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Alt 05.12.2004, 14:17
Ute_G Ute_G ist offline
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Standard Erfahrungsaustausch, Teil 2

Liebe Anita,
ich drücke Dir ganz ganz fest die Daumen, dass die OP wirklich nur eine Kleinigkeit wird und Du Weihnachten gemeinsam mit Deinem Sohn feiern kannst. "Das Schlimmste annehmen und das Beste hoffen", wie meine Mutter sagt.

Ich war ja 4 Wochen zur Kur in Scheidegg und auch dort sind die Tumormarker wieder gestiegen. Mein Arzt hat mich gynokologisch untersucht, aber nichts feststellen können. Er meinte nur, daß ich mir Gedanken über eine Therapie machen sollte, bevor Beschwerden auftreten. Ich sagte ihm, daß ich eigentlich nicht so recht will (das "Bauchgefühl"), ich genau weiß welche Beschwerden durch die Chemo auftreten werden, die meine Lebensqualität rapide in den Keller jagen. Ich sagte ihm auch, daß ich zuhause zuerst ein PET machen lassen will. Einen Termin hatte ich schon auf den Tag nach meiner Rückkehr festgelegt. Er hat mir dann angeboten, mich vom Chefarzt beraten zu lassen. Dessen Empfehlung kurzgefasst: Zum jetzigen Zeitpunkt keine Chemo (mittlere Wachstumsgeschwindigkeit meines Tumors, eine Chemo zielt aber auf die „schnellen Zellen“, daher auch fraglich, inwiefern ich auf die Chemo anspreche. Es habe sich leider gezeigt, dass jeder Tumor seine eigene biologische Dynamik habe und egal, mit welcher Therapie man beginnt oder wann, der Tumor zurückkommt oder nicht. Daher kann man nicht sagen, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt mehr von einer Chemo profitieren würde, als später). Zum PET meinte er: tolle Diagnostik auch bei Eierstockkrebs, aber unter 3-5 mm sieht man keine Metastasen. Außerdem fragte er mich, welche Konsequenzen diese Untersuchung für mich hätte. Würde ich danach sofort eine Therapie beginnen oder, da ich mich gut fühle, das weiter aufschieben? Nur wissen zu wollen, ob da was ist, würde mich nur unnötig psychisch belasten. Eine Untersuchung, die keine Konsequenzen hat, solle ich nicht machen. Er betreut Patientinnen in ähnlicher Lage, die hohe Tumormarker haben, sich sehr gut fühlen, wo aber sonst diagnostisch nichts festzustellen ist.
Von einem Chirurgen aus Karlsruhe habe ich eine ähnliche Empfehlung bekommen: Jetzt kein PET machen, wenn es keine unmittelbaren Folgen hat. Dieser Arzt betreut einen Patienten, der seit längerem mit hohen TM lebt, wo man aber nichts feststellen kann.

Wahrscheinlich wird die gesamte EK-Forums-Gemeinde jetzt aufschreien und mich für total bekloppt erklären, ABER: Leider muss jeder für sich abwägen, welcher Weg der richtige ist und bisher hat mich mein Bauchgefühl ganz gut geleitet. Auch das Nichts-Tun erfordert Mut. Ich nehme nichts auf die leichte Schulter und weiß auch, daß mich die Therapien irgendwann einholen werden. Seit meinem Gespräch mit dem Chefarzt fühle ich mich innerlich weniger zerrissen und kann auch ab und zu loslassen von der Jagd nach neuen Erkenntnissen. Ich werde im Januar wieder meine Routine-Untersuchung machen und dann weitersehen.
Ich lebe... und versuche die gewonnene Zeit für mich zu nutzten. Und das Beste ist, mein Mann geht diesen Weg mit.

Und hier noch ein berühmter Arzt-Witz: Treffen sich zwei Ärzte und sind einer Meinung.......

Liebe Grüße
Ute

PS. Es hat mir in Scheidegg und der Klinik gut gefallen, vor allem hatte ich Zeit für Reitstunden.
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