

wow, das ist mal ne Ansage.....
aber alles, so wie du's schreibst ist wahr.....
ich bin mir bewusst, dass ich ihn weder retten, noch umstimmen kann....
Aber ich bin halt - wie fast jeder - auch Egoist. Ich will nicht, dass er sein Leben riskiert, weil auch mein Leben darunter leiden wird.
Entweder am Verlauf der Krankheit oder an der Tatsache, dass er früher oder später der Krankheit zum Opfer fällt.
Die Tatsache, dass er sich das alles selbst zu zuschreiben hat, hilft mir am Ende dann wirklich nicht viel. Dann kommt zur Trauer auch noch die Wut dazu, dass das vielleicht nie so hätte kommen müssen.

Ich hab schon meine Ehrfahrungen mit "Co-Abhängigkeit" bei meinem alkoholkranken Vater. War schon in psychologischer Behandlung, die mir sehr geholfen hat, zu verstehen, dass ich ihm seine Verantwortung nicht abnehmen kann und auch nie werde.
Es ist mir damals, nach knapp einem halben Jahr, gelungen damit abzufinden. Auch weil ich mich distanzieren konnte - räumlich mein ich.

Wie du auch sagst, jeder hat das Recht und auch die Pflicht sein eigenes Leben zu leben und darüber zu 100% zu entscheiden.

Diese Aussagen versuche ich mir auch immer wieder vor Augen zu führen. Aber es ist halt schwer. Weil am Ende, wir alle weiterleben müssen, in dem Wissen (oder auch Unwissen) was gewesen wäre wenn......
Es ist wie Selbstmord, bei dem wir alle zuschauen dürfen. Wir müssen ja nicht - wir können alle gehen, wenn wir wollen - , wir dürfen.
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  #5  
Alt 01.08.2016, 16:56
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Freund lässt Darmkrebs nicht behandeln!!!

hallo barpir,

co-abhängigkeit ist auch gewalt, eine form von psychischer gewalt und missbrauch.

ich kann mir vorstellen, das es in "entfernteren" beziehungen klappen mag, wenn man dann themen tabuisiert.
aber in einer nahen liebesbeziehung ist das m. e. nicht möglich. denn es geht ja um "alles", um gefühle, lebensplanung etc.

durch die erkrankung kann auch eine neue nähe und intensität entstehen.
andererseits zeigen sich destruktive eigenschaften in extremen lebenslagen ebend auch deutlicher.

bitte achte auf DICH!
therapeutische begleitung für dich ist super!
und überlege, das du dir wichtig(er) sein solltest und für missbrauch zu schade bist.

ist denn dein empfinden, deine gefühlswelt auch thema zwischen euch?
versucht dein partner, dich zu schonen? bist du ihm wichtig? wie es dir geht?
oder macht er dich zu einer/einem beobachter/in, der/die nichts eigenes denken/sagen/fühlen darf?


--------------zum thema co-abhängigkeit-------------------

Co-abhängige Menschen erkennen die (unbewusst) ausgeübte Manipulation, emotionale Erpressung,
Projektion und Beeinflussung nicht (mehr), deren destruktives Verhalten gegenüber sich selbst und gegenüber anderen Menschen.
Co-Abhängige spielen strapaziöse Ereignisse und psychische Verletzungen, die Menschen durch ihr unreflektiertes Ausagieren
bei anderen Menschen hervorgerufen haben, herunter.
Co-Abhängige blenden die eigenen negativen Erlebnisse in ihrer Erinnerung aus und verdrängen sie.
Co-Abhängige sind auf eine Art süchtig nach dem bißchen Aufmerksamkeit und der Aufwertung und Idealisierung,
die sie punktuell und willkürlich durch den (von ihnen geliebten) Menschen bekommen.
Co-Abhängige nehmen gegenüber dem Menschen eine "Ermöglicherrolle", eine "Retterfunktion" und gegenüber dem Umfeld
eine Vermittlungs- oder Schlichtungsrolle ein. Dies bringt sie oft in eine isolierte Position, da nicht das ganze Umfeld das Ausagieren duldet.
Co-Abhängige verlieren ihre bisherigen Werte und Maßstäbe.
Co-Abhängige "sehen nicht (mehr) durch" in dem ganzen emotionalen Chaos um sie herum.
Oft sind ihre persönlichen Grenzen durch permanente Grenzüberschreitungen bereits
vor ihrer Beziehung weit zu ihren Ungunsten verschoben worden, zum Beispiel in einer dysfunktionalen Herkunftsfamilie.
Sie haben in der Vergangenheit nicht gelernt, ihre eigenen Gefühle und Körpersignale zu erkennen und ihren zu vertrauen,
können aber sehr wohl bei ihrem Gegenüber kleinste Gefühlsregungen wahnehmen.
Oder die Verhaltensmuster von dem geliebten Menschen sind durch vergangene Erfahrungen bereits bekannt,
erscheinen einem vertraut und werden als dysfunktionale Beziehung (un)bewusst neu rekonstruiert.
Für Co-Abhängigkeit sind Menschen anfällig, die eher konfliktvermeidend und harmoniesuchend sind,
eigene Entscheidungen vermeiden, geliebt werden wollen, eher abhängig-passiv sind und helfende Eigenschaften haben.
Sie definieren sich über die Wünsche, Erwartungen und Vorstellungen anderer Menschen, hauptsächlich aber von der Person,
zu der sie co-abhängig sind. Anderen Menschen erscheinen sie in dieser Konstellation als passiv und unterwürfig.


Bei den co-abhängigen Menschen kann es zu diesen Folgen kommen:
- das eigene Denken und Leben dreht sich größtenteils um die Erkrankung der anderen Person, während diese ihre Erkrankung leugnet oder herunterspielt,
- jegliche Beziehungsarbeit leistet der Co-abhängige Mensch,
- Selbstverleugnung: Leugnung eigener Grenzen, eigener Gesundheitszustände und eigener Bedürfnisse,
- Selbstaufgabe,
- Isolation durch das Wegbrechen und aufgeben bisheriger Kontakte bzw.
die Abwendung des Freundeskreises bzw. anderer Familienmitglieder,
- Erschöpfung,
- das Gefühl permanenter Überforderung,
- Burn Out,
- (Selbst-)Vorwürfe und Selbstzweifel,
- fehlendes Selbstvertrauen und niedriges Selbstwertgefühl,
- das Nichterreichen von Bildungsabschlüssen,
- die Aufgabe eigener Pläne und Ziele, Werte, Moralvorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse,
- die kritiklose, passive Übernahme fremder Pläne, Ziele, Wünsche und Bedürfnisse,
- Schwierigkeiten in anderen Bezügen wie Ausbildung, Arbeit, Wohnen, Finanzen (Verschuldung),
- Hilflosigkeit,
- Lustlosigkeit und Traurigkeit,
- Wut und Hass
- psychosomatische Schmerzen (Magenschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Schlaflosigkeit, Depressionen, Fibromyalgie etc.),
- psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Essstörungen,
- andere Erkrankungen wie Hauterkrankungern, Autoimmunerkrankungen.
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...

Geändert von vintage (01.08.2016 um 17:04 Uhr)
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  #6  
Alt 02.08.2016, 11:16
barpir barpir ist offline
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Standard AW: Freund lässt Darmkrebs nicht behandeln!!!

Hab in ein paar Stunden den Termin bei der Psychologin...
Ich seh mich in vielen Punkten der Co-Abhängigkeit wieder.
Mit ihm über meine Gefühle zu sprechen ist schwierig. Er nimmt sie ganz anders wahr als ich, ob es jetzt um die Krankheit geht, die Situation im Allgemeinen oder generell die Bewältigung des Alltags.

Das mit dem "tabuisieren" des Themas ist auch für mich recht unwahrscheinlich umzusetzen. Wir sehen uns halt jeden Tag und einfach so zu tun als ob da ja eigentlich gar nix wär, das ist für mich so absurd und realitätsfern. Geht nicht....da ist doch was....

Danke für eure Hilfe, tut wirklich gut sich hier auszutauschen!
Ihr seid wirklich ein Haufen super Menschen. Trotz eigener Schicksalsschläge und eigener Probleme, gebt ihr euch Mühe anderen Mut zu geben!
Ich find euch einfach beeindruckend und beispielhaft!!!!
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  #7  
Alt 02.08.2016, 13:26
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 746
Standard AW: Freund lässt Darmkrebs nicht behandeln!!!

viel kraft für dich und alles liebe!!

__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #8  
Alt 02.08.2016, 16:39
barpir barpir ist offline
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Beiträge: 79
Standard AW: Freund lässt Darmkrebs nicht behandeln!!!

also....
das Gespräch war gut. Ihr Rat an mich: ihm ein Ultimatum stellen. Entweder er lässt sich weiter untersuchen und trifft dann eine Entscheidung auf der Basis aller Fakten (ich werde ihn dabei begleiten logischerweise) oder ich gehe.

Emotionale Erpressung nennt man das wohl.....aber wenn man auf der rationalen Ebene nicht mehr durchkommt.

Na, es geht mal primär darum ihn zu überzeugen sich untersuchen zu lassen. Nicht gleich zu einer OP zu zwingen.

Und dann, tatsächlich, nachmittag durch ein bisschen hin und her schreiben (die emotionale Erpressung, hab ich noch nicht gemacht), schreibt er mir plötzlich:

"organisier ein Treffen mit dem Chriurgen. Hören was er sagt."

Leute, ein kleiner Schritt, aber mir fällt ein Stein vom Herzen!
Jetzt nur noch hoffen und beten!!!! )))))
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darmkrebs, keine behandlung


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