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  #1  
Alt 20.01.2008, 11:48
HolgerS HolgerS ist offline
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Registriert seit: 25.11.2005
Beiträge: 313
Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Vielen Dank für Eure lieben Worte!

Unsere Mutter ist immer noch im Krankenhaus. Wir wissen auch nicht, wann und ob sie nach Hause kann. Papa hat da auch etwas Angst vor. Das Schlimmste für Mama ist die Atemnot. Sollte sie nachts aufwachen und nach Luft ringen, muss sie relativ schnell beruhigt werden. Es wird auch so sein, dass sie ganz zum Schluß dann Schlaftabletten erhält. Dann geht es zwar noch schneller, doch wäre die Panik (bzgl. Sauerstoffnot) die schlimmste Situation für den Menschen.

Durch einige Aussagen (z. B. wenn sie während meiner Anwesenheit mit anderen telefoniert) bin ich mir ziemlich sicher, dass unsere Mutter tatsächlich sehr gut Bescheid weiß. Sie sagt kürzlich auf die Frage einer Verwandten: "Ja, wenn die Chemo abgebrochen wird und auch ansonsten andere Medikamente eher eingestellt werden, dann kannst Du dir ja ausrechnen, wie es weitergeht." oder "Dass es jetzt so schnell geht, hätte ich nicht gedacht."

Vor zwei Tagen hat sie abends gesagt: "Das ist schon alles Mist!" Ich habe sie dann gefragt, ob sie denn Angst hätte. Das hat sie verneint. Ich habe es ihr sogar gelaubt, auch wenn ich mir am nächsten Tag nicht mehr sicher war. Sie sagte dann: "Ja zum Schluß werde ich wohl im Koma liegen." Ich habe ihr gesagt, dass sie auf jeden Fall keine Schmerzen und keine Panik haben soll und sie deshalb sich immer sofort meldet. Und, dass sie zum Schluß ganz ruhig und friedlich einschläft, wir aber daran jetzt noch gar nicht denken wollen. Viel mehr haben wir dann aber auch nicht mehr über die Krankheit gesprochen.

Unsere Schwester, unser Vater und jetzt am Wochenende auch unser Bruder Niels und ich (zzgl. jeweiliger Familie) besuchen sie abwechselnd und sind einfach bei ihr. Sie sagt zwar oft, dass wir mal fahren sollen und ihr nicht rumsitzen brauchen, doch das tun wir gerne. So sagen wir es ihr auch immer. Sie soll halt nur sagen, wenn sie ihre Ruhe haben möchte. Manchmal unterhalten wir uns auch überhaupt nicht, sondern sitzen einfach da oder gucken gemeinsam Fernsehen.

Komisch ist, dass es mir meistens nach den Besuchen immer besser geht als vorher den Tag über. Vielleicht weil man sich mit ihr noch "normal" unterhalten kann und sogar sie um Rat fragen kann. Das kann ich mir heute auch überhaupt nicht vorstellen. Am Tag x nicht mehr zum Hörer greifen und "Mama mal fragen". Jetzt sind wir schon seit über 2 Jahren (im November 2005 war die versuchte Operation) in dieser Situation. Man kann sich aber nicht wirklich vorbereiten. Aber wir sind natürlich dankbar für diese 2 Jahre. Alleine das letzte Weihnachtsfest war noch sehr schön. Jetzt werden wir jeden Tag noch nutzen. Hoffentlich sind es möglichst viele (zumindest dann, wenn sie für Mama "erträglich" sind).

Bis bald
Holger
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  #2  
Alt 20.01.2008, 16:18
Benutzerbild von BirgitF
BirgitF BirgitF ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Lieber Holger,

ich weiß nicht recht, was ich sagen soll. Es macht mich sehr betroffen, was Ihr alle nun durchmachen müsst. Dennoch denke ich, dass Ihr alles richtig macht und Eure Mutter trotz der schwierigen Situation froh ist, Euch um sich zu haben. Es zeugt von großer Liebe, wie Ihr alle Euch kümmert und bemüht.

Mein Vater hat gestern nach Eurer Mutter gefragt und ich habe ihm erzählt, wie es ihr geht und auch, wie liebevoll Ihr Euch kümmert. Er meinte, wenn es bei ihm soweit wäre, könnte er sich nichts wichtigeres nichts schöneres wünschen, als dass es ähnlich wäre was den Zusammenhalt und das Füreinander-da-sein angeht. Ich soll liebe Grüße von ihm ausrichten.

Ich wünsche Euch viel Kraft!
Birgit
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  #3  
Alt 21.01.2008, 21:33
maus maus ist offline
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Beiträge: 461
Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Lieber Holger und Nils,

ich habe es miterlebt mit der Atemnot.
Wenn Eure Mutter nach Hause kommt kann sie auch ein Sauerstoffgerät haben wegen der Atemnot.

Mein Mann war auf einer Palliativstation ,ich war mir dabei wir hatten ein eigenes Zimmer.
Er brauchte viel weniger Medikament
Auch wenn wir viel Besuch hatten was fast täglich war,gab es einen schönen Raum dort konnten wir immer alle zusammen essen und gemütlich erzählen.
Mein Mann war beruhigter es war immer Sauerstoff da und immer gleich eine S.chwester.

Palliativstation nicht zu verwechseln mit Hospitz.

Dort ist jeder bedacht das man wieder nach Hause kommt mit weniger Medikamenten und Schmerzen auch Atemnot.

Wenn Eure Mutter sagt ihr sollt gehen,dann mcht das nicht,hat mein Mann auch immer gesagt zu unserem Sohn,aber ich habe gemerkt es tat Ihm doch gut.

Viel viel Kraft wünsche ich Euch
L..
Maus
__________________


Ich kann nicht!
Wer das sagt,setzt sich selbst Grenzen.
Denkt an die Hummel.

Die Hummel hat 0,7qcm Flügelfläche
bei 1,2 Gramm Gewicht.
Nach dem bekannten Gesetz der Aerodynamik
ist es unmöglich,bei diesem Verhältnis
zu fliegen.
Die Hummel weiss das aber nicht
und fliegt einfach!
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  #4  
Alt 28.01.2008, 08:12
HolgerS HolgerS ist offline
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Beiträge: 313
Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Hallo Ihr Lieben,

entschuldigt, dass ich momentan nicht so oft hier bin. Aktuell ähneln sich die Tage sehr. Morgens aufstehen (nach einer eher mäßigen Nacht, verursacht durch unsere 8 Monate alte süße Tochter), arbeiten, ab ins Krankenhaus, dann 1 stunde auf die coach und wieder paar Stunden schlafen. Da bleibt nicht viel Platz für das Forum. Aber nicht ich bin hier der "arme Kerl", sondern unsere Mutter.

Vorgestern ging es ihr sehr schlecht. Sie ist den ganzen Tag müde und musste sich dazu noch übergeben. Auch psychisch hat sie mir nicht so gut gefallen. Sie ist immer noch im Krankenhaus. Freitag waren es zwei Wochen. Zuhause steht schon ein Krankenhausbett für sie, doch wir glauben, dass sie es nicht mehr benutzen wird. Wir haben es eher für sbestellt, damit sie die Hoffnung nicht aufgibt.

Gestern war für uns alle dann ein "schöner" Tag, denn ihr ging es deutlich besser. Sie ist sogar mal aufgestanden und ein paar Schritte im Zimmer gegangen. Die Übelkeit war weg, lediglich Bauchschmerzen haben sie begleitet. Natürlich auch der ätzende und schmerzende Husten.
Im Krankenhaus ist der Appetit auch recht gut. Seit Tagen hat sie sogar mal wieder ihr Strickzeug genommen und ein paar Reihen ihr beliebten Socken geschafft. Leider wurden dann ihre Finger steif (das hatten wir bislang noch nicht). Als ich bei ihr war, wurde sogar der Zeigefinger so steif, dass er nach oben zeigte. Mir ist direkt schlecht geworden und ich konnte es mir nicht ansehen. Wir haben den Finger dann gekühlt und nach einigen Minuten Massage war es wieder o.k. Das werden wir heute mal mit den Ärzten besprechen. Ihre Arme und Hände waren in den letzten Tagen sehr sehr dick. Sie kam teilweise nur schwer aus dem Schlafanzug raus. Seit dem muss sie die Arme immer höher legen und kühlen. Vielleicht ist da dann auch zuviel Blut nach unten gelaufen, dass die Finger deshalb steif wurden.

Insgesamt darf der gestrige Tag aber nicht über den Allgemeinzustand hinwegtäuschen. Sie bekommt viel Besuch. Ich glaube, dieser realisiert aber nicht die ernste Situation. Wir rechnen damit, dass wir nicht mehr viele Tage mit unserer so lieben Mutter haben. Sie hat mit unserem Vater unsere Familie zu dem gemacht, was sie heute ist. Wir werden sie alle sehr vermissen und oft an sie denken. Die Erinnerungen kann uns niemand nehmen.

Wenn ihr über unseren Zusammenhalt schreibt und als "Außenstehende" dies bewundert, wird mir immer ganz warm und ich muß mir glatt die Tränen unterdrücken. Vielen Dank für Eure lieben Worte.

Ich versuche Euch auch in den nächsten Tagen über den aktuellen Stand zu informieren. Vielleicht hilft mir mein Bruder ja auch dabei.
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  #5  
Alt 28.01.2008, 08:13
HolgerS HolgerS ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Ach, eins habe ich noch vergessen:

@ Birgit: lieben Gruß an Deinen Vater.

@ Maus: Danke für den Tipp mit dem Sauerstoff. Unsere Mutter bekommt diesen aber bereits 24 Stunden. Früher hat sie zuhause auch diesen schon sporadisch genommen. Im Krankenhaus ist das nun ein Dauerzustand. Ohne den Sauerstoff würde es auch nicht mehr gehen. Aber diese Tipps sind trotzdem gut, es lesen ja auch noch andere mit. Daher danke!

Geändert von HolgerS (28.01.2008 um 08:15 Uhr)
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  #6  
Alt 28.01.2008, 21:03
HolgerS HolgerS ist offline
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Beiträge: 313
Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Heute war ich für ca. 1,5 Stunden mit Janne (unsere Tochter) bei Ma im Krankenhaus. Ihr ging es wie gestern besser (wenn man davon überhaupt sprechen kann). Sie muß nun Calcium-Tabletten nehmen bzgl. der steifen Finger.

Ansonsten haben wir heute über dies und jenes gesprochen. So langsam hat sie keine Lust mehr auf Krankenhaus. Freitag sind es 3 Wochen. Schade ist auch, dass unsere Schwester nun mit Magen-Darm im Bett liegt und Papa auch schon das Gefühl hat, dass er es bekommt.

Das können wir gerade natürlich überhaupt nicht gebrauchen. Heftig ist auch, dass die Schwiegermutter unserer Schwester vor einer Woche gestorben ist. Die Beerdigung ist nun diese Woche. Sie ist ganz überraschend in der Nacht verstorben.

Meistens kommt es halt doppelt und dreifach.
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  #7  
Alt 28.01.2008, 23:28
schnuckelchen schnuckelchen ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat es getroffen!

Lieber Holger, lieber Niels,

ich wünsche euch noch viele -hoffentlich- recht unbeschwerte Tage mit eurer Mum. Es ist schön, wie sehr ihr euch um sie kümmert, das tut ihr sicher sehr gut.

Ich wollte auch eigentlich nur ganz viele gedrückte Daumen und Kraftpakete schicken

Ganz liebe Grüße
Anja
__________________
Betroffene: Meine Mum, Baujahr 1943
inoperabler BSDK mit Lebermetastasen, Diagnose 26.06.2007
Für immer eingeschlafen am 16.01.2008
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