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  #1  
Alt 09.08.2008, 10:13
estella estella ist offline
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Registriert seit: 25.04.2007
Beiträge: 223
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Ihr Lieben,

es geht ihm sehr schlecht. Die Massage war vermutlich die letzte seiner Art, die mein Vater geniessen durfte. Man hat ihn einen Stent eingebaut, seither spuckt er nur noch, er würgt, er hat ungemein schnell abgebaut. Keine Ahnung wieso. Vielleicht ist jede Veränderung in seinem Zustand eine Verschlimmerung. Er döst nur nocht und redet von sich aus kaum fünf Minuten die Stunde. Das Morphium scheint ihn zu benebeln.
Mein Vater will so nicht weiterleben, das weiß ich. Alles, was ihn ausmacht, seine Energie, seine Freude an Menschen, seine Neugier, seine Liebe zu seiner Familie ist erloschen. Nicht, dass er uns nicht liebt, ganz im Gegenteil, aber er kann es uns nicht mehr zeigen. Mein Onkel der Mönch begleitet seinen Zustand sehr liebevoll, Angel, der Onkel, der schon so lange hier ist und uns rührend unterstützt hat, ist hingegen überfordert und macht merkwürdige Dinge. Meine Mutter sitzt traurig und grimmig und völlig in sich gekehrt auf dem Sofa. Gestern hatten sie 44sten Hochzeitstag. Sie haben sich vor über zehn Jahren getrennt, aber nie scheiden lassen. Als meine Mutter ihn gestern besuchte, meinte sie:"Weißt du, was wir heute für einen Tag haben?". Als sie ihn das Datum nannte, meinte er:"Heute haben wir vor 44 Jahren geheiratet".
Am Ende gibt es für beide keine romantische Wiedervereinigung, aber doch Freundschaft und Versöhnung.

Mir geht es sehr sehr schlecht. Ich bin unendlich traurig, weil mein Sohn am Montag zum ersten Mal in den Kindergarten geht und mein Vater ihn nicht begleiten kann. Überhaupt wird eine Lücke im Leben meines Sohnes entstehen, die kein Mensch schließen kann. Denn er ist der Großvater vor Ort - alle anderen Großeltern leben nicht hier. Ich kann mir nicht vorstellen ohne meinen Vater zu sein. Aber ich sehe ihn liegen und weiß, dass er nicht in diesem Zustand leben will. Mein Bruder kommt erst am 19 August zurück - keine Ahnung wie lange mein Vater danach noch weitermachen kann.

Alles Liebe,

alicia
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  #2  
Alt 09.08.2008, 13:57
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Registriert seit: 24.09.2007
Ort: Berlin-Kreuzberg
Beiträge: 108
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia...............auf der einen Seite so schön,- wieder ein Lebenszeichen von Dir/Euch zu hören,- bzw. zu lesen........auf der anderen Seite zog mir beim Lesen Deiner letzten Beiträge ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken und tut es immer noch.

Es tut mir unendlich leid für Euch,- daß es Deinem Vater so plötzlich so schlecht geht.

Bei uns sieht es ja kein Stück anders aus,- nur daß mein Vater eben nicht im Krankenhaus ist,- bzw. auch nicht mehr ins Krankenhaus soll.............wenn es sich irgentwie vermeiden läßt.................wir würden ihm alle sooo gerne den Wunsch erfüllen,- seinen letzten Lebensabschnitt in seiner so geliebten häuslichen Umgebung zu tun.................hoffentlich kommen wir um einen Hospizaufenthalt drum herum,- wie schlimm..........daß Ihr auf so unsensible Ärzte stoßen mußtet......................es ist kaum zu glauben,- aber ich kenne das ja,- wir hatten mit ebensolchen auch des öfteren zu tun.

Alicia.................paß gut auf Dich auf.........................aber wie soll das gehen,- Du bist von vorn bis hinten überlastet.............nun auch noch das mit Pablos Kindergarten..........das loslassen müssen,- gerade jetzt .

Ach mennoh...................wie traurig das Leben sein kann.

Ich schick Dir ganz ganz liebe Gedanken und glaub mir............wie sich der Zustand Deines Vaters gerade für Dich anfühlt......................das kann zeitgleich wohl niemand besser verstehen als ich.

Mein Vater redet auch kaum noch...........ist teilweise apathisch und abwesend.............er weint oft wegen traurigen Dingen die um ihn herum passieren,- oder auch über Katastrophen weltweit,- nie jedoch weil er über seinen Zustand so traurig und verzweifelt ist...............er weint über Mißbrauchsopfer, - alles Leid der Welt..................es soll nur keiner denken er weine um sein Leben das er immer mehr verliert.

Ich bin auch kraftlos ohne Ende und innerlich wie erstarrt............habe selbst keine Tränen zum vergießen,- obwohl mir ständig danach wäre............und bin dauerkrank und angeschlagen..........................versuche weiter durchzuhalten und nicht ganz schlapp zu machen.............aber alle Kraft die ich noch habe,- geht rüber zu meinen Eltern.................für mich selbst bleibt nicht viel..................kriege hier zu Hause nicht mehr die Kurve.........räume das Nötigste auf,-................aber zum gründlichen putzen oder anderen Dingen,- wie eigenes Privatleben pflegen etc................kann ich mich nicht mehr aufraffen...........................es fühlt sich an als würde man seit Monaten gegen den Strom schwimmen und das kann man nicht auf ewig durchhalten..........................leider.

Alicia............nochmals die besten Grüße................grüß auch mal Deinen Paps von mir bitte..................ja??

Ich kann mir so gut vorstellen wie es auch in ihm drinnen aussieht...........da brauch ich nur an meinen Vater denken,- dessen Prognosen vor drei Monaten auf ca. 4 Monate geschätzt wurden,- was er selbst aber nicht weiß,- bzw. gehört hat.....................also nur noch einen Monat?

Ich glaube nicht wirklich daran ,- daß die Ärzte das so genau voraussagen können- dann müßte er heut noch schwächer sein glaub ich............aber Weihnachten ..............ob er das noch schafft.....................wissen nur die Götter.

Auf bald und das Beste für Euch alle.


Marion.
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  #3  
Alt 15.08.2008, 13:48
Benutzerbild von PrinzessinAqua
PrinzessinAqua PrinzessinAqua ist offline
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Beiträge: 602
Beitrag AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
fühl dich mal von mir . Ich war echt sehr geschockt wo ich deine Zeilen so lesen mußte. War ja 15 Tage im Uraub in Berlin und daher nicht am PC oder eben Internet.
nun muß ich das lesen, hätte ich das gewußt wäre ich besser mal online gekommen. Das man sich vll mal in Berlin hätte treffen können und du dich auch mal richtig aussprechen kannst.
Ich weiß selbst wie schwer die Situation nun für euch alle ist, bei mir ist es nun 1 jahr her wo mein Dad nachhause kam. Es ist echt ungerecht. Aber seid für dein Dad da redet viel mit ihm und was noch wichtiger ist denkt auch an euch. Ihr müßt euch mal eine Auszeit nehmen.
Man sieht es ja nun an dir das du ein Hörsturz hast und das ist wirklich unangenehm.
Ich wünsche euch alles alles gute und ganz viel kraft für die kommende Zeit und dir Alicia eine gute besserung und pass bitte auf dich auf.

Liebe Marion,
auch euch wünsche ich alles alles gute und ganz viel kraft und auch für dich gilt es pass auf dich auf.


Liebe Grüße
Manu
__________________
Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren. Für uns bleibst du unvergessen, in unseren Herzen lebst du weiter!!

Papa Geb: 20.08.1942 - Gest: 15.09.2007
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