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  #1  
Alt 21.03.2006, 13:00
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Gaby283 Gaby283 ist offline
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Hallo Sylvia,

schön, wenn ich dich ein wenig aufbauen kann. Aber ich glaube nicht, dass ich stärker bin als du. Und wenn, dann ist das momentan nur, weil meine Trauer nicht richtig aus mir heraus will. Ich warte täglich darauf....
Der Friedhof ist gerade mal 2 km entfernt von mir, aber ich habe riesige Angst davor, alleine hinzugehen. Bis zum Grab muss ich auch eine ganze Ecke laufen (ist der Größte in Frankfurt), und ich hab' Panik, dass ich dort irgendwo zusammenbreche. Das ist ganz schwach von mir . Es sieht zur Zeit noch ganz schlimm aus, weil das Stück erst neu angelegt wurde und dort nur neue Gräber sind. Ich finds immer schrecklich ins schon ausgebuddelte Grab neben meiner Ma zu schauen und zu wissen, dass sie einige cm daneben in ihrem Sarg liegt.

Da hast du es aber wirklich weit zum Friedhof. 50 km !!! Aber du hast recht, indem du sagst, dass du diesen Ort nicht zum Trauern brauchst. Es ist egal, wie oft und in welchen Abständen man hingeht. Wichtig ist, dass wir die Menschen in unseren Herzen tragen und somit vergessen wir sie nicht! Da bringt auch der Friedhof nichts. Da meine Ma erdbestattet wurde, will ich halt, dass sie es dort "schön" hat und ab und zu mal Blümchen oder eine Kerze hinstellen.

Jaja, die tollen Verwandten und Freunde. Sowas haben wir auch. Meine Ma war 2 Jahre krank und 2 ihrer Geschwister haben es nicht für nötig befunden, sie anzurufen oder zu besuchen. Als meine Mama gestorben ist, habe ich natürlich nicht bei denen angerufen oder sie über die Beerdigung informiert. Aber du glaubst nicht, was das Geschrei dann groß war. Jetzt, wo meine Ma tot ist, brauchen sie sich auch nicht mehr ans Grab stellen. Das hilft ihr nicht mehr.

Als wir damals die Diagnose bekamen, lag meine Ma in meinen Armen und weinte. Ich konnte es nicht glauben, dass sie Krebs hat, und dann auch noch einen der schlimmsten Sorte. Nicht sie!!! Irgendwann musste ich mich damit aber abfinden und habe den Fehler gemacht, ihr und anderen zu sagen, dass wenn sie sterben muss, ich dann auch nicht mehr will. Vor einigen Wochen hat sie das zur Sprache gebracht, und ich musste ihr versprechen, dass ich mir nichts antue. Wenn dieser Gedanke hochkommen sollte, dann sage ich mir, dass, wenn ich es tun würde und "oben" ankommen würde, sie total sauer auf mich wäre. Das wäre sie mit Sicherheit, und das möchte ich nicht!

Dein Papa und sie sollen stolz auf uns sein. Sie wollen, dass wir aus unserem Leben etwas machen und es nicht einfach so wegschmeißen bzw. uns hängen lassen. Und das können sie bestimmt sehen und freuen sich!
Natürlich sollen wir unsere trüben Tage nicht verdrängen, denn die gehören dazu, aber vielleicht hilft es, an das oben geschriebene zu denken.

Der Urlaub wird dir bestimmt gut tun und ich hoffe, dass ihr nur schönes Wetter dort habt. Bin auch grad in der Mai-Urlaubsplanung und evtl. gehts an den Gardasee. Da war ich noch nie, soll aber schön sein.

So, das war wieder ein halber Roman während der Mittagspause.

Viele Grüße (leider ohne Sonnenschein; die macht heute Pause)
Gaby
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  #2  
Alt 21.03.2006, 13:30
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Loui Loui ist offline
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Liebe Gaby,

die "ich will nicht mehr leben" Gedanken hatte ich auch, allerdings erst nach Papa´s Tod. Wollte zu ihm um mich zu überzeugen dass es ihm gut geht. Habe sie wieder ,zum Glück, vergessen. Das Leben mit meinem Mann ist so schön und lebenswert dass ich jetzt noch nicht "gehen will", habe eh Angst davor. Ich denke das ist ein normaler Prozess. Ich bin ja ohne Mama aufgewachsen und von dem her, schätze ich, habe ich halt eine extrem starke Bindung zu meinem Papa.
War letzte Woche beim Arzt, hatte so Schmerzen in Brust und Rücken, dachte an Lungenentzündung und schlimmeres. Zum Glück ist es nur ein Muskel der durch den ganzen Stress der letzten Monate entzündet ist. Nun bekomme ich drei Wochen lang Hammer-Tabletten zur Entspannung die ich auch nur für die Nacht nehmen darf.
Arzt meinte auch dass es für mich ein Riesenverlust ist und dass der Körper natürlich darauf reagiert.
Bin auch (schon immer) traurig darüber dass ich keine Geschwister habe, die würden das gleiche fühlen wie ich, wäre vielleicht etwas leichter. Mein Mann hat noch fünf Geschwister, da ist das ganz anders.


Auch wenn die Sonne heute nicht scheint, ich wünsche dir einen schönen Tag, liebe Grüße, Sylvia
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  #3  
Alt 21.03.2006, 13:44
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Kiwi Kiwi ist offline
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Liebe Loui

Erlaube mir, was zu deinem letzten Abschnitt zu sagen, wo du denkst, mit Geschwistern wäre es einfacher, weil du dann nicht alleine die Trauerarbeit bewältigen müsstest.

Kurz meine Fakten: Ich bin 34, ledig, kinderlos, mein Bruder ist 37, hat Frau, 2 Kinder. Unser Vater starb am 19.02.06 nach 9monatiger Krebsdiagnose. Er wäre im Mai 76 geworden, Mama ist 15 Jahre jünger, arbeitet zum Glück noch. Also: Mein Bruder kümmerte sich schon während der Krankheit herzlich wenig, er hatte irgendwie einfach nie Zeit, liess sich über 3 Ecken informieren (Arzt an Mama, Mama an Schwiegertochter, diese an ihn). Ich war ingesamt an 5 "Meilenstein-Gesprächen" mit den Ärzten dabei, zwei mal sogar alleine. Es war jedes Mal ein Hammerschlag, wieder hören zu müssen, was sich neu gebildet hat. Mein Bruder glänzte mit Abwesenheit.

Die letzten Tage im KH war er stundenweise bei Papa am Bett; Mama und ich fast die ganze Zeit. Er hielt es nicht aus. Da mache ich ihm aber keinen Vorwurf, jeder so, wie er kann. Aber jetzt, 4 Wochen nach dem Tod, erschüttert es mich, dass die Kinder nichts fürs Grab gebastelt haben, er offenbar auch wenig am Grab ist, in der WOhnung kein Foto, keine Kerze aufgestellt ist und er sich auch nicht regelmässig bei unserer Mam nach deren Befinden erkundigt. Klar lebt er ein anderes Leben als ich - aber auch MIT Mann und Kindern würde ich so reagieren, wie ich es jetzt halt mache.

Fazit: Du kannst auch mit Geschwistern relativ einsam die Trauerarbeit um den Vater meistern müssen.

Ich grüsse dich herzlichst aus der Schweiz, Kiwi
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  #4  
Alt 21.03.2006, 14:29
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Gaby283 Gaby283 ist offline
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Ich nochmal...

Wollte dir nur sagen, dass ich auch keine Geschwister habe und nicht mal einen Partner. Da kannst du froh drüber sein, dass du den wenigstens hast. Mit meinem Vater muss ich mich zusammenraufen, unser Verhältnis ist nicht ganz so optimal. Meine Ma war halt meine Seelenverwandte und mit ihr konnte ich immer über alles reden.

Ich bin übrigens - wie meine Vorrednerin auch - 34. Wie jung bist du eigentlich?

Liebe Grüße und gute Besserung für deinen Rücken!!!

Gaby
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  #5  
Alt 21.03.2006, 14:54
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Loui Loui ist offline
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Liebe Kiwi & Gaby,

@Kiwi: es tut mir sehr leid dass du deinen Papa auch durch diese schlimme Krankheit verloren hast. Ich dachte immer mit Geschwistern wäre es einfacher weil man doch gleich fühlt (Schmerz, Trauer, Hoffnung, usw.), leider ist es wohl nicht immer so. Ich finde es sehr Schade und es tut mir auch weh zu lesen dass sich dein Bruder um eigentlich nichts gekümmert hat. Ich kann es nicht verstehen, es war doch sein Papa...Hätte dein Papa seinen Sohn in so einer Krankheit alleine gelassen, ich glaube es nicht.

@Gaby: Ich wünsche dir, dass du noch viele glückliche Jahre mit deinem Papa hast, dass ihr lernt einander zu verstehen und euch gegenseitig unterstützt. Auch wenn euer Verhältnis nicht immer das beste war, versucht, gerade jetzt, füreinander da zu sein. Es ist sicher nicht immer einfach und es wird immer Reibungspunkte geben, doch man muss es nur wollen dann klappt das auch. Deinen Mama würde sich sicher freuen wenn ihr zwei euch zusammenraufen würdet. Ich wünsche dir von Herzen viel Glück dabei.

Im übrigen bin ich grad mal zwei Jahre älter als ihr, also 36, liebe Grüße euch beiden, Sylvia
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  #6  
Alt 21.03.2006, 15:27
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Kiwi Kiwi ist offline
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Liebe Sylvia und liebe Gaby

Ich habe nochmals nachgelesen; ihr habt also beide den Papa bzw. die Mama eine Woche verloren, nachdem wir Papa loslassen musstet - und Ihr seid beide in etwa gleich alt wie ich. Irgendwie tröstet es mich grad sehr, mit Euch fremden, aber durch das so ähnliche Schicksal verbundenen Frauen zu "reden".

@Gaby, hast du es inzwischen geschafft, zum Grab zu gehen? Mich zieht es fast täglich hin, ich "muss" das fast, ich brauche es, IRGENDWAS zu tun. Heute habe ich eine Postkarte mit einem schönen Gedicht von Bonhoeffer beklebt und lasse es im Büro gleich noch laminieren. Das bringe ich später noch ans Grab. Ich kann dich aber sehr gut verstehen, wenn es dir da irgendwie unheimlich zumute ist, wenn das Grab neben deiner Mama schon geöffnet ist...Bei uns in der Schweiz machen sie neue Graböffnungen erst kurz vor der Beerdigung. Es liegt nun auch ein neuer Mann links von Papa, ich sah zum Glück vor dessen Beerdigung das Loch nicht. Ich hätte genau wie du total Mühe mit dem Gedanken gehabt, dass rechts mit nur wenigen Centimetern Abstand Papas Sarg ist. *schauder* Von oben sieht es so friedlich aus - aber noch ist es einfach ein Blumenbeet, das ich besuche. Zwiesprache kann ich noch nicht nehmen.

@Sylvia: Für dich tut es mir leid, dass du 50km vom Friedhof weg wohnst - aber deine Seele schaltet ja bereits richtig und sagt dir, dass du das Grab nicht zum Trauern brauchst. Auch ich habe daheim noch einen kleinen Hausaltar aufgebaut. Papa-Fotos aus guten Zeiten, mit 83kg und nicht mit 65 kg, zusammen mit Familie, Enkeln... Dann steht dort noch eine grosse weisse Kerze und ich liebe derzeit diese Narzissenknospen, denen man beim Wachsen fast zusehen kann. Sie duften auch so gut. Alles wirkt bunt und frühlingshaft, das spendet Trost.

Bei mir ist die Trauer wie Ebbe und Flut, ein Tag so, ein Tag so. Heute ist glaub' ein guter Tag :-) Abends wird es meist kritisch.

Übrigens noch ein Statement von der Frau meines Bruders: "Um dich müssen wir uns jetzt mehr kümmern, du hast ja keine Familie, keinen Partner". Ich verstehe sie einfach nicht: Sollte meine Trauer kleiner sein MIT eigener Familie? Und bitte: WANN kümmern sie sich denn nun um mich? (Nicht, dass ich es wollte, ich finde es nur tragischkomisch, dass sie so schräg denkt und es nicht mal umsetzt!)


Liebe Gaby, ich hoffe, dass du als gleichaltrige Singlefrau in dieser Beziehung das Gleiche erlebst wie ich: Meine Freunde sind ganz enorm für mich da, es vergeht kein Tag, wo meine engsten Leute nicht anrufen oder ich mich mit ihnen treffe - sie halten mich sehr gut aus, diese "Liebe" ist auch was ganz Tröstliches.

Und Gaby, noch eine persönliche Frage, so ganz unter uns: Hoffst du auch (fast irgendwie was Kindisches hat), dass deine Mama nun dafür sorgt, dass dir der richtige Mann über den Weg läuft?

Kopf hoch Mädels, wir packen das Kiwi
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  #7  
Alt 21.03.2006, 15:45
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Loui Loui ist offline
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Liebe Kiwi,

die Trauer mit einer kleinen Familie ist natürlich nicht kleiner..., doch muss ich sagen es tut mir sehr gut nicht alleine zu sein und einen lieben Mann zu haben der für mich da ist wenn ich ihn brauche. Schlimmer wäre es wohl für mich persönlich ich wäre alleine. Abends ist es für am wichtigsten nicht alleine zu sein, da hab ich meistens meine Trauerphase, so wenn es dann dunkel ist. Ich mag die Dunkelheit eh nicht, hab als kleines Kind nur mit Licht geschlafen. Muss aber dazu schreiben dass ich mich zusammennehme wenn mein Mann zu Hause ist, meistens weine ich alleine. Ich hab irgendwie das Gefühl Papa und Mama auf einmal verloren zu haben da ich meine Mutter nie kennenlernen konnte.

Kannst du nicht mal zu deinem Bruder fahren und über alles reden, fragen wie er mit seiner Trauer umgeht, wie er sie erlebt und was er jetzt fühlt und denkt?

Wenn ich könnte würde ich euch beiden eueren
" T R A U M M A N N" per Mail schicken, da dass leider nicht möglich ist drücke ich euch alle Daumen ganz feste dass ihr ihn bald findet.

Ganz liebe Grüße, Sylvia
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