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  #1  
Alt 13.01.2018, 16:52
Küstenperle Küstenperle ist offline
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Registriert seit: 26.12.2017
Beiträge: 19
Standard AW: Lass es doch bitte vorbeigehen. Ich habe keine Kraft mehr.

Hallo ihr Lieben,

mein Papa ist gestern nach Hause gekommen. Seit dem ist es mit ihm zu 100 % schlechter geworden. Um ins Haus zu kommen musste er 3 Stufen hochsteigen, dabei ist er direkt zusammengebrochen und aufs Knie gefallen, meine Mutter konnte ihn nur mit großer Mühe ins Haus bekommen.
Er war gestern schon sehr schlecht drauf, hat meine Mutter nur angemotzt.
Heute morgen ist sie mit dem Hund gelaufen, als sie wiederkam saß Papa vorm Kühlschrank und hat mit dem gesprochen, als sie fragte was er da macht sagte er das er Kaffee will und die blöde Maschine kaputt ist.

Als wir dann vorhin bei ihm waren sah er so schlecht aus. Seine Hände waren wieder sehr zittrig. Mama und ich haben uns einen Raum weiter unterhalten, gesagt das es so nicht weitergehen kann. Meine Mama kann ihm nicht gerecht werden, das Haus ist absolut nicht behindertengerecht und seine Schmerzen sind wieder viel zu stark. Wenn er Nachts fällt und Mama es nicht mitbekommt, wird er sich quälen.
Plötzlich hat er uns angeschrien wir sollen nicht hinter seinem Rücken reden. Ich habe dann zu ihm gesagt das es hier zu Hause so nicht weitergehen kann, wir nur das Beste für ihn wollen und Mama am Ende ihrer Kräfte ist. Da ist er ausgerastet, hat uns angeschrien das wir abhauen sollen, wir ihn nur abschieben wollen und ihm alles scheissegal ist was wir wollen und wir ihn doch einfach verrecken lassen sollen. Er sagte noch das wir ihn gegen seinen Willen nicht ins KH bringen können. Als er so sauer war, wirkte er wieder total klar. Ich musste aus dem Raum gehen und hab geweint. Mein Mann hat versucht ihm zu erklären das wir uns Sorgen machen und nicht wollen das er sich quält. Irgendwann hat Papa nichts mehr gesagt und wollte schlafen.

Eben schrieb mir meine Mama, dass er auf die Toilette wollte und wieder ihr ggü total aggressiv war. Er wusste nicht mehr das wir heute da waren.

Ich weine schon fast den ganzen Nachmittag. Es ist so grausam all das mitzuerleben. Vor einem Tag war er noch do klar und jetzt macht ihn der Tumor plötzlich zu einem anderen Menschen. Der Palliativarzt sagte uns ja, dass es schnell bergab gehen wird, wenn er zu Hause ist, aber das es so schnell geht, habe ich nicht erwartet :-(

Geändert von Küstenperle (13.01.2018 um 16:55 Uhr)
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  #2  
Alt 13.01.2018, 17:12
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Beiträge: 365
Standard AW: Lass es doch bitte vorbeigehen. Ich habe keine Kraft mehr.

Liebe Anna.

Deiner Mama und dir bleibt aber auch nichts erspart. Ich kann Euch nur wünschen, dass diese unkontrollierten aggressiven Phasen sich wieder geben.
Viel Kraft für Euch, damit Ihr wieder etwas Ruhe bekommt und euch nicht ängstigen müsst.

Mit vielen Grüßen.
Wolle2.
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  #3  
Alt 13.01.2018, 17:22
Küstenperle Küstenperle ist offline
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Registriert seit: 26.12.2017
Beiträge: 19
Standard AW: Lass es doch bitte vorbeigehen. Ich habe keine Kraft mehr.

Ach Wolle, ich danke dir für deine lieben Worte.
Es ist so schrecklich...meine Kraft...die Kraft meiner Mama ist am Ende. Wir wünschen uns nur noch Erlösung für Papa...
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  #4  
Alt 13.01.2018, 17:45
Glaube39 Glaube39 ist offline
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Beiträge: 683
Standard AW: Lass es doch bitte vorbeigehen. Ich habe keine Kraft mehr.

Liebe Küstenperle,
Eure Zeit jetzt, ist eine sehr schwere. Bei euch gibt es doch bestimmt auch einen ambulanten Hospizdienst. Vielleicht könnt ihr euch dorthin wenden, bei uns waren sie auch. Von dort könnt ihr vielleicht Hilfe bekommen die ihr braucht.
Leider führen Gehirntumore oft zu gravierenden Wesensveränderungen .... das ist so grausam wenn man liebe Menschen auf einmal ganz anders erlebt ohne das diese etwas dafür können. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und deinem Papa, was er sich wünscht.... sollte er in seiner Situation leiden , eine Besserung nicht möglich sein , wünsche ich ihm das er bald erlöst wird.
__________________
gLG Heike
___________________________________________
Das Leben ist nicht einfach , manchmal ist es mir auch Zuviel , doch dann gibt es wieder so schöne Momente, die mir mehr als nur ein Lächeln schenken. Danke liebes Leben.

Geändert von Glaube39 (13.01.2018 um 19:26 Uhr)
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  #5  
Alt 13.01.2018, 17:50
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 365
Standard AW: Lass es doch bitte vorbeigehen. Ich habe keine Kraft mehr.

Liebe Anna.

Meinen letzten Zusammenbruch Ende November habe ich überstanden. Es ging so schnell, den Fall meines Körpers habe ich nicht mehr mitbekommen, nur drei Tage später die Folgen. Mit einer Überdosis Morphium kam ich in ein Krankenhaus und erlitt einen Herzstillstand. Mir fehlte jede Orientierung und ich wusste nicht, wo ich mich befand. Ich soll dort aggressiv geworden sein, durch die starken Medikamente, die ich erhalten habe, fehlt mir aber jede Erinnerung.
Ich hoffe, dass Dein Papa sich noch einmal fängt und Ihr noch etwas Zeit gewinnt.

Mit lieben Grüßen.
Wolle2.
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  #6  
Alt 13.01.2018, 18:07
Küstenperle Küstenperle ist offline
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Beiträge: 19
Standard AW: Lass es doch bitte vorbeigehen. Ich habe keine Kraft mehr.

Liebe Heike,

einen Hospizdienst lehnt er wehement ab :-(
Ich danke dir aber für deine lieben Worte.

Lieber Wolle,

Du bist selbst betroffen!? Das wusste ich nicht und es tut mir wahnsinnig leid :-(
Und das du in deiner Situation noch so viele warme Worte und soviel Empathie für Angehörige übrig hast, ist bewundernswert und ich habe großen Respekt vor dir.
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  #7  
Alt 13.01.2018, 20:03
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Beiträge: 365
Standard AW: Lass es doch bitte vorbeigehen. Ich habe keine Kraft mehr.

Liebe Anna.

Als nicht Betroffener ist es für die meisten schwer, sich in die Situation eines Erkrankten hinein zu versetzen. Mir fehlen sechs Wochen an Erinnerung, ich habe in den vier Jahren meiner Erkrankung viele Höhen und Tiefen allein durchlebt. Von meinen früheren Freundschaften ist eine übrig geblieben. Ich möchte aber auch so in Erinnerung bleiben, wie ich vor meiner Krankheit war.

Soviel von mir. Bleibe Du stark. Deine Mama braucht Dich.
Mit lieben Grüßen.
Wolle2.
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  #8  
Alt 14.01.2018, 02:53
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Lass es doch bitte vorbeigehen. Ich habe keine Kraft mehr.

Liebe Küstenperle,

Zitat:
Plötzlich hat er uns angeschrien wir sollen nicht hinter seinem Rücken reden. Ich habe dann zu ihm gesagt das es hier zu Hause so nicht weitergehen kann, wir nur das Beste für ihn wollen und Mama am Ende ihrer Kräfte ist. Da ist er ausgerastet, hat uns angeschrien das wir abhauen sollen, wir ihn nur abschieben wollen und ihm alles scheissegal ist was wir wollen und wir ihn doch einfach verrecken lassen sollen. Er sagte noch das wir ihn gegen seinen Willen nicht ins KH bringen können. Als er so sauer war, wirkte er wieder total klar. Ich musste aus dem Raum gehen und hab geweint. Mein Mann hat versucht ihm zu erklären das wir uns Sorgen machen und nicht wollen das er sich quält. Irgendwann hat Papa nichts mehr gesagt und wollte schlafen.
Was Du hier beschreibst, ist bedrückend und furchtbar zugleich:
Miterleben zu müssen, wie sich ein geliebter Mensch krankheitsbedingt verändert und zeitweise weit entfernt ist von dem, wie man ihn kennt.
Und vielleicht auch in Erinnerung behalten will.

Nur ungefähr kann ich erahnen, wie sehr das Deine Mutter und Dich belastet.
Wie viel Kraft es kostet, das "unbeschadet" durchstehen zu können.
Sofern man das überhaupt unbeschadet durchstehen kann.

Zitat:
Es ist so schrecklich...meine Kraft...die Kraft meiner Mama ist am Ende. Wir wünschen uns nur noch Erlösung für Papa...
Ich weiß wirklich nicht, ob es viel Sinn hat, Euch noch weiterhin viel Kraft zu wünschen.
Deinen Worten kann ich nur entnehmen, daß Ihr mehr oder weniger "völlig am Ende Eurer Belastbarkeit" angelangt seid.

Sich davon "freizuschaufeln", scheint mir eher angebracht zu sein - so hart das auch klingen mag.
Ich möchte wirklich nicht jemals in so einer Konflikt-Situation stecken, wie Ihr.

Wo die gerade noch erträglichen und verkraftbaren Belastungen dabei anzusiedeln sind, kann jeder nur für sich selbst entscheiden.

Versuch bitte zusammen mit Deiner Mutter zu klären, welches weitere Vorgehen angemessen und für Euch verantwortbar ist.
Und dann macht das bitte auch:
Leiert es an!


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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