Goodbye my love goodbye

[SiHa]

Liebe Nina!
Danke, dass Du uns mit Deiner Geschichte Deinen Mann näher bringst. Ich denke immer noch viel an Dich/ an Euch und lese hier stets im Stillen mit.

Ich habe mich auch schon oft gefragt, ob die seelischen Belastungen bei Frank den Krebs ausgelöst/ gefördert haben. Er hatte auch seit Kindheit Probleme mit Vater u. Mutter und vieles mehr (bis zum Ende). Und alles, alles hat er in sich reingefressen. Er hat sich nie gerne mitgeteilt, was ihn wirklich bedrückt. Es war immer: "Mein Leben, meine Probleme. Das schaff ich schon alleine." Er konnte es auch die ganze Zeit mit mir nicht fassen, dass es jemanden gibt, der sich wirklich für ihn und auch für seine dunklen Seiten interessiert...

Ich drück Dich! Simone

[nhkjk]

Hallo Simone
danke für Deine antowrt. Ja ich denke, deswegen habe ich mir jetzt auch bei Amazon darüber ein Buch gekauft, dass Krebs, neben vielen Umweltfaktoren und schlechten Gewohnheiten, ein seelisches Problem ist. Auch Klaus hat selten/kaum über seine Ängste und seine Vergangenheit gesprochen. Wenn ich ihn mal gefragt habe, hat er sich eigentlich nicht dazu geäußert. Was in diesem Zusammenhang sehr interessant ist, ist die folgende Geschichte. Klaus' Mutter erkrankte an Krebs und lag Dezember 1993 im Sterben. Die beiden hatten sich nie ausgesprochen und ich habe Klaus mitgeteilt, dass ich es wichtig fände, wenn er hinfahren würde, um sich zu verabschieden (ich dachte eigentlich mehr an eine Aussprache, aber das habe ich ihm nicht gesagt). Okay.. er fuhr dann hin, und es kam zu nichts, außer dass sie, dann in Frieden starb. Die beiden haben niemals darüber gesprochen, was damals abgegangen ist. AUch als Klaus sich jemanden gesucht hatte, war das eigentlich, weil er sich mit mir nicht aussprechen wollte/konnte.. Er hat Probleme einfach vermieden/umgangen. Er hat das Ganze auch gemacht, dass ist mir damals kalr geworden, um unsere Beziehung zu retten. Ich bin echt kein Mensch, der Entschuldigungen für so ein Verhalten sucht.. Aber wir waren damalös beide schuld, ich weil ich so brutal abweisend und zickig und in meiner Welt gefangen war und Klaus, weil er nicht mit mir geredet hat. Gottseidank, haben wir dieses Problem dann gelöst. Ich denke, dass viele Konflikte und innere Kämpfe Mitauslöser dieser Krankheitr sein können. Insbesondere dieser letzte Schock, als dieser Wichser ihn um alles gebracht hatte, war dann der endgültige Auslöser, denn dann hatte er irgendwie schon wieder mal Pech gehabt und zwar ganz brutales. Ich wußte halt immer dass er mich über alles liebt. Als ich mich quasi von ihm entfernt hatte, blieb er bei uns und harrte quasi aus. Ich hatte dafür anfangs kein Verständnis, aber es war ein schönes gEFÜHL ZU WISSEN; DA IST jemand, der ist bedingungslos für Dich da, liebt DIch und wir bleiben zusammen,, bis wir alt und grau sind, oder bis der Tod uns scheidet... Das kam ja dann schneller als erwartet..
Klaus äußerte, als es um die CHemo ging einen Satz: Naja wird schon anschlagen, irgendwann muss ja auch ich mal Glück haben.. Dieser Satz hat mir damals sehr zu denken gegeben. Insbesondere habe ich nie verstanden, warum er in dieser Krankheitsphase nicht kämpfte, sondern resigniert alles über sich geschehen ließ und mich machen ließ. Machte mich manchmal echt wütend. Aber ich denke jetzt mit etwas Abstand, dass Klaus mir damit auch seine Liebe zeigte, indem er sich voll und ganz auf mich verlassen hat und mir dermassen vertraute, dass er quasi, sein Leben in meine Hände legte und wußte/dachte, dass ich schon das beste machen werde.
Okay, ich habe es gemacht, aber das Problem an dieser ganzen Sache ist halt, dass ich nichts machen konnte oder auch nichts und niemand gefunden habe, der ihm half.
Ich weiß auch tief in mir drin, dass Klaus es am schönsten gefunden hätte, wenn nur ich bei ihm gewesen wäre und Tag und Nacht bei ihm verbracht hätte. Aber es ging halt nicht durch meinen Job. Im Nachhinein tut es mir leid, dass ich auch mal, als ich total groggy war, nen Tag hab ausfallen lassen, aber es ändert nichts an der SItuation, dass er sich total über meine ANwesenheit gefreut hat.
Ich war für ihn das wichtigste. Ich weiß auch, dass ich oft für seine Familie zurück gesteckt habe und ihn mit denen alleine gelassen habe, was ihm nicht so wichtig war, wie meine Anwesenheit. Aber alle fühlen sich gut im Nachhinein und ich denke, dass ist das wichtigste. Ich habe ja dieses Wissen, über seine Liebe und das reicht. Die körperliche Nähe hätte ich auch bei permanenter Anwesenheit bis zum 30.6. nicht festhalten können.
Ich weiß nur, dass, wie Du auch über Frank sagtest, Klaus sich erstens nicht verbalisieren konnte und zum zweiten auch irgendwie nicht an sein Glück mit Belinda und Victoria und mir glauben konnte. Trotz seiner raubeinigen Art, war auch er immer davon überzeugt, dass es nicht sein Schicksal war, glücklich zu sein.
Was man für eine Lehre aus diesen Leben ziehen kann, ist denke ich, dass man versuchen sollte, offen über alles zu reden (deswegen bin ich super froh, dass es den Krebs-Kompass gibt), und Verletzungen nicht zuzulassen, bzw, sie abzuwehren.
Ich hoffe, liebe SImone, dass es Dir im Tal derTränen, in dem wir alle gerade sind, einigermaßen geht. Ich wünsche Dir viel Stärke und Kraft. Ich weiß nicht, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, habe trotz meiner Bitte, leider kein Zeichen von Klaus bekommen, aber wenn es eins gibt, werdet ihr euch wiedersehen. Habe in der Nacht vor Klaus Tod eine extreme Erfahrung gemacht, die mich an meinem Weltbild (nach dem Tod kommt nichts) extrem Zweifeln läßt. Also alles Liebe Deine Nina

[nhkjk]

Hallo Schnurzelpurzel, heute ist mein letzter Tag in der Schweiz und ich fahre nachher wieder nach Frankfurt zurück. Am Mittwoch sehe ich unsere Mäuse wieder, da ich dann die beiden abhole, damit wir zur Beerdigung fahren. Ach mein geliebter Schatz, bald sind es vier Wochen und ich kann mir garnicht vorstellen, wie die Zeit rast. Bald werden aus den WOchen Monate und dann Jahre werden und ich werde immer an einem Freitag an deine letzten Stunden denken. Irgendwie ist das Leben grausam oder auch gnädig, ich weiß es nicht so wirklich. Also bin noch am Arbeiten. Melde mich heute abend. Liebe Dich Deine Nina

[nhkjk]

Hallo Schatz, heute sind es genau vier Wochen her, dass Du Deine letzte Reise angetreten hast. Ich vermisse Dich so sehr und weiß irgendwie nicht wie es weiter geht. Weißt Du mein Engel, früher habe ich auch meine einsamen Entscheidungen getroffen, aber Du mein Engel hast immer hundertprozentig hinter mir gestanden und jetzt entscheide ich alles tutto completto alleine und habe keinen mehr. Okay mein Schatz, irgendwie ist das ja alles Selbstmitleid, das ich von mir gebe, denn Du bist nicht mehr bei mir und ich trauere um Dich. Aber Dir geht es ja eigentlich (hoffe ich) besser und Du hast keine Sorgen und Nöte mehr. Klar kannst Du deine Pläne nicht mehr durchsetzen, aber vielleicht wolltest Du das auch garnicht mehr, sondern willst Dich nur noch ausruhen. Ich denke, dass ist so. Ich denke, dass ich es sicher alleine schaffen werde, aber es ist halt schwer, wenn man über Jahre ein Paar war, Weißt du noch unser Lieblingsgedicht:

Ich und Du wir waren ein Paar
Jeder ein seliger Singular
Liebten einander als Ich und als Du
Jeglicher Morgen ein Rendezvous.
Ich und du wir waren ein Paar
Glaubt man es wohl an die vierzig Jahr
Liebten einander in Wohl und in Wehe
Führten die einzig mögliche Ehe
Waren so selig wie Wolke und Wind
Weil zwei Singulare kein Plural sind.
(Mascha Kalenko)

So haben wir gelebt und uns geliebt. Klar, wie ich schon sagte, zwischendurch waren wir beide zu sehr Singular statt gemeinsam, aber es war so schön und eins weiß ich hundertprozentig, dass es so was wie Dich nie nie nie nie wieder in meinem Leben geben wird.
Schatz, mach es gut auf Deiner Wolke 7 und paß auf unsere Babies auf. Besonders Victoria macht mir tierische Sorgen, denn ich glaube, sie verarbeitet das Ganze überhaupt nicht. Ich liebe Dich. Deine Nina

[Katharina]

Liebe Nina,
ich hoffe, Du hast irgendwann einmal die Kraft all Deine Briefe auszudruken und zu veröffentlichen. Du schreibst so wunderschön von Euch und Eurer Beziehung und hast einen ganz tollen Weg gefunden mit Deinem Schmerz und Deiner Trauer umzugehen. Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, wenn ich mit großer Anteilnahme Deine Geschichte verfolge. Es ist wunderschön schön und traurig aber auch voller Hoffnung und so viel Positiven. Es wäre schön, wenn möglichst viele Hinterbliebene von Dir "lernen" könnten mit der Trauer umzugehen. Obwohl Eure Geschichte kein Happy End haben wird, bin ich mir dennoch sicher, dass Dein Schatz von oben dafür sorgen wird, dass Du und Deine Kinder in der Schweiz glücklich werden.

[nhkjk]

Hallo Katharina, vielen Dank für Deine lieben Worte. Ich denke, dass mir das Schreiben hilft Klaus Tod besser zu verarbeiten. Ich bin eigentlich ein sehr rationaler Mensch und kann mich in solchen Dingen sehr schlecht öffnen. Aber beim Schreiben fällt es mir leichter. Ich denke heute bin mal soweit euch von meinem merkwürdigen Erlebnis von der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zu erzählen.
Also Klaus war ja Mittwochs kaum noch ansprechbar und äußerte sich lediglich über leichte Handreaktionen. I
ch saß an seiner rechten Seite und hatte meine Hand auf seinem Oberarm bzw. Schulter. Ich war gerade am Wegduseln und war in diesem Stadium noch nicht schlafen aber auch nicht wach sein. AUf einmal sah ich Klaus durch eine enge französische Stadt taumeln, über Kopfsteinpfaster so hin und her schwankend und mir schoß ins Gedächtnis Frankreich 1845. Ich war irgendwie wie gelähmt und konnte nicht aufwachen, als nächstes kam so ein Gedanke, Wikinger, dann sah ich Pueblos und dann war ich quasi in Klaus drin als er durch einen dunklen Tannenwald lief und zwar Richtung Licht/Mond, welches sich aber immer weiter entfernte und dann irgendwann durch Wolken verdeckt war. Ich konnte immer noch nicht aufwachen und dann kam Klaus(bzw ich in ihm drin) zu einer Stadt, die in helles Licht gebadet war und als er auf sie loslief, verkehrte sie sich in ne schwarz/weiß Stadt (so ähnlich wie ein Linoleumschnitt).
Ich dachte bei mir so boooah was geht denn jetzt ab und wachte dann quasi wieder auf und habe es Klaus' esoterischer Schwester erzählt die ganz fasziniert war und wollte dass ich quasi weitermachen soll. Habe ich aber nicht, denn das fand ich so strange, dass ich Angst bekommen habe, denn irgendwie paßt das alles nicht in mein Weltbild. Ich habe also weder ne Erklärung noch kann ich was anfangen, war nur super merkwürdig und strange.
Das komische ist, wenn ich davon erzähle finden die meisten das weniger strange als ich und erklären mich auch nicht für verrückt (was ich aber ehrlich gesagt schon tue).
So jetzt bin ich das auch mal los geworden.. Ansonsten naht jetzt ein grausames Wochenende, das erste ganz alleine, also ohne Kinder und so.. Aber macht nichts, ich werde arbeiten gehen und so die Zeit rum bekommen.
Alles Liebe euch allen Gruß Nina

[nhkjk]

Hey Süßer, habe heute morgen über skype mit den Mäusen telefoniert... Sie freuen sich schon tierisch auf die Reiterferien und dass sie mich am Mittwoch wiedersehen. weißt DU dass die Stadt echt nen Schaden hat?? Ich bekam ne Verfügung im gleben Einschreibebrief mit der Genehmigung Dich "im Postweg versenden zu lassen" sowie die Ausnahmegenehmigung "Dich auf See bestatten zu lassen" Hihi da wiehert der AMtsschimmel.. Heute bekam ich ne Aufforderung vom Amtsgericht, da ich jetzt alleine sorgeberechtigt bin bestimmte Auskünfte zu geben. Okay honeypie, das nervt mich tierisch. Räume gerade die Akten alle auf und werde am Montag der Bank eins reinwürgen..hihi freut mich irgendwie.. Bitte stehe mir bei und drücke mir die Daumen dass ich da durch komme. Ich liebe Dich und vermisse DIch und bin so alleine, aber ich muss durch diesen Scheiß durch. Honeypie pass auf Dich auf.. un´d hdl.. Deine Nina