Hallo Bernd,
Zitat:
Zitat von corvus
Ich bin 33 und bei meinem Vater ist letzten September ein Zugenkarzinom am Zugengrund diagnostiziert worden. Ich glauben T3. Der Tumor ist 3 cm dick un 6 cm lang. Bisher sind, zum Glück noch keine Metastasen gefunden worden.
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Bis auf Chemo und Bestrahlung wurde nichts gemacht. Jetzt soll er am 30.03 wieder zur Untersuchung ins Krankenhaus.
Meine Mutter meinte in dem Bericht stand irgendetwas mit palliativ, was aber im Widerspruch der Meinung des Chefarztes steht. Der geht von einer 100% Heilung aus. Von einem Bekannten habe ich aber erfahren, das dieser Arzt alles eh sehr locker sieht und wohl nicht wirklich realistisch...
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Nun wollte ich meine Eltern dazu bringen lieber eine Zweitmeinung einzuholen, denn ich glaube, daß mein Vater hier in Paderborn nicht so gut aufgehoben ist.
Weiß jemand von Euch, wo es eine gute Klinik (möglichst in der Umgebung von Paderborn) gibt, die sich mit Zungenkrebs auskennt?
Ich bin verunsichert da, soweit ich das lesen konnte alle an Zungenkrebs erkrankten operiert wurden und danach erst Chemo und Bestrahlung bekommen haben 
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Das ohne Operation muss kein schlechtes Zeichen sein.
Es gibt auch die Methode der kombinierten Radio-Chemo-Therapie, die ohne Operation auskommt. Das funktioniert dann so, dass es einerseits mehrere Zyklen Chemo (meistens 5FU) über einen zentralen Venenkatheter gibt (z.B. 3 x 5 Tage) und zusätzlich vor den Bestrahlungen ein Platinderivat (Carboplatin, Cysplatin). Dieses erhöht die Empfindlichkeit des Tumors gegen die Stahlung, so dass man ohne Operaton auskommen kann.
Bei mir wurde es 1998/99 so gemacht (Zungengrundkarzinom T3, N2, M0) und es hat bis jetzt gut funktioniert.
Ob es bei deinem Vater auch so gemacht wurde weiß ich natürlich nicht, aber eigentlich würde man bei der Diagnose nicht schon von Anfang an 'palliativ' behandeln, sondern kurativ (heilend).
Du musst da die Ärzte löchern, was genau gemacht wurde. Es kann auch sein, dass es genau richtig war! Ich bin sehr froh, dass ich nicht erst operiert wurde und daher eigentlich alles wieder normal funktioniert.
Auch das teils obligatorische Zähneziehen halte ich für desöfteren überflüssig und habe es für mich persönlich abgelehnt, bis auf solche, die eh nicht zu retten waren (hatte damals eh schlechte Zähne !).
Zitat:
Außerdem weiß ich nicht, wie ich meinen Vater aus diesem Tief rausholen kann. Er mußte von heute auf morgen das Rauchen und Trinken aufgeben, was ja auch noch eine zusätzliche Belastung ist...Außerdem war er vor der Diagnose schon leicht depressiv, soviel ich das beurteilen konnte...
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Rauchen und Trinken aufgeben ist ein MUSS. Ich glaube nicht, dass man eine solche Erkrankung überstehen kann, ohne was in seinem Leben zu ändern.
Wahrscheinlich war ich auch eher depressiv, ohne es zu merken, und habe einen kräftigen Arschtritt gebraucht. Zumindest sehe ich es heute so
Aber es gibt keine Patentrezepte und was dem Einen gut tut, muss nicht das Richtige für jemand anderes sein.
Noch zur Klinik: Ich wurde im Klinikum Kassel behandelt, damals HNO unter Prof. Schröder. Leider praktiziert Prof. Schröder nicht mehr, aber die ganzen Oberärzte etc., die damals dort waren, sind alle sehr kompetent und vertrauenswürdig.
Alles Gute, Rainer