Alles im Leben hat immer zwei Seiten.
Gerade Krebs ist in unserer Gesellschaft als "Thema" immer noch ziemlich problematisch. Viele Menschen sind - mangels Erfahrung - schlicht und einfach unwissend und unsicher. Manche halten Krebs für eine Krankheit, die generell über kurz oder lang tödlich endet. Manche meinen, nach der OP/Chemo sei doch die Behandlung nicht mehr gravierend und fragen z.B., warum man eigentlich mit dem Taxi zur Bestrahlung fährt. Und Beeinträchtigungen durch die AHT? Wo man doch immer gehört hat, dass Hormonbehandlung gut gegen Wechseljahresbeschwerden ist!
Ich habe im Verwandten- und Bekanntenbereich Reaktionen von echter Anteilnahme bis ziemlicher Ignoranz gehabt. Viele haben irgendwann mal gefragt "Und, geht´s Dir gut?" und sich mit meiner Standard-Antwort für diese Art fragen "Ja, geht mir gut" zufrieden gegeben, einige haben nicht mal gefragt. So what? Ich weiß genau, dass einige von denen mir jederzeit bei irgendwas "Praktischem" wie Umzug o.ä. helfen würden, aber mit Krebs völlig überfordert sind. Und mit anderen kann ich richtig reden, aber meinen Kater und meine Blumen während des Urlaubs würde ich ihnen nicht anvertrauen, weil sie total unzuverlässig sind
Komplettes Vermeiden von Kontakt würde ich als Angstreaktion deuten - Angst davor, mit der Situation nicht umgehen zu können, mit Krankheit, möglichem Tod konfrontiert zu werden. Und damit können manche - noch nicht, grad im Moment nicht, nicht mehr - umgehen.
Ich war 1 Jahr vor meiner Diagnose mit einer Freundin in einem Brustzentrum, als ihr Brustkrebs diagnostiziert worden ist. Ich war danach mit ihr bei verschiedenen Ärzten/Untersuchungen/Chemos. Als ich dann selbst meine Diagnose hatte, da konnte ich das nicht mehr. Nicht aus zeitlichen oder krankheitstechnischen Gründen, sondern einfach, weil ich es nicht wollte/konnte. Mit ihr reden, ihr zuhören ja. Mit zur Chemo - nein. So, wie ich nach ihrem Tod auch eine Weile bei Besuchen meiner Schwiegermutter nicht mit zum Grab meines Schwiegervaters wollte/konnte. Das war schlicht und einfach ein Vermeiden von Situationen, von denen ich wußte, dass sie mir zu nahe gehen würden
Ich kann keinen Rat bezüglich Geburtstag geben. Das war für mich nie ein Ereignis, zu dem man nur die Leute eingeladen hat, mit denen man wirklich gut klar kommt, echt befreundet ist oder ähnliches. Sondern eine Veranstaltung, bei der aus Konvention alle möglichen Leute zusammen kommen, mit denen man verwandt ist oder so zu tun hat. Abgesehen davon - wenn Deine Verwandte Dich tatsächlich meidet, dann wird sie auch für Deinen Geburtstag eine gute Ausrede finden