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  #1  
Alt 26.01.2010, 22:01
Benutzerbild von icksy
icksy icksy ist offline
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Standard AW: Metastasen=keine komplette Heilung möglich?

Hallo Natascha,

eigentlich bin ich hier im falschen Forum, denn ich bin keine Angehörige, aber ich habe voller Anteilnahme die Geschichte deiner Mutter gelesen. Abhängig von vielen Faktoren gibt es auch bei metastasiertem (zumindest Brust-)Krebs Heilungschancen - man spricht von 1-2%. Das ist nicht viel, aber besser als Lotto und das spielen ja auch eine Menge Leute. Über Lungenkrebs weiß ich leider zu wenig.

Im Umgang mit deiner Mutter schlägst du dich sehr tapfer.
Ich gehe davon aus, dass deine Mutter mit dir (und deiner Schwester) nicht darüber redet, weil sie euch nicht belasten will. Ich jedenfalls wollte meine Familie immer vor der Wahrheit schützen. Dass sie sich jetzt öffnet -wie du in deinem letzten Posting geschrieben hast-, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und ja, gemeinsames Weinen hilft.

Viel besser als Durchhalteparolen wie "Du musst kämpfen" und das besonders beliebte "Du musst positiv denken" fand ich übrigens, wenn Leute, die nicht wussten, was sie sagen sollen, einfach gesagt haben "ich weiß nicht, was ich sagen soll". Im Lauf der Erkrankung wird man sensibel und lernt Ehrlichkeit zu schätzen. Deswegen sollst du ihr die Wahrheit nicht "an den Kopf knallen", jedoch brauchst du sie auch nicht zu belügen. Aber das weißt du ja schon.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und viel Kraft für die Zukunft.
icksy
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In den Tiefen des Winters erfuhr ich schliesslich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt. (Albert Camus)
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  #2  
Alt 27.01.2010, 00:12
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Natascha85 Natascha85 ist offline
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Standard AW: Metastasen=keine komplette Heilung möglich?

Hallo Icksy,
du hast es auf den Punkt gebracht. Oft weiß ich einfach nicht was ich sagen soll. Wir wissen alle, dass es nicht heilbar ist, das es nur eine Frage der Zeit ist....und grad bei solchen Themen fehlen mir die Worte. Deshalb lass ich Mama, wenn sie sich manchmal öffnet, einfach reden. Ich denke auch, dass sie das auch braucht.
Es kostet mich unheimlich viel Kraft, dass ich nicht jedesmal anfange zu weinen, wenn ich sie so sehe, wie sie die einfache Dinge wie Kaffee macht. Dann gehen mir die Gedanken im Kopf herum, dass sie das alles irgendwann nicht mehr tun wird, weil sie zu schwach sein wird. Das passt irgendwie nicht zusammen. Mama ist wie ein Teddybär (135kg). Sie war immer so stark und sie so verletzlich zu sehen, tut einfach weh. Man will stark sein für sie, ist es aber nicht. Nach außen hin ja, aber im tiefsten Inneren bin ich gebrochen. Ich fange an zu zweifeln. Mir wurde in den letzen Jahren soviele Menschen genommen...nun auch Mama....die Ungerechtigkeit kotzt mich sowas von an. Klar, man ist froh, dass es einem selbst gut geht, dem Mann und dem eigenem Kind. Aber die eigene Mama ist und bleibt DIE MAMA! MEINE MAMA! Ich seh die Tastatur gar nicht mehr richtig vor lauter Tränen. Es tut so weh, nichts für sie tun zu können, außer da zu sein, meine Liebe ihr zu zeigen, kleine Wünsche zu erfüllen. Das wars. Die Hilflosigkeit erdrückt mich förmlich, als kriege ich keine Luft mehr.
Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein schlechter Traum war! Natürlich weiß ich das es nicht so sein wird. Leider.....
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  #3  
Alt 04.02.2010, 23:07
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Natascha85 Natascha85 ist offline
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Standard AW: Metastasen=keine komplette Heilung möglich?

Hallo!
Die 30Gray hat sie nun hinter sich. Nun folgen (gestern, heut und morgen) 3 weitere Sitzungen. Jeweils 15min. Keine Ahnung wie hoch die Dosis. Es soll keine Ganzhirnbestrahlung sein, sondern direkt die zwei Stellen. Linac steht an der Tür Linearbeschleuniger? Wenn ja, wo ist da der Unterschied? So ähnlich wie Gamma-Knife? Warum jetzt doch nur die zwei Stellen? Warum vorher Ganzhirnbestrahlung? Befürchteten die Ärzte noch mehr und wollten auf Nummer sicher gehn?
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  #4  
Alt 06.02.2010, 22:11
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Natascha85 Natascha85 ist offline
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Standard AW: Metastasen=keine komplette Heilung möglich?

Heute war ein beschissener Tag für mich! Als Angehöriger! Denn heute hab ich zusammen mit meiner Schwester Mama zum Frisör begleitet. Die Haare kamen ab. Die letzten paar Tage waren extrem. Bei jedem Kämmen oder Zurechtlegen hatte sie große Büschel in ihrer Hand. Sie hielt das nervlich nicht aus. Musste jedes Mal weinen. Nun nahm sie all ihren Mut zusammen und ging heute zum Frisör. Perücke hatte sie bereits zu Hause, die sie dann mitbrachte. Als die Frisörin anfing die Haare erst mit den Scheren zu stutzen und dann mit dem Rasierer.....ich wusste gar nicht wo ich hin schauen sollte. Hab Mama ein wenig beobachtet. Sie gab sich tapfer, vergoss keine Träne. Aber innerlich war ihr Herz am Bluten, das sah ich ganz genau. Allein das, tut verdammt weh. Als es vorbei war, betrachtete sie sich ein wenig. "Wenigstens hab ich nicht so einen Eierkopf" waren ihre Worte. Musste schmunzeln. Wenigstens hat sie noch ihren Humor noch. Aber jetzt sieht man, dass sie krank ist. Alt und krank. Das Cortison hat sie total aufgeschwemmt, sie zittert viel und ist nervös. Auch Tage vor dem Besuch, nach den jeweils 15min Bestrahlung fing das Zittern an. Wie so eine scheiss Krankheit einen Menschen verändern kann. Wahnsinn. Manchmal erkenne ich sie gar nicht wieder. Nicht nur vom Aussehen. Sie bekam dann die Perücke auf und wurde aufgeklärt wie sie diese zu pflegen habe. Ein paar Turbans hatte sie sich noch gekauft. In ihrer Lieblingsfarbe blau. Da strahlte sie für einen Augenblick, weil ihr Pulli den selben Ton hatte. Wir gingen noch zusammen einen Happen Essen, danach trennten sich unsere Wege. Jetzt sitze ich in einer ruhigen Minute da und lasse den Tag Revue passieren. Das Zahnrad in meinem Kopf fängt wieder an zu laufen: wird die Therapie anschlagen? Werden wir Weihnachten nochmal feiern können? All diese Fragen, die ich seit Beginn diesen Kampfes habe, kommen wieder hoch. Warum MEINE Mama? Hat sie nicht genug in ihrem Leben gelitten? Meine Tochter hat dann gar keine Oma mehr. Auch noch genau die selbe Art von Krebs. Schicksal? Wenn ja, dann meint das Schicksal in den letzen Jahren es nicht gut mit uns! Die Zweifel, die Angst, die Ungewissheit, die Wut und die Verzweiflung sind auf einmal wieder präsent. Viele denken bestimmt, dass es doch nur Haare sind, die wieder nachwachsen. Wie denkt ihr? Als Betroffene(r) oder Angehörige(r)?
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  #5  
Alt 07.02.2010, 17:52
Antiironie Antiironie ist offline
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Standard AW: Metastasen=keine komplette Heilung möglich?

Hallo Natascha,

jeder geht da anders mit um, bei uns war es so das ich meinen Eltern beiden die Haare abrasiert habe. Das kam nur daher weil wir für meinen Freund sowieso so eine Maschine haben(Er trägt 3mm) . Und da meine Eltern da beide nicht so sensibel waren durfte ich ran. Meine Mutter hat auch ihre Perücke ungern getragen (Schwitzen darunter) eher wenn sie rausging diese Tücher. Mein kleiner Neffe damals etwa 2 fand es toll das er nicht der einzige ohne Haare ist. Zuhause sind sie immer ohne gelaufen. Papa hatte auch keine Perücke, nur Käppi wenn er raus mußte. Und nach kurzer Zeit hat man sich so daran gewöhnt das es total normal für uns war. Mein Vater war manchmal so verrückt das er nach einigen Tagen immer meinte es müsse nachgeschnitten werden. Der hat mich oft irre gemacht, rief an kannst du nicht heute noch kommen muß doch morgen zur Chemo oder ähnliches.
Das sind jetzt aber auch die Dinge an die ich mich dann mit einem Lächeln zurück erinnere.

Ach Mensch, ich hoffe die Behandlung schlägt bei deiner Mutter auch so gut an wie bei meiner.
Alles Gute
Anja
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Mama 09.2006 kleinzelliges Bronchialkarzinom seit 03.2007 krebsfrei
Papa 03.2008 kleinzelliges Bronchialkazinom, 10.2008 Hirnmetastasen - gestorben Juli 2009
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  #6  
Alt 13.02.2010, 13:34
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Natascha85 Natascha85 ist offline
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Standard AW: Metastasen=keine komplette Heilung möglich?

Puuh, heut ist der Tag für mich gelaufen. Wie ihr bestimmt gelesen habt, sind zwei Lieben (Ninpa & Leo) von uns gegangen. Mich stimmt das alles so traurig. Die selbe Art von Krebs wie meine Mama. Jetzt kommen meine Gefühle wieder hoch und die Angst, dass ich hier in absehbarer Zukunft niederschreibe, dass Mama auch ein Engeln sein wird.....bei Leo konnte man sehen, dass es nur ein Jahr gedauert hat. Ein Jahr. Vergeht wie im Flug. Möchte die Zeit noch nutzen. Mama noch mal in die Arme nehmen, so oft wie es geht. Ihre Stimme hören. Ihren Atem und Liebe spüren. Ihr soviel sagen.....hab Angst. Angst vor dem Verlassenwerden. Angst ohne ihre Weisheit das Leben zu meistern. Angst es meiner Maus zu erklären. Angst die Trauer zu zulassen.

Ich frag mich immer wieder: ist das gerecht? Ein Jahr. Was soll das? Klar, viele sagen, gib die Hoffnung nicht auf, könnte auch länger sein. Kann diese Worte nicht mehr hören. Die meisten wissen gar nicht, wie es im Inneren aussieht. Fühl mich so hilflos. Könnt alles zusammen schlagen, Schreien....und doch MUSS ich mich zusammen reißen. Will ja vor Mama stark sein. Das kostet viel Kraft. Will ihr sooft es geht die Kleine zeigen. Erzähl ihr immer soviel, wie es z.B. im Kindergarten war. Jedes Mal, wenn sie sich daran erfreut, könnt ich zusammen brechen. Wie lange darf ich davon noch erzählen? Denkt sie in diesem Augenblick das selbe? Spürt oder ahnt sie schon was? Ich würd so gern aus diesem Alptraum aufwachen.....
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  #7  
Alt 16.02.2010, 11:32
paula2007 paula2007 ist offline
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hallo natascha,

ich möchte dir mal wieder ein kraftpaket schicken, ich glaube du kannst es im moment gut gebrauchen. es tut mir leid, dass du im momentan wieder so schlecht drauf bist. wenn ich die beiträge der angehörigen hier so lese bin ich oftmals froh, dass mein papa es geschafft hat. zwar vermisse wir ihn verdammt doll (besonders meine jungs), aber da ist nicht mehr diese tägliche angst des ungewissen...wir besuchen ihn jetzt regelmäßig mit dem kids und stellen neue kerzen auf.
ich drücke dich ganz doll und wünsche dir weiterhin viel kraft- du schaffst das!
lg, nicole
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