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  #1  
Alt 31.12.2005, 01:35
Benutzerbild von ela68
ela68 ela68 ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Achim,

Jutta und die anderen Schreiber haben schon alles auf den Punkt gebracht,aber ich wollte dir nur sagen,dass wir die gleiche Erfahrung machen mußten.

Arbeitskollegen,Nachbarn,Freunde,Verwandschaft alle haben meinem Vater versprochen ihn besuchen zu kommen....und wer kam??? Keiner ,nur wir Kinder waren jeden Tag bei ihm,mein Papa hätte sich bestimmt über Besuch gefreut und es tat ihm auch weh,dass sich keiner mehr erkundigt hat.

Wir bekamen nur zuhören,dass sie es nicht sehen könnten wie sehr Papa leidet oder wie schlimm er doch aussah....

Als er dann starb,wollten wir keinen bei der Beerdigung dabei haben,ich weiß nicht ob es im Sinne meines Vaters war,aber meine Geschwister und ich waren einfach nur sauer,er war 2 Jahre und 4 Monate krank und keiner von Ihnen erkundigte sich einmal nach ihm,wir sagten uns zur Trauerfeier kann jeder kommen,aber am Grab wollten wir keine Heuchler....

Aber zur Beerdigung wollten sie alle und waren sauer auf uns,mein Bruder nahm meine Tante mit zur Trauerfeier,ich sagte ihm ,er sollte ihr bitte ausrichten,dass dieser Gang viel schwerer ist als ihn noch einmal lebend gesehen zuhaben,aber dann hieß es wieder,sie konnte ihn nicht leiden sehen...

Ich bin der Meinung,der Mensch ist der selbe geblieben auch wenn sich der Körper sehr verändert hat....es tut heute noch sehr weh.....und mein Papa war immer für alle da,als er noch gesund war....


Wünsche Euch alles Gute
Ela
__________________
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  #2  
Alt 01.01.2006, 20:32
Bernd1 Bernd1 ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Achim,

deine Wut über das Verhalten Anderer hat mich sehr betroffen gemacht. Sie ist so deutlich nachzuvollziehen.
Ich bin jetzt, nach meiner Krebsgeschichte mit Freunden zusammen, die vor meiner Krankheit sehr unauffällig mir gegenüber waren, umgekehrt genauso.

Zu viele hatten einfach Angst mich anzusprechen. Nicht Angst vor Ansteckung. Aber vor was dann? Die Antwort finde ich in mir selbst, wenn ich mir vorstelle wie es war, wenn ich vor meiner Krankheit an Krebs erkrankte Bekannte ansprechen wollte. Einfach war dies nicht. Was sich durch die eigene Betroffenheit geändert hat.

Was auffällig bis heute ist, ist mein Erlebnis, dass nicht ich als Kranker getröstet wurde, sondern meistens ich trösten und beruhigen musste. Nach dem Motto: "Nun macht Euch man keine Sorgen, ich schaffe es schon" Die Tränen meiner Angehörigen habe ich getrocknet.

Weil man mir die Krankheit nicht ansehen konnte, meinten meine Kollegen: "Na siehst Du, Du hattest wohl gar keinen Krebs" und schon konnten sie sich wieder mit mir unterhalten. Meinen Krebs zu benennen? Nein, da traute ich mich nicht, also liess ich sie in Ihrem Glauben.

Du siehst, lieber Achim, jeder Krebskranke hat seine Geschichte mit den Kontakten der Mitmenschen. Ich wünsche Euch, dass Ihr noch liebe Begleiter entdecken könnt.

Gruss von Bernd
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  #3  
Alt 03.01.2006, 16:58
Gerlinde31 Gerlinde31 ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Achim!

Ich kann mich den anderen nur anschließen. Man erlebt als Krebskranker bzw. als Angehöhriger die merkwürdigsten Dinge.

Ich bin jetzt im Dezember wegen Brustkrebs zweimal operiert worden und nächsten Montag fängt die Chemo an (mit allem Drumherum wie Glatze, etc.). Ich selbst versuche so tapfer wie möglich zu sein und mich aufrecht zu halten. Das ist vielleicht ein Fehler, denn alle glauben bzw. tun so, als hätte ich ja nichts und ginge es mir ja eh gut. Sätze wie: Das wird schon nicht schlimm sein so eine Chemo. Du schaust eh gut aus. Wenn Du den ganzen Tag zu hause bist, kannst Du "Glückliche" viel faul sein, etc. etc.

Ich bin immer wieder erstaunt über solche Aussagen, habe mir aber jetzt fix vorgenommen meine Meinung zu sagen und zwar: Wenn ihr glaubt, dass ist alles so leicht, tauscht dann bitte wer mit mir???

Ich bin psychisch eigentlich ein sehr starker Mensch, aber die ganze Situation hat mich jetzt natürlich wie jeden anderen ganz schön aus der Bahn geworfen.

Ich glaube auch, dass die Leute einerseits es wirklich nicht nachvollziehen können, wie es einem körperlich oder seelisch geht (genau die Sorte Mensch, die bei einem Schnupfen glaubt zu sterben). Außerdem glaube ich wirklich auch, dass es sie selbst überfordert. Sie wollen gar nicht hören, wie es einem geht. Da bekommen sie Angst und können nicht damit umgehen. Aber ich denke mir dann immer: Hoppla, ihr könnt mich nicht mal fragen, wie es mir geht, solche Probleme macht Euch das. Aber ich habe diese Krankheit und ich muss damit umgehen, dass ich bald keine Haare mehr habe und die Glatze ist da noch mein geringstes Problem!!!

Es ist sehr enttäuschend wie sich Menschen distanzieren. Ich bin dann auch oft enttäuscht, aber wir alle dürfen nie vergessen: Solche Menschen sind keine Freunde!!!

Deshalb finde ich dieses Forum so toll, ich kann hier sagen, was ich wirklich fühle.

Ich wünsche Euch alles Liebe!

Gerlinde
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  #4  
Alt 03.01.2006, 17:35
andrea41 andrea41 ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo! Habe mir jetzt alle Berichte durchgelesen und wollte noch Folgendes anmerken: sicher ist man als Betroffener traurig, wenn keine Reaktion oder die vermeintlich "falschen" Reaktionen von Freunden und Mitmenschen kommen. Ich glaube , dass sie einfach deren Hilflosigkeit wiederspiegeln. Was sollen sie sagen? "Chemo ist sicher nicht so schlimm" oder "Chemo ist ganz schrecklich, ich habe da grausige Dinge gehört..". Sollen sie was Belangloses reden oder den Betreffenden auf die Krankheit ansprechen- die Außenstehenden wissen einfach nicht, was "ankommt". Ich als Angehöriger (meine Mama ist schwerkrank) habe gemerkt, dass ich am besten selbst anfange, wenn mir gerade danach ist. Und meine Freunde /Kollegen kommen damit auch klar und fragen dann auch weiter. Wenn`s mir zuviel wird, kann ich das Thema ja auch wieder beenden. Ich würde auf die Freunde, die mir bisher wichtig waren, zugehen und sagen, was ich von ihnen erwarte. Die wirklichen Freunde sind sicher dankbar für diese Hilfe, auf die anderen kann man eh verzichten. Man sollte sich erinnern, dass wir selbst , als wir noch nicht betroffen waren, sei es jetzt als Kranker oder Angehöriger, wohl auch nicht so intensiv täglich mit dem Thema Krebs/Krank/Tod/Sterben auseinandergesetzt haben.

Liebe Grüße an alle
Andrea
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  #5  
Alt 03.01.2006, 20:45
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Achim,
ich hoffe, Du und Deine Frau könnt noch eine lange, schöne Zeit miteinander verbringen!
Ganz so schlimm wie Ihr wurden mein Mann und ich nicht behandelt. Einige Freunde hatten sich aus Unwissenheit zurückgezogen als mein Mann an einem Weichteilsarkom erkrankte. Angeblich wollten sie meinen Mann während seiner Chemo schonen. Ich bin da etwas empfindlicher als mein Mann. So ziemlich zur gleichen Zeit erkrankte meine Mutter auch an Krebs(Bronchial-Ca).
Für uns brach natürlich eine Welt zusammen, wem erzähle ich das!
Zu genau dieser Zeit fiel einer Freundin von mir ein, sie würde ihren Mann nicht mehr lieben und schüttete mir ständig ihr Herz mit ihren Eheproblemen aus. Zu dem Zeitpunkt wußte ich, dass meine Mutter nicht mehr lange leben würde und keiner konnte mir sagen ob und wie lange mein Mann überleben würde. Aber besagte Freundin musste mir nun ihr Herz ausschütten!
Nachdem meine Mutter gestorben war und mein Mann mitten in der Chemotherapie steckte bekamen wir eine Einladung zur Petersilienhochzeit von eben dieser besagten Freundin. Den Kontakt zu ihr habe ich ganz und gar abgebrochen.
Einige Menschen haben wirklich kein Taktgefühl!!
Ich wünsche Euch viel Kraft für die Zukunft!
Liebe Grüße!
Sanne
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  #6  
Alt 13.01.2006, 09:19
Bianca76 Bianca76 ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Ihr Lieben,

wir haben seit 23.12.2005 die Diagnose, daß meine Mama Cercix-Ca hat. Ich muss sagen, unser Freundeskreis hält voll zu uns und die Freundinnen von meiner Mama rufen ihr jeden Tag an. Ich muss aber auch dazu sagen, daß dies Freundschaften sind, die schon über 30 Jahre und mehr bestehen.

Auch Ihre Kolleginnen erweisen sich in der letzten Zeit als richtige Freunde, obwohl die Beziehungen bis jetzt nicht so intensiv waren. Ich kann nur hoffen, daß es auch in Zukunft so bleibt.

Bei meinen Freunden muss ich sagen, daß ich alle Unterstützung genauso bekomme. Da mein Papa vor 1,5 Jahren an einem Glioblastom starb, haben sich die Freundschaften sowohl von Mama als auch von mir schon bewährt.

Ich stelle auch fest, daß ich "Probleme" in meiner Umgebung als "lachhaft" finde, weil es ja nix "schlimmes" in dem Sinne ist. Diese Woche habe ich dann einen der blauen Ratgeber in die Hand genommen und da stand dann drin, daß man auch die "kleinen Probleme" der Umgebung nicht einfach abtun soll, sondern auch da mal zuhört. Macht man das nicht, rutscht man sonst vielleicht in die Isolation ab. Habe das selber bei der Krankheit meines Vaters mit einer Freundin erlebt. Die hatte damals auch Männerprobleme und mich hats nur genervt. Fast wäre dabei eine Freundschaft kaputtgegangen, die auch schon über 20 Jahre dauert. Und ich denke, genau die Menschen brauchen wir als Kranke und als Angehörige eigentlich schon.

Und ehrlich gesagt, man will einfach auch mal was anderes hören als immer nur Krebs, Krebs, Krebs........ Manchmal tut es einfach gut, wenn man über Banalitäten lacht. Auch Lachen gehört zum Leben. Und wir zu Hause und unsere Freunde haben uns vorgenommen, trotz allem immer zu lachen! Wir wollen positiv denken! Hört sich vielleicht naiv an, aber wir haben schon soviele Krankheiten und Tiefpunkte miteinander durchgestanden, da muss man sich das Positive am Leben bewahren, sonst flippt man aus.

Klar, es gibt Tage an denen wir Down sind und heulen und ständig nahe am Wasser gebaut sind, Aber man muss ein Lachen zulassen und auch zulassen, daß andere nun mal nicht krank sind und keine so großen Probleme haben.

So, genug der langen Worte. Ich wünsche Euch allen, daß Ihr Familie und Freunde habt, die Euch zur Seite stehen.

Gruß
Bianca
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  #7  
Alt 03.03.2006, 16:08
Benutzerbild von Geli-Emilie
Geli-Emilie Geli-Emilie ist offline
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Standard AW: ist Krebs ansteckend, oder warum.......

Hallo Bianca,

auch ich hatte das Glück, dass mich niemand hängen ließ. Entweder man hat halt die "falschen Freunde" oder man schafft es manchmal selbst nicht, mit der Krankheit umzugehen und die Nachrichten und Bedürfnisse richtig an die Freunde zu bringen.

Mir wurde von einer Kollegin einmal gesagt: "Du machst es uns wirklich einfach, mit Dir umzugehen.". Ich habe von Anfang an klar und deutlich aufgeklärt und auch gesagt, ich könne vieles ertragen, aber nicht, wenn plötzlich alle Kontakte abbrechen, man die Straßeseite wechselt oder alle Gespräche abblockt.

Lediglich meine Cousine sagte mir am Telefon, sie brächte es nicht über sich, mich im Krankenhaus zu besuchen, ich solle bitte nicht böse darüber sein. Dazu ist zu sagen, dass sie äußerst traumatisiert ist, weil sie bei beiden Elternteilen das lange Sterben miterleben musste. Das kann man ja verstehen. Aber wenigstens rief sie regelmäßig an.

Meinen Chef rief ich zwei Tage nach Bekanntwerden meiner Diagnose an und er sagte, er sei so schockiert und feige, dass er zwar meine Telefonnummer vor sich liegen hätte, aber sich noch nicht getraut hätte. Und sei froh, dass ich anrufe. Ich habe auch ihn gebeten, mich auch mit allem möglichen noch so kleinem "Scheiß" auf dem Laufenden zu halten. Es ginge bei Telefonaten sicher nicht ständig um Krankheit, sondern darum, dass ich integriert bleibe. Ich könnte mir selbst eher vorstellen, nicht ständig über meine Krankheit zu reden, dafür hätte ich in der Klinik genug Leute, aber ich könne jede Ablenkung gebrauchen. Und dann war's o.k. Ich weiß nicht, wie oft er mich mit anderen Kollegen im KKH besucht hat. Oft jedenfalls. Sogar in der Reha bekam ich Besuch. Jede Woche haben sie sich abgesprochen, wer mich wann besucht. Dann habe ich ihnen kurz den neusten Stand der Entwicklung berichtet, anschließend hatten wir ganz andere Themen, und das tat mir gut.

Ebenso erging es mir mit meinen Sportfreunden, Klassenkameraden und Freunden. Von der Familie gar nicht erst zu reden. Einfach vorbildlich.

Oft wurde es sogar mit Telefonaten zu viel, da musste ich teils abblocken, weil es zu anstrengend wurde.

Es wäre schön, wenn es anderen auch so ginge, aber leider hört man hier doch viel Negatives.

Liebe Grüße und gute Besserung an Alle
Geli
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