Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #46  
Alt 12.08.2009, 14:15
Antara-01 Antara-01 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.06.2008
Ort: Niederrhein
Beiträge: 56
Standard AW: das 4. Mal....

Liebe Cori,

in so mancher Hinsicht waren wir was den Verlauf der Krankheit betrifft ja Leidensgenossen. Nun sind wir es auch als Hinterbliebene. Habe Dank für deine Worte. Trost gibt es sicherlich nur wenig, so oder so bleibt Krebs eine Krankheit, die man niemandem wünscht, schon gar nicht der eigenen Mutter. Ich bin nur froh, dass sie schmerzfrei und im Kreis ihrer Liebsten gehen konnte. Das Loch, das ihr Fortgang reißt, wird dennoch durch nichts zu schließen sein.

Viel Kraft auch dir für deinen weiteren Weg,

Yvonne
Mit Zitat antworten
  #47  
Alt 02.12.2009, 20:37
Dini Dini ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.05.2009
Ort: Brandenburg
Beiträge: 193
Standard AW: das 4. Mal....

Hallo Cori, hallo Yvonne,

es tut mir Leid, dass ihr eure Liebsten in diesem Jahr verloren habt, ich kann mir vorstellen wie schwer das ganz gewesen war und immernoch ist.

Mein Papa hat auch ein Oropharynxkarzinom und wird seit September 2009 nur noch palliativ behandelt. Sein Allgemeinzustand ist sehr schwach und das Sprechen fällt ihm immer schwerer. Teilweise verstehen wir sehr schlecht was er uns erzählt. Er ist oft sehr verschwiegen und in Gedanken versunken, leider lässt er niemanden an sich heran.

Für uns ist die ganze Situation auch sehr schwierig, da man vieles nur erahnen kann (wie er sich fühlt, hat er Schmerzen etc) Er äußert sich nie zu seine Gefühlen bzw. Wünschen o. Ängsten.

Habt ihr damit auch Erfahrung gemacht? Wie lange waren eure Mütter noch bei euch nach der Diagnose, dass nur noch palliativ behandelt wird? Ich hoffe meine Fragen sind nicht indiskret - falls ja, tut es mir Leid. Ich habe bisher nur leider noch nie mit anderen Betroffenen sprechen oder Gedanken austauschen können.

Liebe Grüße
Dini
__________________
In liebevoller Erinnerung an meinen Papa 21.02.54 - 04.02.2010
Mit Zitat antworten
  #48  
Alt 03.12.2009, 01:11
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.06.2009
Ort: Ba-Wü
Beiträge: 202
Standard AW: das 4. Mal....

hallo Dini,

tut mir leid, daß du das alles jetzt auch durchmachen mußt

Bei mir - bzw. meiner Mama - ging das alles ganz schnell - innerhalb von 4 Wochen. Eigentlich war noch eine palliative Chemo angedacht, sie sollte erst noch ein paar Tage heim, vor es damit losgeht. Aber... kaum daheim hat sie offenbar "losgelassen". Am Dienstag kam sie aus dem Krankenhaus - Sonntagnacht auf Montag starb sie.

Deine Fragen sind so einfach nicht zu beantworten.
Ich weiß bis heute nicht, was meine Mutter wußte und was nicht, was sie mir verschwieg und warum.

Wenn ich die letzten Monate vor ihrem Tod aus heutiger Sicht so Revue passieren lasse, dann gab es schon deutliche Anzeichen. Vielleicht hat sie drauf gewartet, daß ich sie zwinge, sich untersuchen zu lassen. Ich hab's ihr aber immer nur angeraten und nicht mit Konsequenz verfolgt.
Aber... meine Mama war geistig fit - und sie war Zeit ihres Lebens eine Kämpferin. Diesmal hatte sie es schleifen lassen, bis es nicht mehr ging.
Am Tag, vor sie zur Narkoseuntersuchung in die Klinik ging, ist sie nochmal durch den Garten gewandert, als würde sie ihn zum letzten Mal sehen. Damals hatte ich schon dummes Gefühl. Aber... man hofft natürlich auf eine harmlose Erklärung, immer bis zum Beweis des Gegenteils.
Hätte ich etwas ändern können? Hätte es eine andere Wendung genommen, wenn ich früher etwas deutlicher gewesen wäre? Hätte ich sie stellen sollen dann im Krankenhaus und massiv nachfragen? Das war schon zu der Zeit, wo ich wußte, daß es übel ausgeht - ich wußte nur nicht, daß es so schnell geht.

Meine Mama war 84, vielleicht hatte sie nicht mehr die Kraft, noch ein weiteres Mal sich der Krankheit entgegen zu stellen. Aber wieso hat sie nie mit mir darüber geredet? Sie kannte meine Einstellung, ich hätte es akzeptieren können, wenn sie nur noch ihren Frieden wollte dann.
Wollte sie mich schonen? Wie es Mütter mit ihren Kindern halt so machen, selbst wenn die Kinder selber schon über 50 sind...

Du siehst, Fragen über Fragen, die ich mir auch heute noch stelle - und für die ich keine Antworten mehr bekommen werde.
Vielleicht will dein Papa auch nur einfach seinen Frieden, nicht mehr reden, nicht mehr erklären, dich schonen....

Würde ich heute etwas anders machen? Ich weiß es nicht!

Dein Papa wird sterben, und ich denke, er weiß es oder fühlt es zumindest. Er ist also in einer Ausnahmesituation und sieht das Ende seines Weges vor sich. Und jeder Mensch reagiert da dann anders. Ob es ihm helfen würde, mit dir gemeinsam zu weinen, mit dir über all das zu reden.... würde es dir helfen, solche schweren Gespräche zu führen? Vielleicht würde es euch beide nur noch mehr belasten?
Ich weiß es nicht!

Es gibt auf manche Fragen einfach keine Antwort. Und wirklich helfen kann ich dir auch nicht, so gern ich es täte. Ich kann dir nur viel Kraft wünschen für alles, was kommt.
Es ist eine schwere Zeit, aber es hilft nichts, man muß da durch. Das Schicksal fragt nicht, ob man das will oder nicht.

Schmerzen, Atemnot ... alles das kann man medizinisch in den Griff bekommen, wenn es auftritt. Im Grunde könnt ihr nichts anderes tun, als deinem Papa eine möglichst gute Lebensqualität ohne Schmerzen und Angst zu verschaffen, bis er es überstanden hat.
Er gibt den Weg vor, was er will und was nicht. Meine Meinung... man sollte das akzeptieren. Ob es für ihn besser oder schlimmer ist, wenn man versucht, ihn zum reden zu zwingen, das weiß nur er. Würde er reden wollen, dann würde er reden.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009

Geändert von Boxerhund1 (03.12.2009 um 01:37 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #49  
Alt 03.12.2009, 08:29
Dini Dini ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.05.2009
Ort: Brandenburg
Beiträge: 193
Standard AW: das 4. Mal....

Hallo Cori,

vielen Dank für deine schnelle Antwort und deine ehrlichen Worte.

Im Prinzip denken wir genauso, wir wollen ihn nicht mit Fragen drängen und ihn nicht "zwingen" über etwas zu reden, was er eigentlich verdrängen möchte. Man hat uns im Klinikum schon gesagt, dass er von den Ärzten über seinen Zustand informiert wurde, dass er aber die Tatsache verdrängt, dass es jetzt keine Hilfe mehr für ihn gibt.
Ich denke, dass er sich auch selbst schützt damit. Und das akzeptieren wir. Wir versuchen auch so normal wie es geht mit ihm umzugehen und ihn am Familienleben teilhaben zu lassen. Leider strengt ihn vieles zu sehr an.

Bei meiner Mama war auch schon jemand vom Hospizdienst. Man hat uns angeboten dass er auch jetzt schon ins Hospiz ziehen kann - dass will er aber nicht , und somit wir auch nicht. Er wollte immer unbedingt nach Hause, und solange sein Gesundheitszustand dies zulässt wollen wir das auch so beibehalten.

Wenn er gute Tage hat, dann spielte er noch am PC oder bastelt sehr viel. Wenn er schlechte Tage hat, dann zieht er sich total zurück und redet fast gar nicht. Wir lassen ihn dann auch in Ruhe, denn wenn er reden wollte, denke ich, er würde auf uns zukommen.

Die Frage nach der Zeit kann und wird uns auch keiner beantworten können. Sein Tumor hatte im September 09 das erste Mal geblutet und danach ging es ihm sehr schlecht. Er wurde notoperiert und man hat die Blutung erstmal zum stillen gebracht - wie lange es hält, konnte uns keiner sagen.

Ich habe ehrlich gestaunt, wie gut er sich doch wieder erholt hat. Als er auf der Intensivstation lag, dachte ich ehrlicherweise, dass er nicht mehr zu uns nach Hause kommen würde. Ich weiß im Moment nicht ob ich mich freuen soll dass er bei uns ist oder ob ich ihm wünschen soll, dass er erlöst wird? Bitte nicht falsch verstehen. Ich hab ihn sehr sehr lieb - aber es tut auch weh ihn so zu sehen.....

Dini
__________________
In liebevoller Erinnerung an meinen Papa 21.02.54 - 04.02.2010
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 10:42 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55