Melanie, unser Engelchen und Kämpferin

[Ute08]

Liebes Engelchen,
wieder ist ein Tag rum - ohne dich.
Manchmal weiß ich gar nicht, wie wir das schaffen.
Ich glaube nur, indem wir uns gegenseitig stützen, aber das ist wohl auch das,
was du von uns erwartet hättest.

Heute kam ganz überraschend Velli zu Besuch und hat einen Karton mit Sachen von dir gebracht, die noch auf der Intensiv von dir waren. Also den Karton konnte ich noch nicht aufmachen, ging nicht. Aber über ihren Besuch haben wir uns sehr gefreut. Wir haben uns sehr nett mit ihr unterhalten. Habe eigentlich gedacht, dass könnte ich nicht, aber hat richtig gut getan. Sie hat uns dann noch ein paar medizinische Zusammenhänge erklärt, die mir das Verstehen des letzen Tages etwas leichter machen. Obwohl es auch weh tat, dass nochmal so zu besprechen. Aber es war gut, dass mit ihr zu machen und nicht mit irgendeinem aus der Klinik. Velli möchte auch weiter mit uns in Kontakt bleiben - mal schauen. Wir haben ihr dann die Leinwand mitgegeben, die du für das Jugendzimmer vor dem letzten Klinikaufenthalt gemalt hast. Ich wäre auch nicht in der Lage gewesen, die selbst zur Station zu bringen. Wir sind aber froh, dass sie am Mittwoch dann an den geplanten Platz kommt.
Was sollen wir nur ohne dich machen???
In Liebe, deine Mum

[Ute08]

Hallo Maus,
heute ist wieder so ein sch... Tag.Könnte nur heulen, wenn ich an dich denke.
Ich habe nun den Karton ausgepackt und das war ziemlich grausam. Als erstes
lag da dein heißgeliebter MP3-Player. Mein Gott, tat das weh. Immer hattest du ihn bei dir. Oft war er dir ein Trost oder Ablenkung, wenn wir in der Klinik waren.
Selbst am Freitag noch auf der Intensiv. Ich werde ihn immer so lassen, wie er jetzt ist,mit deiner Lieblingsmusik. Ich dachte, wenn wir ihn wieder haben, werde ich mir das erstmal anhören, merke aber jetzt, dass das noch gar nicht geht.
Vielleicht später, aber im Moment tut´s nur weh. Auf jeden Fall werden wir ihn in Ehren halten, Zeit unseres Lebens.
Ach Maus, warum ist das nur alles so schwer? Du würdest gar nicht wollen, dass wir so traurig sind, aber im Moment geht es nicht anders. Ich hoffe wirklich, dass wir irgendwann mit Freude und schönen Erinnerungen an dich denken oder über dich sprechen können. Sonst kann ich diesen unglaublichen Verlust nicht bis zu meinem Lebensende ertragen.
Ich liebe dich, mein Schatz
deine Mum

[Ute08]

Mein Engelchen,
ich bin den ganzen Abend schon mit deiner Gedenkseite beschäftigt. Ist alles gar nicht so einfach, aber ich lerne dazu. Konnte sogar eben den Hintergrundsound installieren. Da bin ich von mir selbst überrascht.
Ich habe auch schon einige Sachen von deinen Freunden bekommen. Namie hat mir ein Erinnerungsvideo geschickt. Das ist so schön gemacht, da musste ich mal wieder ne Runde heulen. Muss mal gucken, wie ich das unterbringe.
Jenny hat mir noch nen Text geschickt. Da weiß ich manchmal nicht, was ich zu ihren Gedanken sagen soll.Aber ich glaube, sie erwartet gar nichts, weil sie ja an dich schreibt.
Ich setze dir den jetzt mal hier rein:

"Leere Worte
Wir waren immer für einander da.
Haben gestritten und uns doch wieder gefunden.
Du warst mein Schatten, mein Engel, mein Fels in der Brandung.
Du warst für mich alles und ich für dich.
So viel hatten wir gemeinsam vor.
So vieles wollten wir erleben, doch es bleibt uns verwehrt!
Du wolltest nie viele tränen vergießen, wolltest stark sein, obwohl du in
manchen Momenten einfach aufgeben wolltest.
Was soll ich sagen? Was soll ich schreiben?
Jedes Wort kommt mir falsch vor, seit du fort bist.
Früher haben die Worte für mich gesungen.
Sie sangen uns ihr Lied und betörten uns, doch nun sind sie mir fremd.
Sie sind... leer...
Warum musstest du gehen?
Warum kann ich nicht ein anderes Leben für deines geben?
Es gäbe viele Leben, die ich für deines verkauft hätte.
Doch es geht nicht.
Wir leben nicht in einem unserer Bücher, welche wir so liebten.
Wir leben in der Realität, wo der Tod uns in seinen eisigen Klauen hält.
Bitterkeit erfasst mein Herz, meine Worte, meine Taten.
Du fehlst mir. Deine Wärme und deine Zuneigung. Dein Lächeln und deine
Worte.
...
Wie oft habe ich jetzt schon an deinem Grab gestanden und dich nach dem
wieso gefragt? Wolltest du sterben? Bist du deswegen gegangen?
Ich kann, NEIN, ich will das nicht glauben!
Dafür hatten wir zu viele Pläne. Dafür hattest Du zu viele Pläne!
Doch es ändert nichts daran. Alles was bleibt sind Erinnerungen und
Versprechen, die niemals mehr wahr werden.

Nichts als leere Worte ..."

Das hat Jenny so schön geschrieben, hätte ich nicht besser ausdrücken können.
Mel, wir vermissen dich alle so unendlich!
Deine Mum