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  #1  
Alt 02.02.2006, 19:01
Benutzerbild von kleiner Bär
kleiner Bär kleiner Bär ist offline
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Registriert seit: 27.01.2006
Ort: Linden (Hessen)
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

Danke für Deine Antwort, Susi!

Ich glaube, Du hast Recht. Wir werden versuchen, da zu sein und immer wieder das Angebot zu machen: Wir sind da, wann immer Du uns brauchst. Auch wenn das in der praktischen Umsetzung nicht ganz einfach ist,manchmal. Mein Vater bemüht sich sehr, uns alles so einfach wie möglich z u machen, indem er die Sache ganz rational und vernünftig angeht.
Er macht jetzt seit zwei Tagen die Therapie (er bekommt Tarceva, diese neue Alternative zur Chemo bei Lungenkrebs), und wir hoffen alle, dass sie ihm noch etwas Zeit gibt. Ist es falsch, insgeheim zu hoffen, dass es mehr als nur "etwas Zeit" sein könnte? Er selbst ist so entschlossen, rational darüber nachzudenken, dass er für "falsche" Hoffnungen keinen Raum lassen möchte.

Manchmal ist so viel "Vernunft" etwas schwierig - als er meiner Mutter nebenbei erzählte, dass er seinen Körper, wenn es soweit sei, der Anatomie des Klinikums zur Verfügung stellen würde, habe ich sie dann doch etwas trösten müssen.
Mein Vater als anatomisches Präparat?? Ihm hat wohl der Gedanke gefallen, dass er über den Tod hinaus etwas "sinnvolles" tun könnte. Nun, irgendwie passt diese Entscheidung so sehr zu ihm, dass wir uns, denke ich, damit würden anfreunden können, ihn nicht gleich bestatten zu können (die Urnenbestattung würde vom anatomischen Institut zwei Jahre später organisiert). Das ist eben mein Vater!

Das sind so die Augenblicke, wo man einfach nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Wir haben es dann geschafft, uns fürs Lachen zu entscheiden, und darauf war ich schon ein bisschen stolz.
Auch wenn es immer wieder Momente gibt, wo wir immer wieder einfach das Gefühl haben, ihn festhalten zu müssen. Um uns zu vergewissern, dass er noch da ist.
__________________
"Wenn die Strömung gegen dich ist und du am Ende deiner Kräfte bist, hör auf zu denken, hör auf zu sehen und zu hören, hör meinetwegen auch auf zu hoffen, aber hör niemals auf zu atmen und zu schwimmen!"
(Jörg Kastner)

Geändert von kleiner Bär (02.02.2006 um 19:09 Uhr)
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  #2  
Alt 04.02.2006, 01:03
Benutzerbild von Steph570
Steph570 Steph570 ist offline
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Beiträge: 129
Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

Hallo kleiner Bär ,
mein paps ist 58 war bisher nie ernsthaft krank und hat jetzt ein nicht kleinzelliges BC. Mit angegriffen sind das Zwerchfell und die Leber.
Entgültige Ergebnisse gibt es erst nächste Woche da noch Untersuchungen ausstehen.
Heilbar ist es nicht , sie können es nur aufhalten (Chemo).
Als er das gesagt bekam war ich dabei. Ich dachte mir reißt jemand den Boden unter den Füßen weg.
Mir gingen die selben fragen durch den Kopf. Wie verhalten , was tun , was nicht tun , was wie sagen etc.

Mein Vater war bisher auch immer jemand der alles mit sich allein ausgemacht hat.
Seit Dienstag ist das anders.
Vor allem mit mir redet er sehr offen und ehrlich. Wir haben die letzte 4 Tage viel Zeit miteinander verbracht und viel über diese sch... Krankheit und alles was dazu gehört gesprochen.

Du kennst Deinen paps. Du merkst bestimmt wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Vielleicht braucht er ein zwei Tage um das mit sich selbst zu regeln und damit klar zu kommen.
Und dann rede mit ihm.

Mir haben die Gespräche die letzten Tage viel gebracht.
Woher ich die Kraft nehmen soll ihm bei zu stehen weiß ich noch nicht aber ich weiß jetzt das ich sie aufbringen werde.

Ich glaube das schlimmste was man tun kann ist zu schweigen.

Ich wünsch Dir viel Kraft
LG steph
__________________
Nordisch nobel , Deine sanftmütige Güte , Dein unbändiger Stolz , das Leben ist nicht fair.
Es war ein Stück vom Himmel , das es Dich gibt.
(Grönemeyer)

Paps geb. 15.04.47 - gest. 08.02.07
Opipi geb. 19.03.22 - gest. 08.01.08
Schwiegerpapa geb. 23.08.35 - gest. 18.01.08
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  #3  
Alt 04.02.2006, 18:05
amoebe amoebe ist offline
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Registriert seit: 28.01.2006
Beiträge: 122
Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

hallo,

ich bin neu hier registriert, lese aber schon eine zeit lang mit...
mir geht es ähnlich wie dir, kleiner bär. ich frage mich auch immer wieder, wie kann ich helfen, was kann ich tun?

meine mutter hat krebs und geht damit nach außen hin sehr gelassen um. anderen geht es schlecht, aber ihr nicht, betont sie immer wieder. ich habe auch das gefühl, sie will nicht zu viel wissen über diagnose, prognose, behandlung und nebenwirkungen (ganz im gegensatz zu mir, seit ich es erfahren habe, versuche ich, so viel wie möglich über "ihren" krebs herauszufinden).

es fällt mir zwar nicht ganz leicht, aber ich lasse sie, akzeptiere ihre art, damit umzugehen, bin einfach nur so gut ich kann für sie da. aber ich fühle mich so hilflos, bin so traurig und habe angst um sie...nichts tun zu können tut so weh!

ich wünsche dir von herzen alles gute und eine intensive zeit mit deinem vater,

amoebe
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  #4  
Alt 04.02.2006, 18:43
Katinka1981 Katinka1981 ist offline
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Beiträge: 62
Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

hallo amoebe,

mir geht es wahrscheinlich ähnlich wie dir. meine ma ist auch an krebs erkrankt, leider schon recht weit fortgeschritten...

ich frage mich oft, wie ich meiner ma helfen kann. ich bin selber oft total hilflos und hoffe immer, nichts falsch zu machen oder zu sagen. ich versuche immer für sie da zu sein und ihr zuzuhören, wenn sie reden mag. manchmal redet sie über ihre gefühle, aber sie hat mir noch nie gesagt, dass sie angst hat zu sterben. ich glaube, sie traut sich nicht... für mütter muss es sicher sehr schwer sein, dem eigenen kind zu sagen, dass man weiß, dass man stirbt und das man eine scheiß angst davor hat... ich glaube, sie versucht mich zu schützen. ich versuche immer so sachlich wie möglich ihr gegenüber zu treten und ihr ja nicht meine angst zu zeigen. ich habe angst, dass ich es ihr damit alles noch viel schwerer mache und das will ich nicht, auch wenn es mir so verdammt schwer fällt...

seitdem ich weiß, dass es keine heilung mehr für sie gibt, bin ich sehr viel hier, hauptsächlich um mitzulesen... es gibt neben den ganzen gedanken, die in mir vorgehen ja auch unendlich viele dinge, die man "regeln" muss. und darüber redet meine ma auch nicht sehr viel... bin ihr aber auch nicht böse drum. ich versuche einfach so gut es geht, mich darauf vorzubereiten, was im schlimmsten fall zu tun ist... wie ich dann wirklich damit klar komme, weiß ich nicht...

was hat deine ma denn genau? und wie gehst du damit um?

ganz liebe grüße und fühle dich von mir gedrückt, auch wenn wir uns nicht kennen
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  #5  
Alt 05.02.2006, 12:44
amoebe amoebe ist offline
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Registriert seit: 28.01.2006
Beiträge: 122
Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

liebe katinka,

danke für deine warmen und verständnisvollen zeilen. ja, wir haben wohl einiges gemeinsam.

du schreibst, du vermutest, deine mutter will dich mit ihrem nicht so offen reden schützen- so etwas habe ich mir bei meiner auch schon gedacht. ich versuche immer wieder, ein bißchen "tiefer" zu gehen und wirklich zu ihr vorzustoßen, sanft...nur hat sie sich halt leider schon seit langem von ihrer gefühlswelt distanziert. sie sagte mir einmal, wie es drinnen aussieht, das geht keinen was an, das zeigt sie niemandem mehr. eher kommt dann so eine kratzbürstigkeit zu tage als tränen. ich denke, sie würde niemals zugeben, dass sie angst hat, da pfaucht sie lieber herum oder macht sarkastische bemerkungen. doch ich kenne sie besser, als sie glaubt und spüre sehr genau, was dahinter ist...aber darüber "darf" ich nicht reden, da blockt sie sofort ab. und ich lasse es dann auch. aber ich bin bereit, wenn sie doch mehr herauslassen will.

sie hat ein mundbodenkarzinom, wurde erst vor weihnachten operiert, es hieß, alles gut gelaufen, keine metastasen, keine lymphknoten befallen, bedenklich wäre nur "G3" im befund (kannst du mir sagen, was das genau bedeutet- grad der aggressivität oder fortgeschrittenheit des tumors?)

nun hat sie kurz vor bestrahlungsbeginn einen harten, rasch wachsenden lymphknoten am kiefer und wird morgen wieder operiert, man weiß noch nicht, ob es wieder bösartig ist. und ich hoffe so....dass es das nicht ist!!!

erzähl mir doch auch mehr von deiner mutter und dir, wenn du möchtest.
ich bin froh, hier über meine sorgen schreiben zu können und "mitbetroffene" kennenzulernen.

alles gute wünsche ich euch von ganzem herzen, und dass ihr euch noch näher kommen könnt. ich glaub, das geht schon auch ohne reden...(bei uns beiden schon, ich spürs einfach!)

alles liebe
amoebe

(mir fehlt hier im forum das "knuddel-smilie", das würd ich dir jetzt gern hersetzen da!)
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  #6  
Alt 05.02.2006, 14:39
Katinka1981 Katinka1981 ist offline
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Beiträge: 62
Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

hallo amoebe,

vielen lieben dank für deine antwort. hab mich sehr gefreut...

was das g3 bedeutet, weiß ich leider auch nicht. ich beschäftige mich schon mit der krankheit meiner ma aber mit den ganzen "fachausdrücken" kenne ich mich leider nicht so gut aus. muss das aber unbedingt auch mal machen...

ich stelle es mir sehr schwer für dich vor, dass deine ma abblockt. man selber versucht ja schon, so gut es geht damit umzugehen und hat ja auch mal das bedürfnis mit dem betroffenen darüber zu reden. wie ich schon gesagt habe, mache ich es eher weniger, weil ich meiner ma nicht zeigen möchte, wie sehr mich das alles mitnimmt. das macht es ihr ja auch nicht einfacher und ich habe zum glück viele freunde und arbeitskollegen mit denen ich sehr viel darüber sprechen kann. in der ersten zeit ihrer krankheit hat sie auch oft abgeblockt und immer gesagt, es ist schon alles nicht so schlimm und sie wird schon stärker sein als der krebs. wenn ich dann mal genauer nach behandlungen und so weiter nachgefragt habe, wusste sie oft gar nicht was sie dazu sagen soll. ich glaube, weil sie nie so genau nachgefragt hat und es auch einfach gar nicht wissen wollte. das hat sich mit der zeit geändert, weil sie so auch auf dauer nicht damit klargekommen wäre. vielleicht ändert es sich bei deiner ma auch mit der zeit?!? so wie ich dich verstanden habe, weiß sie auch noch nicht solange, dass sie krank ist?!? wahrscheinlich muss sie für sich selber erstmal verstehen, was es heißt, so krank zu sein, und dann wird sie vielleicht auch mit dir drüber sprechen können...

wie alt bist du denn und deine ma? hast du noch geschwister oder andere familienangehörige, mit denen du deinen kummer teilen kannst? oder gute freunde, die dir zuhören? wo kommt ihr denn her?

meine ma hat morgen ihre nächste chemo im krankenhaus. da sie die chemo bisher leider überhaupt nicht vertragen hat, hoffe ich, dass es ihr morgen nicht so schlecht geht.

dir und deiner ma wünsche ich, dass morgen alles gut läuft und die ergebnisse gut für euch sind. was meinst, wie lange es dauert, bis ihr die ergebnisse habt?

ganz liebe grüße und fühl dich geknuddelt...
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  #7  
Alt 06.02.2006, 09:58
amoebe amoebe ist offline
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Beiträge: 122
Lächeln AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

liebe katinka,

leider hab ich jetzt nicht viel zeit, weil ich dann gleich ins krankenhaus fahre, meine mutter besuchen. sie wurde schon aufgenommen, wird aber doch erst morgen operiert. zwar meint sie immer, ich soll nicht kommen...aber wenn ich dann ganz bestimmt bin und sage- doch, ich will aber, dann freut sie sich sehr.

ich werde morgen 39, meine mutter ist 63. und du?
ach ja, wir sind österreicher (bin ich eigentlich im falschen forum hier, )
ja, ich hab noch eine jüngere schwester, die auch ganz in der nähe der eltern wohnt und sich sehr engagiert, darüber bin ich so froh, weil ich selbst ja nicht so oft vorbeikommen kann, wie ich gern würde (entfernung, job, kinder...).

so, jetzt muß ich aber los,
ich melde mich, wenn ich mehr weiß.
wir können auch gern mailen, das ist vielleicht ein bißchen persönlicher!
amoebe1@gmx.at

liegrü und alles gute, vor allem auch deiner ma für die chemo!
amoebe
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