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  #166  
Alt 01.07.2015, 12:26
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Ihr Lieben … ich bin so sauer!!!!

Da wird mein Papa heute unter größten Mühen und Schmerzen ins Krankenhaus transportiert und dann kommt er da an mit der Mama und die wissen von nichts! Kein Bett, keine Untersuchungstermine … nichts, nichts, nichts.
Alle dort waren sehr überrascht. Der Professor, der alles regeln wollte, glänzte selbstverständlich mit Abwesenheit und die Oberärztin war ziemlich überfordert mit der Situation. Zum Zurückfahren war der Papa viel zu schwach. Jetzt hat er erstmal ein Bett in einem Zweibettzimmer bekommen auf der Sterbestation und neben ihm liegt ein röchelnder Mann. Aber Mama sagt, dass ist Papa gerade so egal, er will nur seine Ruhe.
Glück im Unglück … die Oberärztin ist die, mit der ich letzten Sommer immer gesprochen hatte und sie erinnerte sich noch an den Papa. Ihre Worte:“ Wie schön, dass Sie noch da sind!“
Sie hat jetzt gesagt, dass so ein CT gar keinen Sinn macht, denn auch der Krankenkasse wird bewusst sein, das Metastasen und Tumore nicht einfach verschwinden. Es ist unnötige Tortour für Papa. Dazu kommt ja noch … ich schrieb es schon mal ganz am Anfang meines Threads … es sind zwei Krankenhäuser, über die wir hier reden. Eines mit der Onkologiestation – ohne jegliche Gerätschaften – und eines am anderen Ende der Stadt, an denen dann die Untersuchungen gemacht werden müssen. Dazu muss von der Onkologie dann dort ein Termin vereinbart werden und spontan geht schon mal gar nichts. Ob es nächste Woche einen geben würde, ist äußerst ungewiss und auch sehr unwahrscheinlich, sagt die Ärztin. Aber wenigstens sind sie dort in der Onkologie mittlerweile so fortschrittlich geworden, dass ein Ultraschall-und ein Röntgengerät zur Verfügung steht.
Jetzt sind Mama und Ärztin so verblieben, dass heute noch Blut abgenommen wird und auch evtl. schon ein Ultraschall gemacht wird, so dass er vielleicht heute oder morgen schon wieder heim kann.
ES IST SO ZUM KOTZEN!!!! Was muss der Papa denn noch alles über sich ergehen lassen?
Selbstverständlich springt Mama im Dreieck und wollte gleich wutentbrannt den Palliativdienst anrufen. Aber am Ende können die ja gar nichts dafür. Der Onko-Prof. wollte alles regeln und hat es nicht getan. Auf was anderes kann das Palliativteam auch nicht vertrauen.
Und der Hammer … so richtig überraschen tut mich das gar nicht. Ich habe Montag noch zur Mama gesagt, dass wir mal in der Klinik anrufen sollten, um sicher zu gehen, dass alles geregelt ist. Ich kenn das hier nämlich sehr gut von meinem Prof. … alleine geregelt bekommt der nichts. Redet mit Leuten, die er dann herbestellt und weiß es dann am Ende gar nicht mehr.
Aber Mama wollte nicht anrufen … „Die denken sonst, ich will nur Unfrieden stiften!“ Tja … hinterher ist man immer schlauer. Das wird uns so sicher nicht mehr passieren.
Ach ja … die Ärztin meinte, sie könne eigentlich schon ohne Untersuchung sagen, dass die Schmerzen vom Papa Leberschmerzen wären. Diese würde sich aufblähen und diese Schmerzen verursachen. Wir werden sehen … vielleicht bringt der Ultraschall näheres zum Vorschein.
Alles ein ganz, ganz großer Mist … ich bin kurz vor dem Platzen und muss aber immer schön ruhig auf die Mama einreden.
Heute der Plan: Feierabend und Bett!!!!! Ich will nichts mehr sehen und hören! Und wenn es nicht meinen Keks geben würde, dann wäre der Plan auch umsetzbar.
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  #167  
Alt 02.07.2015, 11:19
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little_mermaid little_mermaid ist offline
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Zitat:
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Ihr Lieben … ich bin so sauer!!!!

Da wird mein Papa heute unter größten Mühen und Schmerzen ins Krankenhaus transportiert und dann kommt er da an mit der Mama und die wissen von nichts! Kein Bett, keine Untersuchungstermine … nichts, nichts, nichts.
Das ist ja mal richtig, richtig schief gelaufen. Bei dem Prof läuft sowas vermutlich nach dem Motto "aus den Augen, aus dem Sinn". Ihr habt ja schon die Konsequenz daraus gezogen, dass ihr ab jetzt immer noch einmal nachfragt. Es geht hier um einen schwer kranken Menschen, macht euch bloß keinen Kopf, dass ihr irgend jemanden "nervt". Und wenn schon...

Ist dein Papa jetzt noch im Krankenhaus? Wie geht es ihm und euch heute?
__________________
Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!!

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546
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  #168  
Alt 02.07.2015, 14:05
Wind Wind ist offline
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Liebe Little Mermaid … ja, das ist mal gehörig schief gelaufen. Und der Tag ging dann auch irgendwie so weiter.
Mama ist nachmittags nochmal rein gefahren und geht in das Zimmer und da sind beiden Betten leer, sauber und schon mit dieser Folie überzogen. Voller Panik rief sie an und ich habe sie dann erst mal an das Pflegepersonal verwiesen und Papa war „nur“ umgelegt worden auf die Onkologie. Das bedeutete dann aber wieder Krankentransport, weil beide Stationen in unterschiedlichen Häusern auf der Anlage liegen. Als Mama ihn dann endlich gefunden hatte, war Papa fix und fertig. Dann fiel ihr auf, dass er in einem Krankenbett lag, welches gar nicht automatisch zu verstellen ist. Die Schwester meinte dann: „Oh, das ist ja noch ein altes Bett. Geht das nicht?“ Nein, es geht nicht, weil Papa viel zu schwach ist, diese ganzen Hebel zu bedienen. Und er muss sich immer hoch und runter fahren können, weil er so seine Atmung reguliert. Also wurde dann ein neues Bett organisiert und er musste wieder hoch und sich umlegen. Bis dahin wurde wohl nur Blut abgenommen und sonst war nichts passiert. Abendbrot hat er dort aber gut gegessen. Dann fiel Mama auf, dass er noch gar keine Tabletten zum Abend bekommen hätte. Wieder die Schwester gerufen, der dann erstmal bewusst wurde, dass er tatsächlich welche bekommen muss. Mama erzählte auch, dass das Zimmer, in dem er jetzt liegt, noch Restbestände des „Vormieters“ aufwies. Kekse unter dem Bett, im Bad noch die Zahnpasta und Zahnbürste. Also, das ist doch nicht normal so, oder?
Naja, auf jeden Fall … Mama abends am Ende ihrer Kräfte. Völlig im Wahn … sie hätte niemals zulassen dürfen, dass man sowas mit Papa macht … es ist alles ihre Schuld … was dem Papa da zugemutet wird … was er ertragen muss …
Ich musste sie richtig laut durch das Telefon anschreien, dass sie zu sich kommt. Ich kann das alles gar nicht beschreiben, was da gestern passiert ist. Ich hatte richtig Angst um die Mama.
Aber sie hat auch noch beim Palliativdienst angerufen und der Arzt hat sich dann auch mit der Oberärztin der Onkologie zusammen telefoniert. Was genau bei diesem Gespräch raus gekommen ist, werden wir wohl erst heute Mittag erfahren, wenn die Mama mit ihr spricht.
Der Ultraschall ist angeblich für morgen geplant, sagt Papa … aber ob das sicher ist?
Zu allem Überfluss und um dem Ganzen noch das Krönchen aufzusetzen wird mein Bruder mit seiner Familie nach Hause fahren von Freitag bis Dienstag. Die Drei wohnen dann in einem Zimmer der Drei-Zimmer-Wohnung meiner Eltern. So ein bisschen Ostsee-Strand-Urlaub! Ich kann das alles gar nicht glauben. Hat seit zwei Monaten Elternzeit und sucht sich genau dieses Wochenende mal ganz spontan aus. Aaaaaber … ich sage auch nichts mehr. Ich habe mir jetzt schon so oft den Mund verbrannt und ich mag so langsam nicht mehr. Gestern kommt er sich bei mir den Wohnungsschlüssel der Eltern abholen und fragt, was es neues gibt. Ich frage verwundert zurück, ob Mama ihn denn nicht angerufen hätte. Hätte sie schon, aber da lag er in der Sonne und hatte keine Lust dran zugehen. Er würde dann abends nochmal anrufen. Tja … so ist das … mich hat sie gestern genau acht Mal angerufen und ich bin auch genau acht Mal ans Telefon gegangen! Aber gut … ich konnte auch nicht den Luxus der Sonne genießen, denn ich musste arbeiten!
Ich möchte einfach nur noch ganz, ganz laut schreien! Und wenn hier nicht 38°C wären, würde ich das auch tun. Was mache ich stattdessen? Ich stecke mir `ne Zigarette an (ja, ich weiß, ist doof und mistig), weine in mich rein und hoffe, dass alles wie ein lauer Wind an mir vorbei weht.
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  #169  
Alt 02.07.2015, 14:32
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BerliNette BerliNette ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Meine liebe Wind,

das ist wirklich ungeheuerlich! Solche Zustände in den Krankenhäusern und die Kranken müssen selbst an alles denken. Leider ist uns das auch passiert! Ich ziehe trotzdem den Hut vor deiner Mama, dass sie das alles so meistert. Bitte sieh es ihr nach wenn sie bei dir die Nerven verliert

Dein Bruder aber mit der ganz großen Keule! Klar kann er sich jetzt schön erholen der Gute

Du machst das ganz richtig, verschwende nicht deine Kraft sich über diesen Menschen aufzuregen. Dein Kleiner und deine Eltern brauchen dich.

Ich drück dich

BerliNette
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  #170  
Alt 02.07.2015, 23:15
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Geliplie Geliplie ist offline
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Liebe wind, ich drück dich mal ganz feste und zünde mir auch noch eine an... Auch wenn es Schxxx ist. Bin da, auch wenn ich wenig schreibe
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  #171  
Alt 03.07.2015, 06:25
Wind Wind ist offline
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Guten Morgen Ihr Lieben,

hier unsere Neuigkeiten: Heute Nachmittag um 14Uhr CT und dann ab nach Hause!

Der Palliativarzt hat dort wohl ziemlich Stunk gemacht und nun -wie durch ein Wunder- wird doch ein CT gemacht mit einem zeitnahen Termin!!!! Die Stationsärztin hält das noch immer für total überflüssig und schiebt es nun darauf, dass der Palliativarzt nur Kohle verdienen will, aber das kann uns ja völlig egal sein, wer da über wen irgendwas sagt. Papa bekommt die Untersuchung und dann hat sich dieser ganze Kram hoffentlich für irgendwas gelohnt.
Mama ist immer noch aufgeregt, aber nicht mehr so sehr wie die letzten beiden Tage. Klar, dieses ganze Hin und Her und die unterschiedlichen Aussagen der Ärzte … ich wundere mich nur, wo sie die ganze Energie hernimmt, sich dermaßen darüber aufzuregen. Mir fehlt dafür jegliche Kraft. Es ist doch erreicht, was wir alle wollten und dann kann es uns doch schnurz-wurscht-piepe sein, wer was über wen sagt. Jetzt soll der Papa einfach nur noch nach Hause kommen und sie hat alles wieder unter ihrer Kontrolle. Dann wird es hoffentlich wieder etwas ruhiger.

Liebe BerliNette, liebe Geli … ich danke euch sehr!
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  #172  
Alt 04.07.2015, 14:01
Greenmamba Greenmamba ist offline
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Liebe Wind,

das ist so unfassbar was da gerade bei Euch stattfindet. Da darf und stellt man den Ehrenkodex der Ärzte den kranken Mensch zu helfen in Frage. Wo ihr genügend Sorgen zu tragen habt, kommt solcher ungeuerlicher Unstand noch dazu. Ich wünsche das dein lieber Papa alles gut übersteht und ihr weiterhin die Hilfe die ihr so dringend braucht zugesagt bekommt.
In Gedanken bin ich ganz oft bei Dir. Ich wünsche Dir weiterhin jede Menge Kraft.
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  #173  
Alt 08.07.2015, 14:50
Chrissi169 Chrissi169 ist offline
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Liebe Wind,

Eure Geschichte ist wirklich unfassbar..... aber wir haben uns ja schon ausgetauscht.

Wie geht es Deinem Papi nach den Strapazen? Ist Deine Mami beruhigt, ihn wieder zuhause zu haben??

Wie geht es Dir??? Denke viel an Euch.

Ganz liebe Grüße auch an alle anderen hier und viel Kraft

Chrissi
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  #174  
Alt 09.07.2015, 09:59
Wind Wind ist offline
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Ihr Lieben alle,

Papa ist seit letzten Freitag wieder daheim, CT wurde gemacht, derzeit warten wir auf die Ergebnisse. Naja, warten ist auch ein etwas zu großes Wort dafür. Eigentlich wollen wir nicht wissen, was wir ja auch so schon sehen. Dieser kleine Funken Hoffnung bleibt … ganz tief in mir drinnen … und ich glaube, den hat jeder aus der Familie bei uns. Aber wir trauen uns gar nicht, darüber zu sprechen. Vom Schlimmsten ausgehen und dann …. vielleicht … bitte, bitte vielleicht …
Der Palliativvertrag mit der Krankenkasse wurde bis heute verlängert. Der Arzt sagt, bis heute sollten die Ergebnisse da sein. Papa kämpft mit seinen Schmerzen … die Schmerzpumpe wurde mittlerweile auf 250mg Palladon erhöht. Zusätzlich die Novalgintropfen und seine stündlichen Boni. Er schläft viel, hat nicht wirklich Appetit, isst aber schon. Tageweise ziemlicher Durchfall … manchmal schaffen es Beide dann nicht mehr auf den Toilettenstuhl, was dann noch mehr Arbeit für die Mama ist.
Mein Bruder ist mit Familie wieder abgereist, nachdem er fröhliche Tage am Strand verbracht hat. Es gab erwartungsgemäß ziemlich Stunk, Mama war natüüüüürlich total überfordert … es ist ja nicht so, dass ich sie vorher nicht darauf hingewiesen hätte, aber das ich dann mal wieder als telefonischer Kummerkasten fungiere … so hatte ich mir das nicht gedacht. Aber naja, für das Brüderlein war es eine schöne Zeit … mit Sonne, Sand und Meer.
Und der Hammer … er kommt wieder und regt sich auf, dass sich Mama nicht so sehr für sein Familienleben interessieren würde. Sie würde nur vom Papa, sich und Ärzten sprechen. Sie hätte wenig Interesse an den „Krippeneingewöhnungsgeschichten“ seiner Tochter gezeigt. Und auch so hätte sie wenig gefragt, was sich in seinem Leben abspielt. AHA …!!!! Tja, ist schon eine Unverschämtheit, nicht diese äußerst weltverändernden Dinge wissen zu wollen, während sie unseren sterbenden Papa umsorgt. Also echt, da könnte sie ja wohl mal langsam wirklich nen Gang runterschalten und sich um ihren erwachsenden Sohn kümmern!
Mama war soweit, dass sie mich am Sonntag anrief und sagte, sie wolle das Beerdigungsprozedere rückgängig machen und den Papa, wenn es soweit ist, bei sich behalten. Schließlich wolle sie ihn ja auch mal auf dem Friedhof besuchen, aber so wie es jetzt ist, ginge es nicht. Ich war dann erstmal leicht verwirrt. Sie meinte, sie müsse dann ja entweder bei uns oder meinem Bruder wohnen, wenn sie käme, aber bei ihm könne sie das nicht und uns wolle sie das nicht andauernd zumuten. Das finde ich generell eine nette Geste … also, dass sie nicht andauernd bei uns sein mag … mindestens eine Woche Mama, die einen ganz geregelten Tagesablauf mit 8Uhr Frühstück, 12Uhr Mittag, 15:30Uhr Kaffee, 18Uhr Abendbrot bevorzugt … das ist nicht immer so ganz mit unserem Tagesablauf vereinbar und alleine dadurch sind „Komplikationen“ vorprogrammiert. Aber ich habe sie dann erstmal etwas runtergefahren und mittlerweile ist diese Idee von einer Beisetzung bei ihr vom Tisch. Und selbstverständlich hat mein Bruder auch nie zu ihr gesagt, dass sie nicht bei ihm wohnen könne … das entsprang mal wieder ganz alleine ihrem Kopf, als die sich da alle in der Wolle hatten.
Aber für so einen Mist bin dann ich die ganze Zeit die psychologische Nothotline der Familie. Manchmal lege ich nach so einem Stundengespräch auf und bin einfach nur noch leer. Ich kann dann nichts mehr fühlen … will dann einfach nur noch schlafen, schlafen, schlafen. Es zerrt alles so an den Nerven. Aber ich kann doch auch nicht einfach dicht machen … wenn ich schon nicht da sein kann, dann will ich wenigstens das Bestmöglichste geben. Aber ich kann bald nicht mehr. Ich halte das nicht mehr aus. Wegen so einem Mist … es gibt so andere wichtige Dinge … sieht das der Rest nicht?

Hach, jetzt ist es schon wieder so ein ellenlanger Text geworden. Ach, es ist alles verrückt!

So ... und ab jetzt ... "Warten" auf die Auswertung!
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  #175  
Alt 10.07.2015, 10:42
Wind Wind ist offline
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Liebe Andrea,

wie schön, dass du noch bei mir bist. Wie geht es dir? Kommst du halbwegs unbeschadet durch deine schwere Zeit und kann dein Kopf alles Erlebte gut verarbeiten? Ich habe so oft an dich gedacht.

Ein schöner Satz:
Jedes Kind muss seine eigene Geschichte mit dem sterbenden Elternteil zu Ende schreiben …

Es ist ja nicht so, dass ich meinen Bruder nicht liebe … er ist der beste Bruder, den ich mir wünschen kann. Aber in dieser Situation komme ich bei ihm an meine Grenzen. Es kann einfach nicht sein, dass alles an mir hängen bleibt und dass von mir Dinge erwartet werden, die mich an den Rand der Verzweiflung bringen. Wenn ich mit ihm drüber spreche und mehr Unterstützung einfordere, dann sagt er nur, er wäre froh, dass die Mama mich hat, er könne das nicht. Ja, bitteschön … ich kann es auch nicht und muss! Um mich herum geht alles kaputt, aber das Brüderchen lebt schön sein Leben weiter. Es geht ihm schon sehr nahe mit dem Papa, aber er sagt, er kann nicht. Manchmal glaube ich, er will nicht. Das stört den Tagesablauf. Und die Schwester macht doch. Läuft ja alles. Ach, alles Mist!

Die Ergebnisse waren gestern noch nicht da. Palliativvertrag wurde nochmal verlängert, wahrscheinlich bis Montag. Mama wusste es selbst nicht so genau, weil Papa den Vertrag unterschrieben hat. Lustig, dass er das selbst getan hat. Bisher hat immer die Mama unterschrieben und die war gestern auch ein wenig „pissed“. Mein Papa … immer noch ein kleiner Schelm … was liebe ich ihn für diese kleinen Hacker, die er austeilt
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  #176  
Alt 10.07.2015, 13:54
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BerliNette BerliNette ist offline
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Liebe Wind,

ich bin auch noch bei dir

Familie kann man sich nicht aussuchen! Wir stehen auch allein da, so ist das halt. Es ist schwer für dich immer der Ansprechpartner für die Sorgen deiner Mama zu sein. Ich könnte dir raten, ihr direkt mal zu sagen, dass du im Moment dafür keine Zeit hast, aber das würdest du eh nicht tun - würde ich auch nicht! Denn es bleibt an der Mama hängen. Also entweder du erträgst es weiter oder du nimmst dir deinen Bruder ordentlich zur Brust! Er kann auch mit der Mama telefonieren, stelle Forderungen was er zu erledigen hat!

Hmmm, leicht gesagt, nicht wahr! Also, Kopf hoch meine Liebe - ich wünsche ein sorgenarmes Wochenende

L.G.

BerliNette
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  #177  
Alt 14.07.2015, 12:18
Greenmamba Greenmamba ist offline
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Hallo liebe Wind,
ich bin auch nach einer kräftezehrenden Woche wieder aufgetaucht und denke ganz oft an Dich.
Das Ding mit Deinem Bruder ist wahrlich eine harte Nuss. Nimm Dir mal Zeit und rede mit ihm Tacheles. Es ist auch sein Papa und seine Mama. Und es kann sich zu einem späteren Zeitpunkt, schlecht auf das Gewissen auswirken wenn er sich so benimmt. Ich glaube das ist ihm gar nicht recht bewusst. Nicht können gibt es in dieser Situation nicht, das hat etwas mit wollen zu tun. Welches Kind möchte soetwas schon erleben und ertragen. Ich weiß wie weh das tut. Aber im Nachhinein bin ich froh das wir alles so gemacht haben...
Ersteinmal bin ich beruhigt das der palliativ Vertrag verlängert wurde, auch wen es mir noch imer ein Rätsel ist warum darum so ein Brimborium gemacht wird.
Ich wünsche Dir weiterhin Kraft diesen schweren Weg zu gehen und drücke Dich ganz fest.
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  #178  
Alt 15.07.2015, 08:46
Wind Wind ist offline
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Ihr Lieben alle,

mal wieder ein kleiner Zwischenstand von uns.
Prinzipiell ist alles unverändert. Ergebnisse gibt es immer noch keine, der Palliativvertrag ist bis Anfang August beantragt worden. Ab dann sieht es schlecht aus mit einer weiteren Verlängerung … ob mit oder ohne Bilder. Wir werden sehen.
Freitagmittag rief Mama ganz aufgelöst an und Papa stöhnte im Hintergrund ganz fürchterlich. Das war so furchtbar. Das am Telefon zu hören, soweit weg zu sein und nichts tun zu können. Mama dachte, dass es nun zu Ende geht. Ich irgendwie nicht. Warum das so war, ich weiß es nicht, aber ich konnte mir in dem Moment nicht vorstellen, dass mein Papa stirbt. Und ich bin auch ziemlich ruhig geblieben. Nicht, dass ich nicht doch schon mein Köfferchen für daheim gepackt hätte, aber mir war das in dem Moment so fern. Nach einer Stunde dann die Entwarnung … der Schlauch der Schmerzpumpe war undicht und so ist der ganze gute Stoff daneben gelaufen und nicht in den Papa. Arzt kam und hat es wieder gerichtet.
Samstag ist der Papa mit zwei Krüken vom Schlafzimmer auf den Balkon gelaufen … ganz alleine … und hat da ne halbe Stunde gesessen. Dann wieder alleine zurück. Mama ganz euphorisch und gleichzeitig wieder so deprimiert … es könnte ja jetzt das letzte Aufbäumen gewesen sein. Ich kann diesen Ausdruck bald nicht mehr hören. Wie oft schon dachte sie, es ist das „letzte Aufbäumen“ … ja, vielleicht war es das, aber vielleicht war es das auch nicht. Warum können wir nicht einfach diesen guten Moment als das genießen, was es ist. Ein guter Moment, ein stolzer Papa, der es allen mal wieder gezeigt hat, eine geschenkte halbe Stunde in diesem ganzen Gefühlschaos.
Ich habe dann zum Papa gesagt, dass wir ja schauen können, wie es ihm geht, wenn ich komme und wer weiß, vielleicht schaffen wir nochmal eine kleine Runde im Rollstuhl draußen. Da hat er sich gefreut und geantwortet, dass das so schön wäre und er schon glaubt, dass das ginge. Das wäre so ein großer Wunsch von ihm. Ich werde zumindest alles daran setzen, um ihm diesen zu erfüllen. Klar, die Mama hat Angst mit ihm alleine und hat auch nicht mehr die Kraft ihn zu schieben. Aber zu zweit können wir das schaffen!!!
Seit Sonntag liegt er nun wieder total flach und kämpft mit seinen Schmerzen. Er bekommt jetzt so Stellen am Steißbein, zu denen der Arzt sagt …. es könne ein Pilz sein durch das Schwitzen im Liegen oder eben wund gelegene Stellen. Er soll sich mehr seitlich lagern. Tja, leider geht das nicht so ohne weiteres, weil Papa dann noch mehr Schmerzen hat. Mama hat dann versucht, ihm das seitliche Liegen mit Decken und Kissen etwas zu erleichtern, klappte natürlich nicht so dolle. Habe sie dann in ein Kindergeschäft geschickt, um sich ein Stillkissen zu besorgen. Damit geht es besser, aber mehr als zehn Minuten Seite sind nicht drin.
Gestern war dann der 10. Geburtstag von meinem Keks. Es war anders, aber trotzdem schön. Dienstagabend hatte ich einen leichten Zusammenbruch mit Heulkrampf und allem was dazu gehört. Mein Keks wird groß und Papa ist nicht dabei. Dafür haben wir den Mittwoch aber gut gemeistert. Papa hat sogar ins Telefon gesungen und ganz kurz mit seinem Enkel gesprochen. Aber man hat gemerkt, wie sehr ihn das anstrengt. Aber es war trotzdem schön und für meinen Keks so wertvoll.
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  #179  
Alt 15.07.2015, 13:37
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BerliNette BerliNette ist offline
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Liebe Wind,

Lieber Keks, nachträglich alles Gute zum 10. Geburtstag. Wie schnell das gegangen ist, jetzt bist du schon zweistellig und bald ein großer Junge!

Liebe Wind, es will wohl nicht so recht voran gehen aber es ist doch schön zu hören, dass dein Papa deinem Söhnchen noch zum Geburtstag gratulieren konnte Das war für Beide sicher sehr schön!

Das mit dem Palliativvertrag verstehe ich nicht so recht. Was ist wenn er nicht verlängert wird? Kümmert sich dann keiner mehr um deinen papa?

Also, ich wünsche dir eine sorgenarme Woche, lass dich mal knuddeln

von der BerliNette
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Speiseröhrenkrebs ED: 07/2015 - 16 x Bestrahlung, vollständige Ernährung mit PEG
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  #180  
Alt 16.07.2015, 06:42
Wind Wind ist offline
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HILFE!!!!!!

Der Papa liegt sich jetzt wund. Es gibt zwei offenen Stellen am Po und seine Knöchel sind wund, weil er seine Füße immer auf der Seite liegen hat und dann damit immer auf dem Bett rumschabt.
Mama war jetzt in der Apotheke und hat eine Salbe bekommen, aber viel Hoffnung machten sie ihr nicht.

Gibt es irgendwelche Geheimrezepturen, Hausmittelchen oder was auch immer? Ich bin für jeden Tipp dankbar!
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