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#1
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AW: ich weiß nicht mehr weiter
Hallo Andrea,
ich nehme jetzt seit ein paar TAgen Johanniskraut und werde jetzt mal ein paar Wochen abwarten, ob es hilft. Was für eine Spritze hast Du denn genau bekommen und hatte sie Nebenwirkungen? Wie ist die Untersuchung deiner Mama verlaufen? Ich hoffe, daß alles gut verlief und nichts gefunden wurde. Es ist so schrecklich, wenn diese Angst zum täglichen Begleiter wird und man einfach nicht mehr in der Lage ist, mal einen einzigen TAg so unbeschwert zu sein, wie vor der Diagnose. Ich habe auch ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, um Gegensatz zu einigen Freunden, die schon seit Jahren nicht mehr zu Hause wohnen und ihre Eltern nur noch zwei Mal im Jahr sehen oder sich ständig nur mit ihnen streiten und deshalb den Kontakt sehr einschränken. Das könnte ich mir für mich überhaupt nicht vorstellen, daß ich mal keinen Kontakt mit meinen Eltern haben wollte. Obwohl ich jetzt schon "so alt" bin, frage ich sie noch ständig um Rat oder möchte einfach nur wissen, was sie von bestimmten Entscheidungen halten. Manche können das irgendwie gar nicht verstehen und sagen dann immer, es interessiere sie nicht mehr, was ihre Eltern sagen, schließlich seien sie langsam alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Und dieses Aufschrecken bei jedem Husten und jedem Kopfschmerz wird wohl auch nicht mehr vergehen. Ich werde mich jetzt mal erkundigen, ob es hier in der Nähe eine Selbsthilfegruppe gibt, denn ich merke immer mehr, daß sich Freundinnen, auch wenn sie sich Mühe geben, nicht 100 %ig in meine Lage hineinversetzen können. Ich würde so gerne wissen, wie ich meinen Alltag einigermaßen schaffen kann, ohne ständig an diese Angst zu denken, damit ich mich nicht mehr so einsam mit dieser Situation fühle und auch wieder ein bißchen am "normalen" Leben teilnehmen kann. Manchmal muß ich meine Mutter nur ansehen und ich könnte auf der Stelle losheulen, weil mich plötzlich so eine Panik überkommt. Dann muß ich mich vor ihr wieder zusammenreißen, damit sie nicht meinetwegen weint und bin stark für sie, damit sie sich nicht noch mehr Sorgen machen muß. Es gibt Momente, in denen ich mich schon gar nicht mehr an mein Leben vor dem Krebs erinnern kann, und dann fühle ich mich immer total abgeschottet vom Rest der Welt. Aber ich bin wirklich froh, daß es dieses Forum gibt. Freu mich, von Dir zu hören. Liebe Grüße, Laura. |
#2
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AW: ich weiß nicht mehr weiter
Zitat:
Geht es dir/euch auch so,dass ihr ein schlechtes Gewissen habt wenn ihr weint,wenn euch alles zuviel wird,wenn ihr das Gefühl habt mit dem leben nicht mehr klar zu kommen,wenn ihr am liebsten aufgeben wollt? Dann danke ich mir,verdammt nicht du hast den krebs und musst damit leben sondern deine mama muss all dieses leid,diese schmerzen und die untersuchungen und die angst ueber sich ergehen lassne. aber anderrerseits ist man doch auch irgendwie betroffener,betroffener vom betroffenen.ich leide doch auch so sehr.eben andere schmerzen wie meine mama.ich habe angst,ich lebe in ständiger angst,dass was neues gefunden wird oder oder oder. ich warte irgendwie auf ein wunder,auf ein märchenwunder,ende gut alles gut. wie naiv von mir,aber manchmal brauch ich diese träumereien. tut mir leid,dass ich euch volljammer..und das auch noch in deinem thread laura... Ylva |
#3
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AW: ich weiß nicht mehr weiter
ja, das kenne ich alles nur zu gut. Nie kann man selbst auch mal die Schwache sein, man muß sich immer zusammennehmen, nicht weinen, keinen zweifel äußern, immer positiv gestimmt sein, auch wenn es einem so verdammt schwerfällt und man selbst am liebsten alles hinschmeißen würde. aber das geht ja nicht. meine mama braucht mich und ich möchte start sein für sie. ich kann mir wahrscheinlich nicht vorstellen, welche ängste sie als betroffener durchlebt, aber ich lebe auch in permanenter angst um sie. ständig die angst zu haben, macht einen so schwach und dennoch darf man keine Schwäche zeigen, damit der noch schwächere wieder stark wird. echt paradox das ganze, aber ich weiß auch keinen anderen weg.
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#4
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AW: ich weiß nicht mehr weiter
Jemand sagte mal ich solle es als Lebensaufgabe sehen,das ich ausgewählt wurde,soetwas zu tragen,dafür zu kämpfen da zu sein.
ich finde das schwachsinnig,dieser jemand glaubte an gott,ich glaube an gar nichts mehr. merke nur das es mehr und mehr bergab geht und ständig etwas neues hinzu kommt und den weg bergauf beschwert. aber vielleicht sollten wir feste dran glauben das es das leben irgendwann mit uns und unserer familie gut meint. irgendwann werden wir die strahlenden sieger sein... |
#5
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AW: ich weiß nicht mehr weiter
Das hat mir eine Freundin auch schonmal gesagt, daß das eine Prüfung sei für irgendwas. Bloß für was frage ich mich. Man kann nur hoffen, daß wir am Ende doch die strahlenden Sieger sind und dieser ganze verdammte Kampf wenigstens einen Sinn hat.
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#6
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AW: ich weiß nicht mehr weiter
Hallo Ihr Lieben,
habe immer fleißig mitgelesen, schreiben fällt mir sehr schwer. Ich sitze auf Arbeit und bin total fertig. Für alle die mich nicht zuordnen können. Meine Mutti liegt Seit März 2005 im Wachkoma. Habe gerade mit Mutti`s Ärztin gesprochen. Es ging darum, dass bei ihr der Schlauch der Sondennahrung sehr oft verstopft. Die Sonde musste schon sehr oft verlegt werden. Die Ärztin war knall hart. Ihre Mutter hat doch eine Patientenverfügung? Wollen sie nicht nach dem Willen ihrer Mutter handeln? Mit anderen Worten: Bei der nächsten Verstopfung Sonde raus und Schluss mit der Ernährung. Klar wollte Mutti nie so ein Leben führen. Aber wie kann ich das verantworten? Einfach Die Nahrung einstellen. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Heike 3112 |
#7
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AW: ich weiß nicht mehr weiter
Hallo Heike,
natürlich ist das die schwerste aller Entscheidungen. Aber wenn nun mal niemand anders da ist, der sie treffen könnte? Ich kenne deine familiäre Situation nicht, weiss nicht ob das das mit irgendwem der dir/Euch nahesteht zusammen tragen und teilen kannst? Ich kenne natürlich ebenso wenig die Geschichte Deiner Mutter und ob wirklich keine Aussicht mehr auf Heilung oder Erwachen besteht.... ich kann nur erzählen wie es bei uns war. Falls Dir das was hilft. Bei meinem Vater wurde letztes Jahr im März ein Darmkrebs-Rezidiv festgestellt, ca. 2 Jahr nach der Erstbehandlung. Er wurde wieder operiert, nach der OP gab es eine Lungenembolie, Komplikationen, Koma, aus dem er dann nur hin + wieder mehr oder minder erwachte, über die nächsten 9 Wochen bis zu seinem Tod lag er auf der Intensiv, konnte auch wenn er "wach" war nie mehr sprechen wegen der Beatmung. Ständig ging es rauf + runter, einen Tag war er wacher, nächsten Tag wieder Fieber, Pilze, Infektionen... nachher war er so dünn, die eine Niere die er noch hatte funktionierte nicht mehr, die Leberwerte wurden immer schlechter. Nach diversen Arzt-Besprechungen legte man uns nahe dass die Intensivmassnahmen limitiert würden, d.h. Beatmung bleibt aber nur noch mit "Raumluft", die medikamentöse Herz-Kreislaufunterstützung die er die ganze Zeit hatte würde eingestellt, was sie noch genau weggelassen haben weiss ich nicht, auf jeden Fall wurde sein Morphium noch mal hochgefahren, man versicherte uns er würde auf keinen Fall was merken (mein Alptraum war: er merkt dass da irgendwelche Stöpsel rausgezogen werden). Die Ärzte legten es nahe und wir sollten "ja" sagen. Andererseits sagten sie uns, wir trügen die Verantwortung ja nicht allein, denn schliesslich würden die Ärzte ja letzten Endes doch bestimmen was getan wird und was nicht. Wir sollten es nur "bejahen".... es wäre unmenschlich die WIRKLICHE Entscheidung den Angehörigen zu übertragen und das würde kein Arzt tun.... (Mein Vater hatte keine Patientenverfügung). Da stand ich also mit der zweiten Frau meines Vaters, wir waren total am Ende und vollkommen überfordert, sie konnte nichts sagen, also sagte ich das magische Wort. Daran schleppe ich immer noch herum. Ich denke man hört vielleicht nie auf sich wenigstens ab+zu zu fragen ob das alles so richtig war. Andererseits: das einzige was es mir damals ermöglichte Ja zu sagen war das wir dachten es sei das letzte was wir für ihn tun könnten, die Ärzte meinten er wäre so oder so gestorben, es hätte mit den Maschinen und allen Medis nur noch länger gedauert. Er wäre da nicht wieder rausgekommen. Also, was hätte man tun sollen: nein sagen und noch 1 oder 2 Wochen zukucken? Die schwerste Entscheidung meines Lebens, ich bin manchmal immer noch entsetzt dass ich das getan habe, andererseits.... was sonst....? DIE Verantwortung tragen, dass es dauert und dauert? Man entscheidet ja wirklich nicht ganz allein, die Ärzte sind ja auch noch da, wir bringen unsere Lieben ja nicht um (auch wenn es sich manchmal genauso grausam anfühlt und ich denke "was habe ich getan...".... aber wie würde ich mich heute fühlen wenn er noch wochenlang weiter gelitten hätte?) Es gibt schon extrem unsensible Ärzte, davon hatten wir da auch welche, komischerweise war die einzige Ärztin im Team sowas von aalglatt und kalt... Es hat ja auch nicht ein einziger Arzt allein entschieden, sondern alle behandelnden Ärzte waren zu dem Ergebnis gekommen. Wenn Deine Mutter ein Patientenverfügung hat, ich weiss nicht, ich nehme an dann solltest Du danach handeln. WENN die Ärzte sagen das wäre jetzt eigentlich zu tun.... Ohne Zweifel, damit muss man dann leben, aber vielleicht muss man dies als letzten Liebesdienst tun. Alles Gute Kerstin |
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