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  #1  
Alt 26.02.2009, 18:42
Blue Blue ist offline
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Beiträge: 193
Standard AW: Stammtisch

Einen Gruß an alle, die alleine in der Welt stehen und trotzdem noch immer da sind.

Ich stehe morgens auf, gehe zur Arbeit, komme von der Arbeit in mein Nest. Manchmal ziehe ich mir die Decke über den Kopf und manchmal erobere ich mir ein Stückchen Leben zurück. Manchmal renne mit Volldampf in jede Sackgasse und kehre irgendwann wieder um. Wenn es passt, kann ich mich geborgen fühlen und das Leben richtig genießen. Das Leben ohne Arbeit werde ich ab Montag erleben und irgendwie werde ich das Beste daraus machen und auf die Zeit und auf „Glück“ hoffen.

Hab mich eben ein bißchen erschocken, gut, vielleicht bin ich ein wenig empfindlich. Ich lebe über 3 ½ Jahre alleine. Ich bin alleine, habe keine Kinder. Anstatt der Erfüllung des Kinderwunschs erhielt mein Mann die Diagnose Hirntumor. Ja und ich bin noch hier. Oft sage ich mir, wie gerne hätte Jürgen gelebt und ich soll jetzt aufgeben? Nicht weitermachen? Ich würde unser ganzes Leben verraten…. Ich habe auch auf die Zeit gehofft, auf den Wind der abschleift.

Es soll kein Vorwurf sein, aber vielleicht gibt es hier noch mehr so „Einzelkämpfer“ wie mich und wenn ich mir überlege, wie man sich fühlt, wenn man das Liebste verloren hat, alleine ist, mit leeren Händen dasteht, es einem richtig schlecht geht und dann das liest. Mmmh. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß.

Gruß
Bruni
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  #2  
Alt 26.02.2009, 20:04
Benutzerbild von Morgana
Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Liebe Bruni,
ich verstehe nicht so wirklich, was Dich an den Postings gestört hat.
War es, weil einige noch "Familie / Kinder" haben? War es, weil, wie ich Dich verstanden habe, Du ab Montag nicht mehr berufstätig sein wirst?

Ich habe auch keine Kinder, keine Familie mehr; bin (am Samstag sind es genau 6 Monate) allein und erlebe meine Trauer als sehr schmerzhaft. Ich gehe ebenfalls morgens zur Arbeit, komme nach Hause und die Wohnung ist leer...ok, will meine beiden Katzen nicht verschweigen, die auf mich warten. So manches Wochenende habe ich mir auch die Decke über den Kopf gezogen, weil der Tag so unerträglich schien und meine Tränen gar nicht mehr aufhören wollten zu fliessen. Mein Bekanntenkreis hat sich während der Erkrankung von meinem Schatz stark "gelichtet"; manche Mitmenschen machen mir mit ihren Sprüchen auch das Leben schwer. Ich glaube nicht, dass die Zeit die Wunden heilt nur, hoffe ich, dass ich irgendwann mit dieser Wunde erträglicher leben kann.
Gerade hier im Forum fühle ich mich wohl, weil ich über meinen Schmerz reden kann und lese, dass es anderen Menschen nach großem Verlust auch "nicht besser" geht. Hier am "Stammtisch" treffen sich doch (erfreulicherweise) Menschen, die "frisch" betroffen sind; Menschen, die schon "Jahrelang" den steinigen Weg gegangen sind; halt Menschen so bunt wie die Welt...und ich lese und antworte...lasse die unterschiedlichen Wege auf mich wirken...finde mich hier und da in meiner Trauer wieder...manchmal "passt" es auch nicht für mein Leben.

Darf ich Dich...trotzdem...lieb drücken?

Ich wünsche Dir, dass Du einen für Dich lebbaren Weg finden kannst und ein paar Sonnenstrahlen am bewölkten Himmel.

LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #3  
Alt 26.02.2009, 21:43
Benutzerbild von Conan
Conan Conan ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Bruni,
ich habe mich erst gar nicht getraut, dir zu antworten. Du klingst so verbittert. Ja, ich habe meine Jungs aber sie sind doch auch schon aus dem Haus und ich kann nur mit ihnen telefonieren. Ansonsten gehe ich morgens zur Arbeit komme abends in unser leeres, viel zu stille Haus und unterhalte mich nur mit meinem Hund und meinem Computer. Ich glaube, die Trauer über den Verlust unseres Liebsten ist für alle unsagbar schwer, denn irgendwie ist doch jeder alleine. Deshalb treffen wir uns doch hier, um etwas Mut und Kraft zu bekommen, oder einfach nur das gefühl, doch nicht so alleine zu sein.
Sei ganz lieb umarmt, ich denke an dich
Carmen
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So lass uns Abschied nehmen, wie zwei Sterne
durch jenes Übermaß von Nacht getrennt,
das eine Nähe ist, die sich an Ferne
erprobt und an dem Fernsten sich erkennt.

R.M.Rilke


Für meinen geliebten Ronni (12.09.1964- 24.01.2009)
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  #4  
Alt 27.02.2009, 08:10
Blue Blue ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo zusammen,

ich hatte hier gelesen und habe mich dann unter die Dusche gestellt. Mein Kopf stellte sich die Frage, warum habe ich weitergemacht? Ja, warum? Warum mache ich noch immer weiter? Das war die Frage die ich mir stellte, das war der Sinn der bei mir ankam und der „hängen“ blieb.

Die Zeit heilt die Wunden nicht. Mit der Zeit lernt man, damit umzugehen. Mag sein, daß ich im Moment empfindlich bin, damit nicht umgehen kann.

Auf die Nacht folgt der Tag.

Kommt gut durch den Tag
Bruni
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  #5  
Alt 27.02.2009, 11:36
Benutzerbild von bernhardiner
bernhardiner bernhardiner ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo liebe Stammtischler(innen),
ich muß erst einmal los werden, daß ich sehr gern hier bei euch bin. Man kann sich von der Seele schreiben, was einen bedrückt. Es gibt tröstende und aufmunternde Worte, und ich merke, ich bin mit meinen Problemen überhaupt nicht allein. Fast jeder in dieser Situation macht das gleiche durch. Der eine kann besser damit umgehen, der andere schlechter. Fast alles, was hier schon von euch geschrieben wurde, kann ich nur bestätigen. Es ist ruhig geworden um mich herrum. Abends sitze ich allein mit meinem Hund in dem großen Haus.
Am Mittwoch hatte ich einen absoluten Tiefpunkt. Ich war auf dem Friedhof, um die Gestecke und Blumen abzuräumen. Das sah nun nach fast 14 Tagen doch schon sehr zerrupft aus. Aber das ganze hat mich so aufgewühlt, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Trotz Schlaftablette.
Wenn ich zu Hause bin, rede ich sehr viel mit meinem Schatzi. Ich erzähle ihr, wie der Tag so verlaufen ist, wie doof die anderen manchmal sind und vieles mehr. Wenn mich da jemend beobachten würde, der würde meinen, jetzt dreht er langsam durch. Aber mir hilft es.
Dieses Wochenende bin ich bei meiner Schwester zum Geburtstag eingeladen. Ich habe drei Schwestern nebst "Gefolge". Leider wohnen sie alle sehr weit weg, aber trotzdem tun sie alles, um mich wieder ein wenig aufzubauen. So habe ich vor diesem Wochenende keine Angst, vor den kommenden aber doch.
Ich wünsche euch allen eine möglichst ausgefüllte Zeit, damit das Trauertier im seinem Bau bleibt.
Herzliche Grüße
Siegfried
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Liebe Grüße, Siegfried

Meine Karin fehlt mir so. *24.09.1950 +24.01.2009

Menschen sind Engel, aber nur mit einem Flügel.
Es müssen sich immer zwei finden, um fliegen zu können.
Drum hielten wir uns an der Hand und flogen dann gemeinsam in unseren Himmel

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  #6  
Alt 27.02.2009, 13:04
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Conan Conan ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Siegfried, schön, dass du dich wieder gemeldet hast!
Mir ging es auch so, als ich in den Friedhof abgeräumt habe, ich habe fürchterlich geheult. Meinen Kranz und den der Kinder konnte ich einfach nicht wegräumen, wegen der Worte auf den Schleifen.
Weißt du, ich rede auch mit meinem Schatz aber ich habe auch angefangen Tagebuch zu schreiben in Briefform. Wenn wir mal getrennt waren (hauptsächlich in der Jugend während der Ausbildung) habe ich ihm immer seitenlange Briefe geschrieben. Und so schreibe ich jetzt auch wieder alles auf, was ich am Tag erlebt habe, denke und fühle. Das tut mir richtig gut und es ist immer, der Abschluss des Tages.

@alle Stammtischler,
ich bin auch froh, dass hier immer einer für mich da ist. ich habe nämlich furchtbare Angst vor dem Wochenende: ich bin das erste Mal ganz alleine. Was macht man da mit zwei langen einsamen Tagen?
Ich werde mich bestimmt ganz schön oft hier melden.

@ Morgana
an dich denke ich morgen ganz besonders!
LG an alle Carmen
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R.M.Rilke


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  #7  
Alt 27.02.2009, 13:14
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bernhardiner bernhardiner ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Carmen, das mit dem Tagebuch finde ich eine super Idee. Das werde ich auch anfangen. So kann man sicher sehr gut das am Tage erlebte besser verarbeiten.
Vor den Wochenenden habe ich auch immer Angst. Aber das habe ich ja bereits geschrieben. Ich hoffe auf den Frühling. Dann ist man mehr draußen und kann doch den einen oder anderen Plausch über den Gartenzaun machen. Oder man kann sich körperlich so ausarbeiten, das man dann abends totmüde ins Bett fällt.
Nun hatte ich mich so auf dieses Wochenende gefreut, da rief eben meine Schwester an, man mußte meinen Vater ins Krankenhaus bringen. Ich weiß noch nicht wie und was, aber nun macht man sich da schon wieder Gedanken.
Liebe Grüße an alle. Laßt euch nicht von dem pelzigen Trauertier unterkriegen.
Siegfried
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Liebe Grüße, Siegfried

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