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  #1  
Alt 28.12.2005, 16:42
chrislibaer chrislibaer ist offline
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Unglücklich AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Auch ich möchte über meine lieben erzählen.
Die mir zur Zeit fehlen wie lange nicht mehr. Mein geliebter Vater starb im August 95. Wir hatten Sonntags von den Ärzten erfahren dass er Blutkrebs hat und Montags morgens ist er für immer eingeschlafen. Wir , meine Geschwister und meine Mutter, waren bei ihm, nachdem der Arzt uns sein Beileid ausgesprochen hat wollten alle sofort gehen.ich konnte mich damals noch nicht durchsetzen und war wohl auch mit der ganzen Situation überfordert. Also verabschiedete ich mich nur kurz von ihm und bin auch gegangen. Ich habe dann alles was mit Trauer zu tun hat verdrängt. Dann im März 97 hatte mein Mann Nieren versagen und bei meiner Mutter wurde ein Weichteilk. festgestellt. mein Mann wurde auf die Dialyse eingestellt und meiner Mutter wurde ein stück vom Darm entfernt und wir bekamen gesagt dass sie noch ca ein halbes jahr hat... mein Mann bekam dann noch Leberversagen dazu und meiner Mutter ging es auch immer schlechter. Nachdem bei meinem Mann dann im August ein Magengeschwür durchgebrochen ist ,ist er nach einer Not Op verblutet. Ich war bei ihm, alleine mit ihm es war so schön und friedlich und gleichzeitig tat es so sehr weh.Nachdem das Herz aufgehört hat zu schlagen wurde ich vom Arzt und den Schwestern rausgeschickt (damit sie ihn "fertig" machen können). Meine Schwiegereltern kamen um mich abzuholen und ich habe mich nur noch kurz verabschiedet. Danach hatte ich ja Zeit (keine Kinder und auch keine Arbeit), habe viel Zeit mit meiner Mutter und einer meiner Schwestern verbracht. Meine Mutter starb dann im Januar 98, wir waren alle bei ihr.Sie hatte gerade ihre letzten Atemzüge gemacht als einer meiner Brüder meinte wir müssen jetzt alle gehen.Zum glück wußte mein Schwager genau dass ich noch Zeit Brauche und ich konnte noch so lange ich wollte bei ihr bleiben.
Die drei fehlen mir auch heute noch so sehr.
Ich Liebe euch. Ich werde euch nie vergessen

Geändert von chrislibaer (28.12.2005 um 19:52 Uhr)
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  #2  
Alt 01.01.2006, 20:06
Benutzerbild von Marinchen
Marinchen Marinchen ist offline
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Standard AW: Papa !Du fehlst mir so!

Im Jahr 2000 haben wir uns ein Doppelhaus gebaut .Eine Helfte bezogen meine Eltern mit zwei Brüder von mir,die andere wir .Mein Mann,Ich und unsere zwei Söhne.
Wir waren sehr Glücklich .
Eines Tages bekamm ich ein Anruf von der Firma wo mein Vater arbeitet. Ihr Vater hatte ein schlimmen Unffal ,wurde jetzt mit dem Retungswagen weggebraucht.
Ich machte mich auf den weg.Es hieß damals "Schädelbruch , Schädelfrackturen und Gehirnblutungen"."Es ist eine kritische Nacht für Ihren Vater.Er hat es damals geschaft.Er mußte natürlich in kauf nehmen,regelmäßig Medikamenten zu nehmen . es war auch nicht schlimm .
er verbrach sehr viel Zeit in eine Neurologische Klinik .Ergentwan wurde er für gesund erklert ,und hat wieder die Arbeit aufgenohmen. Kurze Zeit später bekamm ich wieder ein Anruf ,aber jetzt
aus einem Krankenhaus."Ich soll mein Vater bitte abhohlen,er hat zwar wieder ein kleinen Unfall gehabt ,aber es geht Ihm woh gut"
Am nähchsten Tag lag im Briefkasten eine Kündegung von dem Arbeitgeber.Der war damals empört.Wir haben ihm zugeredet das, das auch gute Seiten hat.Er hat viel mehr Zeit sich um Dienge zu kümmern die auf der Strecke geblieben sind.
Er hat sich dann schnell an diese Situation
gewöht. Jeden Morgen hat er bei einem Taffeldienst mitgeholfen .Zuerst haben sie die Ware von den Geschäften gesammelt,
und später an die bedürftigen verteilt.
Nachmittags hat er sich um meine Kindern gekümmert,weil ich Berufstätig bin.
Er hat die Kinder überall hin gefahren und hat mit denen viel unternohmen.

Das Schöne ist leider nicht vor lange Dauer.....
Im letzten Jahr musste mein Papa zwei Schwager beerdigen,die am Krebs starben.
Das hat Ihm damals sehr mitgenohmen.
Der letzte Schwager wurde erst 45.
Er konnte sich kaum von dem Schock erhollen,als die Ärzte bei Ihm in Urin Blut gesehen haben .
Das war im August 2005
Nach einem Ultroschal hieß es,ein große Tumor auf der linke Niere.
Dann follgten CT die haben gezeigt das die Metastasen schon in der Lunge sind .
Das habe ich meinem Vater auch nicht gesagt.Ich habe geglaubt das die Ärzte sich irren.Dann kamm die OP ,die Niere wurde entfernt samt der Milz, und L.k.
Die Egäbnisse kammen erst in eine Woche.
Der Dok. hat uns mitgeteilt,im Flur, das es Ein bössartiger Tumor ist ,und die Metastasen in der Lünge und Knochen sind.
Ich war schon vorbereitet aber mein Vater nicht. Er hat angefangen zu weinen,wie ein kleines Kind, so habe ich mein Vater noch nie gesehen.Ich sagte damals zu Ihm
"du musst kämpfen,Papa . Es ist nicht alles
verloren. Die Einstelung spielt auch eine Große Rolle.Du wirst nicht sterben ,wir brauchen dich doch."Ich habe mich damals
wie zwei Hälften gefüllt,eine weinte ,tobte schrie. Und die andere blieb ruhch,und versuchte immer wieder mein Vater aufmuntern .Das ist mir aber gut gelungen.
Nicht nur mir ,meiner Mutter ,meinen Brüdern,und Geschwiestern von meinem Papa.Wo ich am Ende mit meiner Latein war,sprangen dan die Tanten ein.
Wir haben alles versucht .
Papa hat so ein Kampf abgelegt.
Die Schmärzen haben es auch nicht einfacher gemacht.Ende Septemer musste Papa zu Bestrahlung.Er konnte zu dieser Zeit kaum gehen, er war einverstanden auf einer Strahlenstation zu bleiben .
Er hat 8von 10 Bestrahlungen über sich ergehen lassen. Meine mama ist bei Ihm die ganze Zeit geblieben,ohne 1Sekunde
an sich zu denken.Tag und Nachts
An dem Tag alser dan entlassen wurde ,kamm ein Paster zu Ihm ins Zimmer und fragte ob wir wohl alles besprochen haben was die Beerdigung angeht.Mein Vater schaute Ihm an,und sagte nur :Wer ist den gestorben? Ich habe
es eigenlich nicht vor.
Dann wurde er nach Hause gebracht.
Ihm ging es so schlecht,aber er versuchte
jetzt uns aufzubauen.
Wir blieben den ganzen Tag bei Ihm im Zimmer.Dann schieckte er uns außer meine Mutter raus . Als wir dann draussen waren ,habe ich gehört wie meine Mama schreit,ich lief soffort rein........ Er lag da....,ohne zu atmen.Wir wussten das er bald sterben wird ,aber doch nicht heute!!!!
Meine Reaktion war ich lief schreiend zu Ihm, und habe angefangen Ihm zu schüteln, Ich weiß noch ,das Ich zu Ihm sagte ,das er nicht gehen darf.
Es ist soschwer zu glauben ,aber er Riess soffort die Augen auf ,und kuckte sich nur um. Er fragte dan was passiert ist ,und warum wir den weinen.
In den Moment kamm schon der Retungswagen,er wurde dan wieder mitgenohmen ins Krankenhaus.
Der Dr. erlaubte uns bei Ihm zu bleiben.
Das war die schlimste Nacht in meinem
Leben.Ich, meine Mama und mein kleiner Bruder blieben bei Papa.Der hat sich so gequält :Er hate unheimliche Schmerzen ,aber vor allem er kriegte keine Luft und war am erstiecken.Es war schrecklich.Ergenwan am nächsten Tag kammen Papas Schwestern und lössen uns ab.
Wir fuhren nach Hause und haben versucht
ein bischen zu schlaffen,Papa hat die ganze Zeit nach uns gefragt.
Nach zwei Stunden" schlaff" fuhren mama und ich wieder hin .
Die Tanten ezählten uns, das die Kanülle von Mofium fast eine Stunde raus war,und er hat sehr gelieten.Sie sagten es zwar den Krankenschwestern bestimmt 3mal bis einer kamm und legte es wieder an.
Es war grauenvoll,aber jetzt ist er aber
eingeschlafen.Wir blieben noch alle zusammen eine halbe Stunde weinend sitzen.Dann verabschieden sie sich und gingen. Wir nahmen die Stühle und haben uns von beiden Seiten niedergelassen. Mama nahm eine Hand ,ich die andere.
In dem Moment wurde er wach.Er schaute uns das letzte Mal liebevoll an,drückte uns die Hand.Dann habe ich Ihm nur gesagt:
"Papa,ich habe dich so lieb.
Ich kann mir das Leben ohne dich zwar nicht vorstellen,aber den Kampf hast du verloren darum mußt du jetzt gehen,kämpfe nicht dagegen,es gibt keine Heilung.Das wars".Meine Mutter hat sich dann auch bei Gott entschuldigt"Das wir Ihm einmal zurück geholt haben.Und er der
Almächtiger ihm bitte mitnehmen soll."
Papa hollte dann das letzte mal Luft und ist......gegangen.
So war meine Erfahrung mit dieser verdamten Krankeit.

Papa! Ich habe dir damals versprochen das
du nicht sterben wirst. Es tut mir so leid das
ich das nicht halten konnte.Es vergeht kein Tag,wo ich dich nicht beweine.Ich weiß, das wolltest du bestimmt nicht.Aber ich vermisse dich so sehr.Du hast an Gott geglaubt.An die Auferstehung. Nur das macht es leichter,Ich kann warten.
Bis dann,Papa
Marvin passt gut auf Oma auf .Er sagt :Ich muß jetzt zu Oma ,sonst weint sie.
Grüße da oben alle.
Deine Marinchen

Geändert von Marinchen (08.01.2006 um 20:10 Uhr)
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  #3  
Alt 05.01.2006, 01:01
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Ich möchte hier von meiner lieben Frau erzählen, die am 30.11.2005 um 12:05 Uhr zu Hause in meinen Armen eingeschlafen ist.

Meine Frau wurde von ihrer Frauenärztin regelmäßig zur Mammographie geschickt, da sie in der rechten Brust einige Mikroverkalkungen hatte.
Im August 2003 sind wir dann (wir haben immer alles gemeinsam gemacht, also habe ich mir auch immer für Arztbesuche frei genommen und war auch immer mit dabei, meine Frau wollte das auch so) zu einem Spezialisten in der Senologie vorstellig geworden, der sich die Microverkalkungen genauer ansehen wollte. Er sagte, wenn meine Frau sehr ängszlich wäre, solle sie sich diese Microverkalkungen entfernen lassen, aber dadurch könnte man auch schlafende Hunde wecken.
Im September 2003 stand die nächste Kontrolluntersuchung (Mammographie) an. Bei der Berichtübergabe riet der Röntgenarzt zur schnellsten Abklärung, da er auf dem Röntgenbild etwas gesehen hätte.
Am 20 September wurde meine Frau an der rechten Brust operiert. Es handelte sich um ein Mamca in einer Größe von 3 cm. Von 49 Lymphknoten waren 32 befallen, also wurde die Achselhöhle auch "ausgeräumt".
Im Oktober bekam sie FEC Chemo, 6 Sitzungen. Wir haben meiner Frau ganz schnell eine Perücke anfertigen lassen, denn die Haare filen ihr langsam aus. An einem Sonntag nahm ich einen Rasierapperat und rasierte ihr den Kopf ganz kahl.
Im Januar 2004 begann die Bestrahlung der Brust. 34 Sitzungen, jeden Tag um 08:00 Uhr in die Strahlenambulanz der Uni Düsseldorf.

Wir haben dann im Mai einen wunderbaren Urlaub in Bayern verbracht.
Im August 2004 bemerkte meine Frau leichte Schwindelgefühle. Sie wurde daraufhin von einer Neurologin untersucht und als wir zur Berichtsbesprechung kammen, wurde direkt ein Termin in der Uni Düsseldorf gemacht, im Kopf hatte man Hirnmetastasen gefunden.

Wir haben dann noch einmal 4 Tage Urlaub im Schwarzwald verbracht, meine Frau wollte unbedingt hier hin, weil sie in ihrer Jugendzeit einmal hier war und sie hatte sich so darauf gefreut.

Im September 2004 wurde ihr dann in der Neurologie der Uni der Schädel geöffnet und es sollte die Hirnmetastase entfernt werden. Nach einem Tag auf der Intensivstation wollte meine Frau schon wieder unbedingt nach Hause. Sie wurde dann am Morgen auf die normale Station verlegt und ich konnte sie nach 7 Tagen wieder mit nach Hause nehmen.

Beim Abschlussgespräch mit dem operierenden Neurologen erklärte uns dieser, es ist alles entfernt worden.

Nach 2 Tagen fuhr ich zur Uni und holte den Bericht ab. Ich habe fast einen Schlag bekommen, was ich da lesen musste. Die Metastase im Hirn hatte sich um eine Vene gewickelt, die konnte garnicht völlig entfernt werden. Das hat uns dieser Neurologe nicht erzählt. Ich habe ein Riesentheater dort veranstaltet, aber gegen diese "Hergötter in weis" hat man keine Chance.
Im November 2004 bekam sie dann 16 Ganzkopfbestrahlungen. Die Haare die wieder nachgewachsen waren, fielen jetzt wieder aus, diesmal aber für immer.

Sie bekam ein Medikament gegen den Hirndruck verordnet, das zuerst zu hoch dosiert wurde, dann zu schnell abgesetzt und dann doch wieder in einer zu hohen Dosis verordnet wurde. Sie bekam aufgrund dieser unverträglickeit dieses Medikaments Muskelschwund. Sie konnte nicht mehr alleine auf die Toilette, sie konnte sich nicht alleine setzen und kam auch nicht alleine wieder hoch. Ins Bett gings auch nicht mehr alleine, ich musste sie dann hochheben, bzw. langsam absenken. Im Dezember 2004 konnte ich sie nicht mehr aus dem Bett heben, sie verdrehte ihre Augen, hatte riesigen Durst und war völlig geschwächt. Die Ärztin meiner Frau hat ihre Praxis in unserem Wohnblock. Ich konnte anrufen wann ich wollte, sie nahm sich immer Zeit um nach meiner Frau zu sehen.
Es musste eine Einweisung ins Krankenhaus erfolgen, die Ärztin war sich nicht ganz sicher, was los war. Im Krankenhaus stellte man dann einen Zuckerschock fest, sie hatte einen Wert über 500.
Ab jetzt musste ich ihr Insulin geben und sie wurde u. a. auch wegen des Muskelschwunds vom Medizinsichen Dienst in die Pflegestufe II eingruppiert. Ich besorgte ihr eine Pflegebett und einen Rollstuhl.
Am 20 Dezember 2004 durfte ich sie wieder zu mir nach Hause holen. Wir haben dann ein schönes Weihnachtsfest verbracht, sie im Pflegebett und ich sass daneben.
Am 03. Januar 2005 erfolgte der nächste Schreck, sie hatte Schmerzen im rechten Bein und das Bein war ganz dick. Ärztin angerufen, die sieht sich das an, Krankenwagen und ab ins Krankenhaus. Diagnose: tiefe Beinvenentrombose.
Jetzt durfte ich dann noch zum Insulin, Trombosspritzen setzen. Der Bauch sah aus, trotz ich die Spritzen ganz vorsichtig setze, als wenn da jemand drüber gefahren wäre.
Nach 10 Tagen striktem Liegen durfte ich meine Frau wieder mit nach Hause nehmen. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass ich von 13:00 Uhr bis abends um 21:00 Uhr an ihrem Krankenhausbett sass und sie mit allem versorgte, das Kranknehauspersonal wollte mich schon einstellen.
Am 15. 01.2005 haben wir dann unsere Silberhochzeit im und am Pflegebett zum Glück zu Hause verbracht. Es war wunderschön.

Sie war so glücklich und ich natürlich auch.

Wir hatten ein paar Monate eine schöne Zeit, sie konnte wieder ein paar Schritte alleine gehen und durch den erhöhten Toilettensitz auch alleine auf Toilette gehen. Und was besonders schön war, ich konnte sie mit dem Rollstuhl ans Auto fahren und sie dann ins Auto setzen, so konnten wir das tun, was wir als einziges Hobby hatten, wir konnten wieder spazierenfahren. Das hat ihr riesigen Spass gemacht und ich habe mich gefreut, wie ein kleines Kind, das es ihr so gut ging.

Im Juni 2005 stellte man dann bei einer Routineuntersuchung an der Leber mehrere Schatten fest, es stellte sich heraus, es waren Lebermetastasen.

Im Juli 2005 bekam sie sehr starke Schmerzen in der rechten Nierengegend und was sollte es auch sein, sie hatte einen Nierenstein, der sich in der Harnröhre verklemmt hatte. Nach 7 Tagen, in denen man meinte, der Stein würde auf natürlichem Weg herauskommen, wurde sie, nachdem ich das komplette Krankenhaus in Aufruhr versetzt hatte, in eine große Klinik verlegt, wo man ihr innerhalb von einer Stunde unter Vollnarkose diesen Stein entfernt hatte. Nach 3 Tagen durfte ich sie dann wieder mit nach Hause nehmen.
Wir haben dann einen Kurzurlaub von 6 Tagen an der Mosel in einer Ferienwohnung verbracht, das wollte sie so gerne mal wieder, an der Mosel sitzen und die Seele baumeln lassen. Wir haben dann eine barrierefreie FeWo bekommen und hatten ein paar schöne Tage.
Seit Ende Juli hatte sie mehrere Schmerzen an verschiedenen Stellen. Sie wurde mit leichten Morphintabletten eingestellt.
Ab November 2005 wurden die Schmerzen immer stärker, die Medikamente immer höher dosiert. Sie bekam eine komplette Schmerztherapie mit starken Morphiumtabletten und Tropfen.
In der Zeit habe ich alle 2 Stunden Tropfen geben müssen, auch Nachts. An schlafen war von November an nicht mehr zu denken. Bei jeder Bewegung, jedem Geräusch bin ich hellwach gewesen, ich habe ihr jeden Wunsch von den Lippen und Augen abgelesen.

Am 30.11.2005 um 07:00 Uhr habe ich die Ärztin über ihr Handy erreicht und habe sie gebeten, doch sich meine Frau anzusehen, mir gefällt das mit den Schmerzen nicht so, das war ein auf und ab, mal waren die Schmerzen fast weg dann wieder unerträglich stark.

Ich muss noch einmal auf die Ärztin zu sprechen kommen. Diese Ärztin hat sich so für meine Frau eingesetzt, sie ist immer zur Stelle gewesen, wenn wir sie gebraucht haben, ich habe Morgens früh meinen "Bericht" abgeliefert und sie hat sich dann entweder persönlich durch Besuch oder telefonisch gemeldet. Solch eine Ärztin findet man nicht noch einmal.

An diesm Tag ist sie auch wieder gekommen, wir haben die Dosierung noch einmal angepasst, sie hat Blutdruck usw. kontrolliert. Sie bat mich dann aber, wir sollten meine Frau in eine Paliativstation bringen lassen, damit die Schmerzmittel und evt. Komplikationen dort angepasst, bzw. vermieden werden können. Ich habe mir dann den Einweisungsschein in der Praxis abgeholt. Zu Hause habe ich dann meine Tochter nagerufen und sie gebeten, sie möchte doch sofort kommen, weil ihre Mutter ins Krankenhaus soll.
Meine Tochter ist dann auch schnell bei uns gewesen, wassonst nicht ihre Art ist. Ich habe dann die Feuerwehr angerufen und einen Wagen zum Transport bestellt. Dann habe ich versucht meiner Frau zu erklären, das sie jetzt in ein Krankenhaus müsse, dort würde man ihr die Schmerzen nehmen.
SIe hat gemurmelt, "ja, ja".
Als dann der Krankenransport da war, sagt mir der eine der Sanitäter, die Frau nehmen wir aber nicht mit. Ich dachte was soll das denn. Dann erklärte mir der Sanitäter, das es wohl mit meiner frau zu Ende gehen würde, sie würde schon Schnappatmung haben. Ich rief sofort bei der Ärztin an, die ließ alles stehen und liegen und kam sofort in unsere Wohnung.

Ich hielt meine Frau in meinen Armen, meine Tochter hielt ihre Hände. Sie tat ihren letzten Atemzug und war tod.

Ich legte sie vorsichtig ins Kissen zurück, ich werde diesen Anblick nie in meinem Leben vergessen.

Die Sanitäter holten ein EKG und schlossen dies an. Das Gerät zeigte die berühmte Nulllinie.



Wenn die Liebe einen Weg zum Himmel fände und Erinnerungen zu
Stufen würden, dann würde ich Hinaufsteigen und Dich zurückholen.

Die Seele trat ihre Reise an, als wir uns noch an den Händen hielten.
Der Abschiedsschmerz ist unbeschreiblich.
Uns lässt Du nun allein zurück. Unsere Liebe nimmst Du mit,
Deine tragen wir im Herzen.

Ich liebe Dich unendlich, ich hoffe, Dir geht es gut
Gerhard
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  #4  
Alt 08.01.2006, 03:26
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baghira baghira ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Du warst mein Klaus, das Liebste auf der Welt für mich, das Beste was mir je passiert ist, die letzten Monate mein "Rippchen" und auch ich möchte von Dir erzählen!
Vor etwas über 18 Jahren haben unsere Freunde uns miteinander "verkuppelt", sie hatten uns beide als Trauzeugen für ihre Hochzeit ausgesucht, sie waren wohl der Meinung, wir würden gut zusammen passen. Du warst damals grade alleine, ich war noch in einer Beziehung, die aber schon lange keine mehr war. Und tatsächlich hat es auf dieser tollen Hochzeitsfeier mit uns "Bum" gemacht, wir haben uns total ineinander verliebt. Du hast gesagt, weil ich dieses rote Kleid anhatte- ich, weil ich wußte, dass Du total liebenswert bist und weil Du so toll tanzen konntest. Wir haben dann, glaube ich eine aufregendere Hochzeitsnacht verbracht, als unsere Freunde, waren total glücklich. Danach wurde es allerdings etwas kompliziert, meine Trennung vom damaligen Freund stand an, ich hing weniger an ihm, sondern an dem Haus, was wir zusammen umgebaut hatten, er drohte, sich umzubringen, ich wusste nicht, ob ich alles richtig mache, bin zu Dir von Essen nach Leverkusen gezogen, musste jeden Tag 70km zur Arbeit und 70km zurück fahren, war Stress pur, Staus ohne Ende. Ich war aber immer glücklich, wenn ich in Deiner Süßen Dachgeschosswohnung ankam, Du hast für mich gekocht und mich einfach nur lieb gehabt, meine Katze durfte auch bei Dir einziehen und Deine Fische begutachten, war witzig. Haben uns kurzzeitig wieder getrennt, ich bin bei meiner Mutter in Essen eingezogen, weil mir alles zu anstregend war, haben uns aber immer noch getroffen, Du hast nie aufgegeben, wusste manchmal nicht, ob ich es wert bin! Irgendwann kehrte Ruhe ein, wir beschlossen, eine kleine Wohnung in Essen zu kaufen, 58qm, 2,5 Zimmer, jetzt hattest Du den Stress mit der Fahrerei, aber Du hast Dich nie beklagt, wir waren in unserer kleinen Wohnung glücklich!!! 3 Jahre später haben wir beide geheiratet, ein Jahr später wurde unser erstes Kind geboren, Yannick, er ist heute 13 und sieht aus, wie Du! Aber unsere Wohnung wurde nun zu klein, Deine Eltern boten uns ein Grundstück an, wir konnten ein Haus bauen, am Niederrhein. Wir haben fast alles selbst gemacht, Fertighaus aussen geschlossen, Du hast Heizung und Sanitär gemacht, ich Fliesen gelegt, alles andere wir beide zusammen! Eingezogen sind wir mit unserer Tochter Ronja, heute 10, auch sie sieht aus wie Du, dunkle Haare, dunkle Augen, wir hatten damals das Wohnzimmer und Küche fertig, und ein Schlafzimmer für 4!!! Mittlerweile waren wir eine Einheit, uns konnte nichts umhauen, haben alles geschafft, waren glücklich, wenn wir zusammen waren.
Im April 2001 starb mein Bruder an schwarzen Hautkrebs, es war elendig ihn sterben zu sehen, unter Morphium, er wusste nicht mehr wer er war und was um ihn herum geschah, ich fragte den Arzt mal, warum man ihm das Bein (dort im Oberschenkel war der Tumor) nicht einfach abnimmt, aber der meinte, warum, das wird schon wieder! 2 Monate später war er tot! 11 Monate später fiel meine Mutter auf dem Friedhof einfach tot um, geplatzte Aorta, keiner weiss warum! 2 Wochen später, Deine Mutter! Sie hat sich gequält, wollte nie zum Arzt, hatte wahrscheinlich auch Krebs am Magen oder Speiseröhre, ist elendig verhungert!
Na ja, wir hatten erstmal mit der Erberei zu tun, von meinem Bruder und meiner Mutter! Meine Mutter hat uns ein 2 Familienhaus hinterlassen, vollgestopft mit Sammelsurium, vom Keller bis zum Dach, wir haben 2002 damit verbracht zu räumen, am Wochenende und wann immer wir Zeit hatten, kann sich keiner vorstellen, wieviel Zeit und Energie damit draufging, konnten dann endlich das Haus von meiner Mutter verkaufen, und beschlossen für uns ein neues Haus zu bauen, mehr im Dorf, waren vorher im Aussenbezirk, mussten für jeden Kram mit dem Auto fahren, waren jetzt froh, dass unsere Kinder zum Bus laufen konnten, hätten im Juni 2003 einziehen können, brauchten auch nichts selber machen, wurde alles gemacht....
Im Mai 2003 kam dann Deine Diagnose: Speiseröhrenkrebs am Mageneingang, heute noch kommt es mir vor, wie ein Todesurteil! Ich konnte damals auch nicht weinen, hatte einfach nur grenzenlose Wut in mir, hätte alles zertrümmern können! Konnte alles zertrümmern!
Es folgten OP, Chemos und Reha , war trotzdem glücklich, wenn ich Dich wieder in den Arm nehmen durfte, jedesmal, immer eingesogen wie ein Schwamm, Dich und immer nur Dich!!! War mir trotzdem klar, dass irgendwann Schluss ist, von Anfang an, die Diagnose war klar, bin nicht blöd, auch wenn die Ärzte nichts sagen, find es sowieso blöd, wenn die im weissen Kittel mit Dackelblick umherlaufen, sollen doch was sagen! Jedenfalls haben wir unsere Zeit genossen, jede Stunde, jede Minute! Habe in diesen letzten Wochen mein kleines Notfall- Köfferchen gepackt.. jede liebevolle Umarmung, jeden leidenschaftlichen Kuss, jede zarte Berührung, jeden kleinen Scherz, jedes fröhliche Wortgeplänkel mit den Kindern, jedes Gemeckere mit den Hunden und Katzen, jede liebevoll, ironische Bemerkung über meine alljährlichen Bstelarbeiten, jedes guten Morgen, mein Schatz, liebst Du mich noch, jedes gute Nacht schlaf schön!
Am 1. Advent, 27.11.2005, bist Du an einem Darmverschluss, und geplatzter Darmwand (porös geworden durch die Chemos) um 12.08 Uhr verstorben, unsere Kinder und ich waren bei Dir, haben Dir noch mal gesagt, dass wir Dich lieben, wir wissen nicht, ob Du uns gehört hast, wir haben Deine Hände gehalten, Du hast noch einmal die Augen geöffnet, vielleicht hast Du uns erkannt?
Bin dankbar für 18 wunderbare Jahre, möchte dass Deine Liebe und Wärme immer bei uns bleiben und nicht im alltäglichen Kleinkram und Stress mit den Kindern untergehen, notfalls hab ich ja mein Köfferchen dabei, sag Dir jetzt, was ich Dir auch zu anderen Zeiten gesagt hab, weiss nicht, wie ich ohne Dich leben soll, wie ich es schaffen soll!!?
Ich liebe dIch mehr als alles andere auf der Welt

Annette
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  #5  
Alt 20.01.2006, 17:43
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Hallo! Ich bin heute das erste Mal hier und noch keine lange Internet - Benutzerin. Also verzeiht mir kleine Fehler, von denen wir uns alle nicht frei sprechen können. Ich bin so froh, dass ich dieses Forum durch eine Freundin gefunden habe, jetzt hab ich Leute gefunden die mich verstehen können. Meine Mutter ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben und auch mein Vater hat Krebs (Blasenkrebs/ kann operiert werden). Ich bin 25 Jahre alt und möchte im September heiraten. Vielleicht klingt es egoistisch, aber ich würde mir wünschen, meine Mutter wäre hier. Ich brauche Sie noch so sehr, gerade jetzt. Damals fing alles mit dem Verdacht auf Gallensteine an. Natürlich kamen ihre Schmerzen nicht von der Galle, sondern von einem Tumor. Ich habe zu dieser Zeit eine Abendschule besucht und viel verdrängt. Ich dachte immer, sowas würde unserer Familie nie passieren, alles wird gut, falsch gedacht. Mit 58 Jahren starb meine Mutter. Sie war ein Mensch der nur für die Familie gelebt hat, der am wenigsten an sich selbst dachte. Ich schäme mich manchmal, weil ich nicht so bin und ihr zu wenig gedankt habe. Sie hinterläßt 5 erwachsene Kinder und einen kranken Ehemann. Gegönnt hat sich diese Frau nichts, das wollte sie sich für die Rente aufheben, zu spät. Ihr Kampf hat ein halbes Jahr gedauert, länger reichten ihre Kräfte nicht. Ich mache mir oft Vorwürfe, weil ich ihr oft gesagt habe das sie kämpfen muss und nicht aufgeben darf. Aber sie konnte einfach nicht mehr. Ihr Bauch war stark aufgebläht, der Rest des Körpers war abgemagert, sie konnte weder essen, noch trinken. Wenn ich an sie denke, tut es tief in mir drin so sehr weh, dass ich schreien könnte. Wo ist sie jetzt? Ich soll hier über meine Mutter schreiben? Sie war/ist für mich die beste Mutter der Welt. Sie hatte die Gabe unsere Familie zusammen zu halten, sie war der Familienmittelpunkt.Sicher war sie keine Heilige, aber wenn ich sie umarmt habe, war die Welt in Ordnung. Das fehlt mir so sehr. Meine Mutter hat nie ihren Vater kennengelernt, er wäre sicher stolz auf sie gewesen. Geboren wurde sie in der ehemaligen DDR, ihre Familie war arm. Eine ihrer Schwestern litt unter Epilepsie und schrie viel in der Nacht. Gemeinsam teilten sie sich ein Bett. Schon als Kind musste meine Mutter arbeiten um die Familie mit zu versorgen, einfach hatte sie es nie. Dann lernte sie meinen Vater kennen, mit 15 wurde sie schwanger. Ihr Ehemann unterstützte sie nicht wirklich, sie war für ihn eine Art "Hausmädchen". Er liebt(e) sie und bereut heute, wie er sie behandelt hat, manche Dinge vergisst er einfach. Oft habe ich meine Mutter heimlich weinen gesehen, weil sie überarbeitet war und keinen Dank bekam. Wieso war ich damals so dumm? Warum habe ich ihr nicht mehr geholfen? Es tut mir so schrecklich leid. Am liebsten ist meine Mama Fahrrad gefahren, dass war ihr Stück Freiheit. Ihre Enkelkinder haben ihr große Freude bereitet, meine wird sie nicht mehr kennenlernen. Meine Kinder hätten eine tolle Oma gehabt. Viel Zeit hatte meine Mutter nie für mich, der Haushalt und die Arbeit haben sie voll und ganz eingenommen. Abends ist sie immer erschöpft auf dem Sofa vor dem TV eingeschlafen, dann habe ich sie zugedeckt. Ihre Sorgen galten meiner älteren Schwester, die ihr Leben nicht organisieren konnte/kann. Meine Mutter zog ihre beiden Kinder auch gleich mit auf, als wären es ihre eigenen und sie hat es gerne gemacht. Ich glaube die Sorge um meine Schwester hat sie mit in den Tod genommen. Auch mein ältester Bruder bereitete ihr Kopfzerbrechen. Der ewige Single ist schon fast 50ig und bekommt jetzt seine Wäsche von meinem Vater gewaschen. Das Essen wird ihm auch gekocht, früher hat das meine Mutter gemacht.Sogar als sie schon schwer krank war, stand sie in der Küche um für ihn etwas zuzubereiten, unglaublich. Er hat sich immer bedienen lassen.
Ich könnte noch Tage lang so weiter schreiben, aber an dieser Stelle höre ich auf. Wenn Jemand diesen langen Text liest, danke ich für´s zuhören, wenn nicht, hat es trotzdem gut getan.
Mela
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  #6  
Alt 20.01.2006, 18:51
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Hallo Mela,

als ich Deine Geschichte eben gelesen habe, habe ich an meine Tochter denken müssen. Auch sie ist 25 Jahre alt und macht sich, so wie Du Vorwürfe, dass sie nicht genug für meine Frau, bzw. ihre Mutter da war oder nicht genug für sie getan hat.
Diese Vorwürfe machen wir uns alle. Ich habe aber inzwischen gelernt, dass es normal ist, sich Vorwürfe zu machen, deshalb arbeitet man auch intensiv an seiner und mit seiner Trauer.
Lass es ruhig alles zu, was Dir im Moment durch den Kopf geht und wenn Du schreien willst, schreie. Ich kann das leider nicht.
Die Geschichte meiner Frau kannst Du hier lesen

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...d.html?t=15469

oder hier wenn Du möchtest

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...&postcount=134

Schreib ruhig weiter hier, es sind eine Menge nette und liebe Menschen hier die Dir zuhören und auch antworten.

Liebe Grüße
Gerhard
__________________
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. B.Brecht
Wir haben gekämpft und trotzdem verloren.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.

Geändert von GEP (20.01.2006 um 21:53 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler
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  #7  
Alt 20.01.2006, 20:14
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Vielen Dank für Deine Worte Gerhard! Ich sitze jetzt 3 1/2 Stunden vor dem Computer und bin von all den Schicksalen erschlagen. Ich werde mir das nächste Mal Zeit nehmen und Deinen Text lesen. Ich hoffe Du hast Verständnis!
Herzliche Grüße
Melanie

"Wir können uns nicht aussuchen, wie wir sterben - oder wann. Aber wir können entscheiden, wie wir jetzt leben!"
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  #8  
Alt 20.01.2006, 23:10
Blue Blue ist offline
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Liebe Annette,

ich drücke Dich. Gibt Dein Köfferchen niemals her, wir alle haben unsere Habseligkeiten die wir bewahren wie ein Schatz. Du sagst es so gefühlvoll, hab mein Köfferchen gepackt und obwohl es so klein ist, ist so viel Großes drin.

Blue
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  #9  
Alt 06.02.2006, 18:15
Petra40 Petra40 ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Hallo,

ich heiße Petra und bin 40 Jahre alt.

Ich mußte meinen Mann mit 39 am 01.04.2005 gehen lassen. Er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Lebermetas.

Anfangs sah es recht gut aus und wir hatten Hoffnung ohne Ende und haben dann auch noch geheiratet. Nur leider läßt diese Krankheit nicht mit sich verhandeln.

Pit hatte eine Lebenserwartung von 8 Wochen, wir haben ein wundervolles Jahr daraus gemacht. Wir sind sogar noch 6 Wochen vor seinem Tod beim Skifahren gewesen.

Anfangs dachte ich, ich schaffe das nicht ohne ihn, ich kann nicht atmen, nicht essen, nicht schlafen. Aber wem sage ich das, Ihr kennt das wohl alle sehr gut.
Die Trauer hat sich verändert aber sie ist immer und überall noch vorhanden. Ich weine nicht mehr so viel, aber ich weine dennoch um Pit. Er fehlt mir immer noch sehr. Ich kann es irgenwie immer noch nicht begreifen das er nicht mehr bei mir ist, zur Tür rein kommt und ruft.... Hallo Schatzi bin da.

Er hat nie gejammert und war immer so stark. Wenn ich mal wieder den Tränen nahe war, hat er mich in den Arm genommen und mich getröstet. Die letzten Stunden seines Leben hat er mir noch so viel Liebe gegeben, die ich in dieser Form wohl nie mehr erleben werden.

Ich wünsche Euch alle viel Kraft auf Eurem weiteren weg und noch einen Spruch der mir sehr gut gefällt, da Pit und ich nur 5 gemeinsame Jahre hatten.

Lieber die ganz große Liebe nur halb oder für kurze Zeit haben, als ein Leben lang eine halbe Liebe ganz

Petra
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  #10  
Alt 25.03.2006, 23:58
Monika34 Monika34 ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Hallo!!

Am 28.02.2006 ist mein Papi gestorben. Er war erst 62 Jahre alt. Papi, ich vermisse dich so sehr. Die Vorstellung, dich nicht mehr sehen, hören und mit der Mami zusammen erleben zu können, lässt meine Verzweiflung noch schmerzhafter werden. Papi, du wirst immer bei uns und in uns weiterleben. Ich habe die neue Realität noch nicht akzeptiert. Du gehörst doch zur Mami, ihr seid eine Einheit!! Die werdet ihr auch immer bleiben. Pabi, ich liebe dich!!

Deine Tochter Monika
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  #11  
Alt 15.06.2006, 12:00
Gretchen Gretchen ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Mein geliebter Schatz, nun bist du fast schon 1/2 Jahr nicht mehr bei mir und du fehlst mir so unsagbar. Sicher hatten wir in unseren 35 Ehejahren auch dunkle Täler zu durchwandern, doch hat uns das nur näher zusammen gebracht. Um so schwieriger ist es nun für mich ohne dich zurecht zu kommen! Ich könnte heulen, wenn ich an dich denke'! Aber was nützt das, es bringt dich mir nicht zurück. Wir hatten doch auch wunderbare Zeiten. An die will ich jetzt denken. Der Schmerz läßt mich einfach nicht los. Auch die Kinder können mir dabei nicht helfen. Haben sie doch ihr eigenes Leben, das ja grad erst angefangen hat.
Mein Schatz, ich kann dich vor meinem inneren Auge nur sehen wie du auf dem Totenbett gelegen bist. Es macht mich so traurig, dass ich dich nicht sehen kann wie du noch keinen Lungenkrebs hattest. Dich mit deinen spöttischen Augen! Oder auch mit deinem funkelnden, verliebten Augen! Ich kann dir gar nicht sagen wie mir das fehlt! Wann läßt der Schmerz endlich nach? Auch Ablenkung bringt mich nicht weiter. Ich brenne für dich täglich eine Kerze an neben deinem Bild, und doch kann ich nur deinen verfallenen Körper sehen. Ich hab dich tief in meinem Herzen und sind wir zusammen, die Kinder und ich, so denken wir oft an dich, bzw. bist du bei uns! Mach´s gut, da wo du jetzt bist, hoffentlich im Licht der Liebe und des Friedens, dein dich immer liebendes Gretchen
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  #12  
Alt 07.07.2006, 01:20
gaby13 gaby13 ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Liebes Mami. Ich möchte heute von dir erzählen. Ich habe, seit wir wussten, dass du Krebs hast, fast jeden Tag im Forum gelesen. Habe aber bis heute keinen Eintrag gemacht. Ich hatte in der kurzen Zeit genug damit zu tun, mit mir selber klar zu kommen, mich um dich zu kümmern und nebenbei – wie du es wolltest – mein Leben zu leben.

Im Frühling 2005 hast du und Papi beschlossen, das Haus zu verkaufen und dafür eine neue, moderne Wohnung zu kaufen. Es muss wohl Schicksal gewesen sein, dass dies so schnell klappte, dass ihr im September 2005 bereits in eure neue Wohnung umziehen durftet. Ein wunderschönes, neues Heim, dass du mit so viel Liebe neu eingerichtet hast. Du hattest so viel Freude an der Wohnung und konntest sie nur noch ein halbes Jahr geniessen.

Weisst du noch, am 31.12.2005? Wir waren zusammen ein Glas Prosecco trinken, wir haben es uns gut gehen lassen. Das hatten wir noch nie gemacht. Ich habe das so schön gefunden, dass ich das auf jeden Fall dieses Jahr wiederholen wollte. Niemand hat zu diesem Zeitpunkt gewusst oder geahnt, dass du so krank bist.

Ende Februar hattest du plötzlich, wie angeworfen, Schmerzen, Blutungen und eine Blasenentzündung. Du musst unheimliche Schmerzen gehabt haben, dass du freiwillig zu einem Arzt gegangen bist. Der Arzt hat dir etwas gegen die Blasenentzündung gegeben. Wir alle haben gedacht, jetzt ist es wieder gut. Die Schmerzen wurden nicht besser, so dass du zum Naturheilarzt wolltest. Der meinte, irgendetwas im Unterleib sei nicht in Ordnung. Er hat dich zum Gynäkologen geschickt. Wie viele Male haben dich Papi und versucht dazu zu bringen, wieder einmal zum Gynäkologen zu gehen?! Du wolltest einfach nicht. Und wenn du etwas nicht wolltest, dann war das so – leider… Anfang März hattest du nun den Termin. Ergebnis: Verdacht auf Gebärmutterkrebs. Es folgte das CT, um sicher zu sein. Am 9. März 2006 erhielten wir die Diagnose, Gebärmutter-, Blasen-, Harnleiterkrebs mit Metastasen auf der Leber.

Ich dachte, das überstehe ich nicht. Ich habe dich leiden sehen. Schmerzen, so fest Schmerzen, dass du immer wieder zusammengezuckt bist. Ich habe in den ersten Tagen nur noch geweint. Trotz den Schmerzen, wolltest du mich und meinen Bruder nochmals mit der Guggenmusik hören. Du und Papi seid an einen Auftritt gekommen. Als ich dich am Strassenrand stehen sah, lachend, du hast gewunken, konnte ich nicht mehr spielen, ich musste wieder weinen. Nach dem Auftritt sagtest du zu uns: „Ich weiss ja nicht, ob ich euch nochmals spielen höre“. Ich sagte nur: „ach, sicher, geht ja nicht so lange, bis wir wieder Auftritte haben“. Mein Bruder hat nur noch geweint nachher. Ich habe sehr viel über die Krankheit gelesen, habe Broschüren bestellt, das Internet durchstöbert. Mir war sehr schnell klar, dass deine Krankheit wahrscheinlich nicht mehr heilbar ist. Die Ärzte sagten auch, dass der Krebs sehr wahrscheinlich nicht mehr geheilt werden könne. Sicher weiss man das ja nie. Das Ziel war, den Tumor zu schrumpfen und dir noch ein paar Jahre, ohne Schmerzen, zu geben, die du zusammen mit Papi noch geniessen solltest. Du warst unheimlich stark. Du hast die Krankheit angenommen, hast mit Papi noch gewitzelt, dem geben wir jetzt einen Namen und dann machen wir ihn kalt. Du hast dich nie beklagt, hast dir nur selten Vorwürfe gemacht, dass du nicht früher zum Frauenarzt gegangen bist.

Am Anfang dachte ich, die machen überhaupt nicht vorwärts. Zuerst der Port, den man eingesetzt hat, dann der Versuch, beide Nieren wieder voll funktionstauglich zu machen. Der erste ambulante Versuch missglückte. Ich holte dich beim Arzt ab. Du warst schwach von der Narkose. Konntest aber noch laufen. Ich habe dich noch zur Maniküre gefahren, da du ja wegen der Medikamente nicht mehr Auto fahren durftest. Es folgte der zweite Versuch mit der Niere. Eigentlich solltest du am späteren Nachmittag wieder aus dem Spital entlassen werden. Papi rief uns an, du müsstest die Nacht bleiben, weil du die Narkose so schlecht ertragen hast. Wir kamen dich besuchen. Du musstest viel erbrechen, warst müde und schwach. Am Dienstag konntest du wieder nach Hause. Als ich am Abend zu euch kam erschrak ich. Du lagst im Bett, dir war schlecht, alles was du zu dir nahmst, musstest du wieder erbrechen. Du hattest fast keine Kraft, aufs WC zu gehen um zu erbrechen. Papi hatte immer einen Eimer in der Nähe. Du hast dann einfach nichts mehr getrunken.

Am nächsten Tag, am Mittwoch, 12. April, einen Tag vor meinem Geburtstag, hattest du wieder einen Termin im Spital. Geplant war, dass die Zeichnungen für die Bestrahlung gemacht würden. Soweit kam es aber nicht, denn sie hängten dich gleich an den Tropf. Du warst am Austrocknen und hattest eine Vergiftung der Niere. Es hiess, dass du vielleicht am Wochenende wieder nach Hause könntest. Am nächsten Tag war mein wahrscheinlich schlimmster Geburtstag. Ich hatte mich überhaupt nicht darauf gefreut. Er war überschattet mit Sorgen und Ängsten um dich, mein liebes Mami. Und dazu kommt natürlich, dass es mit 29 Jahren auch nicht mehr dasselbe ist, Geburtstag zu haben, wie wenn ein Kind Geburtstag hat… Papi hat dich mit dem Rollstuhl in die Spitalcafeteria gebracht. Wir „feierten“ meinen Geburtstag dort zu Viert. Sonst gingen wir immer zu Viert fein Essen. An diesem Abend gab es Schinken mit Kartoffelsalat. Das Essen schmeckte mir gar nicht. Ich sagte noch zu euch, nächstes Jahr gönnen wir uns aber ein superfeines Essen in einem edlen Restaurant. Du konntest sogar etwas lachen.

Die nächsten 12 Tage ging es steil bergab. Wasser auf der Lunge, Mühe mit Atmen, Schmerzen, Pilz und Aften im Mund von der Bestrahlung, mit der sie trotzdem begonnen haben, Durchfall, du hast nichts mehr gegessen, es ging dir psychisch ganz schlecht und hattest immer weniger Kraft. Am Sonntag, 23. April durftest du für einen Tag nach Hause, im Rollstuhl. Du musstest immer noch viel erbrechen. Am Abend musste dich Papi wieder ins Krankenhaus bringen. Am nächsten Tag hast du einfach die Therapie abgebrochen und uns dann darüber informiert, dass du das nicht mehr mitmachst. Das sei kein Leben. Du wolltest in das Spital verlegt werden, das fünf Minuten von dir zu Hause weg war. Wir haben dich nicht verstanden, wollten dich umstimmen. Für uns war die Therapie das Einzige, was dich noch retten konnte. Du wurdest am Dienstag verlegt. Wir mussten deinen Entscheid akzeptieren. Im Nachhinein war es das Richtige, was du entschieden hast. Es war so stark von dir zu sagen, das möchte ich nicht, so möchte ich nicht leben. Du wolltest, dass man dich operiert. Das machten die Ärzte nicht. Sie sagten, dann würdest du ihnen auf dem OP-Tisch verbluten, da der Tumor überall festgewachsen sei. Du sagtest immer wieder, wenn mich Gott will, dann bekommt er mich so oder so. Du hast immer daran geglaubt, dass es vorbestimmt ist, wann man gehen muss.

Nun ging es von der „Fast-Hoffnungslosigkeit“ in die Hoffnung über. Dir ging es viel besser, es ging fast so steil wieder bergauf, wie vorher bergab. Du hast dich wohl gefühlt, hattest viel Besuch, warst zufrieden, der Durchfall ging weg, du musstest nicht mehr immer erbrechen, die Aften und der Pilz im Mund waren auch verschwunden. Melonen… das Einzige, was dir im Mund nicht brannte und dir den Mund etwas befeuchtete, waren Melonen. Am liebsten hättest du Wassermelonen gehabt, aber wo findet man im April / Mai Wassermelonen? Papi ist alle Läden abgeklappert. Leider hat er keine gefunden für dich. Du hast mit der Physio begonnen. Ich ging das erste Mai-Wochenende noch Ski fahren. Ich wollte nicht gehen, aber du hast mich geschickt. Du hast gesagt, du möchtest, dass ich gehe. Deshalb bin ich gegangen. Es ging dir ja auch besser, ich musste mir nicht mehr so viel Sorgen machen. Ich wollte dich anrufen, aber die ersten Male hast du das Telefon nicht abgenommen und dann hast du mir gesagt, dass ich dich nicht mehr anrufen soll. Ich habe geweint. Das hat mich verletzt. Ich wusste zwar, wie du es gemeint hast, du wolltest einfach, dass ich mein Wochenende geniesse und nicht immer an dir rumstudiere, und trotzdem, es hat mich verletzt. Am Montag ging ich dich sofort besuchen, als ich wieder zu Hause war. Du lagst im Bett, du hast mich angestrahlt, das werde ich nie vergessen. Du hattest so Freude, dass ich wieder zu Hause war, ich konnte dir in dem Moment nicht sagen, dass mich deine Worte verletzt haben. In ca. zwei Wochen, meinten die Ärzte, solltest du wieder genug Kraft haben, wieder nach Hause zu können. Dann wollte Papi nochmals mit dir hin sitzen und besprechen, wie es mit der Therapie weitergehen soll. Ihr hattet noch so viele Pläne. Ich kam dich auch am Dienstag, am Donnerstag und am Freitag besuchen. Am Mittwoch konnte ich leider nicht. Du wolltest auch nie, dass wir so viel kommen. Du sagtest immer, lebt euer Leben. Du wolltest uns nie „belasten“. Mami, das habe ich gemacht, weil ich das wollte. Ich konnte dir auf diesem Weg viel zurückgeben, was du für mich getan hast. Am Freitag bin ich bereits um 19.00 Uhr wieder aus dem Krankenhaus gegangen. Du warst müde, bist sogar einmal eingeschlafen. Ich sagte zu dir: „bis morn“ (bis morgen). Und ging. Als ich ins Auto stieg hatte ich ein ganz komisches Gefühl im Bauch, wie wenn ich etwas Schlechtes getan hätte. Leider habe ich nicht auf dieses komische Gefühl gehört, denn aus meinem „bis morn“ wurde nichts mehr. Du bist am Samstagmorgen, 6. Mai 2006 um 10.15 Uhr eingeschlafen. Völlig unerwartet. So schnell, dass mein Bruder und ich es nicht mal mehr geschafft haben, dir nochmals zu sagen, wie sehr wir dich lieben. Wir kamen ungefähr fünf Minuten zu spät ins Spital, obwohl wir keine Viertelstunde hatten für den Weg. Papi war bei dir, als du friedlich, ohne Schmerzen eingeschlafen bist. Du hattest in der Nacht Mühe mit dem Atmen. Du wolltest aber nicht, dass man uns benachrichtigt. Der Arzt hat Papi am Morgen angerufen und gemeint, er solle im Verlauf des Tages ins Krankenhaus kommen. Er hat zum Glück auf das komische Gefühl im Bauch gehört, dass er hatte und hat versucht dich anzurufen. Du konntest den Telefonhörer nicht mehr selber halten, deshalb hat die Schwester das Telefon abgenommen. Papi fuhr ins Spital zu dir. Du wolltest ihm noch ein paar Sätze sagen, aber er hat nur noch das Wort „Danke“ verstanden. Als er merkte, jetzt ist etwas wirklich nicht mehr gut, hat er uns sofort angerufen. Und trotzdem, wir kamen zu spät. An was du genau gestorben bist, konnte uns die Ärztin nicht sagen. Sie meinte, evt. ein Tumorteil, dass sich gelöst hat und in die Lunge geraten ist oder eine Lungenembolie. Da du es immer menschenunwürdig gefunden hast, an toten Menschen herum zu schneiden, haben wir darauf verzichtet, den genauen Grund zu wissen. Das hätte dich auch nicht wieder zurück gebracht. Du sahst so friedlich aus, mit dem leichten Lächeln auf den Lippen.

Du bist heute, bzw. unterdessen ist es gestern, zwei Monate nicht mehr bei uns. Zwei Monate in denen viel passiert ist. Die erste Woche war ganz schlimm. Wir haben jeden Tag zu Dritt verbracht, alles Amtliche erledigt, Todesanzeige aufgesetzt… und am Freitag war die – wenn man das so sagen kann – wunderschöne Trauerfeier. Ein schlimmer Tag aber auch ein schöner Tag. Mami, ich weiss, du warst beeindruckt. Ich habe dich gespürt an diesem Tag. Du hast uns die Kraft gegeben, den Tag zu überstehen. Du hast mir die Kraft gegeben, meinen Brief an dich in der Kirche vorzulesen. Du warst da. Die Kirche war voll. So viele Leute, am Schluss so viele Kerzen, alle haben für dich eine Kerze angezündet. Zwischendurch, wenn ich es fast nicht mehr ausgehalten habe, habe ich versucht, sie zu zählen. Ich denke, es waren an die zweihundert Kerzen. Alle nur für dich. Dir hätte das gefallen, dir hat es gefallen. Papi ging dann an in der Woche drauf an Orte, an denen ihr viel zusammen wart. Er macht es gut, Mami. So wie du das auch wolltest. Er versucht, sein Leben alleine zu leben, sich wieder ein Leben aufzubauen, auch ohne dich. Er ist viel unterwegs. Nach zwei Wochen haben wir bereits deine Kleider geräumt. Du hast so viel gesagt, dass das nicht gut ist, die Sachen nicht zu räumen, dass wir alle das Bedürfnis hatten, so rasch als möglich zu räumen. Das war hart. Aber auch gut so. Wenn ich bei dir auf dem Friedhof bin, sage ich jedes Mal „bis morn“. Morgen ist für mich nicht mehr zwingend der nächste Tag, ich sage dir das auch, wenn ich weiss, ich kann morgen nicht gehen.

Etwas mehr als fünf Wochen nach deinem Tod, bekamen wir einen Anruf. Nicht schon wieder!!! Das war alles, was ich in dem Moment heraus brachte. Dein Mami, meine Grossmutter ist auch gestorben. Sie war 95 Jahre alt. Für sie war es gut, sie konnte nun endlich loslassen. Aber schon wieder eine Beerdigung, alles ist nochmals rauf gekommen, alles hat an dich erinnert! Ich weiss nicht, welche Beerdigung für mich schlimmer war. Bei deiner war ich irgendwie wie in Trance, was war noch alles so unwirklich, so fremd. Aber jetzt ist es wirklich, es ist real und dann nochmals dasselbe Spiel, Friedhof, Urne, Abdankung… Derselbe Bibelteil, dasselbe Lied… Es war wie ein schlechter Film. Aber auch an diesem Tag hast du uns die Kraft gegeben, es zu überstehen.

Zwei Monate, kurz, aber doch so lang, Zwei Monate, die wir dich schon vermissen. Jeden Tag. Aber das Wissen, dass dir so viel erspart geblieben ist, gibt uns viel Kraft. Wie lange du noch hättest leben können, wenn dieser Zwischenfall nicht gewesen wäre, kann niemand sagen. Wie viele gute Tage du noch gehabt hättest weiss auch niemand. Du hast mal gesagt: „es kann mir ja niemand sagen, dass ich durch die Therapie, auch nur zwei Wochen länger lebe“. Das stimmt. Und heute weiss ich auch, dass dein Entscheid, die Therapie abzubrechen, ein guter Entscheid war. Du hast das getan, was du wolltest und was du gefühlt hast und das war gut so. Du musstest nicht lange leiden. Du musstest die ganze Therapie nicht über dich ergehen lassen. Das gibt uns die Kraft, positiv zu denken. Mami, wir leben weiter. Du hast es gewollt, mit diesem Wissen schaffen wir das. Wir gehen mit Papi einmal in der Woche Essen. Und da der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, kümmere ich mich sehr gut um ihn. Es geht uns gut, mal besser, mal haben wir wieder etwas ein Tief. Wir reden viel miteinander. Papi hatte zuerst das Gefühl, er müsse aus der Wohnung ausziehen. Er halte das nicht aus. Unterdessen sieht er es mit anderen Augen, er sieht, wie schön du die Wohnung noch einrichten durftest. Das hat dir so viel Freude bereitet. Ich glaube, wir sind schon recht weit in der Verarbeitung, das haben wir auch dir zu verdanken. Das heisst aber nicht, dass du uns nicht fehlst!!! Beim Anblick der ersten Wassermelone im Laden liefen mir die Tränen runter. Mami, jetzt gäbe es Wassermelonen. Glaub mir, wir würden dir 50 Stück, 100 Stück am Tag bringen! Du wirst für mich immer die beste Mami bleiben, die ich mir hätte wünschen können. Danke! So viel Liebe zu spüren, ist nicht selbstverständlich. Ich habe dich so lieb, Mami. „Bis morn“!!!

Dini Gaby

PS: Ich wollte gar nicht so viel schreiben...
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  #13  
Alt 16.09.2006, 18:31
Luise 59 Luise 59 ist offline
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Hallo an alle. Mein Name ist Viola. Am 11.9.2006 ist meine Schwester verstorben. Sie hat den Kampf gegen ihren Krebs nach nur 10 Monaten verloren.Es vergeht kaum eine Stunde wo ich nicht einmal an sie denke weil wir wie Pech und Schwefel waren. Mein Sohn war bei ihr als sie starb . Und das allerschlimmste für mich ist das sie 5 min bevor ich zu hause war eingeschlafen ist.und die Vorstellung das sie auf mich gewartet haben könnte zerreisst mich. Ich überstehe das alles nur weil ich sehr starke Medikamente bekomme und selbst diese nehmen mir nicht die unerträgliche Trauer und den Schmerz.Mit ihr ist ein Teil von mir gegangen und ich weiss nicht ob das jemals wieder anders werden kann. Ich verspüre nur noch eine grosse Leere.
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  #14  
Alt 26.01.2007, 23:46
Anne12 Anne12 ist offline
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Hallo ihr lieben!!!
Habe erst seit kurzem die Möglichkeit bekommen,ins Internet zu gehen.Dabei hätte ich das vor 6 Jahren sehr gebraucht.....
Es geht um meinen Bruder Markus.Er war 36,als er die DiagnoseGlioblastom erhielt.Und das aus heiterem Himmel!Es zog uns allen den Boden unter den Füßen weg.Die Diagnose wurde in einem Wald und Wiesenkrankenhaus gestellt.Dort auf der Neuro entwickelte er zusätzlich eine Thrombose und 2Tage später eine Lungenembolie!!!
Damals entschied diese eine Nacht über Leben und Tod.Wie sehr wünschte ich mir in dieser Nacht an seinem Bett auf Intensiv,das er überlebt.Aber wie egoistisch von mir.Wäre er in dieser Nacht gestorben,ihm wäre so viel erspart geblieben .Aber er überlebte!
Einige Zeit später wurde er in Mainz operiert."Wir konnten so gut wie alles entfernen" war die Aussage der Ärzte.Was für eine gequirlte Scheiße!!!!
Trotz Bestrahlung wuchs dieses verdammte Glio.Und mein Bruder wurde immer mehr jemand fremdes.Auf eine Chemo haben wir verzichtet.Wir wolltenihn einfach nur nach Hause holen und es ihm so schön, wie möglich machen.Zu Hause haben wir ihn gepflegt, mit allen Höhen und Tiefen.Wißt ihr was es heißt,obwohl ich selbst Krankenschwester bin, meinen Bruder rectal ausräumen zu müßen,weil er selbst zu kraftlos war,abzuführen.Werde niemals vergessen,wie er gewimmert hat dabei.Noch heute höre ich es in meinen Träumen.Zugänge gelegt, Magensonden geschoben,nur um Ihm die hundert Medis tgl zu geben.
Für meinen Vater war das alles zuviel. Er erlitt 20Tage,bevor Markus starb, einen Herzinfarkt,an dem er 5 Tage später verstarb.25 Tage später,wurde dann auch mein Bruder erlöst.
Unsere heile Welt zerbrach innerhalb eines Jahres.
Das ist jetzt 6 Jahre her und mir kommt es vor,als wäre es gestern gewesen.
Meinen Kindern,7 und 2 Jahre, erzähl ich jeden Tag von beiden. Sie wären so stolz auf ihre Enkel,bzw.Nichten und Neffen.Beide haben ihren Platz in unseren Herzen.
Papa und Bruderherz,ich liebe euch und wir werden uns wiedersehn.......
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  #15  
Alt 26.03.2007, 00:31
samira 25 samira 25 ist offline
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Hallo ihr lieben,

ich habe am 12.03.07 meinen Papa verloren und am 21.03.07 meinen Opa. Es gibt von beiden sehr, sehr viel zu erzählen und ich weiß gar nicht wo ich beginnen soll
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