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Alt 20.01.2008, 11:48
HolgerS HolgerS ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Vielen Dank für Eure lieben Worte!

Unsere Mutter ist immer noch im Krankenhaus. Wir wissen auch nicht, wann und ob sie nach Hause kann. Papa hat da auch etwas Angst vor. Das Schlimmste für Mama ist die Atemnot. Sollte sie nachts aufwachen und nach Luft ringen, muss sie relativ schnell beruhigt werden. Es wird auch so sein, dass sie ganz zum Schluß dann Schlaftabletten erhält. Dann geht es zwar noch schneller, doch wäre die Panik (bzgl. Sauerstoffnot) die schlimmste Situation für den Menschen.

Durch einige Aussagen (z. B. wenn sie während meiner Anwesenheit mit anderen telefoniert) bin ich mir ziemlich sicher, dass unsere Mutter tatsächlich sehr gut Bescheid weiß. Sie sagt kürzlich auf die Frage einer Verwandten: "Ja, wenn die Chemo abgebrochen wird und auch ansonsten andere Medikamente eher eingestellt werden, dann kannst Du dir ja ausrechnen, wie es weitergeht." oder "Dass es jetzt so schnell geht, hätte ich nicht gedacht."

Vor zwei Tagen hat sie abends gesagt: "Das ist schon alles Mist!" Ich habe sie dann gefragt, ob sie denn Angst hätte. Das hat sie verneint. Ich habe es ihr sogar gelaubt, auch wenn ich mir am nächsten Tag nicht mehr sicher war. Sie sagte dann: "Ja zum Schluß werde ich wohl im Koma liegen." Ich habe ihr gesagt, dass sie auf jeden Fall keine Schmerzen und keine Panik haben soll und sie deshalb sich immer sofort meldet. Und, dass sie zum Schluß ganz ruhig und friedlich einschläft, wir aber daran jetzt noch gar nicht denken wollen. Viel mehr haben wir dann aber auch nicht mehr über die Krankheit gesprochen.

Unsere Schwester, unser Vater und jetzt am Wochenende auch unser Bruder Niels und ich (zzgl. jeweiliger Familie) besuchen sie abwechselnd und sind einfach bei ihr. Sie sagt zwar oft, dass wir mal fahren sollen und ihr nicht rumsitzen brauchen, doch das tun wir gerne. So sagen wir es ihr auch immer. Sie soll halt nur sagen, wenn sie ihre Ruhe haben möchte. Manchmal unterhalten wir uns auch überhaupt nicht, sondern sitzen einfach da oder gucken gemeinsam Fernsehen.

Komisch ist, dass es mir meistens nach den Besuchen immer besser geht als vorher den Tag über. Vielleicht weil man sich mit ihr noch "normal" unterhalten kann und sogar sie um Rat fragen kann. Das kann ich mir heute auch überhaupt nicht vorstellen. Am Tag x nicht mehr zum Hörer greifen und "Mama mal fragen". Jetzt sind wir schon seit über 2 Jahren (im November 2005 war die versuchte Operation) in dieser Situation. Man kann sich aber nicht wirklich vorbereiten. Aber wir sind natürlich dankbar für diese 2 Jahre. Alleine das letzte Weihnachtsfest war noch sehr schön. Jetzt werden wir jeden Tag noch nutzen. Hoffentlich sind es möglichst viele (zumindest dann, wenn sie für Mama "erträglich" sind).

Bis bald
Holger
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