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  #1  
Alt 14.09.2007, 20:33
Tina2904 Tina2904 ist offline
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Standard Warum wir?

Ich war einige Zeit als stille Leserin hier bei Euch im Forum und es hat mir immer viel Mut gemacht, diese Zeit durchzustehen.
Gestern war ich noch voller Hoffnung und nun soll alles vorbei sein?
Vielleicht kurz unsere Geschichte. Leider weiss ich die ganzen Medikamte nicht, welche Chemo und so. Ich kann es nur aus Sicht einer liebenden Tochter schreiben.
Mein Vater kam kurz vor Pfingsten ins Krankenhaus mit Verdacht auf einen Gallenstein. Er wurde schon vor Tage Gelb und es juckte ihn am ganzen Körper. Nach langen und quälenden Untersuchungen haben sie festgestellt, dass es kein Gallenstein ist. Glückwunsch dachte, Noch mal davon gekommen. Die Ärzte teilten meinem Vater nur knapp mit, dass er keinen Gallenstein hat, sondern BSDK! Und liesen ihn alleine im 6-Bettzimmer liegen. Mit seinen Gedanken.
Meine Ma und ich sind sogleich, nachdem mein Vater uns anrief, ins Krankenhaus gefahren. Nach x-Stunden hat sich dann endlich der Stationsarzt bemüht, mit uns zu sprechen. Wir waren aber auch anhänglich, und wollten alles wissen. Wer nicht, oder? Er teilte uns dann auch die Diagnose mit. Und das Metas in der Leber sind. Was dann genau noch alles kam, weiss ich nicht mehr sorecht. Hab es irgendwann verdrängt.

Die Geschichte ging weiter und mein Vater bekam noch im Krankenhaus einen Stent eingesetzt und auch mit der Chemo fingen sie an. Leider wurde es versäumt, zu prüfen, ob die Chemo auch anschlägt. So hat er nun über Wochen hinweg Chemo erhalten und es hat sich nix getan. Mein Vater war zwischenzeitlich mehrere Male im Krankenhaus wegen des Stents, der immer wieder Probleme verursacht. Auch im UKE ging die Geschichte weiter. Unser Professor Dr. K. aus HH hat leider auch versäumt, zu prüfen, ob die Chemo anschlägt.

Eines Nachts bekam mein Vater sehr starken Schüttelfrost und hohes Fieber. So um die 40 Grad. Mit Krankenwagen ins Krankenhaus. Gott sei Dank waren die beiden Fahrer vom Krankenwagen so beherzt und fuhren nicht ins UKE sondern nach Reinbek. Dort wurde alles mögliche untersucht und unternommen und meinem Vater ging es auch wieder besser.

Erwähnen möchte ich, dass mein Vater von knapp 75 Kg auf nun 61 Kg runtergegangen ist und sehr schlapp ist.

Die Chemo ging dann weiter bei unserem Professor. Der Stent wurde im übrigen auch wieder gewechselt.

Er nahm nun Morphin, da er unter unsäglichen Schmerzen leidet. Leider hilft auch dieses Morphin nicht so gut.

Vor ca. 1 Woche bekam er endlich einen Port eingesetzt. Nun werden die Arme nicht mehr so geschunden.

Dann war gut vier Wochen kein Krankenhaus in Sicht und es sah auch mal wieder ganz gut aus. Ok, essen mochte er kaum noch und Fresubin kann er auch nicht mehr sehen.

Seit Montag dieser Woche liegt er wieder im Krankenhaus. Er bekam wieder Fieber. Die Ärzte haben wohl immer noch nicht genau den Endtzündungsherd gefunden. Fast jeden Tag hat er Blutinfusionen bekommen und auch andere Medikamente. Antibiotikum natürlich auch wieder.

Dies ist die Kurzfassung, was bisher geschah.

Habe heute Abend von meiner Ma erfahren, wie es nun wirklich um meinen Vater steht. Die Blutwerte sind im Keller; die Blutplättchen bilden sich zurück. Man rät im allgemeinen von weiteren Chemos ab. Wir sollen ihm die letzte Zeit noch so angenehm wie möglich gestalten und er soll sich nicht mehr durch eine Chemo quälen.
"Die haben meinen Vater aufgebenen" Dachte ich im ersten Moment. Naja,aufgeben ist nicht das richtige Wort. Sie haben uns nun endlich die Wahrheit gesagt. Es tut mir nur so unendlich weh. Nun hat mein Vater noch Wasser in den Füssen und Beinen. Das quält ihn auch noch. Mein Gott, was muss noch alles passieren? Noch liegt er im Krankenhaus und wird weiter untersucht. Festgestellt wurde auch, dass wohl auch Metas schon an oder in den Knochen sind. Meine Ma hat es nicht so richtig mitbekommen. Sie ist völlig durch den Wind. Sie wird nächstes Jahr 70! Die Ärzte geben ja nicht auf und machen und tun. Die Ärzte halten vom Professor nicht viel wo mein Vater in Behandlung ist und haben ihm 2 neue Praxen genannt, wo er "begleitet" werden kann, wenn er keine Chemo mehr möchte. Sie würden ihn dann quasi bis zum Ende begleiten und ihn schmerzfrei halten. Hallo, das ist mein Vater. Ich will nicht, dass er geht. Er ist doch erst 68!!!

Es tut mir leid, dass ich alles hier schreibe, aber ich muss es mir von der Seele schreiben. Ich kann einfach nicht mehr. Bin nun völlig am Ende. Warum? Warum muss uns dies alles passieren?

Liebe Grüße Tina

Geändert von Tina2904 (14.09.2007 um 20:44 Uhr) Grund: Porteinsatz
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  #2  
Alt 15.09.2007, 12:23
Benutzerbild von Anne-Charlotte
Anne-Charlotte Anne-Charlotte ist offline
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Beiträge: 18
Standard AW: Warum wir?

Hallo Tina

Ich kann dir sehr gut verstehen und es tut mir so leid für dich und dein Vater und natürlich auch deine Mutter. Mein papa ist es ähnlich gegangen, er ist auch wegen gallenstein verdacht in Spital eingelifert worden. Es hat ihn überall gejuckt und gelbe Augen hat er auch gehabt ... Leider haben wir auch den traurigen Nachricht bekommen dass es BSDK ist. Nur hat man gedacht dass ein OP möglich wäre. Aber hat am Mittwoch feststellen müssen dass mein papa Metastasen in den Leber hat. Man hat ihn wieder zusammen genäht und jetzt warten wir auf die Testergebnisse um nachher weiter zu kämpfen!! Ich kann es auch nicht fassen, es ist wie ein Albtraum, mein papa ist auch nur 65 Jahre alt. Hat vor drei Jahren mit den rauchen aufgehört, motioniert und ist der beste papa und Grossvater der man sich vorstellen kann! Es ist unfair!! Ich weiss nicht wie ich dir trösten kann, ich kann nur sagen dass du nicht alleine bist. Mir hilft es darüber zu schreiben und ein paar nette Wörter von andere die auch etwas ähnliches erlebt hat zu lesen tut gut.
Auch meine Schwester und Brüdern in Schweden, mit denen ich sehr oft telefoniere, gibt mir sehr viel Kraft. Hast du auch Geschwistern?
Ich wünsche Dir und deine Familie viel Kraft!

Liebe Grüsse
Anne-Charlotte
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  #3  
Alt 16.09.2007, 20:44
Martina R. Martina R. ist offline
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Ort: Solingen
Beiträge: 203
Standard AW: Warum wir?

Hallo Tine,
auch wenn ich deine Wut und Traurigkeit verstehen kann, denn hier geht es allen so, kann ich die Fraige: Warum wir? nicht verstehen und überhaupt nicht nachvollziehen.
Warum nicht gerade ihr, oder wir oder wer auch immer? Diese Frage bringt dich doch auf keinen Fall weiter und im Umkehrschluss bedeutet es auch: Warum wir, mir wären die anderen lieber.
Das hört sich jetzt sehr hart an, was ich hier schreibe, aber ich glaube, das man Schicksalsschläge nur tragen kann, wenn man sie annimmt und dann versucht zu kämpfen.
Schönen Abend noch
Martina
Meine Schwiemu ist im Januar 07 im Hospiz an BSDK verstorben, zur Zeit liegt mein Schwiepa im Hospiz Entstadium Non-Hodgkin.
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  #4  
Alt 16.09.2007, 21:06
antje14 antje14 ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 119
Standard AW: Warum wir?

Hallo Martina,

du schreibst wirklich sehr harte Worte, ich glaube diese Frage stellt sich jeder bei dieser Diagnose als erstes und ich finde es keinesweg egoistisch von Tina.

Auch ich habe mir immerwieder die Frage gestellt, Warum WIR???

Ich habe innerhalb von 19 Monaten , 5 liebevolle Familienmitglieder verloren und falle von einer Trauer in die nächste.

Ja, verdammt ich stelle mir die Frage: Warum WIR???


Liebe Tina,
lass den Kopf nicht hängen, schreib all deine Sorgen und Ängste die dich jetzt begleiten hier ins Forum, es sind immer liebe Menschen hier, die dir gerne schreiben.

LG
Antje
__________________
Meine Liebe kleine Mutti, ich werde Dich nie vergessen und Dich immer lieb haben

Deine Tochter Antje

Geändert von antje14 (16.09.2007 um 21:16 Uhr)
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  #5  
Alt 17.09.2007, 20:41
antje14 antje14 ist offline
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Registriert seit: 16.08.2007
Ort: Berlin
Beiträge: 119
Standard AW: Warum wir?

Hallo Tina,

ich hoffe dir geht es gut.

Hoffe mal nicht, dass du jetzt böse bist über bestimmte Mitglieder hier im Forum und hast dich verschrecken lassen.

Wir sind alle hier, um unsere Ängste und Sorgen um unsere Lieben mit jemanden zu teilen.
Aus diesem Grund gibt es dieses Forum und es hat jeder das Recht hier offen zu schreiben, auch du.

Schicke dir ganz viel Kraft vom ganzen Herzen.

Antje
__________________
Meine Liebe kleine Mutti, ich werde Dich nie vergessen und Dich immer lieb haben

Deine Tochter Antje
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  #6  
Alt 18.09.2007, 07:15
Tina2904 Tina2904 ist offline
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Registriert seit: 12.09.2007
Beiträge: 13
Standard AW: Warum wir?

Hallo Antje,

vielen lieben Dank für Deine lieben Zeilen. Durch solche Anmerkungen lasse ich mich nicht verschrecken. Da steh ich drüber. Sie tut mir nur unendlich leid, dass sie so empfindet.

Ich war gestern noch sehr lange bei meinem Vater. Er liegt ja noch immer im Krankenhaus. Gestern wurde zum 5. Mal der Stent gewechselt. Nun sogar schon innerhalb einer Woche 2 mal. Er ist sehr schwach und kann nur liegen. Es zerbrach mir mir das Herz, als ich ihn so gesehen habe. trotzdem geb ich die Hoffnung nicht auf. Ich werde mit meinem Vater unterm Weihnachtsbaum sitzen und Weihnachten feiern!!!

Trotzdem möchte ich mich bei allen bedanken, die mich hier so wunderbar aufbauen. Vielen lieben Dank dass ihr da seid.

Herzliche Grüße

Tina
__________________
Bei meinem Vater, Jahrgang 39, wurde am 25. Mai 2007 BSDK am Kopf, Stadium IV, festgestellt. Lebermetas und Metas in den Lymphdrüsen

Chemo wurde eingestellt....

Eingeschlafen am 24.12.2007
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