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  #1  
Alt 14.11.2017, 00:28
Ceddy Ceddy ist offline
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Beiträge: 73
Standard AW: So tapfer.... (Mutti hat Lungenkrebs)

Heute hatte ich einen Horrortag und am Ende war aber alles gut.

Es ist mein Geburtstag .....nach feiern ist mir aber nicht.
Die Atemnot wurde immer schlimmer. Fahre immer zum Mittagessen zu meiner Mutter.
Entweder ich koche , oder meine schwerst behinderte Schwester.
Heute brauchte ich nicht kochen .....
Als ich ins Wohnzimmer kam ,lag Mutti auf dem Sofa. Weil sie nur noch fast im sitzen
liegen kann, hatten unsere polnische Pflege kraft ganz viele Kissen unter sie gelegt.
Mutti sagte, sie wolle nicht mehr leben . So nicht. Alles rasselte beim Atmen.
Sie hatte ganz dicke Beine und Füsse. Zitterte am ganzen Körper.
Ihre Palliativärztin ist im Urlaub , hat uns aber nichts gesagt. Das Pflegepersonal sollte dann ihren Dienst über nehmen. Das Pflegepersonal hatte ihr noch eine Infusion mit Essen gegeben . Alles raschelte und blubberte in ihr.
Weil ich selber keinen Rat wusste habe ich im Hospiz angerufen, wie es mit einem Platz aussieht. Man sagte mir, es dauert bestimmt noch 1 Woche....
Ich erzählte im Hospiz von Sorgen.
Man wollte mir helfen, es sollte ein Arzt kommen.

Er kam auch, allerdings erst um 20.30 Uhr. Das war ein Geschenk Gottes. Ganz ruhig und besonnen erklärte er uns alles.
Mutter hatte Wasser in der Lunge, was ihr die Atmung fast lahm gelegt hat.
Zusammen mit dem Doktor haben wir ihr 1/2 Liter Wasser aus der Lunge gesaugt.
Er war fassungslos, das seine Kollegin ihr nicht von ihrem Leid geholfen hat. Weil er nicht darauf eingestellt war, musste er improvisieren.
Es gelang uns beiden...... War wie Ärzte ohne Grenzen in Afrika......
Von jetzt auf gleich ging es ihr besser. Sie konnte wieder atmen und hatte keine Erstickungsängste mehr.

Das Morphin wurde erhöht, Mutter kann jetzt wieder schlafen.
Wir alle waren.....sind beruhigt.
Wichtig .....auch die Mutti.

Sie wird jetzt ohne Angst schlafen.

Ich auch.

Geändert von Ceddy (14.11.2017 um 00:55 Uhr)
  #2  
Alt 14.11.2017, 13:28
Gerbera Gerbera ist offline
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Beiträge: 169
Standard AW: So tapfer.... (Mutti hat Lungenkrebs)

Hallo

Wie war eure Nacht? Darf ich fragen warum deiner Mutter nicht auf einer Palliativstation ist? Mein Vater ist dort und er wird sehr sehr gut betreut. Weiss allerdings nicht wie das bei euch in Deutschland ist, lebe in der Schweiz.

Ganz liebe Grüsse
  #3  
Alt 14.11.2017, 14:05
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: So tapfer.... (Mutti hat Lungenkrebs)

Liebe Ceddy,
alles Gute zum Geburtstag, trotz allem. Deine Mutti ist schließlich diejenige,
die dafür verantwortlich ist, dass du da bist.
Gut, dass dieser Arzt und du ihr die Atemnot nehmen konntet.
Da ist es egal, wie spät es ist.
Auch Palliativärzte brauchen mal Urlaub. Nur sollten sie sich vorher drum kümmern, wer die Patienten betreut, wenn sich etwas verschlechtert.
Das solltet ihr ihr auf jeden Fall sagen, wenn sie wieder da ist.
  #4  
Alt 14.11.2017, 23:00
Ceddy Ceddy ist offline
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Beiträge: 73
Standard AW: So tapfer.... (Mutti hat Lungenkrebs)

Danke für die Geburtstagsgrüsse Clea.

Heute sieht es mit meiner Mutter besser aus. Das Krankenbett ist da, sie kann sich das Kopfteil selber verstellen.
Ihr großes Probleme sind die Beinschmerzen. Sie mag nicht aufstehen, weil das Bein wahnsinnig weh tut.

Weiss einer was sie noch nehmen könnte?
Momentan bekommt sie 4 x 16 Tropfen Morphin und Novalginsulfan 4 x 30 Tropfen in versetzten Abständen. Es zeigt alles keine Wirkung.

Die Atmung ist leichter für sie geworden.

Das neue Bett, der Pflegedienst...... ist neu und bereitet ihr viel Stress.
Meine Mutter war bis vor einem Jahr, eine sehr selbständige Frau. Fuhr Auto und regelte alles für meine kranke Schwester.
Nach der Chemotherapie konnte sie nicht mehr gut sehen und das Gefühl in den Händen war
weg. Das bedeutete, dass sie kein Auto mehr fahren konnte.
Darüber war sie unendlich traurig.

Ihre Selbständigkeit war weg.......

Früher konnte sie sich ins Auto setzen und ins Garten center fahren, wenn sie Probleme mit
meiner Schwester hatte.
Das ging von jetzt auf gleich nicht mehr.

Heute hat sie einen ganz anderen Blick. Sie schaut oft ins LEERE.
Ich habe das Gefühl, sie verabschiedet sich von der Erde.
Sie will nur noch Ruhe, kein Radio, kein Fernsehen.
Ist ganz in sich gekehrt.

Immer wieder wird das Essen zum Thema..... ich kann nichts essen...
ich habe kein Hunger.
Ich habe ihr heute gesagt, sie muss nichts essen, da sie sich momentan nicht mehr
viel bewegt, verbraucht sie auch nicht viel Kalorien.

Sie ist mitten im Sterben denke ich.

Andrea
  #5  
Alt 15.11.2017, 16:20
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: So tapfer.... (Mutti hat Lungenkrebs)

Liebe Andrea,
das hatte meine Mutter leider auch. Anfangs hat sie im Krankenhaus mit der Fernbedienung das Radiobedient, hat Musik gehört und auf die Fußballergebnisse gewartet. Sie hat sich Biathlon im Fernsehen angeschaut, was sie im WInter immer gemacht hat. Der Fernseher war zu der Zeit quasi immer an.
Zum Schluss gar nicht mehr. Wir dachten, sie hat Sehstöörungen, weil sie sich auch die Brille nicht mehr aufgesetzt hat.
Aber im Nachhinein denke ich, dass sie es einfach nicht mehr interessiert hat, sie hat es einfach nicht mehr aufgenommen und daher auch nicht mehr danach verlangt.
Beim Essen war es sehr ambivalent. Einmal kam mein Bruder mit einem Mars-Riegel an, den hat sie ihmabgenommen und gefuttert. Pudding hat sie fast durchgehend gegessen. Aber bei vielem hat sie gesagt, es schmeckt einfach nicht mehr. Da sie keine Chemo hatte, muss sie durch die Metastase im Kopf auch eine Menge ihres Geschmackssins eingebüßt haben.
Der Kalorienverbrauch geht natürlich drastisch zurück, wenn man viel liegt.
Nur von Komapatienten weiß ich, das sie einen eher erhöhten Verbrauch haben, weil sie viel Stress haben und evtl. eine Spastik kommt.
Wie das bei Krebspatienten ist,weiß ich gar nicht.
Aber im Sterben fährt der Körper sicherlich runter, die Nieren hören langsam auf, ebenso die Leber. Damit gibt es kaum noch Verdauung, und wenn nichts mehr unten rauskommt, muss auch nichts oben rein.
WIchtig für Angehörige zu wissen, ist folgendes:
Der Mensch stirbt nicht, weil er aufhört zu essen, sondern er hört auf zu essen, weil er stirbt. Die Notwendigkeit, ihm unbedingt etwas einflößen zu müssen, besteht daher nicht.
Angehörige denken oft, sie müssten etwas tun, und vieles geht bei uns übers Essen, aber für den Sterbenden ist das nicht das richtige.
Meine Mutter hat in den letzten Tagen eine kleine Sprühflasche bekommen, in die wir füllen durften, was sie besonders mochte: Altbier.
Sie konnte nicht mehr schlucken, aber sie hat den Geschmack auf der Zunge geradezu gierig angenommen. Da fühlten wir, dass wir ihr noch etwas Gutes tun konnten in dem ganzen Elend.
Manchmal ist es ganz klein, marginal, mit so großer Wirkung...
Ich wünsche euch viel Kraft und deiner Mutter alles Gute.
  #6  
Alt 15.11.2017, 21:24
Ceddy Ceddy ist offline
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Beiträge: 73
Standard AW: So tapfer.... (Mutti hat Lungenkrebs)

Danke Clea.
Ja, genauso wie du es Schreiber ist es bei uns auch.
Bei uns ist das Essen auch in den Hintergrund gerückt. Ich esse jetzt jeden Tag bei meiner Mutter. Sie kann momentan nicht auf ihrem Bein stehen und bleibt im Bett. Sie tut mir unendlich leid, so mache ich ihr ein kleines Tässchen, meist nur 3 - 4 Esslöffel mit einem Süppchen und Apfelmus, den mag sie gerne. Sie isst dann mit mir, ohne Qual.

Gestern Abend und heute morgen war zum ersten mal der Pflegedienst bei ihr.
Sie war total aufgeregt und wollte keinen Pflegedienst mehr. Ich konnte sie aber über zeugen, das wenigstens morgens die Pflege kommen kann.
Sie muss sich daran gewöhnen.
Bin aber total froh, dass es ihr ein wenig besser geht, viellzrappelt sie sich doch wieder ein bisschen auf.
Ich will mich aber in der Hoffnung verzetteln, es tut sonst noch mehr weh.

Morgen kommt unser neuer Palliativarzt, hoffentlich hat er noch einw Idee gegen die Schmerzen im Bein.
  #7  
Alt 16.11.2017, 08:01
SchwiTo1979 SchwiTo1979 ist offline
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Beiträge: 88
Standard AW: So tapfer.... (Mutti hat Lungenkrebs)

Hallo Ceddy,

Und wieder spiegeln sich Geschichten. ..
Bei uns hatte der Opa sich auch lang gegen Pflege ausgesprochen. Ich denke sie kommen nicht damit klar ihre Selbstständigkeit aufzugeben. Was ich durchaus verstehen kann.

Und das mit dem Bein ist schlimm. Hoffentlich hat der Palliativarzt eine Idee. Bei uns ging dieser Schmerz ja schon viele Wochen. Erst jetzt auf Palliativ haben sie endlich eine Medikation gefunden die wirkt ohne ihn voll auszuschalten.

Ich lass dir ne fette Umarmung hier.
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