Liebe Birgit,
habe etwas Zeit gebraucht mich mit den Erfahrungen aus den beiden PIPAC-Behandlungen auseinanderzusetzen, und frage mich noch heute, wie viel Positives oder evt. auch Negatives mir die ganze Geschichte gebracht hat. Ich gebe meiner Onkologin natürlich nicht zu 100% Recht, weil keiner wissen kann, was eigentlich in meinem Bauch passiert ist. Es ist durchaus möglich, dass durch das Öffnen neue Verwachsungen erstanden sind. Falls ja, kann ich es nicht mehr ändern. Bin trotzdem froh, es versucht zu haben. Ansonsten hätte ich mir später vielleicht Vorwürfe gemacht, es nicht versucht zu haben.
Wie gesagt, ich sollte mit der Chemo bereits begonnen haben. Meine Onko hat mir wieder Taxol + Carboplatin vorgeschlagen, ich sagte ihr aber, dass ich - was Carboplatin betrifft - darüber nachdenken wolle. Da ich meine Therapie mit der "Kälte-Kappe" durchführen lasse, hätte ich erst in einer Woche neu beginnen können, da die Kappe nicht früher zur Verfügung stand. Also habe ich gewartet, da ich meine seit einem Jahr wachsenden Haare nicht wieder verlieren wollte.
Auch den späteren Termin konnte ich nicht wahrnehmen, da meine Nierenwerte verrückt spielten. Es ist kein Wunder, da ich seit dem 13.08.2013, mit 1-2 Tagen Unterbrechung, starke Brechanfälle habe. Der Grund war wohl, dass mir in der Mittagszeit ein verführerischer Duft aus einem türkischen Geschäft entgegen kam und, obwohl ich keinen großen Hunger hatte, mir nach kurzem Überlegen eine Türkische Pizza mit Hähnchenfleisch, scharf, mit Zwiebel und allem drum und dran gegönnt habe
Mampf, mampf...Das war wohl ein Fehler
Schon am Abend begannen die Anfälle mit Übelkeit und Erbrechen. MCP-Tropfen, Infusionen mit MCP und Cortison haben nicht geholfen. Gestern war ich nochmal bei meiner Onko. Sie hat mir Dexamthason 8mg verschrieben. Heute ist wieder alles ok, obwohl ich schon gefrühstückt habe. Hoffentlich bleibt es so
Habe übrigens bei meiner Onko das Thema einer zweiten OP (nach Beendigung der nächsten Chemo) angesprochen, diesesmal jedoch in Regensburg. Sie hat etwas die Nase gerümpft und sagte, dass ich doch das erste mal bei einem guten Operateur ( Prof.L. aus Düsseldorf) operiert worden sei, und ich ihn schon bereits 2012 (1 Jahr nach der OP) wegen einer erneuten OP mit HIPEC gefragt hätte. Er hatte zu mir gesagt, dass es nicht notwendig sei, was ich als Ihre behandelnde Ärztin genau so sehe. Wenn Sie wollen, können Sie aber mit Regensburg Kontakt aufnehmen.
Habe mich nun entschlossen, zuerst die Chemo zu machen. Je nachdem wie sie ausfällt, werde ich meine Entscheidung treffen.
Liebe Birgit, du hast Recht: Bei dieser Krankheit muss man mit ALLEM rechnen...
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft für das Aufräumen auf dem Hof deiner Mutter. Es war bei mir ungefähr gleich, nur die Unterschied, dass ich damals noch gesund war.
Mein Vater starb unerwartet am 25.09.1995, alleine zurück blieb meine an Alzheimer erkrankte Mutter. Zum Glück habe ich in unseren damaligen Nachbarn eine Möglichkeit gefunden, gegen Bezahlung auf meine Mutter aufzupassen und alles für sie zu besorgen. Es waren Leute, zu denen ich vollstes Vertrauen hatte, und es war richtig so.
Dank diesen Leuten musste meine Mutter die ihr verbliebene Zeit nicht in einer fremden Umgebung oder in einem Altenheim verbringen. Ich habe sie - trotz einer Entfernung von 1400 km - so oft besucht wie ich konnte.
Meine Mutter starb dann auch überraschend, auf den Tag genau ein Jahr nach meinem Vater, am 25.09.1996.
Nach der Beerdigung musste ich die Sachen aus Haus und Hof aussortieren bzw. entsorgen. Ich stieß auf viele Erinnerungen... Von dem, was ich eigentlich hätte entsorgen müssen, habe ich 50% bis 2007 behalten; erst dann konnte ich mich davon lösen. Habe dann alles verschenkt und das Haus verkauft. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir das Haus noch renovieren lassen, mit dem Gedanken, später irgendwann mal dort zu leben.
Habe bei uns zu Hause ein altes Ölgemälde aus meinem Elternhaus als Erinnerung hängen, das ich auch behalten werde. Habe im Keller noch so viele Sachen die ich damals mitgenommen habe: Bilder, Bücher, Lithographien, altes Porzellan, Geschirr, Gläser, usw. Ich überlege aber es wegzugeben. Wir benutzen es nicht mehr, und ich stoße manchmal daran, wenn ich gerade etwas im Keller suche.
Liebe Birgit, ich habe es dir nur geschrieben, dass das du weist, das ich ähnliches durchgemacht habe. Es tut in der Seele weh und ist es ist kräfteraubend... Wie man sagt: Die Zeit heilt Wunden d.h., der Alltag normalisiert sich und die Bilder der Vergangenheit werden immer schwächer. Die Liebe, die Erinnerungen bleiben, prägen uns aber mit der Zeit nicht mehr so stark. Und es ist, wie so Vieles im Leben, gut so.
So, für heute habe ich genug geschrieben... Wünsche dir, und allen unseren lieben, tapferen "Eierfrauen" gute, schöne und beschwerdefreie Tage.
Viele, liebe Grüße
Leah