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  #1  
Alt 22.02.2007, 13:49
el'müt el'müt ist offline
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Idee Einteilung und Übersicht Chondrosarkom Teil 1

"Ucki" bat mich einmal ein paar Takte zum Chondrosarkom zu schreiben, da immer wieder Verwirrung auftritt und bei einigen Panik bezüglich Lungenmetastasen und andere Tumorbiologischer Fragestellungen ausgebrochen ist.
Ich zitiere dabei aus einigen Aufsätzen, deren Quelle ich unten angebe.

Bösartige Knochentumore sind an sich schon eine Seltenheit. Die jährliche Neuerkrankungsrate in Deutschland beträgt 10 Fälle pro 1 Mio. Einwohner.
Dabei sind die von Knorpelzellen ausgehenden bösartigen Tumoren mit etwa 30% an der Gesamtzahl beteiligt.
Die Häufigkeit der gutartigen KNorpeltumoren ist nicht bekannt, da sie in der Regel keine Symptome machen und nur als Zufallsbefunde entdeckt werden.

Das Spektrum der Tumoren beginnt bei den gutartigen Veränderungen (z. B. Enchondrom) und geht dann über zu den sog. Borderline-Tumoren (proliferierendes Enchondrom) die schon sehr aggressiv sind aber nicht als klassicher "Krebs", will heißen mit Fähigkeit Absiedelungen zu machen, angesehen werden.
Die Bösartigkeit wird derzeit international mit dem Chondrosarkom begonnen, welches mit Grad 1 (wenig bösartig) bis hin zu Grad 3 (Hochbösartig) und dem Sonderfall Grad4 „High-grade-Chondrosarkom“ (dedifferenziertes Chondrosarkom) sein Maximalfrom findet.

Ohne zu wissen, an welcher dieser vielen Formen man erkrankt ist
(zum Teil gibt es fließende Übergänge, je nachdem an welcher Stelle jemand zufällig durchs Mikroskop schaut)
ist keine sinnvolle Aussage über den Verlauf und die Therapie zu machen. Im Zweifelsfalle benötigt man das Orginalgutachten der Histologie, in der die bösartigste Komponente (G1/2/3/4) gesehen wurde.
Dies entspricht etwa dem "KFZ-Schein" beim Auto, bei dem alle wichtigen Daten eingetragen sind. Ohne diese Daten ist jegliche Aussage immer unsicher.

Eine typische Einteilung der Pathologen sieht so aus:
Zu den gutartigen Knorpeltumoren zählen:
1. Enchondrom (Chondrom),
2. Osteochondrom (kartilaginäre Exostose),
3. Chondromyxoidfibrom,
4. Chondroblastom.

Das Chondrosarkom (bösartig) wird eingeteilt in:
1. Chon drosarkom Grad I–III,
2. dedifferenziertes Chondrosarkom (G IV),
3. mesenchymales Chondrosarkom,
4. Klarzellchondrosarkom,
5. extraskelettales Chondrosarkom.

Noch mal unabhängig davon werden "sekundäre Chondrosarkome" die auf der Basis eines gutartigen Knorpeltumors entstehen unterschieden.

Die Wahrscheinlichkeit einer Metastasierung nimmt mit dem Grading (G1-4) zu.
Die Metastasen finden sich fast ausschließlich zuerst in der Lunge, weswegen regelmäßige Lungen-CTs (TCT = Thorax-CT) meist im 3 Monatsrhythmus gefahren werden.
Richtig ist: Eine Metastase kann erst entdeckt werden, wenn Sie größer als 1mm ist. Damit Sie diesen Durchmesser erreicht müssen sich erst einmal aus dieser einzelnen Zelle zu Beginn ein paar Millionen gebildet haben. Dies geschieht durch Zellteilung.
Die Zellteilungsgeschwindigkeit wird im Grading angegeben (Grad 1 extrem selten[z.B. alle 30 Tage], Grad 4 jeden Tag).
Jeder kann sich ausrechnen, wie lange so eine Metastase braucht, um den Durchmesser von 1mm zu erreichen, wenn eine Zelle nur 1/100mm dick ist und diese eine Kugel formen werden. Weiterhin kann man sich ausrechnen, wie lange es dauert, bis diese irgendwann Probleme machen.
Leider ist die Entfernung so kleiner Metastasen schwieriger als der Großen, da man Sie kaum tasten kann während einer OP.

ChemoTherapie/ Strahlentherapie:
Diese beiden Formen töten alle sich gerade teilenden Zellen, ohne großartig zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Teilen sich gesunde Zellen schneller als die Tumorzellen ist der Schaden am gesunden Gewebe größer als am Tumorgewebe. Damit ist diese Therapie dann nicht mehr sinnvoll.
Die entsprechenden Fachärzte auf dem Gebiet können anhand des Verlaufes der Erkrankung, der persönlichen Leistungsfähigkeit des Patienten und dem "KFZ-Schein" Nutzen-Risiko Abwägungen machen und beraten entsprechend.

Streitbuerger A, Hardes J, Gebert C, Ahrens H, Winkelmann W, Gosheger G. [Cartilage tumours of the bone. Diagnosis and therapy]. Orthopade 2006;35(8):871-81
Delling G, Jobke B, Burisch S, Werner M. [Cartilage tumors. Classification, conditions for biopsy and histologic characteristics]. Orthopade 2005;34(12):1267-81

Ich möchte hier zunächst zum Ende kommen und werde mich in Kürze mit einer Fortsetzung melden, um mich Näher auf die Metastasen und das Wiederauftreten des Tumors zu widmen. Sollten besondere Wünsche zu einer speziellen Fragestellung bestehen, werde ich diese gerne aufnehmen und einflechten.

Geändert von el'müt (22.02.2007 um 13:57 Uhr)
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  #2  
Alt 25.02.2007, 08:53
Ucki Ucki ist offline
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Standard AW: Chondrosarkom

Vielen Dank el'müt für die ausführliche Antwort. Wenn ich alles richtig deute, hatte ich ein "konventionelles Chondrosarkom" G1-2. Hier stellt sich jetzt jedoch die Frage, warum die Lungenmetastase ein "mesenchymaler Tumor mit chondrogener Matrix" war. Was ist genau ein mesenchymales Chondrosarkom? Die verschiedenen Einteilungen habe ich schon vorher auf den Seiten der Uniklinik nachgelesen und hatte mir schon öfters Gedanken hierzu gemacht. Ein hiesiger Arzt sagte mir, "mesenchymal" würde bei meiner Metastase bedeuten, dass sie vom Knochen ausging. Ist das korrekt?

Viele Grüße und vielen Dank auch im Namen der anderen Leser.

Ucki
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  #3  
Alt 20.06.2007, 12:51
renate 57 renate 57 ist offline
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Standard AW: Chondrosarkom

Hallo el'müt,
wann kommt denn Deine Fortsetzung, Metastasen und wiederauftreten des Tumors ? Bin sehr interressiert.
Liebe Grüße an alle Betroffenen. Renate
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  #4  
Alt 23.06.2007, 12:48
dannisa dannisa ist offline
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Standard AW: Chondrosarkom

Ein herzliches Hallo an alle Betroffenen.
Mein Mann hat Nierenkrebs und eine große Metastase im Kreuzbein, die schon mit 50 GY bestrahlt ist. Im Nierenkrebsforum gibt es derzeit niemanden, mit dem ich mich bezüglich der Op Kreuzbein austauschen könnte, deswegen bin ich jetzt hier gelandet.

Die Klinik schlägt vor, eine Seite des OS sacrum mit den dazugehörigen Nervenwurzeln zu entfernen. Allerdings muß schon vor der OP ein künstlicher Darm- und Harnausgang geschaffen werden. Es besteht lt. Aussage des Arztes Hoffnung das die Entleerungsfunktionen später wiederlangt werden, da nur eine Seite des OS sacrum rezesiert wird.

Zitat:
Die Folgen der Entfernung des Sacrums sind ja wohlbekannt und ließen mich eine Totaloperation ablehnen.
Uns sind sie nicht wirklich bekannt. Was genau sind die Folgen?

Wie funktioniert das mit den künstlichen Ausgängen. Ist das wirklich so schlimm, wie er sich das vorstellt. Kann er noch unter Menschen gehen? Und funktioniert das Zurücklegen wirklich und innerhalb welchen Zeitraums?

Für meinen Mann ist diese Option so schrecklich, daß er sich bis jetzt noch nicht dazu entscheiden konnte.

Im Befund steht folgender Satz:" Der bekannte hypovaskularisierte hypointense Randsaum ist im Vergleich zur Voruntersuchung geringfügig stärker ausgeprägt im Sinne einer zunehmenden Sklerosierung". Kann mir jemand diesen Satz übersetzen? Heißt das, daß sich Knochen neubildet und man evtl. noch abwarten kann, wie sich das entwickelt?

Viele Grüße
Dannisa
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  #5  
Alt 03.08.2007, 11:12
renate 57 renate 57 ist offline
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Beiträge: 11
Standard AW: Chondrosarkom

Hallo an alle,
befindet sich eigentlich noch jemand im Forum mit dem ich mich geschrieben habe? Wenn ja, wie gehts Euch denn so? Würde mich über eine kurze Antwort freuen.
Es grüßt Euch Renate
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  #6  
Alt 03.08.2007, 12:58
Reinhold Wahler Reinhold Wahler ist offline
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Ort: Bingen
Beiträge: 22
Standard AW: Chondrosarkom

Hallo Renate,

es ist schön, wieder mal ein Lebenszeichen von Dir zu bekommen. Bei mir hat sich nicht viel geändert. Ich hab immer noch meine Metastasen in der Lunge - 4 Stück insgesamt, 2 davon 18 und 19 mm. Ansonsten geht es mir gut, da ich keine Schmerzen habe. Zuletzt war ich 4 Wochen mit dem Wohnmobil in Skandinavien unterwegs. Ein MRT in 14 Tagen wird mir eine weiter Hilfe sein, um zu entscheiden, was zu tun ist.

Liebe Grüße an alle
Reinhold Wahler
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  #7  
Alt 07.08.2007, 15:12
renate 57 renate 57 ist offline
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Registriert seit: 26.07.2006
Beiträge: 11
Standard AW: Chondrosarkom

Hallo Reinhold,
auch ich habe mich gefreut von Dir zu hören. Gott sei Dank geht es Dir einigermaßen gut. Auch ich habe endlich mein Gleichgewicht wieder. Bin auf Medikamente eingestellt, die endlich helfen.
War heuer schon im Wellness-Urlaub, die Seele baumeln lassen. Im September steht der nächste an.
Habe gelernt nur den Tag " Heute" zu sehen, positiv zu sehen, morgen kommt ein anderer.
Bin jetzt im Klinikum rechts der Isar in Behandlung.
Hast Du von Markus etwas gehört? Ich das letzte Mal im Februar! Mach mir wahnsinnig Sorgen um ihn.
Melde Dich mal wieder, bis bald
es grüßt Dich und alle Betroffenen, die noch im Forum sind
Renate
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