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  #1  
Alt 07.01.2006, 00:45
feenhaus feenhaus ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 1
Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhard

habe alle Deine Mitteilungen gelesen und kann Dir nachfühlen. Mein Partner ist im August an dieser Sch... Krankheit verstorben. Ich habe Kübelweise geheult( hat aber die Situation nicht geändert) aber ich fühlte mich danach besser.

Verliere doch nicht den Mut!!!!

Jetzt hast Du Deinem Engel einen Grabstein gekauft (hab ich auch hinter mir),dann kannst Du doch nicht vergessen das die Grabstätte gepflegt sein will,oder willst Du das Deiner Tochter überlassen?

Ich denke ganz fest an Dich

Liebe Grüße

Andrea
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  #2  
Alt 08.01.2006, 04:46
Benutzerbild von GEP
GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Guten Morgen mein lieber Schatz und Engel,

ich konnte diese Nacht schon wieder nicht schlafen. Gleich ist die Nacht wieder rum und ich habe noch kein Auge zugetan. Diieser blöde Nerventee nutzt auch nichts. Wahrscheinlich muss man alle Beutel auf einmal aufbrühen und trinken.
Gestern war ich ja ziemlich früh bei Dir, ich habe aber gehört, das Tor soll noch früher auf sein. Werde ich nachher mal probieren.

Gestern waren meine Schwester und meine Mutter hier, die wollen mehr auf mich achten, da hat sich was rumgesprochen, Du weißt schon was ich meine.
Die haben auch was zu essen mitgebracht, aber ich bekomm doch nichts runter. Außerdem ist unsere Tiefkühltruhe voll bis aufs letzte Fach.
Aus dem Kühlschrank habe ich etwas wegwerfen müssen, da war schon Leben drin. Jetzt werde ich den wohl auswaschen müßen.

Ich muss soviel in unserer Wohnung machen, doch habe ich zu nichts Lust. Mir fehlt der Antrieb. Außerdem sehe ich das nicht so wichtig an. Die Waschmaschine und Spülmaschine habe ich ja schon benutzt. Das mit der Waschmaschine hast Du mir ja früh genug erklärt. Und wenn ich da fragen habe, da sind ja genug da, die ich dann fragen könnte.

Ich habe den beiden das vergößerte Bild mitgegeben, die sind ganz begeistert. Auf dem anderen hast Du doch sehr ernst geguckt. Ich habe das auch gegen das fröhlichere ausgetauscht.
Neben meinem Bett habe ich jetzt auch 2 größere Bilder von Dir. Früher durfte nicht ein Bild von Dir irgendwo ausgestellt sein. Jetzt sind in der ganzen Wohnung gleich mehrere verteilt. Aber das musst Du mir schon gestatten.

Ich höre jetzt schon die ganze Nacht unsere Lieder, ich habe eine Menge zusammengestellt. Ich werde dann um 06:00 Uhr aufstehen und nachher komme ich zu Dir. Jetzt habe ich gerade gesehen, das Sonntag ist. Ich komme mit den Tagen total durcheinander.

Ich liebe Dich unendlich
Gerhard
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  #3  
Alt 08.01.2006, 16:14
shalom shalom ist offline
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Beiträge: 221
Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

ich habe Deinen Bericht über die Krankheit Deiner Frau in einem anderen Thread gelesen. Hier kommen mir natürlich auch die Bilder der vielen Krankenhausaufenthalte und medizinischen Maßnahmen bei der Krankheit meiner verstorbenen Frau zurück. Beim Lesen stellten sich mir mehrere Fragen:

- Habt Ihr Euch über Eure Gefühle austauschen können ?
- Eure Hoffnungen ? Eure Ängste ?
- Wenn ja, was habt ihr mit den Gefühlen gemacht ?
- Habt ihr auch über das LOSLASSEN sprechen können ?

Jetzt, wo Du alleine sein mußt: LOSLASSEN KÖNNEN ???

Trauern braucht Zeit,

Trauern braucht Verständnis,

Trauern braucht Willen, das Unveränderbare zuzulassen,

Trauern braucht Zuversicht in das eigene von Gott geschenkte Leben

Trauern braucht das Vertrauen, das Gott es so entschieden hat für Deine
Frau und für Dich

Trauer braucht das Eingeständnis, dasjenige getan zu haben, was man als liebender Partner tun konnte, ohne heilen zu können.

Glaube mir, Helfen zu wollen und und nicht Heilen zu können, ist sehr sehr an die Substanz gehend. Auch hier heißt es loslassen von den Automatismen, dem Funktionieren müssen, dem Alle-Zeit-bereit-sein-müssen mit Leib und Seele. Ich habe nach dem Tod meiner Frau zwar schlafen können, im Beruf jedoch hatte ich mehrere Wochen große Konzentrationsschwierigkeiten.

Das Eingeständnis, dass neben meiner Frau auch ich viel seelisch gelitten habe, habe ich erst nach mehr als zwei Jahren mir selbst machen können. Ich habe gar nicht mehr an mich gedacht, denn ich war nur für sie da.

Meine Seele und mein Körper hat sich erst dann entlasten können, als ich eingestand, DAS ES VOLLBRACHT IST durch eine höhere Entscheidung und sie nunmehr ohne Leid ist und meine Seele und mein Körper nun ausruhen und entlasten darf.

Ich wünsche Dir, dass Du zur Ruhe kommst und wieder Zuversicht in das Dir von Gott gegebene Leben gewinnst.

Schau in Liebe zurück und mit etwas Mut nach vorne

Shalom
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  #4  
Alt 08.01.2006, 17:08
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Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Shalom,
obwohl die Antwort an Gerhard gerichtet ist, fühle ich mich auch angesprochen. Ich versuche es so emotionslos wie möglich rüber zu bringen: Ich wäre sehr froh, wenn mir endlich mal einer erklären könnte, warum dem A L L M Ä C H T I G E N Gott immer nur alle positiven Beweggründe unterstellt werden "er hat uns/sie /ihn vom Leid ERLÖST..." usw. Wie ist es denn dann mit der logischen Konsequenz, dass er als A L L M Ä C H T I G E R auch für den gesamten Sch ... zuständig ist, das unendliche Leid, die Qualen usw.... - ich wollte emotionslos bleiben... Das sind nur gutgemeinte "Erziehungsmaßnahmen" für seine Schäfchen, Möglichkeiten seine Macht zu demonstrieren um uns zu retten (natürlich nur wenn ER will?)?

Gut, wenn du es so sehen kannst/ willst, wenn ich diese Art der Interpretation lese denke ich immer ich muss etwas Entscheidendes in der gesamten Gottesgeschichte nicht verstanden haben!

Viele Grüße Petra
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  #5  
Alt 08.01.2006, 17:57
Benutzerbild von GEP
GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Petra, hallo Shalom,

Petra ich wollte auch schon auf die Zeilen von Shalom antworten, hab's aber erst gelassen, weil ja jeder seine Meinung hier haben darf.

Doch kann ich Deine Zeilen, liebe Petra, voll und ganz unterschreiben. Ich bin einigermaßen streng religiös erzogen worden, war in meiner Kindheit sogar Messdiener.

Diese 2 Jahre Leidensweg meiner Frau, der grausame Tod (mein Leiden ist da eher nebensächlich zu sehen, obwohl es mir ziemlich dreckig geht), das sind alles TATEN von diesem GOTT?

Was maßt sich dieser GOTT an?

Schön er soll Herr über Leben und Tod sein. Aber erklär mir jemand, was meine Frau damit zu tun hat? Sie war alles, was einen liebenswerten Menschen ausmacht (ich glaube das habe ich schon einmal alles geschrieben) und dann soll sie jetzt durch ihren furchtbaren Tod erlöst sein?

Also es tut mir furchtbar leid, aber mit diesem GOTT will und kann ich nichts mehr im Sinn haben.
Das ist nicht der Gott, wie ich es einmal beigebracht bekommen habe.

Shalom, ich hoffe Du akzeptierts meine Art, mit diesem Gott umzugehen.

Ich habe mit meiner Frau nicht's verarbeiten können, weil ich zwar die Schwere der Krankheit von Anfang an kannte, ich aber meiner Frau nie die Hoffnung und den Optimismus nehmen wollte, die Krankheit zu besiegen und deshalb auch nie über die Zustände Angst und Gefühle gesprochen habe.
Ich habe mich zu Hause so stark disziplinieren müssen, um nicht einfach einmal losweinen zu müssen, wie ich meine Frau hab leiden gesehen.

"Und dann wieder Zuversicht in das Dir von Gott gegebene Leben gewinnst"

ich will von ihm kein Leben haben, er kann meins gerne zurückhaben, aber so schnell wie möglich, ich bete sogar darum; und interessiert den das?

Liebe Grüße
Gerhard

Geändert von GEP (08.01.2006 um 17:57 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler
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  #6  
Alt 08.01.2006, 20:50
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Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Ihr Lieben,
also ich weiß nicht so recht, darf ich Gerhards Thread jetzt so "benutzen" um mich über Gott auszulassen..? Eine Diskussion sollte es ja sowieso nicht sein, denn jeder darf glauben und sagen was er will und jeder braucht auch etwas anderes um sich daran fest zu halten.

Kein Mensch ist *umsonst* gestorben.......kein einziger den ich begleitet habe und auch meine Mutter nicht.
Wertvolle Dinge haben mir diese Menschen mitgegeben.Ich habe von ihnen lernen dürfen für mein weiteres Leben.
Durch meine Trauer um meine Mutter,um meine Freundin,meine Kusine etc. bin ich reifer geworden......ich habe in dieser Zeit gelernt auf meine Gefühle zu hören,meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und vorallem mir SELBST in die Augen zu sehen.


Liebe Anny, ich denke schon, dass letztendlich viele Dinge einen Sinn machen, alles ein Kreislauf ist, aber ich wehre mich gegen die Vorstellung, dass das alles von einem "liebenden Gott" als Regisseur "geplant" wird. Das bedeutet, er nimmt soviel Leid, Schmerz und auch Chaos (auch an und mit Kindern) in Kauf um uns zu formen !!!??? Ist das nicht der Gipfel der Arroganz sich anzumaßen, Kreaturne der Qual auszuliefern, um einen anderen Menschen zu einem besseren Menschen zu machen, ihn quasi "mitfühlend" umzuerziehen??? Also ich bin überspitzt ausgedrückt, als Mutter von drei Kindern noch nie auf die Idee gekommen einem meiner Kinder körperlichen Schaden zuzufügen, um die anderen zum Mitgefühl und zur Hilfe an dem kranken Kind zu erziehen. Ein Mensch als Opfergabe, damit die anderen die Chance bekommen sich selbst zu erkennen, feinfühliger zu werden...? Wie feinfühlig ist das, was kann das "Opfer" dafür??? Dieses Opfer finde ich eindeutig zu viel, überheblich und anmaßend.
Ich weiß, ich "tobe" mich hier scheinbar an dir aus, du hast geschrieben, dass du Gott auch nicht so personifiziert siehst - nimm` es bitte nicht an dich gerichtet, ich nehme deine Worte nur um meinen Standpunkt erläutern zu können - wie gesagt vielleicht ist das ja auch nicht der richtige Blickwinkel.

Ich finde es sehr wichtig, was du tust und ich glaube gern, dass es ein großes Problem in unserer Gesellschaft ist einen Sterbenden zu begleiten. Ich hatte im KH auch so liebe Seelen wie dich zur Seite, die allerdings überrascht waren, dass ich durch gehalten habe - was in Anbetracht der Liebe zu meinem Mann für mich das Normalste und Einzige war was ich tun konnte.

Gerhard - ich wünsche dir eine Ruhe bringende Nacht, du bist so ein lieber Mann - ich glaube so ähnlich wäre mein Liebster auch gewesen, wenn ich die Kranke gewesen wäre! Leider fällt mir kein tröstendes Wort für dich ein, deshalb : Liebe Grüße Petra
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  #7  
Alt 08.01.2006, 21:26
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Liebe anny, liebe Petra,

erst zu anny, in Deinem letzen Satz schreibst Du, ...sehr oft signalisieren uns die Angehörigen ihre Bereitschaft....

Das ist eines der Punkte, mit denen ich so ein großes Problem habe und mir das Hirn zermartere, ob ich wirklich etwas übersehen oder überhört habe, was mir meine liebe Frau sagen wollte oder wissen wollte.
Ich komme immer wieder zu dem gleichen Ergebnis, sie wollte nichts wissen, wollte mit mir auch nicht über ihre Ängste usw. sprechen.
Die Ärztin, die meine Frau bis in den Tod begleitet hat, hat mir auch beigepflichtet, dass da nichts war, was ich hätte anders machen können.

Trotzdem bleibt dieser dumpfe Schmerz und immer wieder wird man daran erinnert, hätte ich ihr was sagen sollen, hätte ich mit ihr darüber sprechen sollen. ICH WEIS ES NICHT, und es wird mir auch niemand sagen können.

Liebe Petra,

Deine Worte sind genau die meinen, ich danke Dir besonders für den letzten Satz Deines Threads. Ich musste wieder weinen. Es tut unheimlich gut, solch liebe, verständnisvolle Menschen zu treffen, die wissen von was sie reden.

Liebe Grüße
Gerhard
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