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  #1  
Alt 24.09.2010, 22:38
Ranimaus Ranimaus ist offline
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Registriert seit: 21.08.2010
Beiträge: 18
Standard AW: Wieviel Wissen verkraftet der Mensch

Wir dachten bis heute das Thema wäre nun endlich wirklich geklärt und vom Tisch!

Wir hatten heute einen Termin bei einem Onkologen und einer Seelsorgerin!
Und .... es wurde wieder themastisiert, dass wir meinen Papa "belügen"!!!
Es wurde wieder argumentiert! Mein Vater würde keine Ruhe finden, bevor er es nicht wüsste. Das Wissen würde Ihm eine innere Ruhe verschaffen. Mein Einwand, dass ich in der Situation, wahrscheinlich REDEN; REDEN; REDEN wöllte, wurde abgetan mit: so denkt nur ein "GESUNDER"!

Es wurde mir anhand von irgendwelchen Studien erklärt, wie wichtig WISSEN über seinen Gesundheitszustand ist und dass die Ärzte behutsam mit der Aufklärung beginnen in unserem Beisein!!

Ich für meinen Teil bin nach wie vor gegen eine Aufklärung meines Vaters!! Meine Mutter hat auch Ihre Zweifel ob das WISSEN meinem Vater wirklich hilft Frieden zu finden! Von daher haben wir uns Bedenkzeit erbeten und auch auf mein Nachfragen, ob sich die Ärzte über unseren Wunsch hinwegsetzen würden, haben sie verneint!! Sie würden meinen Vater nicht aufklären, solange wir das OK nicht geben. Wir sollten aber bedenken, dass es für uns eine Erleichterung wäre, wenn die Wahrheit gesagt würde!

Sorry, -versteh ich nicht!! Klar fällt es schwer, Tränen zu verbergen, wider besseren Wissens Mut zuzusprechen aber ich finde wir als Angehörige, dass sag ich auch meiner Mama, müssen uns zurücknehmen und ganz doll stark sein. Wenn der ganze Alptraum vorbei ist, können wir an uns denken, aber derzeit zählt nur mein Vater.Gegen dass was Papa mitmacht, ist unser Leid als Angehörige denkbar klein!! So Gott will haben wir nämlich noch ganz viel Zeit, Geschehenes zu verarbeiten. Zeit die mein Papa nicht mehr hat.

Liebe, traurige Grüße
Rani
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  #2  
Alt 25.09.2010, 00:42
Benutzerbild von nikita1
nikita1 nikita1 ist offline
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Beiträge: 1.748
Standard AW: Wieviel Wissen verkraftet der Mensch

Hallo Ranimaus,
Ich finde es GRAUSAM, wenn man deinem Vater in seinem hilflosen Zustand die Wahrheit sagen würde.
Wenn es ihm noch einigermassen gut gehen würde, wenn er die Kraft hätte, den so viel diskutierten "Kampf" aufzunehmen (der ja mehr auf seelischer Ebene gekämpft wird), wenn es nur den Hauch einer Chance auf Lebensverlängerung MIT Lebensqualität gäbe...dann würde ich es ihm sagen.

Da das alles nicht der Fall ist, bleibt fein still, lasst euch nicht unter Druck setzen.
Haltet seine Hand, sagt ihm, wie lieb ihr ihn habt und lasst ihn die letzte Zeit nutzen, dass er Frieden mit sich und seinem Leben findet, ohne Gram und vor allem ohne Angst !
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton
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  #3  
Alt 25.09.2010, 01:24
Speedy Schneller Speedy Schneller ist offline
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Beiträge: 816
Standard AW: Wieviel Wissen verkraftet der Mensch

Hallo Ihr Lieben, diese Thema ist immer schwierig.
Deshalb stellt sich leider oft diese Frage:

Welcher Angehörige weiß es besser, was der Betroffene möchte & braucht?

Eigentlich ganz einfach - der Betroffene selber,
solange er nicht im Koma liegt oder extrem verwirrt ist und keine Verfügung hinterlassen hat, nur dann müssen die Angehörigen alle schweren Entscheidungen treffen.
Doch alle Ängste und Besorgnisse der Angehörigen sind auf jeden Fall verständlich- sie möchten den Betroffnen schützen, weil sie Ihn lieben, Sie leiden ja genauso mit!

Deshalb kann ich nur raten, gebt den Betroffenen doch die Chanche es selber zu entscheiden.
Hier ist es nur nötig auf seine gestellten Fragen einzugehen, denn er fragt nur das was er auch wissen will. Eine Zwangsaufklärung - er muß es doch wissen, halte ich auch für verkehrt! Falls es den Angehörigen zu schwer fällt, kann man ja auch immer auf den Arzt verweisen und das Angebot machen beim Gespräch dabei zu sein. Diese Beantwortung nur nach Fragestellung sollte jeder Onkologe beherrschen und auch ein Psychoonkologe kann helfen die Fragen zu definieren oder ein Hospizhelfer.
Es ist bestimmt nicht leicht einem kranken Menschen noch mehr schlechte Nachrichten zu bringen, jedoch falsch Ihn durch verschweigen zu entmündigen.
Jeder kennt doch das Gefühl - mir sagt keiner was- truat mir keiner?
Versucht doch mal doch mal diese Lösung in der Familie.
Keiner verschweigt, aber keiner zwingt zu Aufklärung. So braucht auch keiner mit dem Gefühl zu leben, etwas falsch gemacht zu haben oder bei zufälligem doch erfahren die Vorwürfe zu hören, dass man nichts gesagt hätte. Wäre doch für alle sehr schade wenn es auch noch mehr Unstimmigkeiten deshalb geben würde, sondern die Kraft lieber nutzen sich gegenseitig zu trösten.

Ich wünsche viel Kraft und Liebe, für alle Betroffenen und deren Angehörigen
Speedy
__________________
NHL MALT-Lymphom Typ E II 2 , ED im Mai 2007
lange partielle Remission 08 (watch & wait)
2 Ballonerweiterungen Magenausgang 08
Ab September 2009 endlich Vollremission - Juhu!!
2011 - neue ganz kleine Herde - Vollremision weg = "watch & wait" reicht noch aus

Die berühmte "Schaufel", für mein Mundwerk habe ich, vorsichtshalber, gut versteckt! - das bleibt auch so!
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  #4  
Alt 25.09.2010, 09:31
Benutzerbild von stefuli1976
stefuli1976 stefuli1976 ist offline
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Beiträge: 209
Standard AW: Wieviel Wissen verkraftet der Mensch

hallo ranimaus,

ich kann dich und deine mutter wirklich gut verstehen dass ihr euren vater nicht auch noch damit belasten wollt, denn wenn man nicht darüber reden kann ist es nicht wirklich gut sein so eine diagnose zu sagen wo er doch schon mit dem schlaganfall genug leidet...ich versteh auch die ärzte net die meinen es bringe ihm frieden...sorry find ich echt quatsch...wie solle es einem frieden bringen wenn man gesagt bekommt, hey du hast nicht "nur" an den folgen des schweren schlaganfalls zu knabbern jetzt hat man auch noch krebs und das ziemlich heftig....verzeih meine "flapsige" ausdrucksweise aber sarkastischer kann ich es net ausdrücken...ich hoffe du verstehst aber was ich meine...
ich für mich kann sagen würde das auch nicht wollen, ihr als familie könnt nur versuchen ihm die zeit die er noch hat so angenehm wie möglich zu machen, was glaub schon schwierig genug sein dürfte! es tut mir sehr leid für euch, ehrlich, ihr müsst stark sein um deinem vater nicht noch mehr zu belasten.

ich wünsche euch alle kraft die ihr braucht und die stärke alles zu bewältigen was noch zu bewältigen sein wird...

glg
steffi
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  #5  
Alt 26.09.2010, 06:06
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Wieviel Wissen verkraftet der Mensch

Hallo Ranimaus,

lasse dich durch nichts und niemanden unter Druck setzen.

Jeder Mensch hat für diese Situation die eigene Meinung. Der eine fühlt, man muß, der Andere sagt, man darf nicht. Jede Meinung ist für diese Person richtig, aber es zählt nur was für deinen Vater "richtig" wäre.

Wie war er zu gesünderen Zeiten? Ein Mensch, der Klarheit brauchte? Oder eher jemand, der lieber den Kopf in den Sand steckte?

Ich kenne diese Streitsituationen unter Familienangehörigen allzu gut, oft sogar lautstark vor dem Zimmer des Schwerstkranken/Sterbenden .

Kommt ein Mensch ins Endstadium, glaube mir, dann spürt er, dass etwas ganz entscheidendes vor sich geht. Es geschehen Dinge im Körper und Kopf, die ein Gesunder/Nicht-Schwerstkranker nicht immer verstehen, bzw. diese bis dahin nicht gefühlt hat.

Es ist nicht grausam einem Schwerstkranken/Sterbenden die Wahrheit zu sagen, denn 98% möchten die Wahrheit wissen. Viele möchten Dinge noch erledigen (wenn sie können), möchten einen letzten Händedruck geben, ein Augenzwinkern, ein Zeichen, was sei für die Zurückbleibenden empfanden.
__________________
Jutta
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  #6  
Alt 26.09.2010, 20:06
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Wieviel Wissen verkraftet der Mensch

Ich finde es unmöglich dass einfach entschieden wird, jemandem, der nicht mehr sprechen kann, zu sagen dass er stirbt!!! Ich kann euch gut verstehen, warum ihr es ihm verschweigen wolltet und ich hoffe ihr schafft es, dass es so bleibt und er in Ruhe einschläft ohne Schmerzen und ohne Angst, wenn es soweit ist...

Was irgendwie wohl nicht so rüberkommt hier bei denen, die schreiben man sollte es ihm sagen: Der Mann kann nicht mehr sprechen und nur Kopf schütteln oder nicken. Es scheint wohl nichts mehr zu geben was er noch erledigen könnte... Also, warum soll man ihn in der kurzen Zeit die er noch hat, mit Ängsten belasten?
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  #7  
Alt 28.09.2010, 16:40
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Erzangie Erzangie ist offline
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Standard AW: Wieviel Wissen verkraftet der Mensch

Hallo Rani,
du hast geschrieben, dass dein Vater noch völlig klar ist und alles mitbekommt. denkst du dann nicht, dass er spürt, dass ihr etwas wisst, was ihr ihm nicht sagen wollt, dass ihr versucht, eure Tränen zu verbergen? Vielleicht fühlt er ja selbst, dass es "zuende geht" und kann sich das nicht vernünftig erklären. Nachfragen kann er ja auch nicht, auch darüber kann er ja nicht reden.

ICH ganz persönlich würde alles wissen wollen. Denn für mich ist es schrecklich auszuhalten, mich entmüdigt zu fühlen. schon immer habe ich es gehasst, wenn andere meinten, besser als ich selbst zu wissen, was gut für mich ist. Wie hat denn dein Vater gelebt? War er einer, der immer alles in der Hand hatte? Selbst wenn er nicht über seine Ängste reden kann, vielleicht hat er die ja schon und keiner sagt ihm, woran das liegen kann?

Letzten Endes finde ich den Rat am besten, ihn vorsichtig zu fragen, ob er auf dem Laufenden gehalten werden will. dann kann er selbst entscheiden und muss sich nicht zu allem Überfluss auch noch unmündig fühlen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft, egal in welche Richtung ihr euch entscheidet!

Alles Gute
Angie
__________________

Angie

Nodales Marginalzonenlymphom
Stadium 3A
Diagnose 6/08 (endlich)
Therapie: watch and wait
ab 4.Oktober 2010 STIL-Studie
6x R-Bendamustin + 2x R
KOMPLETTE REMISSION 05/11
Erhaltungstherapie 2 Jahre Rituximab



Panta rhei
...Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln...
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