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  #1  
Alt 18.09.2010, 20:52
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

es tut schon gut zu wissen, dass man doch nicht so unnormal ist, wie man manchmal denkt, wenn man sich all diese zeilen durchliest.
auch ich habe alles schon durch:
-schreien, weil man nicht weiter kommt
-weinen, weil man nichts tun kann als zusehen
-die brustgegend ist wie zugeschnürt weil man nicht weiß wie lange man noch hat
-alpträume wie man den vater immer und immer wieder beerdigt, obwohl er noch da ist und kämpft aber man weiß, dass das ein verlorener kampf ist
-verfluchen anderer leute weil es ihnen gut geht
-über andere lachen, die ein wehwehchen haben und denken, dass sie davon sterben werden
-verbittert sein weil man merkt dass diese beschissene krankheit das eigene wesen verändert
-hass einfach nur hass

soll ich noch weitermachen?
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  #2  
Alt 20.09.2010, 20:38
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
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Beiträge: 113
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo Claudia,

frag ich mich auch, gegen diese Gedanken kann man sich nicht wehren.

morgen habe ich 4 Tage Urlaußeit 2 Jahren, etwas Wellness mit meinem Mann, etwas in mir freut sich, das andere etwas fühlt sich deswegen schlecht, weil man sich was goennnt obwohl der Vater sterben wird.

paradox, aber ich weiß dass er das anders sieht und ich weiß, dass ich bald durchdrehe ohne Tapetenwechsel...

Es ist einfach seit der Diagnose, als wuerde eine Gewitterwolke ueber mir regen, regnen, regnen, regnen....
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  #3  
Alt 20.09.2010, 22:20
zippe zippe ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

mein vater ist auch betroffen.....eineinhalb jahre haben wir eher wie in einem kokon gelebt, seit der letzten op waren die ergebnisse immer eher gleichbleibend.

jetzt, vor einer woche, haben wir mal wieder schlechtere nachrichten zu hören bekommen...und der kokon hat risse bekommen, obwohl ich so sehr versucht habe, ihn von innen zuzuhalten...
diese fragen, diese verdammten, verfluchten fragen...

geht es jetzt bergab?hatten wir eineinhalb jahre gleichbleibend, und jetzt gehts los, jetzt wirds schlimm? warum mein vater? warum wir? warum ich? wird er die einschulung meiner tocher in 2 jahren erleben? wie soll ich ihr irgendwann sagen, dass ihr lieber opi im himmel ist?wie soll das leben ohne ihn werden? wie wird das leben allein mit meiner(schwierigen,anstrengenden )mutter?
wie wird das leben dann überhaupt werden? wie kann man diesen schmerz aushhalten? wir wird der moment, wenn mein vater stirbt?
oh mann...und noch tausenden mehr....ich würde gerne nicht solche gedanken denken, aber sie kommen einfach angestürmt und nisten sich im kopf ein....

viele traurige grüße an ech alle
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  #4  
Alt 21.09.2010, 21:41
Benutzerbild von GreenEye1972
GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Mein Vater hat sich am Heiligabend mittags mit letzter Kraft bei mir bedankt, für alles, was wir für Ihn getan haben. Am Abend mussten wir Ihn ins KH einliefern lassen - Er verstarb in der Nacht am 26.12.2007. Denken konnte ich damals nicht wirklich - ich hab nur noch funktioniert, war aber jede Minute dankbar, dass mein Vater nicht mehr Leiden musste. Wir haben Ihn bei Minusgraden am 29.12. beerdigt - als der Sarg hinunter gelassen wurde, ging auf einmal der Himmel auf und die Sonne strahlte. Ich stand am Grab meines Vaters und hatte ein Lächeln im Gesicht.
2 Wochen später, als ich dachte, das schlimmste wäre vorbei, konnte ich morgens nicht aufstehen und zur Arbeit gehen. Es ging nicht - ich war nicht mehr fähig, weil alle Wut und alle Trauer dann auf einmal raus wollten, die ich bis dorthin wohl auch unterdrückt habe. Ich war 1 Woche krank geschrieben und dann ging alles ganz langsam wieder bergauf. Ich gehe sehr ungern auf den Friedhof - ich gehe weil ich mich um die Blumen kümmern muss. Meinen Dad trage ich in meinem Herzen - ich suche Ihn nicht auf dem Friedhof.

Im Juni 2009 erfuhr meine Mutter vom Brustkrebs - Sie ist 72 Jahre alt. Sei dem vergeht kein Tag ohne Wut, ohne Angst, ohne Sorgen. Mir steht dasselbe wieder bevor. Ich weiss nicht wie ES kommt, aber ich weiss, dass ES kommt. Ich weiss nicht wie lange meine Mama noch leiden muss, aber die Uhr tickt weiter - "Gott sei Dank"! Man geht durch die Hölle, aber es wird besser werden und irgendwann überwiegen die positiven Gedanken. So wird es auch diesmal sein!

Ich stand schon am Grab meines Vaters und hab Ihn gefragt, warum Er mich mit der ganzen Schei... allein gelassen hat. Dann heule ich ne Runde und es ist wieder besser. Ein ander Mal steh ich vor seinem Bild und halte Ihm meine Faust ans Kinn. Klingt verrückt, ich weiss, aber es hilft mir manchmal über schlimme Stunden hinweg. Ich denke es ist einfach die Hilflosikeit ....

LG GreenEye
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  #5  
Alt 22.09.2010, 10:29
Benutzerbild von susen10
susen10 susen10 ist offline
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Ort: Leipzig
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo an Alle
Ich durfte meinen geliebten Sohn sechs Wochen zu Hause begleiten.
Lange davor stand dieser innigster Wunsch für mich fest und ich bin heute sehr dankbar das er wirklich in Erfüllung gegangen ist.
Es war eine sehr ,sehr schwere Zeit für uns alle,aber ich habe jede Sekunde genossen.
Ich habe unsere gemeinsamen Wochen und Tage hier aufgeschrieben ,es hat mir sehr geholfen.
Gesunden gegenüber habe ich nie Groll empfunden,im Gegenteil .Ich freue mich über jeden der Gesund ist und bleibt.

Heute unterhalte ich mich jeden Tag mit meinem Kind(Bild)jeden Tag bekommt
er seine Kerze an ,wie er es Nachts immer gewohnt war.
Ich gehe auch fast jeden Tag auf den Friedhof und besuche ihn.
Gestern habe ich seinen Grabstein bestellt,er wird sehr schön,es ist als wenn ich ihn damit eine Freude machen will.

Natürlich weine ich auch,aber mir hat es wohl sehr geholfen,dass ich mich sehr lange vor seinem Tot schon damit auseinander gesetzt habe.
Das Einzige was sehr schmerzt ist der Gedanke an den allerletzten Kuss auf seinen kalten Lippen.

Ansonsten bin ich sehr stolz das alles so geschafft zu haben und ich weiss es ganz genau mein Sohn ist es auch.
Ich bin so froh,mein Kind muss nicht mehr leiden ,er lebt jetzt bei den Engeln und hat seinen geliebten Hund Suse dabei.
Er ist nicht allein,darüber freue ich mich am meisten.

Ich wünsche euch auch diese Kraft von ganzen Herzen.

Wenn jemand unsere Geschichte lesen möchte"Für meinen geliebten Sohn Danny"

Liebe Grüße Geli
__________________

_____________________


Ich bin gegangen, nur einen kleinen Schritt
und gar nicht mal weit.
Und wenn Du dorthin kommst, wo ich jetzt bin,
wirst Du Dich fragen warum Du
geweint hast.
unbekannter Verfasser
___________________________________________
Mein geliebtes Kind *18.09.1976 +29.08.2010

Geändert von susen10 (22.09.2010 um 10:32 Uhr)
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  #6  
Alt 24.09.2010, 22:05
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Gelli ich kenne deine Geschichte, und ich habe still geweint.

Versteht mich nicht falsch aber dieser Abschnitt Krebs sorgt dafuer, dass ich niemals Kinder haben will um ihnen dieses Sterben auf Raten der Eltern zu ersparen.

Es ist nicht richtig, das Eltern ihr Kind beerdigen und es ist nicht richtig, das Kinder Ihre Eltern frueh verlieren!

Ich habe Angst, dass meine Mum auch erkrankt, meine Schwester, mein Mann
furchtbar...ich schlafe nie vor 3h ein, bin um 7h wach, ohne TV geht nicht nachts, weil ich Angst vor den Gedanken habe,die ihr alle gut kennt.

Es macht muerbe, staendig muede zu sein.
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  #7  
Alt 25.09.2010, 09:34
Benutzerbild von GreenEye1972
GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

@S.Weinrich

Über Deinen letzten Beitrag war ich sehr erschrocken. Er ist wie ein Spiegel, den man mir vorhält, allerdings gehört es der Vergangenheit an. Noch vor ca. 5 Jahren konnte ich nicht mal daran denken, dass meine Eltern mal nicht mehr sind. Die Vorstellung, mal am Grab meiner Eltern zu stehen, brachte mich fast um den Verstand.

Heute denke ich anders darüber. Das Sterben gehört zum Leben dazu - keiner bleibt auf dieser Erde. Wenn wir geboren sind, steht fest, dass wir hier keinen dauerhaften Platz haben.

Ich möchte Dir einen Satz mit auf den Weg geben ....
„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”
Dieser Satz hilft mir bis heute in schlimmen Lebenssituationen. Er ist auf alles im Leben anwendbar!!!!!

Auch das Buch "Sorge Dich nicht, lebe" von Dale Garnegie würde ich Dir dringend empfehlen zu lesen. Es sind alles nur kleine Hilfestellungen .... aber letztendlich ist es ein Versuch Wert, Dich Deiner Angst "zu stellen, bzw. eine Chance, die eigene Sichtweise zu ändern.

Meiner Mama geht es im Moment sehr schlecht. Ich rechne eigentlich schon seit längerer Zeit damit, dass ein Anruf kommt, und man mir sagt, dass Sie im Sterben liegt oder gestorben ist. Ich sehne diesen Augenblick jeden Tag herbei, weil ich weiss, dass dann ein schlimmer Leidensweg zu Ende ist. Angst habe ich nicht - im Gegenteil, es ist Dankbarkeit gespickt mit teilweise unbändiger Hilflosigkeit und auch zeitweise Wut, dass ich NICHTS ÄNDERN KANN. Vor was sollte ich Angst haben? Ich bin und war nicht für das Leben oder das Sterben meines Vaters verantwortlich. Ich hab mein eigenes Leben, für welches ich in jeder Hinsicht volle Verantwortung trage. Schon oft hatte ich Angst, aber ich musste jedesmal feststellen, dass Sie mich nur negativ beeinflusst. Angst ist Hilflosikeit, Stillstand, Rückschritt, macht auf Dauer Dich selbst krank .... und ist unnötig .... vor allem weil Angst keine Probleme löst.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein kleines bisschen weiter helfen .... bitte fang an, Dir selbst zu helfen!!!!!

LG GreenEye
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  #8  
Alt 25.09.2010, 13:02
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Du hast recht und ich danke die fuer die Zeilen, dein Beitrag macht Hoffnung, es gibt Momente,da lache ich dann fuehle ich mich schlecht, ein Teufelskreis .


Ist mein erster Todesfall, null Erfahrung damit..
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  #9  
Alt 30.09.2010, 17:36
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

es tut wirklich gut zu wissen, dass man nicht alleine ist. mein vater ist zur zeit in portugal, er erholt sich und kommt am 15.10. wieder dann folgt das ct und damit die nackte wahrheit... wirds schlimmer oder haben wir noch zeit???

es ist wie ein knoten der sich in meiner brust zu zieht und einem die luft zum atmen nimmt, obwohl das manchmal irgendwie auch gut tut, klingt blöd ist aber so. ich weiß manchmal nicht was ich mir wünschen soll, ihn noch lange bei mir zu haben oder einen schnellen tod? darf man sowas?

ich weiß noch nicht mal, ob er seine enkel kennenlernen wird.

mir hilft musik hören sehr... dann fliehe ich immer in eine ganz andere welt, die so weit weg ist, als wäre ich in trance.

ich denke an euch.
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