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#1
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AW: Krebsforschung + Ärzte
Und wie soll der Patient nach der Liste der Zuwendungen die Vertrauenswürdigkeit der Ärzte(innen) beurteilen können? Kann man Vertrauungswürdigkeit Anhand des Einkommen des Menschen bestimmen?
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#2
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AW: Krebsforschung + Ärzte
Mmh, schwieriges Thema.
Ich denke, eine reine Offenlegung der Pharmafirmen wer wieviel Geld an wen zahlt ist nicht zielführend - wichtig wäre auch für was. In Krankenhäusern fliessen sogenannte Drittmittelgelder, also Gelder die der Arzt für ein bestimmtes Projekt/Studie bekommt, natürlich nicht in die private Tasche des Arztes. Von dem Geld bekommt die Klinik erstmal einen gewissen Prozentsatz an "Overhead" (je nach Klinik 15-25%) als "Entschädigung" dafür, dass sie Räume, Strom etc. stellt. Für Studien/Projekte wird dann Material bestellt und vor allem Personal eingestellt - um offen zu sprechen findet mit diesen Geldern zum Teil eine Quersubventionierung der normalen Krankenversorgung und natürlich der Forschung, die kein Geld einbringt, statt. In meinem Bereich müssten ohne diese Drittmittel Schwestern und Ärzte entlassen werden und die Personaldecke wäre noch um einiges dünner als sie es jetzt schon ist. Diese Offenlegung ist aber meiner Meinung nach nicht machbar - welches Krankenhaus wäre schon bereit, seine ganze Finanzplanung offen zu legen? Und solange diese Planung nicht offengelegt wird werden sich viele Ärzte scheuen der namentlichen Nennung der Zuwendungen zuzustimmen weil eben nicht sichtbar ist wofür das Geld wirklich ausgegeben wird und ein falscher Eindruck entsteht... . VG Cipi |
#3
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AW: Krebsforschung + Ärzte
Zitat:
Am Geld würde ich die Kompetenz eines Arztes jedenfalls nicht messen wollen.( Es gibt zum Beispiel MEZIS - da kann man sich einen "unbestechlichen Arzt" suchen - bei mir in der Nähe 0). Im Gegenteil: die Ärzte, die regelmäßig an Weiterbildungen (der Pharmaindustrie) teilnehmen bzw. an Studien und daran Interesse haben, sind meist deutlich besser drauf als die anderen. Zum Selberbelesen und Fortbilden muss man nämlich auch Zeit investieren, da ist es in einem netten Rahmen mit vielen Kollegen und guten Referenten vielleicht doch attraktiver. Mal davon abgesehen, dass vermutlich ohne die Angebote der Industrie kaum Weiterbildungen stattfinden würden. Und ob wir hier mit dem amerikanischen System glücklich wären, möchte ich mal offen lassen... safra |
#4
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AW: Krebsforschung + Ärzte
Bei vielen Veröffentlichungen steht auch schon unter dem Artikel "Offenlegung potentieller Interessenskonflikte ...".
Das Hauptproblem scheint mir als Laien darin zu bestehen, dass man, vor allem was die Grundlagen betrifft, gern mehr unabhängig forschen würde. Dafür ist man auf öffentliche Gelder angewiesen, die, wie ich gelesen habe, vom Bundesforschungs- u/o Bundesgesundheitsministerium bereitgestellt werden. Diese sind der Meinung, sie stellten genug zur Verfügung (bzw. es ist nicht mehr da zum Ausgeben). Also muss man auch auf gesponserte Studien zurückgreifen, was dann keine Grundlagenforschung mehr ist. Cipramil hat mE gut verständlich dargestellt, wie das dann im Einzelnen läuft. Geändert von Cecil (25.07.2017 um 16:04 Uhr) |
#5
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AW: Krebsforschung + Ärzte
Hallo,
nach vorliegenden Zahlen (von 2016) liegt die Anzahl der Ärzte, die in der Forschung tätig sind, in der BRD bei ca. 70000. Ca. 25% der Ärzte (= ca. 17500) erklärten sich damit einverstanden, daß die Pharmaindustrie ihre direkten Zahlungen (Entgelte für erbrachte Leistungen) an sie veröffentlichen darf. Die Zustimmung der Ärzte ist erforderlich, damit die Pharmaindustrie diese Einzel-Zahlungen überhaupt veröffentlichen darf. 2015 lag die Zustimmung der Ärzte bei ca. 31%. Insgesamt (incl. der restlichen 75%, welche der Veröffentlichung ihrer Entgelte nicht zustimmten) wurden an Ärzte 105 Millionen Euro als Vertragshonorar und für die Teilnahme an Fortbildungs-Veranstaltungen bezahlt. (Zahlen kann man u.a. hier finden=> http://www.spiegel.de/gesundheit/dia...a-1102819.html ) Zitat:
Ist es aber nicht, weil es viel komplexer ist. Und bis in Bereiche persönlicher Befangenheit gehen kann, die nicht das Mindeste mit Korruption zu tun hat! Leider kann diese Befangenheit auch dazu führen, daß die Unvoreingenommenheit "getrübt" wird. Zitat:
Denke, das wird sich aber nicht so leicht durchsetzen lassen. Immerhin wäre es ja schon ein gewaltiger Fortschritt, gesetzlich die Offenlegung vorzuschreiben. "Rote Fäden" lassen sich dann wohl etwas leichter ziehen, weil Firmen wohl kaum Unsummen für die Verschreibung von Kopfschmerz-Tabletten bezahlen. Wie das läuft, wissen/ahnen wir doch wohl: Elementares Interesse der Firmen ist eher, ihre "geschützten" Produkte im Markt durchzusetzen. Schließlich unternehmen sie ja auch alles, um "Alleinstellungs-Merkmale" erreichen zu können. Sei es durch die Finanzierung von Studien (am teuersten), Patente (weniger teuer) oder eingetragene Warenzeichen (relativ preiswert). All das ist legitim, und die Firmen verhehlen das ja auch nicht. Weil es für jedermann nachvollziehbar ist. Nur ein Beispiel dazu: Rituximab. Sieht man z.B. hier nach, http://www.chemie.de/lexikon/Rituximab.html was das überhaupt ist, stößt man sofort auf die Handelsnamen MabThera und Rituxan, beide mit eingetragenem Warenzeichen (zur "Abgrenzung" gegenüber Wettbewerbs-Produkten). Umgekehrt kann man dann bei Auflistungen von Roche-Zahlungen an Ärzte m.E. davon ausgehen, daß solche nicht für die Verschreibung von Kopfschmerz-Tabletten erfolgen. Zitat:
Geld regiert die Welt. Pecunia mundum reget dürfte den meisten unserer Ärzte vom Latinum her bekannt sein. Über 2000 Jahre alt. In Wirklichkeit ist es wohl viel älter: Es ist und war immer ein Geben und Nehmen zwischen uns Menschen. Sollte aber adäquat sein! Zitat:
Natürlich habe ich Vertrauen in die ärztliche Kunst. Weil Ärzte Spezialisten sind. Ich halte sie selbst dann noch für achtbare Spezialisten, wenn sie wegen irgendetwas von Pharmaunternehmen entlohnt werden. Denn das hat weder etwas damit zu tun, deshalb ihre Qualifikation anzuzweifeln, noch damit, welche Kriterien ich deshalb bzgl. ihrer Vertrauenswürdigkeit anzulegen beliebe. Ihre Qualifikation anzuzweifeln, steht mir ohnehin nicht zu, und welche Kriterien bzgl. Vertrauenswürdigkeit ich habe, ist ausschließlich meine Sache. Zitat:
Z.B. in der Form von Studien, in denen Ergebnisse "erhärtbar" nachgewiesen werden sollen. Nicht, daß ich dagegen etwas hätte. Ganz im Gegenteil profitierte auch ich davon, daß z.B. die Wirksamkeit von R-CHOP rauf und runter getestet und damit verifiziert wurde. Glücklicherweise auch an mir, weil ich dadurch meinen Krebs überleben konnte. Ändert aber auch nichts daran, daß mit "Spielbällen" (der Experimentalchemie) viel früher diese Ergebnisse erst mal verifiziert werden mussten. Du sprichst vom Informations-Recht. Schön und gut. Und von wem sollen wir uns nun (möglichst) sachgerecht informieren lassen?? Genauer gefragt, von Unvoreingenommenen oder von Voreingenommenen? Könnte es sein, daß wir damit zu des Pudels Kern kommen können? Zitat:
Danke Dir für den Hinweis auf MEZIS. Sind - wenn ich das richtig verstand - ca. 800 Ärzte, die sich daran beteiligen. 800 Ärzte, die sich als unbestechlich deklarieren, sind besser als gar nichts. Sind das 800 Unvoreingenommene? Was die Weiterbildung anbelangt: Wie kommst Du darauf, daß diese ohne Angebote der Industrie vermutlich kaum stattfinden würde? Gerade in der heutigen Zeit ist das für mich wenig glaubhaft: Denn seit jeher ist Weiterbildung nur eine Frage des Interesses. Und dieses Interesse zu befriedigen, fällt Interessierten weitaus leichter als das früher der Fall war. Etwas Suche im Internet genügt dazu. Und selbst wenn man etwas tiefer "schürfen" will, kann man das auch per Internet tun. Zitat:
Grundlagenforschung wird durchaus auch von Pharmaunternehmen betrieben. Schon allein deshalb, um Produkte zu "generieren", die sich bestens vermarkten lassen. Der immense Kapitaleinsatz dient dabei letztlich nur dem Ziel der Gewinnmaximierung. Was ist in allen anderen Unternehmen auch der Fall ist. Generell staatlich Gelenktes (Planwirtschaften) erwiesen sich als ineffizient: Ist m.E. keine Alternative. Denke, es ist besser, Unternehmen staatlich zu "zügeln". Per knallharten Gesetzen, die im Staatsinteresse liegen. Liebe Grüße lotol
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Krieger haben Narben. --- 1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR Nach ca. 3 Jahren Rezidiv 2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel 3. Therapie (2021): Bestrahlung Geändert von gitti2002 (26.07.2017 um 14:23 Uhr) Grund: Link entfernt - NB |
#6
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AW: Krebsforschung + Ärzte
Zitat:
Zitat:
safra |
#7
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AW: Krebsforschung + Ärzte
Hallo,
Zitat:
Gewissermaßen auf Weiterbildungs-Veranstaltungen o.ä. Wohingegen ich etwas ganz anderes meinte. Nämlich die Weiterbildung aus Eigeninitiative über Zugriffe auf z.B. Fachbücher, Fachzeitschriften, Internet usw. Ist das nicht ein herrliches Beispiel dafür, daß man von etwas aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln spricht? Zitat:
Schon allein deshalb nicht, weil solche massiven Eingriffe in die freie Marktwirtschaft sich (auf Dauer) noch nie bewährt haben. Eher dürfte damit zu rechnen sein, daß sich der Markt selbst über Biosimilars regelt. http://probiosimilars.de/presse/ag-p...rktueberblick/ Was gesetzliche Regelungen anbelangt, ist da schon einiges in Bewegung: - https://medizin-aspekte.de/60359-geg...undheitswesen/ - http://www.lto.de/recht/hintergruend...gesetzentwurf/ Denke, es ist auch nur eine Frage der Zeit, bis Zuwendungen/Honorare usw. vollumfänglich offengelegt werden müssen. Liebe Grüße lotol
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Krieger haben Narben. --- 1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR Nach ca. 3 Jahren Rezidiv 2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel 3. Therapie (2021): Bestrahlung |
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