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  #1  
Alt 02.11.2013, 22:41
Jud Jud ist offline
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Registriert seit: 24.04.2012
Beiträge: 4
Standard Hilfe bei Sterbebegleitung

Hallo Ihr Lieben,
ich war sehr lange nicht mehr in diesem Forum,aber jetzt ist meine Kraft leider fast zu Ende.
Mein Vater bekam im April 2012 die Diagnose Darmkrebs mit Lebermetastasen.
Eine Heilung wurde von Anfang an ausgeschlossen,aber bis Ostern 2013 schlug die Chemo an und es ging ihm bis dahin wirklich sehr gut.Mein Papa ist schon immer ein positiver,starker Mensch und ließ sich von Anfang an nicht unterkriegen.
Nachdem die Chemoumstellungen nicht mehr anschlugen ging es ihm zwar nicht sehr schlecht,aber er hatte durch das Wachsen der Lebermetastasen keinen Hunger mehr und wird seit ca. 5 Wochen künstlich ernährt.
Da der Gallen und Leberfluss nicht mehr funktionierte wurde eine Leberdrainage und ein Stand (richtig geschrieben?) in den Gallenkanal gesetzt.
Seit er danach zu Hause war hat er sich nie wieder richtig erholt.Jetzt liegt er seit letzten Montag im Krankenhaus und wir wissen,dass sie nichts mehr für ihn tun können.Das Leberversagen ist eingetreten.Der Arzt sagt wir sprechen von einem Zeitraum von wenigen Tagen bis hin zu einigen Wochen bis er stirbt.
Meine Mutter,meine Schwester und ich sind jeden Tag bei ihm und er wird immer schwächer.Heute hat er fast nur geschlafen,die Haut kann ,wie ich finde ,nicht mehr gelber werden,er ist aufgeschwemmt und klagt über Kopfweh und der Zucker war heute bei 68.
Ich möchte ihn nicht mehr leiden sehen,es tut mir sehr weh und ich weiß nicht,wie ich das alles schaffen soll.Er möchte nach Hause,was wir ihm gerne ermöglichen wollen.Ich habe ein Gefühl,dass mir sagt,dass es nicht mehr lange gehen kann.Er sagt,er gibt die Hoffnung nicht auf,er schafft das und hat heute meiner Mutter erzählt,dass wenn er zu Hause ist,wird er wieder fitter und dann fährt er mit ihr im nächsten Sommer in die Berge.Wir bestärken ihn darin,obwohl wir wissen,dass er sterben wird.Er ist sehr gläubig und hat keine Angst vor dem Tod.Ich habe so viele Fragen:
Hat das von Euch jd.schon erlebt ?
Wie habt Ihr das Verkraftet?
Wie kann man Mutter und Schwester und sich selbst trösten?
Kann ein Mensch vor seinem Sterben so positiv sein oder macht er uns was vor?
Wie stirbt ein Mensch an Leberversagen und wie schnell geht das?
Seine Symptome sind jetzt: Kopfweh,Wasser in Lunge,Beinen,Arme,Hände,
Nahe der Unterzuckerung.
Was hilft in der Zeit der Sterbebegleitung ausser Weinen und Reden?
Bitte helft mir,ich habe solche Angst .....................
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  #2  
Alt 03.11.2013, 10:27
Bremensie Bremensie ist offline
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Registriert seit: 25.11.2007
Beiträge: 758
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Guten Tag Jud,
Ich finde es gut das immer einer von der Familie bei ihm ist. Wichtig ist das dein Vater keine bis wenig Schmerzen hat.
Wenn es möglich ist dann holt euren Vater nach Hause. Aber holt euch jede Hilfe bei der Pflege die ihr bekommen könnt. Es gibt auch Palliativmediziner die nach Hause kommen und jederzeit erreichbar sind.
Es ist aber auch keine Schande wenn ihr merkt ihr schafft die Pflege körperlich und auch emotional nicht ihn dann vielleicht in einem Hospiz unterzubringen.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft für die kommende Zeit.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
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  #3  
Alt 03.11.2013, 11:00
tommy59 tommy59 ist offline
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Registriert seit: 16.07.2013
Beiträge: 26
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Hallo Jud,

das was Ihr da im Moment für Deinen Vater macht ist ganz toll. Dafür zunächst meine Hochachtung.
Wie schnell es geht, kann leider niemend sagen und das ist für Euch sicherlich eine ganz große Belastung.
Erfüllt, wenn Ihr die Kraft dazu habt, Deinem Vater jeden Wunsch auch wenn er noch so ungewöhnlich erscheinen sollte.
Ihn nach Hause zu holen ist eine gute Idee.
Es gibt, wie ich es selber erst vor 3 Wochen erfahren musste, mobile Palliativdienste die sich um den Patienten und die Angehörigen ganz lieb kümmern und, wie auch schon Bremensie geschrieben hat, rund um die Uhr für einen da sind.
Also wenn es der große Wunsch Deines Vaters ist, nach Hause zu kommen und Ihr der Meinung seit, dass Ihr das schafft, dann macht das. Er wird sich dann sicherlich sehr viel wohler fühlen als im Krankenhaus.

Ich schicke Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft für die bevorstehende Zeit.

Liebe Grüße

Thomas
__________________
Ich liebe Dich mein kleiner, süßer Schatz
Danke für die wunderschöne Zeit mit Dir.
05.04.1965 - 12.10.2013
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  #4  
Alt 03.11.2013, 14:09
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.020
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Zitat:
Zitat von Jud Beitrag anzeigen
Was hilft in der Zeit der Sterbebegleitung ausser Weinen und Reden?
Hallo Jud,

etwas tun, das hilft. Wenn nichts mehr zu tun ist, dann hilft beten, miteinander reden, da sein, Nähe und Geborgenheit geben, auch mal zusammen weinen, über das gemeinsam Erlebte sprechen und dabei darf man gerne auch mal lachen. Sowohl für deinen Vater als auch für euch untereinander. Daß du davor Angst hast, ist nur zu verständlich. Sie sollte dich nur nicht lähmen.

Redet mit dem Arzt, was man tun kann. Wendet euch an den Sozialdienst der Klinik. Sie können euch beraten und helfen, alles Notwendige in die Wege zu leiten. Sei es ein mobiler Palliativdienst oder ein Hospiz. Niemand kann deinem Vater (und auch euch!) jetzt besser helfen. als eine dieser beiden Einrichtungen.

Du schreibst, dein Vater möchte nach Hause. Du schreibst jedoch auch, er möchte zum Leben nach Hause, wie er selber sagt. Vielleicht will er euch tatsächlich nur schützen und weiß im Grunde, warum er wirklich nach Hause will. Ob er euch damit tatsächlich schützt, steht auf einem anderen Blatt. Versucht, seine wahren Wünsche zu erfahren. Ich persönlich favorisiere das Hospiz. Nicht, weil ich mir die Pflege zu Hause nicht zutraue, sondern weil im Hospiz kompetente Hilfe nur einen Knopfdruck entfernt ist. Keine Telefonate, keine Wartezeiten. Vor allem ist wichtig, daß dein Vater mit allem, was menschenmöglich, schmerzfrei ist und bleibt und das, wenn nötig, möglichst sofort. Genau so wichtig für euch alle ist ebenso die psysische Betreuung zu jeder Tages- und Nachtzeit durch erfahrene Helfer in allen Notlagen. Denn, mag dein Vater jetzt auch im Mittelpunkt eurer Sorgen stehen, so ist es auch Ziel einer solchen Einrichtung die Vorsorge für euch für die Zeit danach. Was natürlich in gleicher Weise für eine mobile Einrichtung gilt. Im Hospiz stelle ich mir das halt nur einfacher vor.

Die Entscheidung, ob zu Hause oder Hospiz, solltet ihr gemeinsam treffen. Keine Ahnung, welcher Weg für euch alle der bessere ist. Man sollte sich bewusst sein über die Verantwortung und die Belastung, ob zu Hause oder stationär, und ob man das als Angehöriger aushalten und überstehen kann. Denn es sind die Angehörigen, die danach mit dem, was sie jetzt tun, leben müssen. So bitter das auch klingen mag. Doch egal, wie ihr euch entscheidet: es wird der für euch richtige Weg sein.

Ihr braucht viel Mut und Kraft. Alle zusammen. Ich wünsche es euch. Ich weiß, wie schwer es ist, selbst in dieser schrecklichen Situation noch klar zu denken und Initiative zu ergreifen. Ich weiß jedoch auch, daß ihr das schaffen könnt.


Liebe Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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  #5  
Alt 03.11.2013, 18:32
Benutzerbild von Schäferhund26
Schäferhund26 Schäferhund26 ist offline
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Registriert seit: 30.05.2013
Beiträge: 141
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Ich habe ähnliches im September durchmachen müssen.
Meine Mama wurde immer schwächer und kam zu Erholung auf die Palliativstation,wo aber schnell klar wurde-sie wird nicht mehr nach Hause kommen. Bei ihr versagten nach und nach Lunge und Leber,als die Schmerzen größer wurden,bekam sie immer mehr Morphium.Sie lag 4 Wochen dort,konnte immer weniger spechen,nachher die Augen nicht mehr öffnen,essen schon gar nicht.Am Anfang ihres Sterbens sagte sie noch Dinge wie "Ich komme jetzt aber wiedermit nach hause oder?Aber ob ich selbst fahren kann,weiß ich nicht".Sie wollte auch nach hause,aber sie war gar nicht mehr transportfähig und ich bin auch froh,dass sie so gut betreut wurde.Ich war Tag und nacht bei ihr-bis sie einfach aufhörte zu atmen.Da ich keine Angehörigen habe,war eine Schwester bei mir,die Mama dann auch "fertig" gemacht hat.
Ich habe auch viel an ihrem Bett geweint,aber ihr auch nicht wiedersprochen,wenn sie sagte,es ginge ihr "gut" und "jeden Tag besser".Auch wenn es mir jetzt noch das Herz zerreist.
Man kann einfach nicht mehr machen,als da zu sein und einfach seinem Gefühl zu folgen....

Ich wünsche dir ganz viel Kraft
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  #6  
Alt 11.11.2013, 20:04
Jud Jud ist offline
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Registriert seit: 24.04.2012
Beiträge: 4
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Hallo Ihr Lieben,
wir haben mein Vater am 06.11. nach Hause geholt.
Er war glücklich.Seine ganze Familie hat ihn auf seinen Wunsch hin besucht.Am Abend des 07.11. ging es ihm schlechter.Er hatte zum ersten Mal Schmerzen und wurde mit Morphium behandelt.Er fing an zu phantasieren und wurde sehr unruhig.
Am 08.11. ist mein geliebter Papa im Kreise seiner Familie gestorben.Er wollte nicht gehen und hat gekämpft bis zum Schluss.Ich kann es noch gar nicht glauben,bin wie betäubt.
Ich hatte ihn so lieb und kann einfach nicht begreifen..........
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  #7  
Alt 11.11.2013, 20:27
etoile09 etoile09 ist offline
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Ort: im Elsass
Beiträge: 213
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Liebe Jud,
ich habe jetzt gerade deinen Beitrag gelesen.

Mein aufrichtiges Beileid.
Ich finde, ihr habt alles richtig gemacht. Er konnte nach Hause und dort im Kreise seiner Lieben sterben.
Mehr konntet ihr nicht tun.

Alles Gute für die kommende Zeit für dich und deine Familie.

Stille Grüße
Yvonne
__________________
Meine Mutti
BSDK mit Lebermetastasen (ED 06/2013)
07.03.1951 - 09.12.2013
Nun bist du auch ein Engel
Du fehlst mir!

Mein Vati
Darmkrebs 24.07.1952 - 25.02.1989

Meine Omi
Brustkrebs 03.03.1929 - 23.01.1997

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=60158
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  #8  
Alt 11.11.2013, 20:31
schmibi36 schmibi36 ist offline
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Beiträge: 49
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Liebe Jud,

auch von mir mein herzliches Beileid.

Ich find es gut, dass ihr Deinem Vater seinen Wunsch nach hause zu kommen erfüllt habt.


Gruß

Martina
__________________
Mein Mann:
nicht kleinzelliges Adenokarzinom, cT 4 N3 M1a Stadium IV
ED 09/2013

2 verschieden Chemos und 25 Bestrahlungen nicht angeschlagen
Oktober 14 -- Metastasen in Niere und Hirn ---
Ganzhirnbestrahlungen

seit 22.10.14 austherapiert


friedlich aus unserem Leben am 19.11.2014 gegangen Wir vermissen Dich !!!!



Wie stark Du wirklich bist, merkst Du erst, wenn "Starksein" die einzige Option ist, die Du hast !!!!!!!
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  #9  
Alt 11.11.2013, 21:12
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HelmutL HelmutL ist offline
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Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.020
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Liebe Jud,

auch von mir mein tiefstes Mitgefühl an die ganze Familie. Möge dein Vater in Frieden ruhen.

Es war gut und richtig, was ihr für ihn getan habt.


Helmut
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  #10  
Alt 12.11.2013, 21:40
tommy59 tommy59 ist offline
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Registriert seit: 16.07.2013
Beiträge: 26
Standard AW: Hilfe bei Sterbebegleitung

Liebe Jud,

auch von mir mein ganz aufrichtiges Beileid.

Ich hatte ja schon in einem Betrag hier geschrieben, dass es sicher gut wäre den Wunsch Deines Vaters nach Hause zu kommen zu erfüllen.

Gut das Ihr das konntet. Da konnte er wenigstens bis zuletzt in seiner gewohnten Umgebung bleiben.

Meine Liebste ist auch in Ihrem geliebten Schlafzimmer gestorben und das war auch Ihr größter Wunsch weil Sie nie wieder in ein Krankenhaus wollte.

So schrecklich das auch alles ist. Ihr habt ALLES richtig gemacht.

Ich sende Euch ein riesengroßes Kraftpaket.

Ganz liebe Grüße

Thomas
__________________
Ich liebe Dich mein kleiner, süßer Schatz
Danke für die wunderschöne Zeit mit Dir.
05.04.1965 - 12.10.2013
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