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  #1  
Alt 20.04.2007, 17:22
flyyy flyyy ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Liebe Kerstin
wollte Dir eigentlich guten Morgen sagen. Naja, nun ist schon fast Zeit nach Hause zu gehen. Also sage ich wohl besser guten Abend.
Wie war Dein Tag? Was machen die Haare? Als ich Chemo hatte wartete ich auch darauf, dass sie ausfallen. Jeden Morgen schaute ich zuerst aufs Kissen, ob dort Haare liegen. Irgendwie war ich beruhigt, als sie ausfielen da ich dann wusste, dass die Medikamente sich in meinem Körper verteilt haben, wo sie hoffentlich nicht nur meine Haare, sondern auch die Krebszellen angreifen.
Ich habe mit meinem Professor an der Uni über die Möglichkeit, eine Doktorarbeit zu schreiben gesprochen. Ich denke, das könnte mir Spass machen. Ich arbeite seit 2 Jahren als Teaching Assistant (=Mädchen für Alles) in der Gruppe. Daher kenne ich die Leute, die Abläufe schon. Die Arbeitskollegen wären nett, die Arbeit interessant. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin nicht schlau genug dafür. Anscheinend will mich aber der Professor, jedenfalls haben mich alle seine Assistenten bequatscht, dass ich das schon kann. Naja, da ich im Moment sowieso keine Lust habe einen Job zu finden, werde ich dem einen Versuch geben. Fange ich September an als Assistentin an der Uni zu arbeiten. Falls es mir nicht gefällt, kann ich immer noch in einem Jahr einen "richtigen" Job suchen.
Grüsschen aus der Schweiz
Christina
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  #2  
Alt 20.04.2007, 23:56
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo Christina!
Ist doch sehr toll, dass der Professor dir so viel zutraut. Ich habe gedacht, dass man sich seiner selbst sicherer ist, wenn man an der Uni schon so weit ist. Komisch, dass das nicht weg geht. Ich hoffe, dass ich durch meine Lektüre, die ich gerade intensiv betreibe, wenn ich nicht an meiner Krankengeschichte schreibe, etwas weiter komme. Ich habe ja jetzt bis Oktober Zeit, da ich ja ein Urlaubssemester habe. Es geht mir richtig gut, dafür dass ich erst vor drei Wochen eine Chemo hatte. Ich war vorgestern mit dem Rad an einem See, habe mir einen Latte Machiatto bestellt und gemütlich gelesen. Heute war ich bei meinem normalen Sport, wo ich vielleicht schon acht Jahre hingehe. Ich werde dort regelrecht wie ein Held behandelt, was mich motiviert weiter zu machen. Tja, meine Haare. Ich habe vielleicht drei einzelne gefunden, was ja noch kein wirklicher Haarausfall ist.
Morgens stehe ich immer mit meinen Eltern auf und frühstücke mit ihnen. wenn ich müde bin, schlafe ich noch ein bisschen. Dann surf ich ein bisschen im Internet, nehme ein Bad. Bis mittags habe ich es dann geschafft mich anzuziehen. Dann setze ich mich auf meinen IKEA-Strandstuhl und lese gemütlich. Das treibe ich so denn ganzen Tag. Ich bin zufrieden, dass ich mich nicht vor den Fernseher hänge, was ich letztes Jahr oft gemacht habe.
Viel Glück in der Uni!
Liebe Grüße
Kerstin
__________________
Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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  #3  
Alt 21.04.2007, 10:33
flyyy flyyy ist offline
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Beiträge: 375
Standard AW: Krebs und Studium

Hey Kerstin
Klingt so als ob es Dir (den Umständen entsprechend) ganz gut geht. Freut mich.
Ich glaube die Unsicherheit im Studium geht nie vorbei. Hatte dazu ein interessantes Gespräch mit einer Assistentin. Sie meinte das sei ein "Frauenproblem". Die Männer sind viel selbstsicherer, obwohl sie oft viel weniger können. Vielleicht sind sie nicht selbstsicherer sondern tun nur so cool...
Dein Tagesplan klingt etwa so wie meiner als ich Chemo hatte. Ich habe aber jeden Morgen ausgeschlafen da mein Vater immer schon sehr früh ins Büro gefahren ist. Dann Morgenessen, lesen... Bis Mittags war ich meistens angezogen. Nachmittag ein Schläfchen auf meinem Liegesessel auf dem Balkon oder auf dem Sofa. Muss zugeben, dass ich ab und zu auch einen Nachmittag vo r dem Fernseher verbracht habe. Wenn es mir zu langeweilig wurde, ging ich zur Uni mit Kollegen Kaffee trinken. Einige Kolleginnen haben es sich angewöhnt, nach der Uni oder Arbeit bei mir vorbei zu schauen. So gab es ab und zu ganz gemütliche Abende bei mir zu Hause.
Wünsche Dir ein schönes Wochenende
Ich werde jetzt mein Notebook auf den Balkon zügeln und dort weiterarbeiten
Grüsschen
Christina
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  #4  
Alt 23.04.2007, 12:28
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo ihr Lieben!
Ich bin fix und fertig. Mein Vater hat heute mein Zimmer verwüstet. Er und meine Mutter wollten ein Gespräch mit meinen Bruder führen. Ich sollte erst meinem Bruder sagen, was mich am Wochenende an ihm gestört hat und dann gehen. Ich sagte meinem Vater, dass ich auch beim Ende des Gespräches dabei sein und gegebenfalls meinen Bruder unterstützen möchte. Das ist er voll ausgetickt, weil ich alle Lösungen boykotiere seiner Meinung nach. Er hat alle Bilder von meiner Wand gerissen und ich habe mich unter meinem Schreibtisch versteckt. Ja, komisch für eine 23jährige. Ein Ölbild von mir und viele CDs sind kaputt gegangen. Ich mache ihm nur Schwierigkeiten und er will so nicht mehr leben. Mein Bruder und ich seien Rucksäcke, die sein Leben erschweren. Meine Mama ist dann extra von der Arbeit gekommen, hat mit meinen Vater gesprochen und mir geholfen mein Zimmer wieder ein bisschen aufzuräumen. Sie hat sogar für mich Stellung bezogen und er hat eingesehen, dass es unverhältnismäßig war, was er getan hat.
Jetzt habe ich Bauchschmerzen.
Liebe Grüße Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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  #5  
Alt 23.04.2007, 13:51
flyyy flyyy ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

wow, das klingt ja heftig!
was war denn mit deinem bruder los, dass du ihm sagen solltest, was dir an ihm nicht passt? Also wenn Du nicht antworten willst, ist es natürlich auch ok.
Das brauchst Du jetzt wirklich nicht! Hast doch schon genug Sorgen im Moment! Da soll sich Dein Vater gefälligst zusammennehmen und Dich unterstützen, anstatt ein solches Chaos anzurichten.
Und was meint Deine Mutter zu der Sache?
Besorg Dir etwas Ablenkung meine Süsse! Magst Du rausgehen? Oder besorg Dir eine Kollegin Dir Dich etwas ablenkt.



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  #6  
Alt 23.04.2007, 20:04
Melikre Melikre ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Liebe Kerstin,

Das klingt echt unglaublich was dein Vater getan hat . Hat eigentlich deine Familie auch psychologische Betreuung? Vielleicht würde das helfen? Wegen dem Schreibtisch - nein das ist nicht komisch. Hätte ich auch so gemacht.
Wenn es dich zu Hause so stresst könntest du dann nicht für ein zwei Wochen zu ner lieben Freundin oder so ziehen?
Alles Liebe und Gute

Mel
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  #7  
Alt 23.04.2007, 22:05
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo ihr Lieben!

@ flyyy: Mein Bruder sollte am Wochenende mehr zu Hause sein als bei seiner Freundin, weil meine Eltern verreist waren. Wir hatten besprochen, was wir zu Mittag essen und das habe ich eingekauft. Samstag hat er ewig gehantelt, aufgräumt und schließlich gebadet, als wir eigentlich kochen wollten. Nach über einer Stunde habe ich mir was anderes gekocht. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich genervt war. Er war im Stress, weil um 15 Uhr immer seine Freundin kommt und er bis dahin fertig sein wollte. Hätte er mir aber auch gleich sagen können und mich nicht stundenlang hinhalten. Sonntag abend sind die beiden überraschend abgehauen und ich fand es schade am Sonntag alleine zu frühstücken. Eigentlich kommt mein Bruder auch sonntags immer zum Mittagessen auch wenn er bei seiner Freundin ist. Er kam abends wieder, wobei wir ja das Essen vereinbart hatten. Ich hätte es ja nicht schlimm gefunden, wenn er es mir gesagt hätte, dass er nicht kommt. Meine Eltern hatten ihm auch gesagt, dass er mehr da sein soll, damit ich hier nicht alleine hocke wie schon die ganze Woche. Außerdem hat er mir nicht im Haushalt geholfen, was wir früher immer zusammen gemacht haben, wenn meine Eltern verreist waren. Meine Mama hat mir aber in diesem Fall beigestanden. Sie ist nach Hause gekommen und hat meinen Vater klar gemacht, dass es nicht gerechtfertigt war.

Ich habe schon immer Probleme mit meinem Vater. Was er heute gesagt hat, war echt heftig. Ich habe meinem Bruder ein Diktiergerätmitschnitt vorgespielt. Er fand es toll, dass ich so geistesgegenwärtig war, das aufzunehmen. Er will das Band haben, um einigen Mitmenschen zu zeigen wie krass mein Vater mit seiner krebskranken Tochter umgeht. Mein Vater hat auch gefragt, warum ich mich nicht wie ein richtiges Kind verhalte und das ich ein bösartiges Kind bin und das über bösartige Kinder noch kein Buch geschrieben wurde. Früher ist mein Vater viel öfter so ausgerastet. Ich habe auch jahrelang eine Psychoanalyse gemacht, weil ich deswegen Depressionen hatte. Inzwischen fühle ich mich aber viel selbstbewusster und weiß, dass es nicht an mir, sondern an meinen Vater liegt.

@Mel: Am Freitag bin ich sowieso wieder in der Klinik. Am Tage habe ich zuhause auch meine Ruhe. Eben hatten wir auch ein ruhigeres Gespräch. ich finde mein Vater könnte schon lange unabhängig von meiner Erkrankung eine Therapie gebrauchen, damit er merkt, dass nicht alles nach seiner Nase gehen kann und er nicht das Opfer von allen ist. Er berichtet immer von irgendwelchen Widrigkeiten, die ihn behindern. Ich glaube, ich habe da eine größere Widrigkeit zu bieten. Bei ihm sind das blöde Angestellte, Wurstverkäufer, Kunden etc.

Langsam habe ich mich ein bisschen vom Ausraster erholt. Außer die kaputten Gegenstände ist mein Zimmer wieder hergestellt.
Gute Nacht!
Kerstin
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