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  #1  
Alt 17.09.2008, 16:30
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Marion Michaela Marion Michaela ist offline
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Registriert seit: 20.08.2007
Ort: Uhingen
Beiträge: 792
Standard AW: Die Zeit danach

Hallo sidonie,

wie geht es dir,

melde dich doch mal.

Liebe Grüße
Marion
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  #2  
Alt 26.09.2008, 10:10
Sidonie Sidonie ist offline
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Registriert seit: 18.08.2008
Beiträge: 8
Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Michaela.
Tja, wie gehts mir.

Ehrlich gesagt, es läuft wieder so wie vorher...
Alltag läuft, aber alle Unternehmungen meinen Leuten mal zu schildern wie es mir so geht, sind gescheitert.

Meine Familie, vorallem meine Mutter möchte nicht glauben, dass sie diesbezüglich außen vor ist, obwohl sie mir, während meiner Erkrankung, eine so große Stütze war. Das ist schwer. Für uns beide, glaube ich.

Hinzu kommt, dass meine Oma, also ihre Mutter die selbe Erkrankung hat, wie ich hatte und jetzt in der Chemo steckt:

Ich denke, dass es schwer für sie ist, zu erkennen, dass da doch noch mehr ist, im Inneren, als sie zunächst bei mir angenommen, bzw mitbekommen hat.
Wenn wir und austauschen, ist da diese Verbundenheit, die ich an anderer Stelle nicht empfinde.

Sehen in der Erkankung meiner Oma momentan meine Chance, jemanden zum Austausch zufinden.
Wobei ich mich da noch etwas gedulden muss, da sie momentan noch behandelt wird und sich somit mit anderen Dingen auseinandersetzt als ich.

Zuanfang war es schlimm.
Alles vor Augen geführt zukommen.
Die Kraft aufzubringen, scheinbar Verdrängtes auftzuarbeiten, aber naja...

Es ist alles sehr anstrengend.

Hab, denke ich, momentan wieder eine Phase, in der sich einiges in meinem Leben weiter entwickelt.

Hab viele Baustellen. Aber es geht weiter. Immer weiter und es zeigt sich für mich, dass alles für etwas gut ist.

Bin davon überzeugt, dass meine Oma meine mentale Unterstüzung zur Krankheitsbewältigung benötigt.
Ebenso wie ich sie benötige.

Dazu muss ich sagen, dass meine Oma für mich eine Art Ersatzmama ist.
Wir haben ein sehr enges Verhältnis.

Und Ihre Erkrankung hat den Sinn schon Preis gegeben:
Sie hat noch einen weiteren Krebs, langsam wachsend, nicht behandelbar.
Aber durch fortwährende kontrollen einzunämmen.

Ich bin überzeugt, dass sie so die Chance hat, nicht am Krebs zu sterben;
Zumindest nicht an diesen.

Danke fürs zu hören.

Es freut mich, dass du innerhalb der Vielzahl der Aktiven nach mir gefragt hast.

Wie gehst es euch?
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  #3  
Alt 27.09.2008, 17:08
Benutzerbild von Marion Michaela
Marion Michaela Marion Michaela ist offline
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Beiträge: 792
Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Sidonie,

das mit deiner Oma tut mir sehr leid.
wie du schon schreibst, nehme es als Chance dich mit deiner Oma auszutauschen, Betroffene können die Situation besser verstehen.
Wobei es schon schade ist wenn man erst selber krank werden muss um andere zu verstehen.

Ich finde Alex und ich sind noch mehr zusammen gewachsen seit er erkrankt ist, ohne Halt der Familie oder Freunde ist es natürlich schlechter zu schaffen.
Schade ist es auch das deine Leute nicht verstehen können wie es dir geht oder wie du dich fühlst, sehr schade

Uns geht es ganz anständig, Alex hat wieder etwas an Gewicht zu genommen und ihm geht es auch so besser, die Ärzte hatte ja ein Medikament abgesetzt
was Alex nicht so gut bekommen ist, aber nun gehts wieder.


Melde dich mal wieder, würde mich freuen.

Dir ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße

Marion
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  #4  
Alt 10.10.2008, 22:58
Sidonie Sidonie ist offline
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Beiträge: 8
Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Marion,

und wie schauts bei euch?
Könnt ihr den schönen Herbst genießen?

Momentan liebe ich das Laub, vorallem seine Farben - herrlich!!!

Es hat sich bei mir auch etwas getan:
Habe am Wochenende nochmals mit meinem besten Freund gesprochen darüber, dass es mir so schwer fällt im jungen Alter den Tot vor Augen geführt bekommen zu haben.

Zwar weiß er nun worum es so geht, fühlte sich in der Situation aber auch sehr überfordert.
Wusste nicht, was er machen soll, um mir zu helfen...

Das tut mir sehr leid.

Na so wirklich weiter bin ich zwar nicht, aber etwas.
Vielleicht braucht es einfach Zeit?!

Wünsch dir einen schönen Abend.

Sidonie
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  #5  
Alt 11.10.2008, 17:06
Benutzerbild von Marion Michaela
Marion Michaela Marion Michaela ist offline
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Beiträge: 792
Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Sidonie,

schön das du dich meldest,

Ja, das Herbstwetter ist herlich, heute ist ja ein super toller Tag,
ich war heute mit Alex und den Hunden schon spazieren, echt super.

Das mit deinem besten Freund: viele unbeteiligte Menschen tuen sich schwer einen (kranken) Menschen zu verstehen, ich habe das bei Alex seiner Ex Freundin selber miterlebt.

Wie kommt dein Freund damit klar, steht er hinter dir ??

Und wie geht es deiner Oma Omas sind einfach die besten,
ich habe auch so was liebes als Oma.

Und wie geht es deinem Gefühlschaos ?? hast du es bisschen sortieren können.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende,

Ich drück dich.

Marion
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  #6  
Alt 11.10.2008, 18:06
Benutzerbild von Kerstin22
Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 874
Standard AW: Die Zeit danach

Hallo Sidonie,
nun will ich mich auch mal bei dir melden. Einiges was du schreibst kann ich nachvollziehen. Ich habe auch eine engere Beziehung zu meiner Mama während meiner Krankheit bekommen, aber wenn ich z.B. zwischenzeitlich meine doch immer noch bzw. wieder Krebs zu haben, kann ich schlecht darüber sprechen. Bekannte nehmes es vielleicht nicht ernst genug, weil ich immer ganz gut da durchgekommen bin oder ihnen ist nicht bewusst, dass eigentlich keine Behandlung mehr geplant ist. Meine Mama sagt dann so was wie "Ich krieg Schreikrämpfe" und ich habe das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen statt gestützt zu werden. Sonst habe ich aber immer das Gefühl, dass meine Mama mir beisteht. Meine Oma lag letztes Jahr im Koma und wir haben um sie gebangt. Jetzt geht es ihr wieder ganz gut, aber sie hat öfter Schmerzen. Da ich aber inzwischen schon einiges durchgemacht habe, nervt es mich, wenn sie über einige Wehwechen jammert, die sie mit 84 Jahren und ich mit 24 Jahren habe. Und wenn sie mir erzählt wie schlimm es ist alt zu werden. Immerhin hat sie es bis 84 geschafft. Ich lass sie dann jammern und sag nichts dazu. Bei ihr ist auch alles immer viel schlimmer als bei anderen. Nachdem sie sich dann ausgejammert hat, sagt sie dann noch, dass ich aber eigentlich viel kränker bin. Sehr seltsam. Es ist doch toll, dass dein Freund zu dir hält und versucht dich zu verstehen.
Liebe Grüße und bis bald
Kerstin
__________________
Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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  #7  
Alt 13.10.2008, 11:34
Hazel Hazel ist offline
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Registriert seit: 29.09.2008
Beiträge: 9
Standard AW: Die Zeit danach

Liebe Sidonie,

auch wenn wir uns über einen anderen Beitrag kennengelernt haben, möchte ich dir doch hier antworten.

Ich denke, dass deine Entwicklung ganz normal ist. Die Diagnose Krebs ist definitiv ein Trauma, vor allen Dingen für einen jungen Menschen, der ganz andere Pläne macht. Und auch, wenn du das alles "relativ" unbeschadet überstanden hast, so hat es doch deine Psyche und deine Seele verändert. Die heile Welt, die es bislang gab, wird für deine Seele nie wieder existieren und von daher kannst du das "leichte Leben" nichtbetroffener Altersgenossen nicht mehr führen. Das ist mit allen existentiellen Lebenserfahrungen so und oft ist es daher notwendig, den Freundeskreis neu zu definieren.

Mein Leben war eigentlich nie unbeschwert. Und ich habe mich oft gefragt, was mich von vielem trennt, bis ich begriffen habe, dass ich mit den Menschen gut klar komme, die meine Realität kennen, sprich mit Menschen, die nicht nur die Sonnenseite im Leben kennengelernt haben. Es ist einfach ein anderes Verstehen und eine andere Tiefe.

Hinzu kommt sicherlich auch, dass unsere Kultur in Deutschland auf Konsum, Spaß, Leistung und Wachstum ausgerichtet ist. Negative Themen wie Tod, Einsamkeit und Krankheit werden möglichst ausgeklammert - dafür gibt es wenig Raum hier. Wir sind ja auch von Terror, Krieg, Hunger usw. verschont, sodass das "leichte Leben" hier noch immer leicht fällt.

Zu dem Thema Tod möchte ich dir noch folgende Geschichte erzählen:
Im Alter von 23 Jahren wollte ich unbedingt Mutter werden und wurde auch bald schwanger. Ich freute mich riesig auf dieses Kind und hätte Bäume ausreißen können vor Freude. Im dritten Monat verlor ich dieses Kind wieder. Ich hatte es nie kennengelernt und war trotzdem am Boden zerstört. Der Tod war etwas unbegreifliches für mich, aber aus Rücksicht auf andere erlaubte ich mir keine Trauer. Ich wurde wieder schwanger, aber es trat keine Freude ein. Die Angst, dass sich dieser Verlust wiederholen könnte, stand allem im Wege. Das änderte sich auch nach der Geburt meines Sohnes nicht... Als er fünf Monate alt war, erkrankte meine Mutter, die weit weg wohnte, an Krebs. Sie starb acht Wochen später und ich war drauf und dran in eine tiefe Depression zu versinken, zumal mein Kind ein Schreikind war und mir jede Kraft nahm. (Er sorgte dafür, dass ich ihn nun endlich zur Kenntnis nahm )
Was mich (und meinen Sohn) in dieser Situation gerettet hat, war die einfache Tatsache, dass ich erkannte, dass jedes Leben mit der Entstehung unaufhaltsam auf seinen Tod zugeht. Der Zeitpunkt dafür wird an höherer Stelle entschieden und alles was wir tun können ist, die Zeit dazwischen mit Leben zu füllen und die Aufgaben zu bewältigen, die uns gestellt werden.

Was ich dir damit sagen möchte ist, dass du das Thema Tod nicht ausklammern solltest, nur weil andere es tun. Wenn du den Tod als Bestandteil des Lebens wirklich akzeptiert hast, wird das Leben wieder viel leichter. Kraft kostet es, den Tod als Möglichkeit auszuklammern, obwohl er schon vor der Tür gestanden hat, bei anderen Menschen anklopft oder bereits zu Besuch war.

Wenn es schlimmer wird, solltest du vielleicht gucken, ob du eine Therapeutin findest, die sich auf Tod und Traumafolgen spezialisiert hat. In einer Therapie hättest du nicht das Gefühl, auf andere Rücksicht nehmen und dich anpassen zu müssen.

Alles Liebe

Hazel
(ich finde es toll, dass du die Herbstblätter bemerkst - wer tut das schon? )
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