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  #1  
Alt 23.11.2005, 11:48
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bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo

....ich vermisse ihn wahnsinnig . Zwar nicht im Alltag weil wir 800km auseinander gewohnt haben , er in München und ich im Norden .Wir telofonierten oft und haben uns auch gegenseitig besucht.Aber die letzte Woche habe ich im Krankenhaus verbracht . Kaum Schlaf , Angst und durch den Schlafentzug bekam ich auch schon Halluzinationen. Ihn so leiden zu sehen war das schlimmste was ich je erlebt habe.Einmal bin ich sogar durchgedreht im Krankenhaus habe tierisch geschrien und geweint .Mir kam das auf dieser Station alles so unwirklich vor wie auf einem anderen Planeten . Die Ärzte kamen mir da so weiß ich nicht, hilflos und machtlos vor .

Die Gespräche die mein Bruderherz und ich da geführt haben werde ich den Rest meines Lebens nicht vergessen. Wir haben uns alles gesagt was man sich sagen kann.Er hat sogar gesagt das er mich liebt und ich ihn . Und das ist ja bei Brüdern eher selten .Nur über das Sterben haben wir nicht geredet .
Ihm wurde es nicht gesagt das er sterben würde. Aber ich denke mal das er es mitbekommen hat weil eines Abends sagte er das er Angst habe einzuschlafen und nicht wieder aufzuwachen.

Ich könnte schon wieder heulen .


Ich schreibe ein anderes Mal weiter .


bis denne

Marco

.....
__________________
Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #2  
Alt 23.11.2005, 11:55
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bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

@ Kerstin

....das Gedicht passt 100%
__________________
Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #3  
Alt 23.11.2005, 12:57
nordisch nordisch ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Ich kenne das auch und ärger mich da sehr drüber!
Mein Papa lebt zwar "erst" knapp 3 Monate nicht mehr, aber eigentlich war es da auch so - nach der Beerdigung war das Thema für alle erledigt.. Auch wenn ich nun ma sage na ja in letzter Zeit gehts mir nich so gut wegen Papa dann kommt immer nur was wodrüber ich mich noch mehr ärgern könnte..
Eigentlich sag ich es auch keinem, ich glaub keiner weiß wie es mir wirklich geht, aber das will wohl auch keiner wissen, sonst würde man ja mal gefragt werden oder?
Es fragt nicht mal mehr jemand "wie gehts dir?" nicht mal um ein "gut" zu hören, es wird einfach nich gefragt.
Eigentlich weiß jeder das ich da nich drüber red, weil ich ja so langsam weiß wie da alle mit umgehen.. Aber ich finde es schrecklich, klar ich weiß auch nich wie ich sein würde, wenn ich nicht "betroffende" wär.. Aber für mich ist da durch klar geworden, das ich nicht so sein möchte, wobei ich ehrlich gesagt auch nicht weiß ob ich so sein würde.
Ich rechne es meiner einen Freundin aber sehr hoch an, das sie mir angeboten hat das nächstema mit auf den Friedhof zu kommen, als ich gesagt hab das es voll komisch für mich war und die hat auch gemerkt das es uns anders geht, als wir zeigen das es uns geht.

Und irgendwie finde ich das Freunde für einen da sein sollten und auch wenn es ihnen schwer fällt darüber zu reden, man kann es doch nicht verdrängen, wollten wir mit dem Thema konfrontiert werden? Hat uns jemand gefragt? Warum können die dann nicht auch mal über ihren Schatten springen?
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  #4  
Alt 23.11.2005, 14:15
Imke Imke ist offline
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Beiträge: 53
Standard AW: Mein kleiner Bruder

Lieber Marco,

da kann mich den anderen nur anschließen. Es gibt wirklich Menschen die
einfach eine Hemmschwelle haben und diese auch nicht durchdringen
können. Wobei es wohl nich´t so schwierig sein kann mal nach dem Befinden
des Hinterbliebenden zu fragen.
Mein Onkel ist auch so jemand, er kann es einfach nicht.
Obwohl es hierbei um seine Schwester (meine Mama) geht die wir im Juli diesen Jahres verloren haben.
Andere wiederum fragen vielleicht kurz, aber hoffen darauf keine ausführliche Antwort zu bekommen.
Mein Vater, meine Schwester und ich erzählen so gerne von meiner Mama und wenn eben nur wir uns über "alte" Zeiten unterhalten.

Du hast recht, solche Aussagen wie "Das wird schon wieder" oder "Kopf hoch" oder "Zeit halt alle Wunden" oder am besten noch " Ist doch schon etwas her, müsste doch nun langsam wieder gehen"
-----So was geht gar nicht-----------

Mein Vater ist entäuscht das sich niemand bei ihm meldet. Das Telefon steht (Privat gesehen) seit über 4 Monaten fast still. (1-2 Ausnahmen)

Weißt Du, Marco, desshalb bin ich auch so dankbar für diesen Forum hier.
Es hift (mir jedenfalls) ungemein.

Ich wünsche Dir alles liebe,
gruß Imke !!!
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  #5  
Alt 23.11.2005, 15:55
Benutzerbild von Sandra!
Sandra! Sandra! ist offline
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Beiträge: 83
Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo Marco!

Ich kann deinen Schmerz sehr gut nachvollziehen. Ich habe am 06.10.2005 meinen Vater verloren. Zwar ist es noch nicht so lange her, aber der Schmerz tut noch so unendlich weh als wäre es erst gestern gewesen. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass einige Freunde und Bekannte der Ansicht sind, dass nun genug Zeit ins Land gezogen ist und die Trauer nun langsam abflachen müsste. Aber dem ist leider nicht so. Wenn ein geliebter Mensch geht, kann man die Gefühle nicht einfach mal so verdrängen und abschalten.
Ich vermute auch, dass die anderen einfach nicht damit umzugehen wissen. Sie wissen es vielleicht einfach nicht besser! Vielleicht haben sie selber noch nicht so eine Erfahrung selber gemacht? Daher versuchen auch einige mit irgendwelchen Geschichten vom Thema abzulenken!? Wer weiß?! Daher nimm dir einfach die Zeit, die du brauchst.

Mein Vater und ich haben auch immer über alles geredet, außer über das Sterben. Mein Vater sagte nur zu mir, dass er noch nicht sterben wolle, da er doch noch bei uns bleiben und noch viel Zeit gemeinsam mit uns verbringen möchte. Damit war für ihn die Sache erledigt. Wir alle wussten zwar, dass ihm nicht mehr so viel Zeit bleiben würde, aber keiner sprach darüber. Mein Vater spürte auch von Anfang an, dass die Krankengeschichte nicht so positiv verlaufen würde. Denn plötzlich konnte und wollte er nachts nicht mehr schlafen. Er hatte auch Angst davor, dass ihn nachts „der Tod holen“ würde und er den Morgen nicht erleben würde. Und weißt du was, lieber Marco, so war es dann auch letztendlich gekommen. Mein Vater ist eines nachts einfach für immer ganz friedlich eingeschlafen. Und seit dem habe ich Schlafstörungen. Werde ständig nachts wach oder kann erst gar nicht abends einschlafen. Automatisch denke ich dann immer an meinen Vater. Was er wohl gerade macht oder wie es ihm geht oder ob er mir wohl gerade beim Schlafen zugeschaut hat! Das sind alles Dinge, die mich beschäftigen, über die ich aber nicht mit Freunden und Bekannten reden kann. Denn so was können sie einfach nicht nachvollziehen. Von denen kommt dann höchstens der Rat, dass ich es mal mit Schlaftabletten versuchen sollte. Aber was sollten sie mir auch sonst raten?!

Letzte Woche hatte ich Geburtstag. Es war einfach nur grausam. Der erste Geburtstag ohne meinen Vater. (Wobei ich glaube, dass der zweite Geburtstag ohne meinen Vater nicht besser bzw. einfacher wird!) Und nun kommt auch noch Weihnachten. Ich mag gar nicht dran denken.

Aber gut, dass es dieses Forum gibt! Hier ist man nie alleine und viele stehen einem gerne mit Rat und Tat zur Hilfe, das ist wirklich sehr viel wert.

Liebe Grüße
Sandra
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  #6  
Alt 24.11.2005, 00:48
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bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

.... ja ich bin auch sehr froh das es das Forum hier gibt . Auch wenn e Sch...
ist das ich vom HK in das Hinterbliebenen Forum wechseln musste .


bis denne

Marco

...
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Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #7  
Alt 24.11.2005, 08:14
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo ,

@ Sandra , ich wünsche dir alles Gute nachträglich zu deinem Geburtstag .

Ich bin in so ein tiefes Loch gefallen , ich habe über ein Jahr gebraucht bis ich wieder einigermaßen draußen war . Ich bin ca 1 Woche nach dem Tod meines Bruders nachts zu Hause völlig durchgedreht . Meine Frau schnappte mich und brachte mich ins Krankenhaus . Nach 2 oder 3 Tagen und mehreren Verwüstungen meines Krankenzimmers stand für die Ärzte fest das ich an eine akuten Psychose leide .

Ich kann mich an 3 Wochen die ich in der Psychatrie verbracht habe überhaupt nicht errinnern . Nur das ich immer irgendwelche Stimmen gehört habe und sich ständig irgendwelche Filme vor mir abgespielt haben . Sie hatten alle was mit der Krankheit meines Bruders zu tun . Das war die Hölle.

Sie haben mich da mit allen zugepumpt was es so gibt an Antideppressiva und Phsychopharmaka . Ich habe zeitweise bis zu 10 Tabletten am Tag schlucken müssen. Nach 3 Wochen wurde ich ruhiger ,habe auch wieder meine Frau oder meine Mutter erkannt .

Für meine Familie war es besonders hart , erst mein Bruder gestorben und jetzt ich durchgedreht.

Die Ärzte sagten zu meiner Frau das es sein kann das ich nie wieder der alte werden würde . Nach 4 Monaten wurde ich entlassen ! Mit 25 kg mehr Gewicht auf den Rippen und absolut keiner Lebensfreude.Aber wenigstens waren die Stimmen im Kopf weg .

In der Zeit haben mich auch nur 5 oder 6 von meinen Freunden besucht , im Nachhinein bin ich auch froh drüber, weil ich wirklich nicht mehr ich selbst war .

Ich habe dann noch ca 3 Monate ca 6 Tabletten genommen die mich ruhigstellen sollten . Ich habe nur noch auf der Couch rumgelegen und über 13 Stunden am Tag geschlafen .

Ich habe immer mehr an Gewicht zugelegt der Höchsstand waren mal 95kg
und ich bin nur 176 groß und war immer sportlich .Im Februar habe ich die Tabletten dann auch gegen den Rat meiner Ärztin abgesetzt, und seitdem ging es bergauf .

Ich kann so froh sein das meine Frau noch bei mir ist .Meine Frau sagt ich habe über ein Jahr nicht gelacht .

Mittlerweile kann ich aber wieder lachen , habe auch wieder Lebensfreude und habe auch schon wieder über 20 kg abgenommen.Trotzdem ist durch den Verlust meines kleinen Bruders mein Lachen anders geworden .

Aber er hätte es nicht gewollt das ich mich vergrabe .



bis denne


Marco



....

Ich umarme alle die einen Nahestehenden verloren haben .....
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Mein geliebter Bruder Tommy
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