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  #91  
Alt 04.02.2013, 15:15
puppe88 puppe88 ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Hallo Carlos,

ich lese schon lange bei dir mit und "freue" mich, wieder von dir zu lesen.
Ich habe vor einigen Jahren meinen Vater an Krebs verloren, musste mich dann nach seinem Tod um meine parkinsonkranke Mutter kümmern (bis sie dann - 2 Jahre danach - starb) und bin "nebenbei" Mutter und Ehefrau.
Mein Mann war in der ersten Zeit (nach der Diagnose , es dauerte dann nur 7 Monate bis mein Vater starb) noch sehr verständnisvoll, kompensierte mein Fehlen (Meine Eltern lebten in einer anderen Stadt und ich pendelte viel hin und her) und hielt mir den Rücken frei...
Irgendwann wurde mir klar, dass er leider nicht (mehr ?) die starke Schulter ist, die ich so dringend damals gebraucht hätte, sondern dass er sich eigentlich auch noch chronisch von mir vernachlässigt fühlte. Das hat mich wahnsinnig traurig und auch ein wenig zornig gemacht. Rückblickend kann ich sagen, dass ich zwar auch an der Qualität unserer Beziehung gezweifelt habe (wir waren damals immerhin schon 20 Jahre zusammen), aber selbstverständlich hätte ich sie nicht aus diesem Grund beendet, obwohl ich mich durch sein (in meinen Augen) mangelndes Einfühlungsvermögen ganz schön vor den Kopf gestoßen gefühlt hab.
Mir ist jedenfalls klar geworden, dass in Extremsituationen nicht alle Menschen die Gabe haben über längere Zeit zurückzustecken. Der eine kann das mehr, der andere weniger.
Ich habe aber in den letzten Jahren gerade hier im Forum von etlichen Angehörigen gelesen, die ähnliches berichtet haben.
Ich schließe mich der Meinung von Miri an - bitte bewerte das Gespräch mit deiner Freundin nicht über, vielleicht tut euch ja schon ein gemeinsamer Tagesausflug irgendwohin schon ganz arg gut. Einfach mal raus aus der ganzen Situation (sicher haben deine Eltern dafür Verständnis) und deine Freundin fühlt sich dadurch vielleicht auch wieder mehr "gewertschätzt" - abgesehen davon täte es dir sicher auch gut!

Ich wünsche euch das Allerbeste!
LG von mir
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  #92  
Alt 04.02.2013, 15:32
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Hallo Mirilena,

vielen Dank für deine schnelle Antwort.
Es tut gut von dir zu lesen.

Zitat:
Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
Ich glaube nicht, dass er dir absichtlich so einen Stich versetzen wollte... Oder?
Nein, das wollte er nicht.
Wir haben direkt danach darüber gesprochen und die Sache aus der Welt geräumt. Letzten Endes war der Auslöser irgendwie nachvollziehbar. Er hat mit verschiedenen Dingen, die nichts mit mir zu tun haben, so seine Probleme und irgendwie wuchs ihm das alles über den Kopf und dann setzte bei ihm kurzzeitig was aus und er hat seinen Frust an mir rausgelassen.
Nicht schön, aber nun gut.

Aber bei allen Toleranzedikten, die meinen Weg pflastern, halte ich es trotzdem mit den Worten Cluesos...an allem was man sagt, ist auch was dran...
Es waren vorher schließlich auch einmal Gedanken.
Aber wie gesagt, das ist geklärt und der Schwamm fuhr drüber.

Es bleibt ein fader Beigeschmack. Das auf jeden Fall.

Im Falle von Partnerschaften möchte ich aber keine faden Geschmäcker.
Und es ist auch nicht so, dass wir am Wochenende die ganze Zeit bei meinem Vater am Bett sitzen und Händchen halten.

Meine Eltern leben unten, ich oben - jeweils 90qm. Genug Platz, damit jeder das machen kann, was er will ohne jemanden auf die Füße zu treten.
Meine Freundin und ich verbringen das Wochenende gemeinsam, gehen ins Kino, Spazieren, dies und das. Soviel Normalität wie halt geht unter diesen Umständen.
Nur wenn mein Vater mich braucht, dann klingelt er nach mir und dann bin ich eben da.
Ich habe also am Wochenende eigentlich genug Zeit für Sie und ausschliesslich für sie. Zumindest sehe ich das so.

Natürlich werde ich jetzt nicht gleich alles hinwerfen, rufen: "Dann werde ich halt Prinzessin" und reissaus nehmen. Das ist nicht meine Art.

Wir haben auch gestern schon darüber gesprochen und ich werde mich auch noch einmal mit ihr unterhalten darüber.
Ich verstehe ja auch, dass es schwierig ist für sie und sie zurückstecken muss.

Und bestimmt tut es ihr auch leid.

Dennoch irgendwie fühle ich mein Grundvertrauen missbraucht und mit Füßen getreten.

Ich werde noch mal drüber schlafen und gucken, wie es morgen in mir aussieht.

Gehab dich wohl!
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  #93  
Alt 04.02.2013, 16:51
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Kuckuck, ich schon wieder!

Ach so, das klingt natürlich dann alles etwas differenzierter mit euren Wochenenden und den Unternehmungen. Ich hatte echt angenommen, dass ihr ausschließlich Zeit mit deinem Papa (und deiner Mama) verbringt. Hmmm, ich denke, dass puppe Recht hat. Einige Menschen können tatsächlich nicht über einen längeren Zeitraum so sehr zurückstecken. Und ich kann dich irgendwie auch verstehen, dass du nun ihre Worte in Zweifel ziehst... Wahrscheinlich musst du das alles wirklich erst einmal sacken lassen und dann in dich hineinhorchen, was dir wichtig ist und wie es für euch weitergehen soll. Als ich vor einem Jahr in einer ähnlichen Situation war, habe ich feststellen müssen, dass mein Partner mir keine Unterstützung zukommen ließ. Das war nicht schön, aber ich habe es beiseite geschoben, weil mir meine Eltern in dem Moment auch wichtiger waren und weil sie mich brauchten. Bei mir war es die richtige Entscheidung, denn der Mann hat sich dann ja bald über alle Berge gemacht (na ja, vier Monate nach dem Tod meines Vaters)... Aber es ist gut so, wie es ist, denn dann bin ich lieber allein. Das soll jetzt aber keinesfalls eine Anspielung auf deine Beziehung sein!!! Ich halte es auch immer so wie du! Lieber eine Nacht mehr darüber schlafen, als vorschnell eine Entscheidung treffen oder hitzige Diskussionen führen. Das wird schon

P.S.: Solltest du dich wundern, dass ich so viel Zeit zum Schreiben habe... Ich habe keinen Job mehr Aber das macht mich ganz und gar glücklich, denn so habe ich eine Chance, etwas Neues und Besseres zu finden!

Pass auf dich auf
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #94  
Alt 05.02.2013, 10:59
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

huhu carlos!

mann, bin ich froh zu hören, dass es deinem dad gut geht. also mit einschränkungen gut geht. dass er lebt, und dass du mit ihm sprechen kannst. oh mann. phew...

der rest ist blöd. also das mit deiner freundin und deinem partner. aber ich fürchte, es ist ganz natürlich. ich weiß nicht, wie du es siehst. aber im nachhinein habe ich das gefühl, dass die zeit, in der mein vater krank war, der ultimative ausnahmezustand war. ich war nicht in der lage, über den aktuellen zustand hinaus zu denken.

menschen, mit denen man beziehungen pflegt, tun das aber schon. so wie deine freundin an familie denkt, oder dein partner an den urlaub, wobei er da wahrscheinlich eher an die firma denkt. ich glaube, so unfeinfühlig, wie das rüberkommt, ist es gar nicht. es ist nur natürlich. letztlich ist jeder sich selbst der nächste, und das ist ja auch nix schlimmes.

weißt du, es ist komisch. während man im vakuum ist, denkt man sich, dass danach alles wieder gut wird, dass man rausgeht, und alles ist wie vorher. und das ist es nicht. alles ist ausradiert, und alles kommt neu. auch wenn die akteure bekannt bleiben. beziehungen verändern sich, werden neu definiert, im zweifelsfall aufgegeben. drum mach dir keine sorgen, außer denen, die du die machen musst. ich weiß, das klingt jetzt blöd und banal, aber belaste dich nicht. und zweifle nicht an der aufrichtigkeit der leute. sie dürfen sich sorgen über sich selbst machen, so unfein dir diese auch scheinen. es ist die natur von menschen, nicht altrustisch zu sein.

ich wünsche dir und deinem dad und deiner mom noch viel gute zeit zusammen. sag deinem dad herzliche grüße und ein großes chapeau fürs durchhalten und weiter machen.

viel glück!
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  #95  
Alt 05.02.2013, 14:58
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Liebe Nadine,

Zitat:
Zitat von Sternenkreuzer Beitrag anzeigen
...emotional erpresst...
Das bringt es auf den Punkt.
Genau so habe ich mich gefühlt. Auch wenn mir nicht expressis verbis Konsequenzen angedroht wurden, kann mich Herr von Thun mal kreuzweise. Bei mir angekommen ist, dass ich mich besser vorsehe, wenn ich die Konsequenzen nicht tragen will.

Vielen Dank für deine Sicht.
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  #96  
Alt 05.02.2013, 15:05
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Hallo puppe88,

Zitat:
Zitat von puppe88 Beitrag anzeigen
...Mir ist jedenfalls klar geworden, dass in Extremsituationen nicht alle Menschen die Gabe haben über längere Zeit zurückzustecken...
Darüber habe ich gestern abend lange nachgedacht.
Du hast bestimmt recht damit und die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein.
Vermutlich ist mein Problem, dass ich anders bin und zu sehr von mir selber ausgehe.
Dabei lautet eine meiner Lebensmaxime, man solle nicht zu sehr von sich auf andere schliessen.

Am Ende läuft es doch auf Live together, die alone hinaus. Das finde ich aber nach wie vor fürchterlich.
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  #97  
Alt 05.02.2013, 15:48
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Liebe Miriam,

Zitat:
Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
Aber es ist gut so, wie es ist, denn dann bin ich lieber allein.
Genau so sehe ich das auch.
Das soll jetzt nicht heissen, dass ich mich entschieden habe, die Partnerschaft zu beenden. Ganz im Gegenteil.
Aber wenn es hart auf hart kommen sollte, dann steht meine Entscheidung fest. Es wäre für mich ein Zeichen dafür, dass es halt nicht passen würde, wenn das zarte Band der Liebe bei der ersten Windbö reisst.
Es wäre enttäuschend und schmerzhaft, aber bei genauer Betrachtung birgt Enttäuschung etwas sehr Befreiendes und Klärendes.

Wie dem auch sei, ich schiebe das ganze erst einmal auf die extreme Situation und darauf, dass jedem mal die Sicherungen durchgehen und man Dinge sagt, die man besser nicht gesagt hätte.

Mal gucken, was kommt und wie es wird.

Und dennoch. Etwas bleibt zurück.

Zitat:
Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
P.S.: Solltest du dich wundern, dass ich so viel Zeit zum Schreiben habe... Ich habe keinen Job mehr Aber das macht mich ganz und gar glücklich, denn so habe ich eine Chance, etwas Neues und Besseres zu finden!
Habe ich schon bei dir im Thread gelesen. Finde ich toll. Passt auch zu dir oder besser dem Bild, das ich von dir habe.
Mutig, konsequent und geradeaus.

Ich habe das auch gemacht, als mein Bruder starb. Den ganzen Quatsch, der mir buchstäblich Bauchschmerzen bereitete über Bord geworfen, alte Zöpfe abgeschnitten und Dinge gemacht, die ich schon lange machen wollte, aber immer vor mir her schob.
Habe meinen alten Job gekündigt, ins Ausland gegangen und geblieben, bin an Schirmen vom Himmel gestürzt, habe am Strand Rotwein gesoffen bis die Sonne aufging und habe danach eine Herzensangelegenheit zum Beruf gemacht. Ich habe begonnen spanische Weine aus meiner spanischen Heimat zu importieren. Es stellte sich zwar heraus, dass das zu knabbernde Brot genauso schmackhaft wie hart ist, aber ich habe es zwei Jahre lange mit Herzblut betrieben und eine Menge Spass gehabt. Es war ein verdammt gutes Gefühl.
Mittlerweile ist der Schuster in mir zwar wieder zu seinen Leisten zurück gekehrt und doch ist nichts mehr wie zuvor.

Ich wünsche dir auf alle Fälle jedes Glück der Welt. Ich glaube die Steuerfrau in dir hat dein Schiff auf den richtigen Kurs gebracht, auch wenn noch nicht klar ist wo die Reise hingeht.
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  #98  
Alt 05.02.2013, 16:16
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Hey Mari!

schön von dir zu lesen.

Du hast Recht.
Es ist der totale Ausnahmezustand, der in mir und um mich rum regiert - 24/7. Du weisst ja, wie das ist.
Und ja, andere Menschen sehen das auch, aber fühlen es nicht.
Und klar haben Sie ein Recht darauf eigene Wünsche und Bedürfnisse zu haben und Pläne zu verfolgen.
Ich weiss genau, dass jeder Versuch eines Aussenstehenden sich in meine Lage hineinzuversetzen und mitzufühlen gut gemeint, jedoch zum Scheitern verdammt ist.
Ich erwarte das nicht, ich will das auch gar nicht.

Wenn aber diese Pläne und Bedürfnisse mich als Bestandteil vorsehen, dann ist die Sache halt so wie sie im Moment ist. Oder ich bin raus - Um es jetzt mal ganz platt runterzubrechen.

Fcuk you Lebensplanung. Kommt sowieso alles anders...irgendwie auch gut so.

Zitat:
Zitat von Larimari Beitrag anzeigen
...letztlich ist jeder sich selbst der nächste, und das ist ja auch nix schlimmes...
...es ist die natur von menschen, nicht altrustisch zu sein...
Das ist ein Thema, über das man nächtelang diskutieren könnte und sollte um immer mal wieder die leere Rotweinflasche vom Tisch zu stürzen zu lassen und auszutauschen.

Mein Standpunkt in aller Kürze:
In meiner Welt ist der Mensch an sich weder egoistisch noch altruistisch, sondern beides. Beides jeweils sehr situativ bedingt.
Ganz entscheidend ist für mich dabei die soziale Prägung und die umgebende Welt.

Zweifellos ist der Mensch an sich ein sehr soziales Wesen. Man mag heute daran zweifeln, aber wenn man mal die sehr rasante Entwicklung seit Erfindung der Dampfmaschine aussen vor lässt, dann hat vor allem seine soziale Ader den Weg zum vermeintlichen Thron der Schöpfung geebnet.

Prost!

PS. Die guten Wünsche werde ich selbstverständlich ausrichten.
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  #99  
Alt 05.02.2013, 18:00
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Hey, bei der Rotweinrunde wäre ich gern dabei! Das Thema ist sehr spannend und gibt sicherlich eine Menge her! Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mir mittlerweile die Menschen aussuche, denen ich etwas geben möchte oder mit denen ich fühle. Das kam mit dem Alter und der Lebenserfahrung. Man kann nicht die Welt retten, aber wenn man es jeden Tag schafft, einem anderen Menschen ein Lächeln auf's Gesicht zu zaubern oder ein klitzekleines Stück Hoffnung oder Verständnis zu geben, dann hat man schon viel ausgerichtet. Und mir fällt da immer die Mama von Kleinen Lord Fauntleroy ein (mich jetzt bitte nicht auslachen), die sagte: "Cedric, jeder Mensch sollte mit seinem Leben versuchen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen."

Zum Wohle!!!
Miriam
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  #100  
Alt 05.02.2013, 20:19
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

ich hab schon ne flasche wein offen!

irgendwas rotes, süffiges...

ich glaube nicht mehr so ganz an altruismus. wobei, ich kann natürlich auch nicht zu hundert prozent nur ans gegenteil glauben. situationsabhängig, das ist schon richtig.

ich denke, es ist gut, wenn du das so artikulieren kannst wie in einem der obigen posts. dass du grad halt für bestimmte sachen nicht zur verfügung stehst. die leute vergessen, dass es ne 24/7 geschichte ist, in der du da steckst. ich kenn das. vor allem mit meinem freund, der zu der zeit nicht hier war. er wollte mir von seinem alltag erzählen, und von irgendwelchen sachen, die mir damals total banal erschienen, und ich musste da schon ab und zu explizit sagen, dass ich da einfach kein ohr für hab. weil mein kopf woanders steht, und ich nie 100%ig an einem ort sein kann, der nichts mit meinem vater zu tun hat. mir tat es oft leid, aber es ging nicht anders.

ich drück daumen, dass ihr alle einen guten weg findet diesbezüglich, und dass es dir nicht zusätlich noch die energie raubt, die du brauchst, um deinem dad zu helfen.
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  #101  
Alt 06.02.2013, 12:23
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs - es sieht ganz und gar nicht gut aus.

Hey Miriam,

Zitat:
Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
...dass ich mir mittlerweile die Menschen aussuche, denen ich etwas geben möchte oder mit denen ich fühle...
Das ist sehr weise. Altersweise quasi, hrhrhr.
Welche Kriterien legst du denn dabei an?

Zitat:
Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
"Cedric, jeder Mensch sollte mit seinem Leben versuchen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen."
Daran gibt es nichts, weshalb man dich auslachen müsste. Gleichwohl der kleine Lord mit seiner Metaphorik vielleicht etwas ausgelutscht, weil viel bemüht, ist.

Ich glaube, dass das einander helfen generell ein bisschen aus der Mode gekommen ist, weil der moderne 1. Welt-Mensch vermeintlich nicht mehr so sehr auf die Gemeinschaft angewiesen ist. Wir sind eben alle vergleichsweise steinreich und können uns Dinge und Dienstleistungen kaufen, die wir benötigen.

Meine Mutter kommt beispielsweise aus einer ganz anderen Welt. Das Dorf in den spanischen Bergen aus dem meine Mutter stammt, schien mir früher wie aus der Zeit gefallen und war es wohl auch. Als ich klein war gab es dort im ganzen Dorf genau ein Telefon, Strom zu haben war Glückssache und fliessend Wasser ohne eigenen Brunnen gab es nicht. Durch die Gassen knarrten Ochsenkarren und keine Traktoren und Autos sah man alle Jubeljahre. Die Menschen lebten und leben dort vorwiegend von dem was sie dem kargen Boden abtrotzen.
Und um zum Thema zurückzukommen: zum Beispiel war zur Erntezeit jeder auf die Gemeinschaft angewiesen. Der einzelne oder die einzelne Familie war logistisch gar nicht in der Lage das Korn oder die Kartoffeln einzufahren. Und so hat das gesamte Arbeitsfähige Dorf die gesamte Ernte gemeinsam eingebracht.

What goes around, comes around.
Es wird seinen Grund haben, dass es in so gut wie jeder Sprache eine Entsprechung dieser Redewendung gibt.

Man könnte denken: je reicher der Mensch, desto weniger ist er auf die Gemeinschaft angewiesen. Das ist in meinen Augen aber ein bitterer Trugschluß. Die Gemeinschaft ist nur abstrakter geworden. Steuern und Abgaben werden zur Finanzierung der Gemeinschaft herangezogen und werden so nicht mehr direkt als Gemeinschaftsleistung greifbar und fühlbar. Im Gegenteil, sie werden größtenteils als Belastung angesehen.
Etwas das der Dorfgemeinschaft meiner Mutter unabdingbar und notwendig ist, wird für uns eine Belastung. Schon bemerkenswert.

Hach, verklärende Retrospektive, sei mein Gast.

Geändert von El_Desparecido (06.02.2013 um 12:45 Uhr)
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  #102  
Alt 06.02.2013, 12:54
El_Desparecido El_Desparecido ist offline
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Hey Mari,

Zitat:
Zitat von Larimari Beitrag anzeigen
...ich denke, es ist gut, wenn du das so artikulieren kannst wie in einem der obigen posts...
Ich glaube auch.
Wir hatten gestern ein langes klärendes Gespräch.
Es hat sich einfach Vieles bei ihr aufgestaut, das sie beschäftigt und worüber sie nicht mit mir reden wollte, damit es mich nicht noch zusätzlich belastet.
Letztlich hat dieses Verhalten genau das Gegenteil bewirkt.

Ich glaube das Gespräch war mehr als überfällig und durchaus konstruktiv.
Mal gucken, wie das weitergeht.

Dennoch, es bleibt ein fader Nachgeschmack.
Anyways.

Geändert von El_Desparecido (06.02.2013 um 13:11 Uhr)
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  #103  
Alt 06.02.2013, 14:53
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Na, das doch gut! Reden hilft

Und wonach ich mir die Menschen aussuche? Keine Ahnung, ich glaube, meine Eltern haben mir so einen seltsamen Gerechtigkeitssinn eingepflanzt, dass ich immer das Gefühl habe, Schwächeren helfen zu müssen. Ich war auch als Kind immer auf der Seite der unterlegenen Fußballmannschaft Und allgemein denke ich immer an diesen indianische Weisheit, dass man einen Tag in den Schuhe seines Feindes gewandert sein muss, bevor man ihn für irgendetwas verurteilt. Tja, und wenn ich das Gefühl habe, dass ich jemandem eventuell helfen könnte und der- oder diejenige das auch zulassen kann, dann tue ich das gern, weil ich glaube, dass alles, was ich gern an jemanden gebe, eines Tages zu mir zurück kommen könnte. Nicht von genau dieser Person, aber vielleicht von einer anderen. Und diese Vorstellung finde ich tröstlich. Als es mir ganz, ganz schlecht ging, haben mir hier beispielsweise wildfremde Menschen geschrieben und mich aufgebaut. Das möchte ich gern an andere weitergeben. Auch auf der Palliativstation habe ich das so erfahren. Und wenn es mir gut geht, dann kann ich gern etwas von dem abgeben, denn dadurch fühlt sich die andere Person vielleicht besser und wenn das funktioniert, dann freue ich mich. So einfach! Aber die Zeit hat mich halt gelehrt, dass nicht jeder meine Hilfe möchte und dass einige zu viel möchten und eigentlich auch immer nur nehmen und niemals etwas geben. Und daher suche ich mir heute eben aus, wem ich helfe.

Wahrscheinlich waren oder sind die Menschen in dem spanischen Dorf deiner Ma nicht unglücklicher... Eher wohl das Gegenteil ist das Fall. Zwar ist ihr Leben sicherlich entbehrungsreicher und härter, doch dafür stehen andere Werte im Vordergrund. Da sind wir schon beim nächsten Thema... Immer wenn ich in Dänemark Urlaub gemacht habe, war ich glücklich. Das hatte nicht nur mit dem Meer zu tun und der Gleichförmigkeit der Tage sondern auch damit, dass ich nur das Nötigste um mich hatte. Gerade ausreichend Geschirr und Besteck, ein Bett zum schlafen, einen Stuhl und einen Tisch... Mehr brauchte ich eigentlich auch überhaupt nicht, denn alles, was ich so ansammle, ist mehr Ballast. Diese Erkenntnis fand ich erstaunlich, dass man mit so wenigen Dingen auskommt und doch so glücklich oder zufrieden ist, weil man sich auf das Wesentliche konzentriert. Ich habe immer versucht, dieses Lebensgefühl in den Alltag mitzunehmen, doch leider ist es mir nie langfristig gelungen...

Liebe Grüße
Miriam
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  #104  
Alt 06.02.2013, 19:28
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Ein wirklich toller und "anregender" Strang. Gefällt mir sehr eure Gedanken.
Ich bin selbst Betroffen und manchmal verstehe ich meine Umwelt und die Reaktionen auch nicht so ganz.
Zu deiner Freundin kann ich nur sagen: Ein Steinchen im Hinterkopf wird bleiben. Seht nur zu, dass es nicht zu viele werden.

Ich finde es toll wie du zu deiner Familie stehst und sie unterstützt. Jede Mutter würde sich so ein Kind wünschen.
Man versteht das glaub ich erst, wenn man selber ein Elternteil geworden ist.

Ich wünsche deinem Vater noch eine gute Zeit mit euch zusammen.

Mach weiter so, du bist ein toller Mann!!

Liebe Grüße
Martina
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  #105  
Alt 21.02.2013, 08:34
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Mirilena Mirilena ist offline
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Hallo Carlos,

solltest du irgendwann hier mal wieder reinschauen...

Ich hoffe, es geht euch den Umständen entsprechend. Ich wünsche so sehr, dass der Frühling endlich kommt und mit ihm ein wenig Wärme und Licht. So allmählich macht der Winter mich depressiv. Für deinen Papa wäre es auch schön, wenn's endlich heller und freundlicher wird, wenn die ersten Frühblüher sprießen. Ich glaube immer, dass mit dem Leben da draußen auch ein wenig mehr Kraft zu uns zurückkommt.

Na, jedenfalls wollte ich dich wissen lassen, dass wir hier an euch denken. Das hilft zwar nicht viel, aber vielleicht ein kleines bißchen, damit du dich mit deinen Sorgen und Ängsten nicht so allein und unverstanden fühlst.

Liebe Grüße
Miri
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