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  #1  
Alt 10.06.2007, 13:57
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

als ich damals mit Tod und Trauer konfrontiert wurde und mich mit dem Leben DANACH beschäftigen musste, war ich zunächst ziellos und eher rückwärts gewandt (den Erinnerungen folgend).

Neue Lebensziele suchen? Alte gewohnte und bewährte Wege verlassen? Glück nur erinnern oder auch nach neuem Glück und Zufriedenheit suchen dürfen? Was wollte (will) ich eigentlich jetzt überhaupt und warum war ich zunächst so chaotisch in meiner Orientierungsphase? Was kann und darf ich mir zumuten oder von mir fordern?

Wieder einmal fassen Texte (ganz gewiß für einen anderen Zusammenhang geschrieben) aus http://www.zeitzuleben.de/newsletter/386.html für meine persönliche Rückschau (fast genau sieben Jahre nach dem Tod meiner Frau) dasjenige ganz besonders zusammen, was wohl wesentliche Bestimmungselemente sein können, um ERFOLGREICH WEITER LEBEN ZU KÖNNEN, ohne sich verbiegen zu müssen, und ohne den bisherigen inneren Lebensschwerpunkt aufgeben zu müssen, wenn er sinnvoll und tragfähig war.

Zitatanfang aus : http://www.zeitzuleben.de/newsletter/386.html

……

In meinen Augen bin ich erfolgreich, wenn ich mir das Leben schaffe,

* das zu mir passt,
* in dem ich ich selbst sein darf und mich nicht verstellen muss,
* in dem ich tun darf, was ich gerne tue und was mir Kraft gibt
* und wo ich das bekomme, was ich brauche - sowohl materiell als auch immateriell.

Das ist meine Erfolgs-Philosophie. Ein hoher Anspruch? Vielleicht. Einfach zu erreichen? Eher nein. Aber in meinen Augen trotzdem machbar.

Manche von uns haben Glück und zu stoßen per "Zufall" auf einen Platz im Leben, der die Kriterien von oben erfüllt. Für alle anderen ist es ein bisschen komplizierter und es hat seinen Preis.

Und was ist der Preis? Was braucht man dafür? Für mich sind es diese 4 Dinge:

* Mut
* Klarheit
* Durchhaltevermögen
* Flexibilität

Ich brauche Mut, um überhaupt erst einmal zu träumen und mir zu erlauben, im Kopf ein Leben zu skizzieren, das noch besser zu mir passt. Dann brauche ich Mut, um meine Angst vor neuen und unsicheren Situationen und meine Angst vor Veränderung zu überwinden. Genauso brauche auch Mut, um mich meiner Angst vor dem Scheitern und dem Versagen zu stellen.

Dann benötige ich Klarheit - Klarheit über mich selbst, darüber wer ich bin, was ich will, wo ich hin will, was ich kann und was ich brauche. Ohne Klarheit jage ich vielleicht den Träumen anderer hinterher oder lasse mich von den Glücksversprechen unserer bunten Medienwelt verführen. Klarheit heißt, sich selbst wirklich zu kennen und zu verstehen.

Und dann brauche ich Durchhaltevermögen, um angesichts von Rückschlägen, veränderten Umständen oder neuen Einsichten meinen Weg weiter zu gehen. Ich brauche Durchhaltevermögen, um wieder aufzustehen, wenn ich einmal hingefallen bin (und ich kenne keinen, der nicht mal gefallen wäre).

Zuletzt brauche ich Flexibilität im Denken und im Handeln. Wenn ich trotz allen Durchhaltevermögens auf dem Weg zu meinem Ziel nicht weiterkomme, stimmt etwas mit meinem Denken und Handeln nicht. Dann muss ich so flexibel sein, meine Sichtweise auf die Welt zu ändern und andere Dinge zu versuchen. An der Stelle muss ich mir erlauben, flexibel neue Ideen auszuprobieren und neue Wege zu gehen (auch dazu braucht es wieder Mut).

Erfolg ist ein Leben, das zu mir passt. Und auf dem Weg dahin braucht es in meinen Augen Mut, Klarheit, Durchhaltevermögen und Flexibilität.

4 kleine Wörter, in denen doch so unendlich viel drinsteckt.

......


Zitatende


Mit lieben Grüßen
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #2  
Alt 12.06.2007, 22:13
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Zitat:
4 kleine Wörter, in denen doch so unendlich viel drinsteckt
Lieber Shalom, mein Berater in zwiespältigen Tagen

Dass ich deinen tollen Beitrag gerade heute lesen kann, da ich kopfschüttelnd und verwundert über ein bemerkenswertes Wochenende mit zwei Freunden nachdenke und überlege, wie kann es möglich sein, lässt mich schmunzeln. Zufall? Oder hast du mir einfach die Erklärung liefern "müssen"?

Mut, Klarheit, Durchhaltevermögen und Flexibilität. Ja, absolut auf den Punkt gebracht. Nur, wir alle, die schon eine Strecke hinter uns haben, wissen auch, dass man es nur rückblickend erkennen kann. Denn am Anfang steht nichts als Chaos, weit weg von irgendeiner Klarheit, ebenso wie Mutlosigkeit und den Wunsch, aufgeben zu dürfen. Festgefahren im Wunsch festzuhalten, was nicht mehr da ist. Päckchen neu schnüren, immer und immer wieder, hinfallen, aufstehen, innehalten, weitergehen bis irgendwann die vier kleinen Wörter auf uns zutreffen. Und das braucht sehr viel Zeit.

Hab Dank für deinen wunderbaren Beitrag.

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #3  
Alt 12.08.2007, 09:10
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

wieder einmal finde ich Anregungen aus: http://www.zeitzuleben.de/blog/entry/4763/4764.html

ZITATANFANG:
"Nicht der fernste Mensch ist uns das größte Geheimnis, sondern gerade der Nächste."
Dietrich Bonhoeffer
ZITATENDE

Wir waren mehr als dreißig Jahre verheiratet, bevor meine Frau starb. Wir haben in guten wie in schlechten Zeiten zueinander gestanden. Unserer Liebe zueinander sicher sein war besonders in den letzten gemeinsamen Jahren sehr wichtig.

Wir haben uns das erarbeitet, es war nicht immer selbstverständlich, sich immer neu kennen zu lernen, sich einander zu versichern. Erst in melancholisch besinnlichen Phasen, als wir noch gemeinsam Hand in Hand durch das Leben gehen konnten und dann später auf meinen nun einsamen Wegen ist mir bewusst geworden, dass ich das NÄCHSTE und LIEBSTE verloren hatte.

Nachdenklich betrachtet sage ich mir:

Verhalte Dich in Bezug auf das LIEBSTE, was Du hast so, als wenn es Dein letzter Tag wäre. Ja, ich versuche jetzt sehr viel bewusster zu leben und dankbar mein NÄCHSTES UND LIEBSTES zu genießen. Der (ihr) Tod hat mein Leben verändert.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #4  
Alt 12.08.2007, 12:16
Blue Blue ist offline
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Beiträge: 193
Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Lieber Shalom,

und so füge ich hinzu, auch bei Freundschaften wäre es schön, wenn der Gegenüber nicht vermutet wie man denkt und was man fühlt und sei er auch noch so vertraut. Sondern sich auf die Gedanken einlässt und die Geduld hat abzuwarten, was da am Ende wohl rauskommt.

Einen schönen Sonntag an alle
Bruni
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  #5  
Alt 12.09.2007, 08:10
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Loslassen, Abschied, Einsamkeit, Veränderungen zuhause und in meiner Umgebung (Freunde brachen weg, neue kamen hinzu), den Beruf wieder „normal“ bewältigen, waren einige der Zustände in denen ich mich nach dem Tod meiner Frau befand. Sie hatte mir vor ihrem Tod mit auf den Weg gegeben, dass ich wieder glücklich werden möge. Kann sich jemand vorstellen, wie schmerzlich das für mich war, so einen Wunsch von meinem noch lebenden geliebten Partner zu hören?

Es war vielleicht in ihrem Wunsch auch die Aufforderung an mich verborgen, mich einer sich verändernden Situation endgültig zu stellen und mich zu öffnen für meine Zukunft ohne sie.

In einem wundervollen Beitrag aus: http://www.zeitzuleben.de/blog/entry/4763/4772.html

steht das Zitat:

Liebe finden

„Ich habe den Menschen gesagt, sie sollen dich lieben, es wird dir bestimmt einer begegnen, der hat mich gehört.“

-- G.B. Fuchs

und in der angegebenen URL stehen dort auch die sehr nachdenkenswerten Sätze:

....
Die Tendenz, Liebe dort zu suchen, wo wir sie eben gerade nicht finden, gehört zu einem der sichersten Rezepte, unglücklich zu werden. Wer hingegen offen bleibt und Zuneigung dort annehmen kann, wo sie uns geschenkt wird, wird eine spannende Erfahrung machen: Liebe kommt zu Liebe. D.h., wer sich geliebt und angenommen fühlt, wird in der Regel immer eher noch mehr liebevolle Erfahrungen machen als ein Mensch, der sich abgelehnt und ungeliebt fühlt.

Was ist dabei der beste Schritt in Richtung Liebe?

Selbst zu lieben.

Sehen Sie das Zitat deshalb auch mal aus dem Blickwinkel, dass vielleicht auch Ihnen jemand gesagt hat, dass Sie die Menschen lieben sollen – und dass Sie den ersten Schritt tun können, andere anzunehmen.
......


Vielleicht haben andere Hinterbliebene nach einiger Zeit der Trauer, der Einsamkeit und des Nachdenkens ja ähnliche Erfahrungen beim „Sich Neu Öffnen“ gemacht.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #6  
Alt 18.10.2007, 14:57
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

die folgenden Texte (mit wundervollen Bildern hinterlegt) , die mir von einem guten Freund zugesandt wurden, sind sehr ermutigend. Die Texte beschreiben den Weg zurück ins Glücklichsein, befreien mich vom Festhalten an dunklen Wolken der Vergangenheit.

An sich ist das Ganze eine komplette Powerpoint-Präsentation. Wer das als Präsentation zum Weiterschicken möchte, kann sich unter meiner hinterlegten E-Mail bei mir melden, denn um es hier als gezippten Anhang innerhalb des Forums zu veröffentlichen, war die Präsentation etwas zu groß.

Mit lieben Grüßen
Shalom

ZITATANFANG:

Wir reden uns selber ein, dass das Leben besser wird, wenn wir verheiratet sind, ein Baby haben und danach noch ein zweites.

Dann sind wir frustriert, weil unsere Kinder nicht alt genug sind und glauben, das ändert sich, wenn sie älter werden.

Dann sind wir frustriert, weil sie Teenager geworden sind und mit uns über alles verhandeln wollen. Aber wir glauben, es wird alles besser, wenn sie nochmals 10 Jahre älter sind.

Wir sagen uns, dass das Leben besser wird, wenn wir mit unserem Partner/in zusammen arbeiten, wenn wir ein schöneres Auto haben, wenn wir in Urlaub fahren, wenn wir uns zur Ruhe setzen.

Die Wahrheit ist, es gibt keinen besseren Zeitpunkt glücklich zu sein als jetzt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Dein Leben ändert sich ständig. Es ist besser alles zuzulassen und sich zu entscheiden glücklich zu sein.

Die längste Zeit dachten wir, das Leben beginnt demnächst. Das richtige Leben. Wir dachten immer, da muss zuerst noch etwas anderes geschehen während dieser Zeit, etwas zu erledigen, eine Arbeit zu beenden, einen Moment zu warten, eine Rechnung zu begleichen. Danach würde das ersehnte richtige Leben beginnen. Schlussendlich verstand ich, dass das « demnächst » schon bereits das richtige Leben war.

Von diesem Standpunkt aus verstand ich, dass es keinen Weg gibt um glücklich zu sein.

Glücklichsein IST der Weg.

Genieße also das Glücklichsein.

Hör auf zu warten bis die Schule fertig ist, wieder die Schulbank zu drücken, 5 Kilo abzunehmen, Gewicht zuzulegen, zu beginnen zu arbeiten, verheiratet zu sein, auf Freitag Abend oder Sonntag Morgen, auf ein neues Auto zu warten, Deine Hypothek bezahlt zu haben, auf den Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, auf Ende Monat, bis dein Song im Radio gespielt wird, zu sterben und wiedergeboren zu werden… bevor du dich entscheidest glücklich zu sein.

Glück ist eine Reise und nicht ein Ziel.

Es gibt keinen besseren Zeitpunkt glücklich zu sein als… JETZT!

Lebe und genieße den Moment.

Versuche mal diese Fragen zu beantworten:

1. Nenne die 5 reichsten Menschen der Welt.
2. Nenne die letzten 5 Miss Universe.
3. Nenne die letzten 10 Nobel Preis Träger.
4. Nenne die letzten 10 Oskar Gewinner für den besten Schauspieler.

Du kannst es nicht? Ziemlich schwierig, oder? Sei nicht traurig, niemand kann das.

Applaus geht vorbei! Pokale verstauben! Gewinner gehen bald vergessen.

Jetzt beantworte mal die folgenden Fragen:

1. Nenne 3 Lehrer aus Deiner Ausbildungszeit.
2. Nenne 3 Freunde die Dir in der Stunde der Not geholfen haben.
3. Nenne ein paar Leute die Dir das Gefühl geben „speziell“ zu sein.
4. Nenne 5 Leute mit denen Du gerne die Zeit verbringst.

Einfacher zu beantworten? Das war einfacher, oder?

Die Leute die Dir etwas bedeuten sind nicht “die Besten”, haben nicht das meiste Geld, haben nicht den größten Preis gewonnen…

Es sind die Freunde die sich um Dich kümmern, Dir Sorge tragen, diese die, was immer auch passiert, zu Dir stehen.

Denk einen Moment darüber nach. Das Leben ist so kurz! Und Du, in welcher Liste bist Du? Du weißt es nicht?

Lass mich Dir einen Tipp geben.

Du bist vielleicht nicht unter den am meist “geachteten” Menschen auf dieser Welt, aber Du bist einer derjenigen an die ich mich erinnere und diese Nachricht sende…

Vor einiger Zeit, an den olympischen Spielen in Seattle, 9 Athleten, alle mental und physisch vorbereitet, standen an der Startlinie zum 100 m Rennen.
Der Schuss fiel und das Rennen ging los. Nicht alle rannten, aber jeder wollte erster sein und gewinnen.

Es war ein Hürdenlauf, und ein junger Athlet fiel zu Boden, verletzte sich leicht und begann zu weinen, da für ihn das Rennen aus war. Die anderen 8 hörten wie er weinte. Sie wurden langsamer und schauten zurück. Sie stoppten und kamen zurück… Alle 8 Athleten…

Dann liefen alle 9 Athleten Schulter an Schulter zusammen an die Ziellinie.

Das gesamte Publikum im Stadion stand auf und applaudierte. Und der Applaus schien nicht mehr enden zu wollen…

Menschen die das gesehen oder gar miterlebt haben reden noch heute darüber.

Wieso?

Weil tief in uns drin wir alle wissen, dass das Wichtigste im Leben ist, nicht für sich selber zu gewinnen.

Das wichtigste im Leben ist, anderen zu helfen um zu gewinnen. Selbst dann, wenn dies bedeutet langsamer zu werden und das eigene Rennen zu unterbrechen.

Wenn Du dieses Mail weiterleitest, vielleicht werden wir dann erfolgreich sein um unser Herz zu ändern, vielleicht auch das Herz eines Anderen…

Für was entscheidest Du Dich?

Löschst Du dieses E-Mail oder sendest Du es jemanden der Dir wichtig ist?

ZITATENDE
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(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (19.10.2007 um 07:10 Uhr)
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  #7  
Alt 30.12.2007, 10:31
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Nach der Zeit des Abschiednehmens, des Loslassenmüssens kam bei mir (wie auch wohl bei vielen anderen Betroffenen) eine Zeit der großen Verunsicherung: Öffnen für das weitere Leben oder nicht? An Gewohntem, Geliebtem festhalten oder nicht? Was ist mit meinem Selbstvertrauen, mit meinem nun zwangsweise verschobenem Lebensmittelpunkt, meinem irritierten seelischen Gleichgewicht?

Folgende Gedanken dazu (aus der von mir gerne gezogenen Quelle) sind vielleicht hilfreich auch für Menschen, die Trauer zu verarbeiten haben.

Mit lieben Grüßen
Shalom

ZITATANFANG:

http://www.zeitzuleben.de/blog/entry...ertrauens.html

Eine Frage des Vertrauens

"Wer Vertrauen will, muss Vertrauen säen."

Ich glaube, dass viele von uns im Zusammenhang mit dem Thema „Vertrauen“ einen ganz entscheidenden Fehler machen: Und zwar glauben wir, es müsse erst etwas geschehen, was unser Vertrauen verdient oder rechtfertigt, bevor wir vertrauen können. Wir erwarten also, dass jemand sich als vertrauenswürdig erweist oder dass wir vom Leben eine Art Sicherheitsgarantie bekommen, erst dann sind wir bereit, Vertrauen zu investieren.

Meiner Erfahrung nach läuft es aber genau anders herum: Vertrauen muss immer eine Vorleistung von uns selbst sein. Das heißt, wir müssen erst bereit sein, Vertrauen zu schenken, um dann auch – im besten Fall – Vertrauen ernten zu können.

Das Problem an der Sache ist nun aber, dass uns niemand versichern kann, dass unser Einsatz auch tatsächlich belohnt wird und nicht enttäuscht oder gar ausgenutzt wird. Hier braucht es eine Portion Risikobereitschaft. Machen Sie sich eines klar: Wenn Sie in der Gärtnerei eine Tüte Samen kaufen, heißt das auch nicht, dass aus jedem von ihnen eine kräftige Pflanze wird. Manche entwickeln nur mickrige Triebe, die schon vom nächsten Wind geknickt werden, andere gehen nicht einmal auf. Aus einigen aber werden starke und gesunde Pflanzen, die reichte Früchte tragen.

Dieses Bild lässt sich sehr gut auf das Thema Vertrauen übertragen: Wir werden nie im Vorfeld wissen, ob unser Vertrauen Früchte tragen wird, aber wenn wir aus lauter Angst enttäuscht zu werden, erst gar nichts säen, können wir definitiv sicher sein, nichts ernten zu können. Die Angst, enttäuscht zu werden, ist menschlich und verständlich – aber genau sie hindert uns daran, auch wieder gute und heilende Erfahrungen machen zu können. Wenn wir aus unseren schlechten Erfahrungen heraus nicht mehr bereit sind, Vertrauen zu schenken, mehren wir damit all das, was wir eigentlich nicht wollen: vor allem den Schmerz.

Nehmen Sie also diesen Gedanken einmal mit in Ihren Alltag und achten Sie darauf, wo Sie überall kleine und auch große Vertrauenssamen setzen könnten. Sie müssen für den Beginn ja nicht gleich Ihr ganzes Herz verschenken, aber etwas mehr Vertrauen hier und dort und das ohne eine konkrete Erwartung für eine Gegenleistung, kann Ihr Leben auf die eine oder andere Art sehr bereichern.

Was haben Sie schon zu verlieren?


ZITATENDE
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(Johann Wolfgang von Goethe)
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