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  #1  
Alt 07.02.2006, 00:31
Benutzerbild von chris1970
chris1970 chris1970 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2006
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

@ Kleiner Bär:

Mir geht es oftmals genau wie Dir, zumal mein Dad ähnliche Charakterzüge aufweist wie Deiner (Unsere "Geschichte" ).
Auch er war immer eher introvertiert, war immer das starke Familienoberhaupt, und wenn irgendwo das Bild vom weichen Kern in der harten Schale zutrifft, dann sicher auch bei ihm!
Nun wurde ihm knallhart vor Augen geführt, dass dem eben manchmal (auch von jetzt auf gleich) nicht so ist.
Ich denke auch, dass es kein Patentrezept für den zwischenmenschlichen Umgang gibt - in unserem Fall hat sich der situationsbedingte Umgang miteinander aber fast schon von selbst ergeben. Man muss halt versuchen, auch jedes noch so kleine Zeichen und jeden versteckten Hilferuf des
anderen zu deuten/erkennen und vor allem nicht krampfhaft versuchen, Optimismus zu verbreiten, sondern ganz natürlich und offen mit seinen, aber genau so mit den eigenen Ängsten,Unsicherheiten,Fragen und Hoffnungen umzugehen.
Sobald beide Seiten die Bereitschaft beim anderen erkennen, bedingungslos aufeinander zu-und einzugehen, entwickelt sich ganz viel von selbst (war auf jeden Fall bei uns so).

Ich bin bisher täglich bei ihm gewesen, auch wenn es nur für ne Stunde war, alleine dadurch setzt man ein Zeichen und teilt mit "ich bin da, und zwar immer!".

Genau so muss man aber auch mal ein Schweigen akzeptieren und auch dann nicht krampfhaft ein Gespräch suchen oder aufzwängen. Ebenso finde ich ganz wichtig, dass die Krankheit nicht ausschließliches Gesprächsthema ist - jegliche "Schnackerei", die man sonst immer über alles mögliche geführt hat, was einen interessiert, zeigt dem anderen, dass er noch genau so im Leben steht, wie vorher auch, und dass er eben NICHT isoliert oder ausgegrenzt ist.

Und was die Frage angeht, ob man die tagtäglichen zu erledigenden Sachen abnehmen soll: Auf alle Fälle diejenigen, die auch vorher schon lästig waren, denn die sind es jetzt erst recht. Dazu kommt, dass man dadurch auch dem Ehepartner (also der Mom) hilft, sich auf (zumindest momentan) wichtige Sachen zu konzentrieren.

Das mal so meine (ungeordneten) Gedanken dazu - sie spiegeln zumindest meine Erfahrungen wieder, ob's bei Euch auch so klappt, weiß ich natürlich nicht!

Liebe Grüße,
Chris
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  #2  
Alt 07.02.2006, 09:25
Benutzerbild von kleiner Bär
kleiner Bär kleiner Bär ist offline
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

Hallo Chris!

Danke für Deine nette Antwort. Es ist immer gut zu hören, dass man nicht allein ist - und vor allem hat sie mir Mut gemacht, meinem Vater nun doch etwas "aufdringlicher" meine Hilfe anzubieten, gerade in finanziellen Fragen. Das ist eine zwiespältige Angelegenheit bei ihm: er hat es immer am liebsten von uns ferngehalten - auch weil es ihm, glaube ich, oft ungangenehm war, dass es um unser Konto nicht immer so gut bestellt war, wie er es sich gewünscht hätte. Aber gerade weil das ein "wunder Punkt" ist, der ihn belastet, sollte ich vermutlich mehr darauf dringen, ihm hier helfen zu dürfen. Leicht wird das allerdings nicht, ich weiß, von wem ich meinen eigenen Sturkopf habe...

Naja, vermutlich sollte ich froh sein, dass es ihm im Augenblick noch so gut geht, dass er versucht, an seinem "ich mache alles alleine" festzuhalten.
Im Augenblick sind noch wenig (Neben)-Wirkungen der Therapie festzustellen - in puncto Nebenwirkungen vielleicht ein Segen, nach dem was ich über Tarceva gelesen habe, bisher. Zum Teil ist das sicher dem Cortisonpräparat zu verdanken, das er z.Z. bekommt. Allerdings soll die Dosis im Laufe der nächsten Wochen reduziert werden, mal sehen, wie es dann weitergeht. Wahrscheinlich sollte ich die Gelegenheit nutzen, solange er sich körperlich noch einigermaßen gut fühlt...
Nur ist im Augenblick alles noch so befremdlich "normal" - auch, weil die Therapie bisher (wir haben Glück und wohnen nahe an der Klinik) ambulant durchgeführt werden kann.

Und doch ist da immer der Gedanke im Hinterkopf: da ist etwas Schreckliches. Etwas Trauriges. Man möchte so viel sagen, aber findet eigentlich keine Worte. Gerade weil es noch "normal" ist - man also die "Normalität" durchbrechen müsste, um es auszusprechen. Nicht nur wegen praktischer Angelegenheiten, sondern auch was Gefühle angeht. Davor scheut sich irgendwie noch jeder, nachdem am Anfang eigentlich offen darüber geredet wurde. Eine seltsame Situation.

Am WE habe ich meinem Vater (bevor ich weggefahren bin) ein Gedicht geschrieben. Naja, es versucht. Keine literarische Glanzleistung, aber ich hatte das Gefühl, so besser als direkt im Gespräch sagen zu können, was ich fühle: "Papa Bär, ich hab Dich lieb..."

Mag sein, das ist etwas kitschig - aber er war immer mein "Papa Bär" - seit ich 2 Jahre alt war und mit ihm "Kleiner Bär und Papa Bär" unterm Wohnzimmertisch gespielt habe...
Irgendwie fallen mir diese Sachen immer dann ein, wenn ich gerade stark sein möchte, für ihn.

Und dann bin ich wieder ein ganz, ganz kleiner Bär, der nur noch sagen möchte: "Ich geb Dich nicht her! Ich lass Dich nicht weg!". Wird man eigentlich nie erwachsen?

Mein Vater hat nichts gesagt, als ich Sonntagabend wiederkam. Aber das Gedicht liegt jetzt auf seinem Schreibtisch.

Deinem Vater und Dir, Chris, wünsche ich alles, alles Gute. Hoffentlich finden sich auch auf Deine praktischen Fragen Antworten (ich habe leider keine). Ich drücke die Daumen!
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"Wenn die Strömung gegen dich ist und du am Ende deiner Kräfte bist, hör auf zu denken, hör auf zu sehen und zu hören, hör meinetwegen auch auf zu hoffen, aber hör niemals auf zu atmen und zu schwimmen!"
(Jörg Kastner)

Geändert von kleiner Bär (07.02.2006 um 09:45 Uhr)
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  #3  
Alt 07.02.2006, 18:40
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chris1970 chris1970 ist offline
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

Hey kleiner Bär!

Danke erst mal für's Daumen drücken - ich drück natürlich genau so feste zurück!!!

Bei mir hat es auch ein paar Tage gedauert, bis ich gelernt hatte, dass in dieser Situation irgendwann auch die Zeit gekommen ist, ab und an etwas "strenger" mit seinem eigenen Dad umzugehen, gerade dann, wenn er mal wieder meint, dass er als der große, starke Vater, das schon irgendwie alles alleine schafft, und mal wieder darauf bedacht ist, seine Familie vor irgendwas zu schützen oder eben Unangenehmes von ihr fern zu halten.
In einer solchen Situation ist es aber nun mal nicht wie im "normalen", tagtäglichen Leben, sondern vieles wird schlicht und ergreifend auf den Kopf gestellt. Und genau das muss man ihm manchmal in Erinnerung rufen, auch wenn's schwer fällt. Vor allem, wenn er Gefahr läuft, lethargisch zu werden, Hilfe nicht annehmen zu wollen (verletzter & falscher Stolz, Eigenverständnis von Stärke) wird es immer Zeit, ihm bewusst zu machen, dass diesmal SEINE Bedürfnisse und Sorgen absolut und uneingeschränkt Priorität haben.
Wenn er das einmal verstanden und akzeptiert hat, spielt sich das Miteinander und das aufeinander Zugehen und Eingehen meiner Meinung nach fast von selbst ein. Es müssen sich halt beide Seiten darauf einlassen wollen, auch wenn dies bisher halt im familiären Umfeld manchmal nicht so war, und der Vater als Familienoberhaupt doch meist den stärkeren und den beschützenden Part inne hatte.
Auch das sind natürlich nur meine/unsere ganz individuellen und persönlichen Erfahrungen in den letzten gerade mal zwei Wochen!

Liebe GRüße,
Chris
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  #4  
Alt 07.02.2006, 20:32
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kleiner Bär kleiner Bär ist offline
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

Hallo Chris!

Du hast sicher recht - "strenger" werden wir wohl sein müssen, sonst erreichen wir bei meinem Vater gar nichts. Immerhin, wir haben meinen Vater innerhalb des Hauses jetzt "umgezogen" - aus seinem heißgeliebten, aber leider ziemlich kalten, Kellerzimmer in den wärmeren ersten Stock.
Naja, jedenfalls offiziell - praktisch puzzelt er natürlich trotzdem noch im Keller rum (irgendeine Ausrede findet er immer). Aber immerhin, er hat sich nur zwei Tage lang absolut gesträubt, das ist ein guter Anfang.

Meine Schwester, sie studiert Ernährungswissenschaften, versucht gerade ihn von gesunder Ernährung zu überzeugen. Tofubrotaustrich würde er noch essen, hat er erklärt, aber KEINE VOLLKORNNUDELN!!! - Das ginge dann doch zu weit.
Ich glaube fast, es wird einfacher sein, ihm nach und nach ein paar Finanzangelegenheiten aus der Hand zu nehmen... .

Möglicherweise hilft es schon, wenn wir ihn sanft daran hindern, den Einkauf zu schleppen u.ä., wenn wir Hilfsangebote immer und immer wieder machen, oder wenn wir einfach nur seine Nähe suchen. Kann sein, er merkt nach und nach, das wir ihm nicht nur helfen wollen, sondern es vielleicht auch können? Ich hoffe es zumindest.

Danke jedenfalls für Deine Antwort und viel Glück für Deinen Vater!
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(Jörg Kastner)

Geändert von kleiner Bär (07.02.2006 um 20:45 Uhr)
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  #5  
Alt 07.02.2006, 22:32
amoebe amoebe ist offline
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

hallo kleiner bär,

ich hab gestern meiner mutter gesagt, dass es MIR wichtig ist, etwas für sie tun zu dürfen. das hat sie dann sogar erlaubt!
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  #6  
Alt 09.02.2006, 11:22
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kleiner Bär kleiner Bär ist offline
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

Hallo Amoebe!

Dein Vorschlag ist gut - ansatzweise haben wir etwas in der Art schon versucht. Weil wir seinen Hang zur Ritterlichkeit kennen, haben wir das als erstes versucht, um ihn aus seinem Kellerloch (pardon: Erdgeschoßzimmer ) herauszukriegen. Hat (siehe letzter Eintrag) ja auch teilweise funktioniert.
Aber wir waren vermutlich zu zaghaft. Er will halt, solange es irgendwie geht, auf keinen Fall mehr Hilfe annehmen, als er unbedingt muss, und das hat er uns auch deutlich gesagt.
Vielleicht müssen wir tatsächlich das "UNS" in: "Es ist uns wichtig" mehr betonen.
Einen Versuch ist es wert, ich werde das mal mit der Familie beratschlagen.

Danke für den Tipp!
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  #7  
Alt 09.02.2006, 19:59
Katinka1981 Katinka1981 ist offline
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

@amoebe:

Hallo amoebe,

es tut mir leid, dass ich solange nichts von mir hören gelassen habe... die letzten tage waren sehr anstrengend und ich werde wieder mehr schreiben, wenn es etwas ruhiger ist.

seit montag nacht liegt meine mama auf der intensiv-station... es war ziemlich schlimm alles. sie lag bis mittwoch im koma, jetzt ist sie aber wieder wach... war sehr viel bei ihr, habe viele dinge gesehen, die ich lieber nicht gesehen hätte :-(

jetzt warten wir darauf, dass sie morgen in die uniklinik eppendorf verlegt wird und dort vielleicht weiterbehandelt wird. ein tumor in ihrem unterleib ist aufgeplatzt, ist jetzt mit kompressen soweit stillgelegt, wird aber aller voraussicht nach nicht wieder von alleine "zugehen" und operiert werden kann sie nicht mehr... weiß auch nicht, wie es weiter geht...

ich melde mich bei dir wieder, wenn es etwas ruhiger ist bei mir...

aber bevor ich es ganz vergesse, ich wollte es dir doch eigentlich schon viel eher geschrieben haben: Alles Alles Liebe und Gute nachträglich zu deinem Geburtstag und vorallem ganz viel Kraft für die Zukunft.

Deine Katharina!
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