AW: Seit gestern ist nichts mehr wie es war.
Danke für deine lieben Worte Kristina. Es tut mir sehr leid, dass es deiner Mama wieder schlechter geht.
Bei uns ging's auch wieder bergab.
Vergangenen Dienstag hat sie mein Onkel auf ihr bitten hin ins Krankenhaus gebracht, weil die Schmerzen so schlimm geworden sind.
War dann auch fast jeden Tag bei ihr und war oder bin ganz fertig, wie schnell es ihr deutlich schlechter ging.
Sie kann sich kaum aufrichten, geschweige denn aufstehen oder gehen. Die Schwestern mussten sie waschen. Reden ist ein Ding der Unmöglichkeit weil Sie so schlecht Luft bekommt.
Sie starrt nur ins nichts oder schläft, ich halte ihre Hand und starre aus dem Fenster um mich abzulenken.
Wenn ich sie beim schlafen beobachte und im ruhigen Raum ihr lautes rascheln beim Atmen höre, fange ich sofort zu heulen an.
Ich schaffs kaum in die Arbeit, bin ständig zu Hause weil es mich psychisch so umhaut.
Am Samstag waren mein Freund und ich bei einer Hochzeit von Freunden. Am Weg dorthin hat mich meine Mama informiert, sie haben mehrere Metastasen im Kopf gefunden. Ich hab mich zusammen gerissen und wir sind dennoch gefahren.
Die Braut und ich waren gemeinsam in der Volksschule und obwohl mir die Ablenkung sehr gut getan hat, war ich oft unendlich traurig. Ich hab sie und ihre Mama beobachtet, wie sie gemeinsam getanzt und gefeiert haben, und ich hatte Angst, wie es bei meiner Hochzeit im August sein würde.
Ob Mama da überhaupt noch lebt.
Wir kamen dann gestern Nachmittag zurück und meine Tante rief mich an, wann ich denn ins Krankenhaus käme.
Als ich dann mit meiner Mama gesprochen hatte, ob sie böse wäre wenn ich nicht käme, hab ich gar nicht mehr anders können als zu heulen, weil ich so ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich zu müde war um zu meiner kranken Mama zu fahren.
Ich konnte heute - mal wieder - auch nicht arbeiten gehen.
Mein Bruder sagt ich würde Mama als Ausrede benutzen um nicht arbeiten zu müssen. Ich versteh nicht wie er nicht so fertig sein kann. Er betrachtet alles immer so medizinisch. Da war es klar, dass der Krebs streut. Und eigentlich ist es auch egal, weil Mama stirbt ja sowieso. Da tun die metastasen auch nix mehr dran ändern.
Ich überlege mit meinen Chefs zu reden. Ich kann nicht mehr so viel arbeiten. Ich weine nur. Ich fühle mich verloren und wahnsinnig alleine mit meinen Ängsten.
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