AW: Meine 92-jährige Mama hat einen Hirntumor
Liebe Christine,
na da scheine ich ja den "Nagel auf den Kopf " getroffen zu haben.
Aber ich weiß nicht ,ob es Dir wirklich hilft,wenn ich Dir sage,das DU dir keine vorwürfe machen sollst.Ich bin nach wie vor der Meinung,das du alles menschenmögliche getan hast und auch noch tun wirst für Deine Mutter.
Hast Du schon mal in Erwägung gezogen,mit dem Sozialdienst des Krankenhauses (denke mal das es dort so etwas gibt)Kontakt aufzunehmen?
Ausserdem köntest Du dir mal ein Hospiz anschauen oder mit einem ambulaten Hospizdienst Kontakt aufnehmen.Ich bin nach wie vor der Meinung,das eine so intensive Pflege zu Hause fast nicht zu leisten ist.
Du würdest dann dringend professionelle Unterstützung brauchen.
Ich denke dabei in erster Linie auch an Dich,an Deine Familie und natürlich auch an Deine Mutter.Ich kann mir vorstellen,das die Pflege eines todkranken Menschen (entschuldige bitte meine Wortwahl)an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit geht.
Bei uns in der Nähe gibt es ein Hospiz.Die Zimmer haben rein gar nichts mit der so gefürchteten Krankenhausatmophäre oder mit einem Alten-bezw. Pflegeheim zu tun.Sie sind sehr persönlich,hell,freundlich und individuell eingerichtet.Dort findet nicht nur Deine Mutter die Pflege die sie braucht,sondern auch Du und Deine Familie werden dort intensiv unterstützt.
So könntest Du Dich dann voll auf Deine Mutter konzentrieren und mit Ihr noch eine schöne gmeinsame Zeit verbringen.
Nach wir vor bin ich auch der Meinung,das Deine Entscheidung -keine OP-mehr als richtig war.Auch wenn die Zweifel im Moment überwiegen.
Ich kann mich vorstellen das,wenn Deine Mutter auch zwischendurch klare Momente hat,dies höchstwahrscheinlich nicht so bleiben wird,sondern es auch wieder schlechter werden wird.
Ich wünschte ich könnte Dir mehr helfen.
Versuch auf jedenfall Kontakt mit dem Sozialdienst aufzunehmen.Diese könnten dann auch noch mal mit den Ärzten sprechen.Evtl. hilft Dir das bei
Deiner Entscheidungsfindung.
Auf jedenfall befreie Dich ganz schnell von Deinem schlechten Gewissen.
Denn das brauchst DU wirklich nicht zu haben.Überlege doch mal,wieviele alte Menschen würden sich eine Tochter wie Dich wünschen.Eine Tochter die Ihr Versprechen gehalten hat.Wieviele alte Menschen werden von Ihren Kindern in ein Heim abgeschoben ,weil sie lästig geworden sind.Das ist bei Euch doch wahrlich nicht der Fall.Denke jetzt bitte zuerst an Deine Mutter.
Wo ist sie am besten aufgehoben und wo kann sie die optimale medizinische
Versorgung bekommen.
Bei meinem Vater damals,war ich sehr für das Hospiz.Meine Schwester natürlich dagegen.Nur war der Unterschied,ich wurde jeden Tag mit der ganzen Sache konfrontiert und wusste auch was da evtl. auch mich zukommen würde.Nachdem die Ärzte auch ein Hospiz unterstützt haben,fiel meiner Schwester die Entscheidung leichter.Meinem Vater habe ich immer erzählt,das er nun bald in ein anderes Krankenhaus verlegt werden würde.Er wollte auch immer nach Hause und beschuldigte uns alle,ihn in ein Altenheim abgeschoben zu haben.Ich glaube ihm ist bis zum Schluss nicht bewusst geworden,das er in einem Krankenhaus war. Bevor es jedoch zur Verlegung kam,ist mein Vater gestorben.
Ich hoffe ich habe Dir bei Deiner Entscheidungsfindung ein bisschen helfen können.
Drücke Dich mal ganz doll.
Liebe Grüsse
Elli
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