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  #1  
Alt 12.10.2005, 11:40
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Registriert seit: 30.10.2002
Ort: Norddeutschland
Beiträge: 155
Standard AW: Bin neu - meine Mama...

Hallo Bali,

ich habe letztes Jahr meinen Vater verloren. Du bist aber noch um einiges jünger als ich, und vor allem Deine Mutter war viel jünger...

Aber ich kann mir ungefähr vorstellen wie schwer das alles ist mit den KH und dem ganzen Alptraum der da abläuft, wir haben da auch einiges mitgemacht.

Da Du so allein da durch musstest, kann ich mir schon gut vorstellen dass es ganz schwere Spuren bei dir hinterlassen hat.

Ich war aus anderen Gründen schon in einer Therapie und bin einfach nur froh dass ich den Thera als Beistand hatte. Viele Dinge konnte ich nur dort äussern, ausserdem musste der ja auch weiter zuhören wenn alle drumherum das alles schon nicht mehr hören konnten. Es ist nun mal leider anscheinend so, dass nur wenige Menschen mit denen man so normal im Kontakt ist, das Thema aushalten können.

Ich denke, mit Hilfe meines Thera bin ich "ganz gut" durch die Trauerarbeit gegangen, bzw. tue es noch. Nach ein paar Monaten ging es mir sehr schlecht und ich bekam dann ein Antidepressivum. Das nehem ich zur Zeit noch aber ich fühle mich inzwischen so stabil dass ich denke, ich werde es bald absetzen können, je nachdem was der Doc sagt. Mein Thera hat immer betont wie wichtig es ist die Trauer zuzulassen. Natürlich ist das schwer, vor allem wenn man so traumatisiert ist wie Du. Aber Du bist doch auf dem richtigen Weg, Du hast professionelle Hilfe gesucht.

Natürlich ist es schwer und Du hast Angst davor. Aber Du kannst das ganz bestimmt schaffen. Na gut, natürlich kenne ich Dich nicht, also wie komme ich dazu sowas zu "behaupten".... ich denke einfach nur, dass man es schaffen kann. Dazu gehört natürlich, dass man sich den Dingen stellt, Du wirst nicht drum herum kommen. Ich denke, Trauer nicht zuzulassen ist eher schädlich. Du wirst nicht verrückt.... Am wichtigsten ist denke ich, Dass Du deiner Thera genau das sagst was Du hier schreibst und fragst was ihr machen könnt, wie ihr da zusammen rangehen könnt so dass Du deine noch Angst aushalten kannst. Dafür ist sie da....

Natürlich ist es schwer das Unverständnis der anderen auszuhalten, man fühlt sich da oft sooo allein gelassen. Kenne ich auch. Oft hat mich das sooo wütend gemacht, habe auch (gemeinerweise...) schon manchmal gedacht: wart's ab wenn es bei dir soweit ist, Du hast ja KEINE Ahnung..... Das sind die fiesen Gedanken. Andererseits kann ich nicht behaupten es soo viel besser gemacht zu haben, wenn es anders herum gewesen wäre. In unserer Familie war Trauer + Tod immer ein tabu, ich habe nie gelernt wie man ausser einem genuschelten "mein Beileid" damit umgeht, ich hatte immer riesen Grusel vor Friedhöfen, aber seit ich da Graberde geschaufelt habe und pflanze und alles, ist es ein Teil meines Lebens geworden, ich weiss nicht ob ICH einer Freundin angeboten hätte ich komme mal mit wenn sie an meiner Stelle gewesen wäre (was ich mir jetzt wünschen würde und natürlich keiner tut...). Mein Bruder hat sich aus allem heraus gehalten, insofern könnte man meinen ich sei Einzelkind.... Da ist bei mir auch viel Wut und Enttäuschung und Dinge bei denen ich mich immer noch allein sehe, als hätte mein Vater keinen Sohn gehabt. Inzwischen bin ich aber dankbar, dass ich das alles miterlebt habe, vieles ist immer noch schlimm in der Erinnerung aber lieber so als anders. Lieber dabei gewesen sein, trotz allem..........

Viele Grüsse
Kerstin

Geändert von Kerstin63 (12.10.2005 um 11:48 Uhr)
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  #2  
Alt 13.10.2005, 16:54
Imke Imke ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 53
Standard AW: Bin neu - meine Mama...

Hallo Bali !

Ja, immer diese guten Ratschläge von "Freunden". Von wegen du hast doch genug getrauert und geh mal wieder zur Tagesordnung über, ect.....
Das sind Menschen die keine Ahnung haben. Warscheinlich haben sie auch noch keinen nahestehenden Menschen verloren.

Meine Mama ist nun fast 3 Monate tot. Ich (30) war bis zum Schluß bei ihr und habe sie die letztzen 4 Wochen mit meinem Vater und meiner Schwester zu Hause gepflegt.

Ich habe auch diese Tage an denen es einigermaßen gut geht, dann bin ich auch durch meine Kinder abgelenkt und dann kommen solche Momente, da bekomme ich die Gedanken überhaupt nicht aus meinem Kopf heraus.
Das kann ganz plötzlich während des Autofahrens sein, das mir die Tränen hinunter laufen, oder auch im Bett wenn ich zur Ruhe gekommen bin.
Das ist nicht kontrolierbar.
Aber ich bin froh das ich doch Menschen habe mit denen ich reden kann, das ist sehr hilfreich.

Ich wünsche dir alles liebe,
viele grüße,
Imke !!!
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  #3  
Alt 13.10.2005, 21:28
Benutzerbild von Anja283
Anja283 Anja283 ist offline
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Ort: Dresden
Beiträge: 72
Standard AW: Bin neu - meine Mama...

Hallo Imke,
genau so geht es mir auch..... mitten beim Autofahren fange ich an zu heulen. Beim Vorrichten meiner neuen Wohnung im April ging es mir auch so. Immer wieder musste ich daran denken, das mich meine Mama hier nie besuchen kommen kann. Ich muss immer wieder an Sie denken, bei jeder Kleinigkeit denke ich "... was würde sie wohl dazu sagen?".
Übermorgen wird es bei uns genau ein Jahr das sie nicht mehr da ist. Vor einem Jahr habe ich sie das letzte mal lachen sehen.
Wenn ich heute daran denke, wie fröhlich wir an ihrem letzten Tag im KH noch waren. Niemals hätte ich gedacht das sie so schnell gehen wird.

Gerade jetzt in diesen Tagen geht mir soviel durch den Kopf. Unsere Gespräche, unsere gemeinsamen Erlebnisse..... einfach alles. Und ich muss sagen, das ich immer wieder aufs neue merke, das ich wohl nie über das alles hinweg kommen werden. All diese Monate der Krankheit. Wie oft frage ich mich, was sie wohl gefühlt haben muss. Diese Fragen kann mir niemand beantworten.

Ich finde es toll, das es das Forum hier gibt und auch wenn es jedesmal aufs neue weh tut, wenn man liest, das es wieder jemand nicht geschafft hat, so tut es auch gut, sich hier über unsere liebsten austauschen zu können.

So werden sie immer bei uns sein. Nie vergessen......

Liebe Grüße von Anja
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