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Alt 24.01.2010, 11:11
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Hallo Illian,

Zitat:
Zitat von illian Beitrag anzeigen
Ich fände es nicht in Ordnung zu sagen, ja freiwillige Sterbehilfe ist erlaubt! WAs würde dass bedeuten? Bzw. könnte dann jeder sagen, ich will sterbehilfe! Und den Grad zu unterscheiden wer sie wirklich "verdient" hätte
Eben. Genau so soll es sein: die Selbstbestimmung eines Menschen über sein Leben _und_ über seinen Tod ist eines der höchsten Güter in unserer Gesellschaft.

Gegenfrage an dich: was würde es bedeuten, "freiwillige" Sterbehilfe (damit meinst du was genau?) zu untersagen. Du nimmst jedem Menschen sein Selbstbestimmungsrecht - und andere entscheiden, was der "verdient" hat oder nicht. Die Situation haben wir heute schon. Da wird in Ethikkommissionen endlos diskutiert, ob / wann Patientenverfügungen akzeptiert werden. Es diskutieren: Pfarrer, Politiker, Ärzte, Philosophen usw. Nur die Betroffenen bleiben aussen vor. Deren Wille wird ignoriert. Nach BGH-Grundsatzurteil von anno tobak dürfen Ärzte passive Sterbehilfe, die in Patientenverfügungen verlangt wird, nur leisten, wenn die Krankheit des Patienten "zwangsläufig zum Tode führt" (hallo Richter: das ganze Leben ist eine Krankheit, die irgendwann zwangsläufig zum Tode führt). Oder hat sich die Rechtslage inzwischen verändert?

Du machst m.E. einen schweren Denkfehler: es kommt bei der Frage der Sterbehilfe im Grundsatz überhaupt nicht darauf an, ob jemand wirklich todkrank ist oder nur "flüchten" will. Jeder Mensch hat das Recht auf Suizid. Sich selbst beim Sterben zu helfen. Auch passive Sterbehilfe von privat ist in D nicht strafbar (anders als in A, da geht man für sowas in den Knast). Du kannst jedem den Giftcocktail auf Verlangen auf den Nachttisch stellen. Ob der nun eine Grippe hat oder Krebs. Genau darum geht es bei der jahrelangen Diskuassion um Patientenverfügungen: Ziel ist die verbindliche Anerkennung von Patientenverfügungen, auch wenn eine Krankheit nicht zwangsläufig zum Tode führt.

Ich finde diese ganze politisch-ethisch-religiöse Diskussion um das Thema ausgesprochen verlogen. Denn jeder, der im Medizinbereich arbeitet, weiss, dass in D selbstverständlich tagtäglich passive Sterbehilfe praktiziert wird. Redet allerdings niemand öffentlich drüber, weil kein Arzt und keine Krankenschwester mit einem Bein im Knast stehen will. Das Perserve daran ist m.E.: es passiert andauernd, aber es entscheiden Ärzte und Schwestern nach gutdünken. Bei einem Stationsarzt dürfen die Schwestern alle mal schnell eine rauchen gehen, wenn die lebenserhaltenden Systeme versagen. Beim anderen Arzt müssen sie alles tun, um den Patienten noch bis morgen früh rüber zu retten.

Das ist die deutsche Lösung: Mediziner entscheiden nach Gutdünken über Leben und Tod. Und das mist m.E. das Schlimmste, was passieren kann. Gerade im Hinblick auf unsere Vergangenheit.

Viele Grüße,
Stefan
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