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  #1  
Alt 01.10.2010, 18:05
Benutzerbild von GreenEye1972
GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Ich denke, dass solche Gedanken kommen, liegt einfach daran, dass man sich als Angehöriger mit dem Sterben auseinander setzt. Wenn die Diagnose Krebs festgestellt ist, denkt man zwangsläufig ans sterben und man bereitet sich teilweise - jeder auf seine Art vor - auf das was einem bevorsteht. Bei meiner Mama ist es im Moment genau so. Ich freue mich über jeden Tag, an dem ich Sie habe und gleichzeit sehe ich wie schlecht es Ihr geht, wie hilflos Sie ist und wie hilflos ich doch selbst bin. Zwangläufig wünsche ich mir das Ende herbei, damit das ganze Leiden ein Ende hat. Für meine Mama wünsche ich es mir ... aber auch für mich, weil es für mich oft unerträglich ist ... und mir selbst inzwischen an die Nerven geht! Meine Mama leidet, ich leide, mein Mann leidet, weil ich leide. Ich kann Ihr nicht mal mehr Hoffnung geben, weil eben alles hoffnunglos ist. Da wünscht man sich schon mal, dass es einfach "einen Schlag tut" und das kommt, was sowieso kommt - weil man weiss, dass es kommt.
Man will einfach nur noch, dass es vorbei ist
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  #2  
Alt 02.10.2010, 12:41
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

genau das ist es ich kann green eye da voll und ganz verstehen, man will nicht so denken, man will nicht so fühlen, aber es kommt von ganz alleine, leider... und es wird nicht besser im gegenteil. man ist sehr dankbar für jeden einzelnen tag, aber man verflucht auch jeden weiteren irgendwie weil er auch wie eine qual ist für alle. das ist schwer auszudrücken und mache menschen kommen irgendwie immer besser klar als andere, teilweise auch der kranke selbst. wenn ich meinen vater manchmal beobachte, dann bin ich so stolz auf ihn und das gibt mir wiederum kraft.

der kampf ist noch nicht vorbei...!

ich danke euch sehr.
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  #3  
Alt 02.10.2010, 17:11
Benutzerbild von GreenEye1972
GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Liebe Claudia,

ich wünsch Dir von ganzem Herzen ganz viel Kraft, Geduld und auch die nötigen Nerven, damit Du die Zeit mit Deinem Vater so gut wie möglich nutzen und "überstehen" kannst, Ihm helfen kannst wenn es notwendig ist und wenn Er Deine Hilfe braucht.

Ich bin noch nicht lange im Forum angemeldet und manchmal weiss ich nicht, ob mir das Geschriebene gut tut, oder ob ich teilweise noch frustrierter werde, als ich es eh schon bin. Würde ich hier das schreiben, was in mir tatsächlich vorgeht, würde ich als schlechte Tochter da stehen. Nicht genug, dass ich mit meinem eigenen Dauer-schlechten-Gewissen durch die Welt laufe und mir mein Lachen schon lange abhanden gekommen ist, so versteht es meine Mama immer wieder, mir noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen zu machen, obwohl mir JEDER sagt, dass ich nicht mehr für Sie tun kann und konnte. Mir wird dann "mangelndes Verständnis" vorgeworfen und ich könnte "abgehen wie ein Zäpfchen"! Ich frage mich oft, ob mir für das, was mir im Kopf rum geht noch ein Plätzchen im Himmel zusteht - so schlimm sind meine Gedankengänge teilweise. Aber jeder hat ein anderes Päckchen zu tragen, weil jeder anders mit der Situation umgeht. Gott sei Dank ist es nicht bei jedem gleich!

Ich hab grad in dem Moment ein bissl Kraft über - es reicht grad für ein Paket, dass schick ich Dir gleich mal fix rüber!!!

Du bist nicht allein mit Deinen Gedanken!!!!
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  #4  
Alt 02.10.2010, 21:00
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

hallo green eye,
also wenn du mit bösen gedanken sowas wie wütend auf den erkrankten selbst zu sein, dann herzlich willkommen im club, das habe ich auch schon durchgemacht. den vorwurf zu machen warum tust du mir das an (natürlich gedanklich gesprochen) habe ich auch schon gehabt, gepaart mit einer darauf folgenden demut wie ich auf so einen scheiß komme, mein vater kann ja nichts dafür, alles schon da gewesen, allerdings hat mein vater mir selbst noch kein schlechtes gewissen gemacht, im gegenteil, er war früher immer der chef der family unnahbar und manchmal sehr hart. eben wie man das kennt in einer südländischen familie, jetzt ist er sehr dankbar, wir reden viel und klar zeigt er mir immernoch, wie "stark" er ist aber es ist nun anders, er ist aufmerksamer sucht den kontakt und zeigt, was er fühlt. auf der einen seite toll, auf der anderen seite zeigt genau das, wie anfällig er geworden ist. könnte ich entscheiden zwischen diesen beiden persönlichkeiten, würde ich die erst beschriebene nehmen, dann wüsste ich er wäre gesund.

auch ich bin in gedanken bei dir und den anderen hier, tut gut, dass man nicht alleine ist.

und ganz besonders dir green eye möchte ich sagen, wenn deine ma dir ein schlechtes gewissen macht, sag ihr das, mit ehrlichkeit ist allen in solchen situationen besser geholfen, denn das hat keiner verdient.
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  #5  
Alt 02.10.2010, 22:21
zippe zippe ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Zitat:
Zitat von Claudia1982 Beitrag anzeigen
hallo green eye,
also wenn du mit bösen gedanken sowas wie wütend auf den erkrankten selbst zu sein, dann herzlich willkommen im club, das habe ich auch schon durchgemacht. den vorwurf zu machen warum tust du mir das an (natürlich gedanklich gesprochen) habe ich auch schon gehabt, gepaart mit einer darauf folgenden demut wie ich auf so einen scheiß komme, mein vater kann ja nichts dafür, alles schon da gewesen, allerdings hat mein vater mir selbst noch kein schlechtes gewissen gemacht, im gegenteil, er war früher immer der chef der family unnahbar und manchmal sehr hart. eben wie man das kennt in einer südländischen familie, jetzt ist er sehr dankbar, wir reden viel und klar zeigt er mir immernoch, wie "stark" er ist aber es ist nun anders, er ist aufmerksamer sucht den kontakt und zeigt, was er fühlt. auf der einen seite toll, auf der anderen seite zeigt genau das, wie anfällig er geworden ist. könnte ich entscheiden zwischen diesen beiden persönlichkeiten, würde ich die erst beschriebene nehmen, dann wüsste ich er wäre gesund.

auch ich bin in gedanken bei dir und den anderen hier, tut gut, dass man nicht alleine ist.

und ganz besonders dir green eye möchte ich sagen, wenn deine ma dir ein schlechtes gewissen macht, sag ihr das, mit ehrlichkeit ist allen in solchen situationen besser geholfen, denn das hat keiner verdient.


mein vater war und ist auch leider noch immer unnahbar. ich leide sehr darunter, dass wir über nichts mit ihm reden können. selbst fragen nach seinem befinden oder zb neuen ergebnissen geht er am liebsten aus dem weg, wird dann oft auch ungehalten :-( als das letzte ct schlechter war als die vorherigen, sagte er zu meiner schwester, er hätte uns gar nichts gesagt am liebsten(meine mutter tat es). als sie ihn nach dem grund fragte, sagte er, weil wir dann bloß wieder drüber reden wollen :-(

dabei stimmt das gar nicht, wir sprechen ihn gar nicht mehr auf irgednetwas an. da haben wir echt resigniert. am anfang hab ich mich überschlagen, hab ihm alles mögliche ausgedruckt, zig broschüren bestellt, bücher geschenkt....ich wollte helfen, aber er hat nie unsere hilfe angenommen. meine schwester und ich konnten meine eltern auch nicht dazu bewegen, sich eine 2.meinung einzuholen.KOTZ. wie kann man sein leben in die hände eines einzigen arztes legen?? ich denke schon, dass er einen guten onkologen hat. aber trotzdem....man verliert doch nix...schlimmer kanns ja nicht werden...zumal der onkologe sagte, er solle das ruhig machen...

ach mann....man steht irgendwie bloß blöd daneben, untätig, hilflos, machtlos....

dicke grüße an euch alle!!!
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  #6  
Alt 04.10.2010, 10:53
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Beiträge: 54
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

@zippe:

ich glaube dein vater macht es um euch zu schützen und weil er selbst noch nicht bereit dafür ist, diese scheiss krankheit anzunehmen. manche menschen denken, dass es besser für ihre angehörigen ist, wenn sie nicht zu viel wissen (so denke ich manchmal auch) weil unwissenden menschen fällt es einfach leichter mit allem umzugehen. ich weiß zum beispiel was meinem vater irgendwann (und ich hoffe dass es noch 100 jahre dauern wird bis dahin) bevorstehen wird. und da weiß ich leider mehr als er und sagen werde ich es ihm auch nicht. einfach um es ihm leichter zu machen...

wie du es drehst und wendest es ist immer schwierig, egal, wie man es dreht.

ich würde dir raten dich noch mal mit ihm zusammen zu setzen und ihm ehrlich sagen, was du fühlst und denkst und ihm vielleicht vor augen führen was er damit anrichtet. für euer aller wohl und wenn das reeen nichts bringt schreib ihm einen brief, klingt blöd aber manchmal sind diese wege die besten wenn man nicht gut im reden ist.
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  #7  
Alt 04.10.2010, 14:03
Benutzerbild von GreenEye1972
GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo Ihr beiden,

oft hab ich das Gefühl, dass ich die ganze Weltlast auf meinem Rücken liegt, aber wenn ich hier lese, merke ich, dass andere Menschen noch viel mehr zu tragen haben. Das ist so traurig, aber es macht auch wieder Mut, die Last weiter zu tragen - manchmal ist die Last gar nicht mehr so schwer .....

Mein Vater war auch so ein Kandidat des Schweigens. Er hat nur äußerst selten über die Krankheit gesprochen. 2 oder 3 Mal saß Er aber am Tisch und fing bitterlich das Weinen an. "Warum ich?", "Was hab ich verbrochen?"
Man durfte Ihn auch nicht fragen, was raus kam, wenn Er mal wieder beim Arzt war. Die Frage "wie geht es Dir" war für Ihn ein NoGo => Antwort "na, wie solls mir schon gehen!?"
Erst als sich abzeichnete, dass es langsam "dem Ende" zugeht, hat sich mein Vater etwas geöffnet. Übers Sterben selbst hat Er nie gesprochen - Er hatte fürchterliche Angst davor. Auch hatte Er Angst, dass Er sich von anderen "den Hintern putzen lassen muss" - Er hatte Angst, dass Er nicht mehr Herr seiner Sinne ist und womöglich nicht mehr weiss, was Er tut und was Er spricht. Bis auf 4 Tage ist Ihm dies Gott sei Dank alles erspart geblieben.

Was meine Gedankengänge über meine Mama anbelangen, so denke ich, dass viel mehr hinter meinem Frust steckt, als ich bisher dachte. Dies hat allerdings weniger mit der Brustkrebserkrankung zu tun. Sicher bin ich wütend auf diese teuflische Krankheit, aber die letzten Tage wurde mir deutlich bewusst, dass ich "mein Problem mit meiner Mom" nicht in einem "Angehörigen-Forum-Krebs-Forum" bewältigen kann.
So wie es ein Promi-Dinner gibt, gibts bei meiner Mom ein 30-jähriges-Krankheitsdinner. Hierzu nehme man starke Depressionen, reichere dies mit einer Tablettenabhängigkeit an und kredenze das ganze an Brustkrebs. Das da nix vernünftiges bei rum kommt, liegt wohl auf der Hand. Ich denke, bei "meinen Problemen" kann mir letztendlich nur der Psychiater helfen, wenn ich es selbst nicht schaffe, das erlebte zu bewältigen.

So - jetzt hab ich aber ne Strippe geschrieben! Ich hoff, ich konnte trotzdem ein kleines bisschen helfen, dass jeder von Euch den Kopf oben behält. Ich wünsch Euch erst mal wieder viel Kraft und auch Geduld!!!!!!

Liebe Grüße .... GreenEye
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